السلام
Feierabend
Feierabe
r. 22
Unterhaltungsbeilage.
Schlimmste schon vorüber, bildete das Pfund Sterling ( zwanzig Mark), das Mary wöchentlich für seine Artikel an die New Yorfer Tribüne" gezahlt wurde, die einzig sichere Einnahmsquelle", schreibt Wilhelm Lieb
1928.
„ Frauen der deutswen Revo- den hatten. Jahrelang, und da war das rühmten schottischen Adelsfamilie Argyle. Intion 1848" heißt ein Buch, das jezt im Verlag Kaden& Komp., Dresden , erschienen St. Anna Blos schildert darin die Lebensläufe von zehn Frauen, die entweder unmittelbar oder durch die Verbindung ihres Schicksals mit dem ihrer Gatten im tollen Jahr" eine Rolle gespielt haben. Das Buch, gut gebunden, mit Leinenrüden, mit zehn Abbildungen auf Kunstdruckpapier, foftet Mt. 3.50. Es eignet sich ausgezeich net zum Geschenk für Frauen und Mädchen. Als Probe druden wir hier ein Kapitel ab, das von Karl Mary' treuer Lebensgefährtin Jenny erzählt.
Tapfer wie Johanna Kinkel bat Jenny Marr die schweren Tage mitgetragen, von denen ihr Gatte in vielleicht noch stärkerem Maße verfolgt wurde als die andereit Kämpfer des Jahres 1848.
Es läßt sich denfen, daß Star! Mary, einer der größten Gelehrten der Welt, der Verfasser des Kommunistischen Manifests ", des tapitals", der Gründer der Interna tionalen Arbeiterassoziation , gewiß hohe Ansprüche an die Frau gestellt hat, die er fich zur Lebensgefährtin erfor. Hatte er doch selbst den Tatbestand der bürgerlichen Ehe im Stommunistischen Manifest" so stark ge
geißelt, wo er schreibt:„ Der Bourgeois sieht fnechi in seinen Erinnerungen an Karl Marx. in seiner Frau ein bloßes Produktionsinstru- An einer andern Stelle teilt er mit, daß der ment. Er hört, daß die Produktionsinſtru schlechtest bezahlte Taglöhner in Deutschland mente gemeinschaftlich ausgebeuter werden in vierzig Jahren nicht mehr an Loon be sollen, und kann sich natürlich nichts anderes zogen hat als Marr an Honorar jür das denfen, als daß das Los der Gemeinſchaftlich- Sapital", eine der größten wissenschaft feit die Weiber gleichfalls treffen wird. rlichen Schöpfungen feines Jahrhunderts, au ahut nicht, daß es sich eben darum handelt, die Stellung des Weibes als bloges Produk der er vierzig Jahre lang gearbeitet hat, und wie gearbeitet!" tionsinftrument aufzuheben."
Es war der Frau, die in schwerer Zen fo tapfer durchgehalten hat, nich: an ber Wiege gelungen, daß sie den Hunger in seiner furchtbarsten Bedeutung fennenlernen follte.
Die Ehe von Mari Marr und Jenny Mary ist der schlagendste Beweis dafür, daß Vienfchen glüdlich miteinander jein fönnen, fie mögen von noch so verschiedener Rasse, Zu Hause Westphalen. Herkunft, Familie fein, wenn nur das gleiche Streben nach Idealen, nach Freiheit sie er Jenny v. Westphalen.„ Das geliebte füllt. Und glücklich waren sie iroz allen Weib von Karl Mary", wie es in der Grabjchweren Prüfungen, die ihnen das Schidjal schrift heißt, stammte aus einer vornehmen. auferlegte. Das Flüchtlingselend in feiner begüterten Familie. Ihr Großvater war der schärften Form hat für Marr und feine Fa- geniale Generalftabschef des Prinzen Ferdi milie jahrelang gedauert. Es wird wenige nand von Braunschweig im Siebenjährigen Flüchtlinge gegeben haben, die mehr zu lei- Striege. Ihre Großmutter entstammte der be
Die Familie war seit 1861 in Trier ansässig, wo auch die Eltern von Karl Marx lebten Jennys Vater war Regierungsrat in Trier , Start Mary, der dort ant 5. Mai 1818 geboren wurde, verkehrie von Jugend auf im Westphalenschen Hause. Jenny, die Tochter, wurde am 12. Februar 1814 geboren. Ihr Vater war ein hochgebildeter preußischer Beamer, dessen Lieblingsdichter Störner und Shake speare waren. Obwohl er nicht mehr jung war, liebte er es, sich mit dem flugen jungen Mary zu unterhalten und seinen Bil dungsgang zu beeinflussen. Marr verehrte ihn wie einen väterlichen Freund.
Karl Marx wuchs mit den Söhnen des Hauses v. Westphalen in enger Gemeinschaft auf. Jenny beteiligte sich sowohl an ihren Spielen als auch an ihren Studien. So wurde aus der Kinderfreundschaft Liebe. Seine Mut ter nannte damals ihren Sohn Karl ,, das Glückskind". Mit siebzehn Jahren bestand er das Abiturienteneramen und ging als studiojus juris auf die Universität Bonn , wo er ein flottes Studentenleben führte. Von da ging er 1836 nach Berlin . Borher verlobte er fich mit der Jugendgespielin ohne Wissen ibrer Eltern, aber mit Einwilligung seiner Eltern, die sie mit der„ Gutmütigfeit wahrer Romaneltern" gaben. Schon damals beschäf tigte sich Marr mit den schwierigsten Proble men, studierte vor allem Hegel eifrig. Dabei war fein Herz erfüllt von schwärmerischen Gefühlen für seine heimliche Brant, und er dichtete ſie an in romantischen Versen.
Das fjönjte Mädchen von Trier . Im Jahre 184! promovierte Marx zum Doftor. Als er um die Hand Jennys warb, zeigte sich der Gegensatz zu so vielen Menschen ihrer Staſte. Dicie hätten die Tochter getadet, wenn nicht verstoßen. Die Eltern Westphalen billigten den Herzensbund mit Marx , deffen glänzende Gaben sie ja von fiber Jugend fannten. Die Braut bewährie von Anbeginu die feltenen Eigenschaften des Herzens und des Kopfes, die sie all ihr Lebag auszeichnen sollten", schreibt Mehring. Er weist auf die Dornen hin, die das Verhältnis der Braut eines um vier Jahre jüngeren Sidenten in der Atmosphäre einer bureaukratischen Kleinstadt bot.„ Aber nicht darum sorgte sich das schönste Mädchen