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Ihrer Ansprache auf offener Straße. Sie inmitten seines Voltes auf die Knie nieder­müssen sich also strift an das Manuskript hal- inft..."

ten, damit fein Widerspruch zwischen dem ,, Sie haben recht, lieber Freund! Jch Wortlaut Ihrer Ansprache und dem des Be- will die Paradeuniform anziehen... richtes wahrgenommen wird..." Damit war Umberto Bianchini, der große Regiffeur, entlaffen.

Ich weiß! Indem der Anschlag auf mich miglang, mißlang auch der Anschlag auf mein teures Volk... Und so weiter..."

Sie sind ein ganz ausgezeichneter Mne­motechnifer..."." Telegraph" bringt eine aufschlußreiche Betrachtung über die inner­politische Situation, die das Attentat herauf beschworen hat. Mit einem Wort, die Presse ist informiert."

Schön! Aber jetzt das wichtigste! Was foll ich heute abends anziehen?"

Bunt: sieben Uhr fuhr das Auto vor. Aber der Diftator lag völlig apathisch auf seiner Ottomane und röchelte:

Bieber Bianchini, Sie müssen die ganze Geschichte abdisponieren. Ich kann nicht. Mir ist hundsmiserabel!"

Was ist denn passiert?" fragte der be­sorgte Regisseur.

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Punft 8 Uhr rasten die Kolporteure durch die Straßen und heulten mit ihrer gan­zen Lungenkraft:

tätor!"

Mißlungener Anschlag auf den Dif­ Eriraausgabe! Eriraausgabe! Extra­

ausgabe!"

Der Danfgottesdienst auf der Straße!" ,, Extraausgabe! Extraausgabe! Extra­

ausgabe!" auf den Ministerpräsidenten! Der Attentäter Bum drittenmal mißlingt ein Anschlag

enifommen!"

Und auf den drudfeuchten Blättern prangte in balfengroßen Lettern:

Eine Magenindisposition. Ganz fürch Ein altes Sprichwort jagt: Man soll terlich! Sagen Sie alles ab! Die Ausfahrt,... Zum drittenmal mißlingt ein Au­in Schönheit sterben! Jch rate also, die Pa- das Theater, den Anschlag und natürlich schlag, der mich aus dem Leben schaffen, n radeuniform. Erstens paßt Sie Ihnen aus den Dankgottesdienst. Vielleicht kann die Wahrheit aber mein Volk und mein Vater­gezeichnet, zweitens ist die Wirkung größer Sache morgen stattfinden. Vorausgesetz: land vernichten soll... Indem der Anschlag und faſzinierender, wenn der Anschlag, fo-| natürlich, daß ſchönes Wetter iſt... Adieu, auf mich mißlang.. Indem Gott mich vor zusagen dem Mann im Dienste des Staates lieber Freund, und grüßen Sie mir die char- einem schmachvollen Untergang bewahrie.. gilt, und drittens macht sich der Dankgoties-| mante Eva Eras!" Vivat!" dienst auf offener Straße effektvoller, wenn Dieweil sich der Diktator in Bauch främpfen wand.

Bianchini wanfte gebrochen hinaus und der wie durch ein Wunder dem Tode ent- jagie alles ab. ronnene Staatsmann in der Paradeuniform

Der Filmliebhaber.

Von Jeanne Bailhache. Gestern habe ich zum erstenmal im Kino einen amüsanten statt einem heroiſchen Liebhaber gesehen.

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Es handelt sich nicht um einen Liebhaber,

Rahmen des Höflichkeitskoder ein wenig über- Spiritusglas kann man eine verstümmelie schreiten sollte! Frauenhand sehen. Sie gehörte einst der schön Wir Frauen lieben nun einmal die amü- sten Lebedame von Paris, Madame de Martini. janten Liebhaber! Aber wie wenig verstehen uns die Filmregisseure, die uns immer den lächerlich Heroischen aufdrängen wollen.

Eines Tages fand die Polizei im Bois de Bou­ logne eine zerstüdelte Frauenleiche. Der des Mordes verdächtige Mann wurde verhaftet und mit der Leiche seines Opfers konfrontiert. Er Schuld nicht gestehen. Die Polizei

der amüsiert, weil er lächerlich ist, sondern um Das Pariser Verbrecher- u einem anderen Mittel. Um Mitter­

einen Liebhaber, der amüsiert, weil er amüsant ist! Das ist eine Seltenheit im Leben und im Film absolut neu.

Für mich ist der traditionelle Film- Lieb­haber etwas Gräßliches: diefer wohlpomadisierte Hübschling, dem man eine Stellung als männ­Eicher Mannequin anbieten möchte.

der keine andere Sorge im Leben kennt als sein Was kann man von einem Mann halten, Aeußeres, der vor allem versucht, seine Körper­lichkeit zur Geltung zu bringen, der stets darauf bedacht ist, sich in vorteilhaften Posen zu zeigen. Nun gar der romantische Liebhaber, der die Augen zum Himmel aufschlägt und tiefe Seuf­zer ausstößt; er wirkt auf mich wie ein Schlaf­

mittel!

Ein Mann muß sehr intelligent ſein, um ſich erlauben zu können, verliebt zu sein, er muß sehr enge intellektuelle Beziehungen und die gleichen geistigen Interessen mit der Dame seiner Wahl haben! Und er muß noch viele an­dere Qualitäten besitzen!

Aber wenn er amijant iſt: Tas genügt! Nicht nur, damit man ihn ertragen fann, son­

dern jogar, damit man ſeinem Beſuch mit gro­

Ben Vergnügen entgegensieht!

Man muß wirklich ſchon ſehr geistreich sein, um amüsant sein zu fönnen, wenn man ver­liebt ist!

museum.

nacht öffnete man die Tür seiner Zelle und warf dem Verhafteten die abgehauene Hand sei­Wie die Pariser Polizei einen Frauenmörder nes Opfers ins Gesicht. Diese gransige Ueber­

entlarble.

raschung beraubte den Verbrecher seiner Wider

Das Kriminalmuseum, das die Polizei- standskraft; er brach zusammen und legte ein präfeftur von Paris angelegt hat, nimmt eine vollständiges Geständnis ab. Der Besucher des sammlungen der Welt ein, es übertrifft sogar denen eine Madame Dumolard die Leichen ihrer ganz besondere Stellung unter den Kriminal- Muſeums kann auch eine Kollektion von lans gen und frummen Messern betrachten, mit Londons berühmtes Schwarzes Muſeum von Dienstmädchen zerstückelte, bevor sie ihre Opfer Scotland Yard. Wer Gelegenheit gehabt hat, beraubte. Man sieht ferner einen vergifteten einen Vergleich zwischen den Kriminalmuseen Dolch, mit dem eine der berüchtigſten Apachen­von Paris, London und New York zu ziehen, frauen von Paris, wegen ihres goldroten Haa­wird zweifellos das Pariser Museum als das bemerkenswerteste bezeichnen. In einer langen tötete." Ein Druck auf einen Knopf im Griff ge­res Goldhelm" genannt, ihre Rivalinnen Reihe von Zimmern sind unzählige Vitrinen mit unheimlichen Erinnerungen an berühmte Verbrecher untergebracht. Hinter einer Glas­wand sieht man unter anderem ein kleines Buch, das einen schwarzen Einband besitzt. Es ist das berühmte Notizbuch des Frauenmörders Landru, in dem er alle seine Liebschaften ein­getragen und genau die Beträge aufgezeichnet hat; auch über seine Einkünfte hat der Mörder Buch geführt. Auf einem Blatt kann man z. B.

lejen: Marie Maching, Witwe, 32 Jahre alt.

nügte, um einen Tropfen augenblicklich tötendes Gift dent Opfer einzuimpfen. In einem beson­deren Edzimmer findet man die unheimliche Kollektion von mehreren hunderten abgehackten Beinen. Diese Sammlung wurde in dem Keller eines Hauses, das einer Mädchenhändlerin ge

hörte, gefunden. Nachdem ihre Opfer ihr kein Geld mehr einbringen konnten, ermordere sic die Mädchen, brannte das Fleiſch mit Salpeterſäure

von den Knochen und zerstückelte die Gebenne.

Sie starb zwei Tage vor dem Beginn hres

Prozesses

Ein geriffener Kapitalist.

,, Ach, Herr Direktor", sagte Herr Meier. Sie könnten mir doch eine kleine Gehalts­erhöhung geben."

Nahm sie ins Odeon Theater mit. Eine Loge 50 Franken. Mittagessen im Café Dreher 35 Franken. Hat ein Vermögen von 15.000 Frau­Um ein amüsanter Liebhaber zu sein, muß fen." Auf der anderen Buchseite steht ein schwar­man nicht nur Phantasie, Einbildungskraft, zes Kreuz. In einer anderen Vitrine liegt eine gute Lanne haben, sondern es bedarf dazu noch große Mauserpistole, deren Griff noch Blutflede tausend anderer Talente, man muß verstehen, aufweist. Die Waffe hat einmal dem berühmten Dummheiten mit Intelligenz vorzubringen, Automobilbanditen Bounot gehört, der von man muß über seine eigenen Enttäuschungen einem riesigen Polizeiaufgebot in seinem Hause, lachen können, man muß durch ein Bonmot wo er sich verbarrikadiert hatte, belagert wurde. einen Eindruck zu verwischen wissen, der dem Er wurde tödlich verwundet in Haft genom­befriedigenden Verlauf der Ereignisse schaden men. In einem Glasschrank hängt ine ge- 366 tönnte, man muß es verstehen, ernsthaft zu wöhnliche Lederjacke, die mit kleinen Nägeln sein. ohne es zu sein... während man versehen ist. Diese Jade wurde von dem be­es doch ist... rüchtigten Apachen Lacombe getragen. Es war unmöglich, den Apachen mit den Händen anzu­faffen, da die fleinen Nägel dieser eigenartigen Rüstung die Haut verleßten. In einem großen

Ist es möglich, einen so charmanten Mann Schlecht zu behandeln? Ist es möglich, ihm etwas übel zu nehmen, selbst wenn er einmal den

,, Arbeiten Sie soviel, Herr Meier?" " Ich! Ja, ich arbeite wie ein Pferd." Lassen Sie sehen! Das vorige Jahr hatte Tage, nicht wahr?"

Ja, gewiß."

Nun, Sie schlafen acht Stunden am Tage. nicht wahr?"

Ja."

" Das ist ein Drittel des Jahres, aljo 122 Tage. Bleiben 244 Tage."