الرمان

Feierabez

Feierab

Nr. 46

Unterhaltungsbeilage.

1928.

Wie ich im Kriminal eingemauert wurde.

Bon N. Joſe.

zwecks Erledigung der nötigen Formalitäten in die Kanzlei berief. Endlich wurden auch Danda und ich herausgerufen. Wir traten heraus und waren starr vor Erstaunen. Vor dem Gefängnis saß Pitres wie ein türki scher Pascha mit einem Revolver, einer Peitsche und einer Flasche Wein neben sich, Der Kommandant des Kriminals war sei- neben ihm ein paar Leute der Wachmann­nerzeit der Sergeant Pitres, der wegen sei- schaft mit aufgepflanztem Bajonett. Wenn ner Graufanteit berüchtigt war. Man be- er nicht Menageschalen mit Suppe und Mak hauptete von ihm, daß er ein Rarr fei, was faroni zu seinen Füßen gehabt hätte, was nicht so unwahr war, denn er war ein Quar einigermaßen störend wirfte, es wäre ein talsäufer. Doch wir hatten nicht viel Auswahl, sehr malerisches Bild gewesen. also gingen wir tapfer ins Lager, da wir uns jagten, daß wir nicht die Ersten und nicht die Lesten waren, die in feine Fänge famen.

Als vor drei Jahren das zweite Batail- weil wir uns vor den Arabern fürchteten. lon des vierten Regimentes, welches damals Nach dreitägiger müder Wanderung durch die in Marrakesch , dem ehemaligen Sultanssize maroffanische Wüste, nachdem uns der Hun­lag, in die Wüste abkommandiert wurde, um ger und die Furcht vor den Arabern mürbe fitr Frankreich neue Landstriche zu erobern, gemacht hatte, erreichten wir endlich Marra­da waren die waderen Einwohner der Stadt kesch und standen ratios am Platze Dichemal nicht wenig überrascht. Tag um Tag mar el Fua schierten durch eines der hohen Tore der jahrtausende alten Lehmsfanzen Heine und größere Haufen von Fremdenlegionären, müde und verstaubt, auf den Markiplah Dschemal el Futa, wo sie ein paar Schalen Tee oder faure Milch tranten und sich dann weis ter ins Militärlager schleppten, das noch fünf Kilometer hinter Marrakesch lag. Es waren Deserteure, welche die Stolome verlassen hatten, zur nicht geringen Freude der Ein­wohner, die die Kommandatur des zweiten Bataillons absolut nicht in ihr Herz geschloß sen batten und sich freuten, daß auf diese Weise die Formation dezimiert werden würde, noch che ein Schuß fiel.

,, Also, ihr Biechsferie," empfing er uns, werdet ihr wollen oder nicht? Werdet ihr fressen oder nicht? Ich befehle es euch!"

Was denn, essen?... Wir waren gründ lich ausgehungert und gehorchten gerne! Pitres, der über unsere Bereitwilligkeit er­freut schien, forderte uns auf, weiterzu­effen. Als wir satt waren und glücklich auf­atmeten, trant er seinen Wein, dann schrie

gute Legionäre noch aus euch werden, wie schön ihr gehorten fönnt? So, und jest wer det ihr den Hof fehren!"

Er empfing uns mit einer Flut von Ver­wünschungen und schloß uns gleich im Wei­ßen Hause" ein, einem fieinen Gefängnis ganz aus Stein. Es gingen hier höchstens 40 Gefangene herein, aber es befanden sich gut an die dreihundert drinnen. Pikres sperrte Ich war mit meinem Freunde Tanda dort nur jene ein, die mit Gewehren geflücher: Seht ihr also, ihr Viechsterle, was fir damals der 8. Stompanie zugeteilt. Wir mar- tet waren: dies war ein erschwerendes Mo­schierten gleichfalls ab, aber kamen nicht wement. Die anderen sperrte er in den Baraden ter als drei Fußmärsche von der Stadt. Der des Lagers ein. Sommandant, ein Neuling auf afrikanischem Boden, giaubie nämlich, daß er die Müdig keit der Soldaten durch eiserne Disziplin heilen werde und fedierte uns im wahren Sinne des Wortes. Wir mußten in wohlaus gerichteten Reihen marschieren, wie man in Europa auf einem Exerzierplatz marschiert, die Gewehre mußten genau laut Vorschrift getragen werden, und tausend andere Dinge hatte er sich ausgedacht, die im Guerille ab­folut wertlos find. So fam es also, daß ihm die Legionäre desertierten und wieder zu rückkehrten. Am dritten Tage famen Dauda und ich zur Üeberzeugung, daß das Maß voll fei, und so liefen wir also davon, indem wir uns sieben anderen Legionären anschlossen, die die gleiche Absicht hatten. Am Abend vor her hicit unser Leutnant Duval eine weiner liche Rede, die er mit den Worten endigte: Und wenn ihr schon defertieren wollt, lie­derliches Pack, dann tut es, aber laßt wenig stens die Flinten und die Munition da!" Und so stachen also jene sieben Legionäre vor ihrer Flucht ihre Gewehre um das Zelt des Leut­nants in die Erde ein, che sie davonliefen, und hängten ihre Patronentaschen daran. Danda und ich behielten aber die Gewehre.

Ein paar Tage hindurch ging es uns an­Wir gehen nirgends hin," erklärten wir gemeffen. Als dann jene, die ohne Waffen gleichzeitig. Wir werden nicht eher gehor­desertierten, amnestiert und zur Expedit on chen, bevor wir nicht die Kost laut Vor­zurückgesendet wurden, die warten mußte, fchrift erhalten, zweimal täglich Suppe, weil ein Drittel der Mannschaft nach MarraFleisch und Beilage. So einen Fr..." Wir fesch zurückkehrie, brachen über uns be- sprachen nicht ein Wort mehr. Bifres warf waffnete Deſerteure ſchlimme Zeiten herein. ich mit der Karabatste über uns, wir Pitres quälte uns durch Hungern, wir muß wehrten uns, aber die Wache überwältigte ten schwer arbeiten, und so verweigerten wir ihm eines Tages den Gehorsam und begannen mit dem Hungerstreif. Pitres wütete, denn der Kapitän der 7. Kompanie, der als Lagerkommandant zurückblieb, hatte ihm auf eine Beschwerde mitgeteilt, daß er mit uns anständiger umgehen jolle, dann würden wir gewiß gehorchen. Nachdem der Herr Kapitän dieſes ſalomonische Urteil geschrieben hatte, widmete er sich aber wie­der mit Eifer seinen Pferden und Mätressen.

Tech Pitres hatte sich in den Stopf ge­jeßt, unseren Widerstand zu brechen und er vollführte ein Stüdlein, das in der ganzen französischen Fremdenlegion berüchtigt wurde.

Eines Tages rief er uus paarweise her aus. Die Burschen gingen weg und wir dachten, daß man uns nach Casablanca zum Kriegsgericht senden werde und daß man uns

und fesselte uns. Sie trugen uns dann int die Ecke des Gefängnisses, wo es ein Wies dersehen mit den anderen Kameraden gab. Sie waren schön wie Oelsardinen aufgestellt, natürlich gefesselt wie wir so daß sie sich nicht bewegen konnten. Nacheinander wur den je zwei und zwei gefesselt hierher ge­tragen, wo wir waren, bis alles da stand, be­ziehungsweise lag. Tann wurden wir in das Gefängnis hineingetragen und der schon start betrunkene Pifres hielt mit uns Ge richt.

Bande!" wütete er, über uns schreitend, da auf dem Boden nicht ein Zoff frei war. Wenn ich euch jetzt niederfnalfe, bekomme ich dafür noch eine Auszeichnung. Aber so einen angenehmen Tod verdient ihr euch ja nicht. Doch wartet, ich habe etwas anderes für euch