stand, aber bei jedem Windstoß in Gefahr fchwebte, in Fezen gerissen zu werden. Das Meffezelt war dicht daneben. Wir tappten hinein und legten uns auf den Boden, das Gesicht in nasse Tücher gehüllt; nur so war es möglich, zu atmen.

Nacheinander famen die Leute leuchend im Bager an; nur Walter Granger blieb aus. Wir Lonnten ihn unmöglich suchen; ich machte mir aber weiter feine Sorge, da Granger schon manchmal bewiesen hatte, daß er selbst für sich; forgen lann. Doch unser chinesischer Diener Rehposten", der Granger förmlich anbetete, war fo außer sich vor Angst, daß er, wenn ich ihm

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wanken. Das breite Grinsen auf dem wüftenfar­benen Geficht verriet Walter Granger. Als der Sturm wsbrach, hatte er sich zu einem teilweise ausgeräumten Titanotheriumschädel hingetaftet, um die Stelle zu bezeichnen, damit fie in dem Flugsand nicht verlorenging. Er hatte sie auch erreicht, aber nicht weiterkommen können und sich daher in das Loch geduct, das Gesicht in den Mantel gehüllt. Er war bis auf den Kopf voll­ständig verschüttet worden und nahezu erstickt.

Wir begannen, die Zelt auszubuddeln und den Sand aus Kleidern und Betten zu schütten. Die halbe Wüste Gobi schien in unsern Sachen zu stecken. Der Sand war in die dichtesten Be­

ten, was uns emvartete, wenn sie das Lager traf. Ich rief alle Mann zufammen, die Zelt böden zu beschweren und die Pflöde einzuram. men. Bornesflüche wurden von allen Seiten laut, weil wir gerade so schön fauber waren und gang genau wußten, wie schmuhig wir in einem Augenblid wieder sein würden.

Der Anprall erfolgte mit gewaltigem Krach und einem Kieshagel, der aufschlug wie Schrap nellfeuer. Fünf Minuten lang umiirbelte die Sandhose das Lager und versuchte, die Zelte und alle unsere Sachen in den Strudel über uns hochzufangen. Doch sie wurde an allen Bunkten abgeschlagen und tanzte nun über die bene da

Kamelfarawane steigt eine Düne hinab

Aus Roy Chapman Andrews : Auf der Fährte des Uirmenschen. Abenteuer und Entdeckungen dreier Expeditionen in die mongolische Wüſte

nicht verboten hätte, das Lager zu verlassen, in feiner Verzweiflung in den Sandsturm hinaus­gerannt wäre, um seinen Herrn zu suchen. Wir waren ganz hilflos. Albert Johnson meinte, wir müßten es eben herunterschlucken; und wir fchludten es, so gut ein jeder fonnte.

Der Sturm dauerte eine ganze Stunde und feste dann plötzlich aus, so daß völlige Windstille herrschte. Kein Hauch regte die Flagge, die schlaff über meinem Zelt hing, fast zu Streifen zer­fchliffen. Die Stille wirkte nach dem Heulen und Brausen des Sturmes geradezu unheimlich.

Gerade als wir aus dem Messezelt frochen, hörten wir Rehposten ein Freudengeheut aus stoßen und fahen eine braune Gestalt ins Lager

Die Löwenbändigerin.

Von Wilhelm Groß.

Während der drei Jahre, die sie gemeinjam bei demselben Zirkus verbracht hatten, war sie ihm ſtets wie ein unerreichbares Wesen vorge­

Tommen.

Abend für Abend stand er an der Barriere der Manege und betrachtete sie bewundernd, während sie in dem großen Käfig mit den sechs Löwen arbeitete"

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F. A. Brockhaus.

hälter eingedrungen. Die Kameras, Gewehre, Pistolen und Ferngläser hatten am meisten gelit­ten; denn selbst die doppelten Bezüge hatten sie nicht reinhalten können. Wir arbeiteten zwei volle Stunden, um alles auszuschaufeln". Ich schickte einen Wagen an den Kilometer ent­fernten Bergwafferbrunnen", und jeder nahm ein Bad und zog saubere Kleider an. Wir fühl­ten uns wieder als Menschen.

Aber als das Abendessen aufgetragen wurde, schaute einer von uns nach Norden und stieß einen Schreckensvuf aus. Da war sie schon wieder

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dieselbe braungelbe Wolfe! Diesmal lief thr eine riesige Windhose voraus, die wild über die Ebene tanzte. Sie tam auf uns zu und wir wuß­

hin und verschwand furz darauf in der Ferne. Granger und ich hatten unser Zelt zusam men niedergehalten. In der Ruhe nach dem ersten Anprall fahen wir einander an und brachen in Lachen aus. Himmiijche Güte! Bin ich eben­so dreckig wie Sie?" fragte er. Aber als er sich selbst im Spiegel gesehen hatte, brummie er ver­ärgert: Jest habe ich aber genug. Die Mon­golen haben die Sache erfaßt; ich bade auch nicht mehr. Wozu denn? Ich gehe zu Bett."

Er hatte recht; denn der Wind sprang wieder auf und entwickelte sich vor Ablauf einer Stunde zu einem neuen wütenden Sturm. Zehn Tage lang heulte er unablässig; die Windstille dauerte nie so lange, daß sich ein Reinemachen berlohnte.

dünnen Verschalung von Dressur und Furcht| Aber Lucie wurde bewundert und er war ihr louert, nur sie hielt diese Furchi in ihrer fleinen Sflave, der ihr jeden Wunsch an den Augen ab­Hand. las, der sich aber selbst nie erdreiftete zit wün­fchen... Sie war unerreichbar.

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Das machte sie so groß in seinen Augen so unendlich unnahbar und unerreichbar, daß er es nur wagte, sie zu bewundern...

Was war er selbst denn? Ein Gaukler. Nur ein Narr. Wenn er mit seinem schießen, einstu­diert frampfhaften Lächeln in die Manege trat, um die Pausen auszufüllen, jubelten die Kin­nein nicht mit den der über seine Albernheiten und seine Fragen. sechs aber mit Felig. Die fünf andern waren während er die Seele voller Qual hatte. und nur solche riefvige, vertrottelte Unglüdstiere, die Erwachsenen nachsichtig lächelten, wie man es gewissermaßen Löwen ehrenhalber... aber fe­Thy war das Raubtier von Profession, mit allen Eigenschaften der Kaße, die hinter einer ganz

einem geistig Unterlegenen gegenüber zu tun pflegt aber Belvunderung die empfand niemand für ihn. Er wußte das alles sehr gut.

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Eines Sonntags nachmittags hatten die Ar­tisten einige Stunden Freizeit. Komm Joſes, wir gehen ein werrig in den Wald", lachte sie und faßte ihn unter.

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Es war sicher nichts anderes als eine Baune, daß sie ausgerechnet mit ihm in den Wald ge hen wollte aber ihm schwindelte vor Glüď. Bald lagen sie auf einem kleinen Abhang, umgeben von grüngoldenem Licht und gehein­nisvoll summender Stille.

Er lag auf dem Rücken und lauschte. ihren ruhigen Atemzügen-- so nahe, ſo nahe,