-
8-
Jungen. Aber um sie herum lockt und brandet das Leben.
Die Elektrische hält. Verkehrsstodung. Wir schweigen und schauen hinaus. Unwillkürlich folge ich dem Wegziel ihrer Augen: Ein Konfitürengeschäft und daneben ein Coiffeurladen mit ausgestellten Modellen. Ach, wie das zerrt und gleist, wie das ruft und bindet! Was weiß der Reiche, der Satte von dieser Qual! Die Augen werde groß und bekommen ein seltsames Leuchten.
Sinnlich formen fich die Lippen und wie im
frohen Genuß wiegt sich leise der Oberkörper. Leben... leben! Erinnerung löst sich aus. Mädchenträume werden lebendig. Tangmelodien erklingen. Wunderweich die Nacht und heiß und ſchwül ſteigt es auf von der Erde wie Liebe und Leidenschaft. Leben... leben... leben! Da wir aussteigen, beuge ich mich zu ihr herüber:
Wollen Sie mir bitte eine Frage aufrichtig kommt nachher nicht und sagt, ich hätte mich an beantworten?" euch gerächt. Ich räche mich nicht, ich strafe." „ Ja." Und er schlug alle Ochsen auf den Hintern,
oder
der Fuß?" ,, Welcher Verlust bar schwerer: der Mann alle dreitausend, aber die Misttäfer ließ er laufen. „ Der Fuß."
Und dann, jäh sich verfärbend, wie wenn sie ihre Seele, die lebensdurstige, bloßgelegt, entfernte sie sich rasch und die Wellen der Großstadt
Seit dieser Zeit sind alle Ochjen hinten ge borsten, und jedesmal, wenn jemand einen Stall reinigen will, strecken die Ochsen den Schwanz
in die Luft.
verschlangen ſie. Ich aber ſah ihr nach, wie wenn Das Tier im Sprichwort.
jie meine Schwester wäre, und in mir sprang Unendlich ist der Wortschatz unserer Sprache es auf wie ein Lied, wie eine lockende Melodie, und war doch nur der große Rhythmus des an Aussprüchen, Gleichnissen und Weisheiten, die Lebens, das uns alle in seinen Arm nimmt und wir aus dem Reiche der Tiere holen. Manch uns hin- und herwiegt als die Kinder der Seha- eines dieſer Sprichworte hat eine tiefe Bedensucht, die vom Himmel reden und doch an Sie tung über den Oberflächenjinn hinaus; jedenErde gebunden sind wie mit klammernden Dr- falls zeigen sich vielfach die Einstellung des Men schen zu einer bestimmten Tierart, drücken seine Paul Piechowsti. Verachtung über seine Liebe dafür aus. Eine fleine Zusammenstellung, die jeder nach seinen Kenntnissen beliebig erweitern kann, soll hier gegeben werden.
ganen.
Die Fabel vom Herkules.
Herkules hatte seine sechs Arbeiten vollendet[ große Fluten, die den Stallboden unter Wasser und sollte jetzt die siebente beginnen, nämlich den setzten. Augiasstall reinigen. Diese Arbeit war die unan- ,, Er ist ein Volksfeind," brüllten die Ochsen; genehmste, wenn auch nicht die schwerste. Dreier will die Gesellschaft vernichten, er will die tausend Ochsen hatten dort dreißig Jahre gestan- ganze Erde ertränken." den und gemistet, ohne daß jemand es gewagt hatte, den Stall rein zu machen. Es war feine schöne Arbeit, aber er hatte sie nun einmal übernommen. Zuerst machte er einen Versuch mit Schaufel und Besen.
Da aber erhob sich ein Brüllen: dreitausend Ochsen brüllten auf einmal.
,, Laß unseren Dred sein! Das ist unser eigener Dred!"
,, Danach frage ich den Teufel," sagte Herfules und begann auszumisten.
„ Laß uns unseren Dred behalten," brüllten die Ochsen wieder und wendeten ihm die Hörner zit.
Nein, fie durften ihn nicht behalten! Er schlug fie mit der Schaufel so auf die Hörner, daß fie schwiegen.
Er buddelte und schaufelte so, daß er bis über die Schultern im Schmuße stand.
Da wollten ihn die Ochsen verhöhnen. „ Scht doch diesen Schmuppeter!" sagten sie.
Ihr, ihr seid Schmußpeter," antworte: e Herkules;„ ich habe diesen Dreck nicht gemacht: daß ich aber schmutzig werde, wenn ich mich mit euch abgebe, dafür kann ich nicht."
Die Ochsen schwiegen. Da aber krochen die Mistkäfer hervor, die in den Kotballen wohnten
und bauten.
Das will er nicht," sagte Herkules;„ er will nur den Mist unter Wasser sehen, und cin Boltsfeind ist er nicht, aber ein Ochsenfeind und ein Mistkäferfeind, das ist er."
Als alles fertig war, ging Herkules fort und legte sich hin, um zu schlafen.
Wie sollen wir uns rächen?" fragten die Ochsen. Haben wir denn Waffen, die ihm etwas anhaben fönnen? Die Hörner schaffen es nicht!" ,, Wir wollen ihn mit Dreck bewerfen," jagte der Stier.
,, Den wäscht er ab," sagte sein Nachbar. Die Frage wurde besprochen, und als alle Ochsen ihre flugen Köpfe zusammensteckten, famten sie zu dem Ergebnis, daß sie keine Waffen besaßen, die Herkules etwas antun konnten.
Aber ein Mistkäfer, der die Ueberlegung gehört hatte, bekam eine Idee. Die war sehr alt und darum fand sie Gehör bei den Ochsen.
Man müßte ihn mit seinen eigenen Waffen schlagen."
Mit seinen eigenen Waffen! Das war die Neule: die aber vermochte teiner zu heben. Es war also eine dumme Idee, wenn sie auch alt
war
Seht ihn unter Wasser, verstanden," siel ein anderer Mistfäfer ein; setzt ihn unter Wasfer, wie er es mit unserem Stall gemacht hat." Das ließ sich hören! Das war seine eigene Waffe. Aber das Wasser? Wo sollte man es her
„ Laß unsere Kotballen sein!" brummten ſie. ,, Es sind nicht eure Kotballen," sagte Hernehmen? fules, sondern die der Ochsen!"
„ Ja, aber wir frieren, wenn ihr sie fort schafft."
,, Arbeitet, dann braucht ihr nicht zu frieren!" Wenn sie arbeiteten! Am Abend, als sich Herkules schlafen legte, rollten jie alles wieder in den Stall, was er hinausgeschaufelt hatte; am nächsten Morgen sah der Stall ebenso arg aus wie vorher.
Der Misttäfer flüsterte dem Stier etwas zu: der beugte seinen Kopf zum Nachbar, und bald war es allen Ochsen flar, woher sie das Wasser nehmen fonnten; aber sie wollten es nicht lant sagen, jetzt, da sie so reinlich geworden waren.
Herkules erwachte davon, daß er in eine schmutzige Flut sank. Aber er wußte sich Rai: er letterte auf seine Keule, die aus Olivenholz war und also wie Del schwimmen fonnte. Da wurde Herkules böse. Aus äußerst natürlichen Ursachen nahm der Hier hilft weiter nichts, als den Stall unter Strom bald ab und Herkules saß auf dem Waffer setzen!"
Trodenen. Da ging er in den Stall hinein und hoó im Born seine Keule. Aber es reute ihn.
Als die Ochsen vom Wasser sprechen hörten, das sie dreißig Jahre lang nicht gesehen, entstand ein solches Lärmen und Brüllen, daß die Mist- ,, Man schlägt Läuse nicht mit einem Hamläfer, die nur in der Dämmerung draußen sind, mer. Ihr hättet euch allerdings reines Wasser aufflogen und auf den Rüden der Ochsen Schuyleisten können, wie ich es mir geleistet habe. Aber fuchten. das macht nichts: Ochsen bleiben immer Ochsen. Wenn ich euch nun auf den Hintern schlage, weil ihr euch so tieinlich an mir gerächt habe, so
Aber Herkules ward nicht ängstlich, sondern ließ das Wasser laufen, und herein stürzten zwei
Ein Sperling in der Hand ist besser als eine Taube auf dem Dache.
Wo Tauben sind, da fliegen Tauben zu. Eine Schwalbe macht noch feinen Sommer. Jeder Vogel singt, wie ihm der Schnabel gewachsen ist.
sich
Der Hahn im Korb.
Wenn der Hahn kräht auf dem Mist, ändert das Wetter, oder es bleibt, wie es ist. Ein blindes Huhn findet auch ein Korn. Mädchen, die pfeifen, und Hühner, die irã hen, soll man beizeiten die Hälfe umdrehen. Eine Krähe hadt der andern die Augen nicht
aus.
Wo Aas ist, sammeln sich die Geier. Man trägt noch immer Gulen nach Athen. Wenn man vom Fuchs spricht, sieht man den Schwanz.
Die Vögel, die des Morgens so früh singen, holt des Abends die Kayze.
Wie Kaße und Hund leben.
Es ist ein Wetter, daß man keinen Hund vor die Türe jagt.
Wenn die Kaße nicht zu Hause ist, tanzen die Mäuse auf dem Tisch.
Viele Hunde sind des Hasen Tod. Das pfeifen die Spaten vom Dache. Seid flug wie die Schlangen, aber ohne Falsch wie die Tauben.
Die Größe macht es nicht allein, sonst holte die Kuh den Hasen ein.
Wenn die Mäuse satt sind, schmeckt das Mehl
bitter.
Falken und Tauben soll man nicht zuſam mensperren.
Dich soll der Kuckuck holen.
Fette Hennen legen wenig Eier.( Viel Ge schrei und wenig Wolle.)
Wie ein Wolf in die Schafherde einbrechen. Wer die Kayen gut füttert, hat am Hochseitstag schön Wetter.
Er frächst wie ein Rabe.
Sunde, die viel bellen, beißen nicht.
Einem geschenkten Gaul sieht man nicht ins
Maul.
Hier sagen sich die Füchse gute Nacht. Stumm wie ein Fisch sein.
Vor die Hunde gehen; auf den Hund fommen.
Wer über den Hund kommt, kommt auch über den Schwanz.
Quale nie ein Tier zum Scherz, denn es fühlt wie du den Schmerz.
Mit den Wölfen muß man heulen. Die schlechtesten Früchte sind es nicht, daran die Wespen nagen.