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verlassen wage, so schrieb ihr der Geheim­schreiber Papst Leos XIII., Monsignore Vin- zenzo S a r d i, um alle diese Einwände zu entkräften: ... Bon vielen liegt eine Verleumdung über Ihre Existenz und Ihre Identität vor. Ich glaube, daß da ein Kunstgriff der Sekte (der Freimaurer ) vorliegt, um Ihren Schriften das Gewicht zu nehmen..." Ein frommer Pater, namens Dr. Michael Germanns, ließ sogar ein eigenes Büchlein erscheinen, in dem er für Miß Diana Partei nahm und seine Ucberzeugung auf die Gutheißung ihrer Berössentlichun- gen seitens des Papstes stützt«. Er schreibt wörtlich:Ein so gelehrter, er­fahrener und kluger Mann würde sich Wohl hüten, so etwas irgendwie guiznheißen und zu segnen, wenn er nicht gute Gründe für die Wahrheit dieser Tinge hätte. Ein Mann an der

Montmartre . Von Adolf Abter, Paris . Eine Negerdirne in Maulwurfpelz und Lackschuhen stelzt über den Boulevard. Bor denk großen, weltbekannten Bergnü- gungspalast stauen sich brave Pariser Bürger und genießen das Schauspiel der anfahrenden Auws. Taxis und Privatwagen in langen Rei­hen rollen vor. Fremdeninvasion. Amerikaner und Engländer in der Mehrzahl. Bon wegen der Valu­ta: 1 Dollar= 25 Frank. Schlanke Frauen, strah­lend in Juwelen und Straß, gepflegte Frauen, brillcntragende Frauen huschen in den breiten Eingang und schweben die Treppen empor Tie Männer, im Smoking, greifen in die Hosen­taschen und ziehet! Bündel Geldscheine hervor.. Taxichauffeure schmunzeln.(Bei den Amerika­nern.) Taxichauffcure schimpfen.(Bei den Eng­ländern.) In der Hall« des Palastes stinkt es nach Geld. Pfui Teufel, wie schön wenn man es'hätte. Die Bogenlampen am Boulevard lachen mit, strahlenden Kerzen auf die Menschen her­nieder: Pariser Koketten, rouge-mandariNe'und ocre, junge, alte und noch ältere. Bieten für zwanzig Frank Freuden hm und Leiden. Diese stellen sich nachträglich teurer. An den Ecken der Nebenstraßen dunkle Ge­palten, Halstuchkavaliere. Hände in den Taschen, Stummel im Mund. Lassen ihreBräute" nicht aus den Augen. Ein besserer Herr ist mit einem Schutzmann in ein temperamentvolles Wortgefecht geraten. Im Handumdrehen sind sie von einer dichten Menschenkette umschlossen. Der Herr:Sie haben mir höflich zu ant­worten!" Der Schutzmann:Habe ich getan. Ihr« Papiere, Herr!" Der Herr:Sie haben mir höflich zu antworten!" Der Schutzmann:Ihre Papiere, Mon­sieur!"» Der Herr zum Publikum:Wen von den Herren darf ich bemühen, mein Zeug« zu sein?" Ein Kerl mit Schirmmütze und schielenden Augen:Wieviel zahlen Sie?" Es beginnt zu regnen. Aber die Menge läßt sich nicht stören im Auf- und Abfluten. Montmartre ist znm Vergnügen da. Eh bien... Bor den Kaffeehäusern schweigsame, ernste Kabylen in braunen und weißen Burnussen. Ordengeschmückt. Betrachten aus wundervol­

Spitze der Kirche wird Wohl vieles über das Satansreich und seine Kampfweise zu erfahren imstande sein, was gewöhnlichen Gläubigen entgeht." M O armes, gutgläubiges Paterlein, was mußr du für ein Gesicht gemacht haben, als du erfuhrst, daß dein Papst einem Schwindler aus­gesessen ist! Denn schließlich kam es ja doch heraus, und zwar durch die Enthüllung Taxils selbst; aber nicht früher als bis er vom Papste den Segen empfangen und auf dem großen Antisreimanrer- Kongreß in Trient im Jahre 1896 die größten Tiumphe gefeiert hatte. In einer Versammlung derGesell­schaft für Er.dk ü n d e" in Paris , an der hauptsächlich Jesuiten , Kleriker und katholische Zeitungsschreiber teilnahmen, sprang er plötz­lich auf und erzählte den Zuhörern, deren Ge­sichter länger und länger wurden, daß er sie seit zwölf Jahre» an der Rase herumgeführt

hab«, und daß"es ihn freue, aller Welt gezeigt: zu haben, daß man den Herrschaften den albernste» Blödsinn vormachen könne, der sofort ge­glaubt werde. Zehn Jahre später, im März 1907, Ä Taxil, fast vergessen, in Paris gestorben. Wir haben uns verpflichtet gefühlr, M großen Spötter dieser Bergesienheit, die ix* Kirche natürlich sehr angenehm war, zu ent­reißen, und wir enkpfehlen unseren Lesern, die den Taxil-Schwindel noch genauer kennen­lernen wollen, als wir ihn hier auf beschränk­tem Raume schildern konnten, die eben erschie­nene Schrift von Franz Hirsch:Ter Tarik- Schwindel oder Roms größte Blamage" i ä lesen, die vom Freidenkerverlag, 1. Bezirk, Wipplingerstkaße 8, hcrausg.-goben wurde und der wir die vorstehende Darstellung größten­teils entnommen haben.

len Augen das Treiben. Wenn der weißbärtige Scheit nach seinem Glas Kaffee greift, klimpert der Klempnerladen an seiner Brust.(Ich frage mich: Warum hat er nicht die Skalve seiner er­legten Gegner am Gürtel hängen? Da wüßte man, wieviel Menschen er umgebracht hat. Daran würde man seine Heldentaten hochach­tungsvoll ergebenst bewundern können. Aber Olden? Pah! Wieviel tote Menschen kommen auf einen Orden?) DieTote Ratte" läßt Schilderirägcr Herumlaufen, die verteilen Zettel mit dem Pro­gramm unter lautem Gebrüll:Nur in der Toten Ratte" amüsieren Die sich!" Während dasRestauranr zur Ratte, die nicht tot ist", durch grelle Lichtreklame seine Speisekarte wirken läßt. Die zwei Esel", das politische Kabarett, lockt durch die Namen seiner Vortragskünstler an. Die Hölle" überstrahlt in allen Lichterfar­ben den,,Himmel", Und dieSchwarze Katze", das älteste Pariser Kabarett, hat sich durch Nruanstrich der Fassade verjüngt: Aber derMontmartre-Keller, liegt immer noch in dunkler Gruselsensation für die Frem­den da. Ein Jahrmarkt, Herrschaften, ist der Mont­ martre ... Aus einer Kneipe tönr Jazzmusik. Ich trete ein. Beißender Zigarrettenrauch schwängert den Laden. Alle Tische sind besetzt. Eine so zusam­mengewürfelte Gesellschaft findet man nur in Paris : Ehepaar« aus dem guten Bürgerstand neben Kokotten mit Anhang. Reger mir ihren weißen Freundinnen am gleichen Tisch mit Leu­ten der sogenannten besseren Stände. Hinter der Bar thront eine Schöne aus Algier . In ein« Ecke steht ein Mann mit Halstuch und Mütze, auf einem Auge blind, und betrachtet unbeweglich die Beherrscherin der Bar. Ein Mulatte, Hausknechtschürze unterm Rock, wackelt gutmütig und heiter mit dem Kopf nach dem Takt der Musik. Drei wüste Apachen flachsen sich mir dem Kellner. Die Tür geht auf, ein fleißiges Mädel tritt ein. Reicht dem einen Kerl einen Fünffrankschcin und verschwindet wieder. Der Brave bestellt:.Encore nne fine!" Die Jazzband besteht aus drei Männern und vollsührt auf allen möglichen Instrumen­ten und Gegenständen einen Musiklärm für zwanzig. Ein Zeitungsverkäufer steckt den Kopf ins Lokal und brüllt:L'Jnfran. Les fix jours!"

wobei er die Zeitung NJntranfigeant mit bcffl Bericht vom Sechs-Tage-Rennen anbietet. Ein Jahrmarktsrummel dies« Bude. Regen am Boulevard im Montmarirr. Freche Dirnen. Autos mit Ausland. Und dann: Zwei Individuen. Menschen. Männer Hungernde, elende, verkommene, zerluuipte, bär­tige Gestalten. Herrgott, man könnte schreien vor Weh.Diner 20 Frank." Das Schild leuch­tet unter gemeinem Licht. Da gehen sie vor­über. Sehen nicht links, nichr rechts. Auge» immer auf die Erde gerichtet. Bücken sich. Grei­sen. Stecken in die Taschen Sie sammel" Zigarettenstnmmel. Zur Herberge." Ein Schlemmerlokal ras- siniertester Art. Wo an primitiven Tischen nus­erlesen« Leckerbissen für teures Geld serviert werden. Wo der Luxus vorgeräujchtc Hand; werksburscheu-Eiufachhcit genießt gegen innd- haftes Geld. Zur Herberge." Ta fahren die Autos vor. Zur Herberge" da wandern die beidr" Menschen vorbei. Im Regen. Im Elend- In schreiender Zerlumpthcit. Hungernde W auf die Erde gerichtet. Menschen Menschen- I Ein Lebensspiegel der Boulevard am man re...

Heiteres aus der Volitik. Nacherzählt von A. S. Ein antisemitischer Amtsrichter hält stin« Jungfernrede. Nach dem zweiten Satz stockt er- Di« Anke ruft immer wieder laut: Hört! Hkirl! -wenn er weitersprechen will. Der Arme ringt mit seiner Stimme, ringt mit sich und tritt lei­chenblaß ab. Der schlaue Liebermann von Sonnenberg erkennt die Situation, stützt den Lampenfieber- kranken und führt ihn unter dem Gelächter der Linken aus dem Saal. Liebermann von Sonnenberg , in den saal zurückgekehrl, zur Geschäftsordnung: Mein Fraktionskollege£. I. ist soeben von einer Herzbeklemmung auf der Tribüne creiu worden, die es notwendig machte, daß er|w sofort in ärztliche Behandlung begeben mnßlr- Jch nehme an, daß die Herren dort drüben, di* Vorhin gelachi haben, sich ihrer Handlungsweist schämen werden!", (Eine Stimme aus dem Hintergrund):Te> is doch keene Herzbeklemmung, wenn einem do Her, in de Hose fällt, bet is Herzaweiternng-