Laden!"- Das Rasseln der Gewehr­schlösser und dann wieder: Feuer!"

Ich empfand ein Brausen in den Ohren

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und hatte ein Gefühl, als ob ich mich im Kreise drehte, dann schlug ich befinnungslos auf das Pflaster nieder.

Berliner   Gefchäfte.

Von Kurt Tucholfly.

Mit Erlaubnis der Verlages Ernst Rowohlt  , Berlin  , entnommen dem in Kürze erscheinenden neuen Prosa- und Versbuch Kurt Tucholskys: Das Lächeln der Mona Lisa". Ein Buch, strohend von Fülle, Wis, Leben; glänzend zusammengestellt, glänzend gemacht. Tucholsky  , der Mann mit den fünf Namen, iſt, fein und bündig ausgedrückt, das Berliner   Hand- und Mundwerk ins Geistig Kritische potenziert.

Berliner   Geschäfte geben so vor sich:

Eines Tages flingelt dich eine Herren­stimme an. Ja Sallo? Ja, hier ist die Internationale Union- Zentrale- wir möchten Sie möglichst bald sprechen aber möglichst bald! Wann dürfen wir Sie erwarten?"- Du fagst, fie fönnen dich und möglichst bald er­warten. Und dann gehst du hin.

wird es dir zu dumm und du machst hin. Sur Jng.

Ihr Gedächtnis reicht nämlich nicht von einem Tage zum anderen. Sie haben niemals die Abficht, wirklich ein Unternehmen zu Ende su bringen. Sie praglen und schwaßen und machen viel Geschrei, daß sie ein großes Voll find und daß der ganze Dschungel demnächst von ihren Taten sprechen soll, aber das Fallen einer Nuß schreckt sie sie brechen in ein dum mes Gelächter aus oder rennen davon, und alles andere ist wieder vergessen." Das sagt Kipling. Bon den Affen. ·

tündet:

daß fie den Menschen hinstellt als Arbeiter auf Erden,

Der Heine, dide Herr empfängt dich und ist entzückt. Du bist es nicht, aber er ist es. Aber Zigarre möchtest du nicht. Auskunft möchteſt Dies ist das Große, was die neue Lehre ver bitte! Und ob du eine Zigarre..? Nein, die Die neue Lehre. du. Auskunft, was aus deinen Bildern. und aus der Zeitschrift...? Ah-- deine Bil­der? Und der kleine, dicke Wann zieht aus einem Wuft verstaubter Aktien deine hübschen Bilder mit dem entzückenden Baldachin hervor und mit dem schönen Modellmädchenbein und fagt: Saganz reizend! Genau das, was wir von Ihnen erwartet haben! Wissen Sie, ich muß noch mit meinem Sozius darüber spre­chen es sind da noch einige Schwierigkeiten mit meinem Sozius...!" wir haben zurzeit so viel zu tun. Nur noch

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Soziusse lommen in Berlin   wild vor. Socici sind ein gefährlicher Negerstamm. Man lernt immer nur einen fennen. Der andere ist stets der Stärkere und die Seele vons Buttergeschäft. Immer beeinflußt der andere den einen. Deinen. Soziusse sind, was die Unruhe in der Uhr ist. Sie stoppen ab.

teppichbelegten Treppen hinan. Und der Kleine, dide Mann empfängt dich strahlend.

Es empfängt dich, mit allen Zeichen des Entzüdens, ein außerordentlich freundlicher, dider Mann. Er sagt, er habe schon viel von dir gehört, er sei begeistert, deine persönliche Bekanntschaft... ob du nicht Platz nehmen Derweilen ist viel öliges Wasser den Land­wolltest, auch eine Zigarre... wie?... wehrkanal hinabgeflossen. Die Wochen schwin­Ja, also zu Seche. Es handle fich da um eites den. Du hast schon ganz vergessen, was mit gan; Neues. Um etwas absolut und völlig deinen Bildern. Eines Tages gehst du wie­Neues, bei dem man gleich an dich gedacht der hin, zur Juz. Eigentlich mehr aus Neugier. habeweil es ohne dich erstens nicht gehe und Weise lächelnd und unendlich abgeklärt. Fern weil du überhaupt der geeignetste Mann... von allem Feuer der Jugend, steigst du die Man wolle nämlich aber das sei noch ganz vertraulich man wolle nämlich eine neue Zeitschrift aufmachen. Ach, um Gotteswillen! Aber du fällst nicht vom Stuhl, sondern siehst den fleinen, diden Mann, gesellschaftlich wohl erzogen, wie man dich hat, freundlich an. Ja, sagt der, also eine neue Zeitschrift und alle ersten Lente würden mitmachen, und du als Zeichner, du müßtest auch. Aber gleich! Aber sofort! Es seien nur noch ein paar kleine Modalitäten, ein paar Formalitäten... Klei­nigkeiten, nicht wahr...? Im übrigen preffiert es sehr. Ob du wohl schon morgen ab liefern tönntest-? Oder vielleicht vorgestern? Aber sofort müßtest du liefern. Sofort. Du verbenest dich sehr fein und versprichst: Sofort. Gut, Stühlerüden. Händebrud. Mich sehr ge­freut. Aus.

Was mit der Zeitschrift...? Ach, diesen Gedanken habe man längst aufgegeben. Wissen Sie, die Konjunktur für Zeitschriften ist ja momentan- wie?" Nein, man wolle etwas Nämlich: eine Zentralmilchversorgungsanftalt. ganz anderes machen. Eine ganz große Sache. Und da ergreifst du resigniert deinen Deckel, gehst hinaus und weinest bitterlich.

so auch den Arbeiter hinstellt als Menschen auf die Erde,

was er bis heute noch nie gewesen war; daß sie den Menschen hinstellt in den Welt. raum und auf Erden: die Arbeit hinter ihm, die Gleichheit unter ihm, die Liebe zu seiner Linken, die Gerechtigkeit zu feiner Rechten die Wahrheit vor ihm und die Freiheit über ihm, aber die Schönheit in ihm.

( Leopold Jacobi)

Klassische Geographie.

Vor etlichen Jahren veröffentlichte der durch seine Reiseberichte bestens bekannte Georg Wegener   zwei Bücher unter den Titelu Der Zaubermantel und Ein neuer Flug des Zaubermantels", die einige der schönheitsreichsten, der buntesten, der heiter. sten" Erlebnisse seiner Weltreisen enthalten. Die Bolks und Jugendausgabe Er innerungen eines Weltreisenden" ist ebenfalls Sammlung Reisen und Abenteuer" des Ver­nicht unberühmt. Jetzt erschien nun in der lags F. A. Brockhaus als Band 41 die ge fürzte Ausgabe des Neuen Flugs":" Fliegt mit!" Neue Erinnerungen eines Weltreisen­den.( Mit 26 Abbildungen. Halbleinen M. 2.80, Ganzleinen M. 3.50.)

mechanischen Flugmaschine, so Fliegt mit mir, nicht mit Hilfe einer neue Möglichkeiten des Reisens sie auch den jungen Generationen eröffnet, sondern auf Flügeln des Geistes, die noch viel rascher und leichter über die schöne Erde dahintragen, nicht aber auf Fittichen der Phantasie, sondern auf solchen der Erinnerung. Nichts von dem, was ihr hier lesen werdet, ist erfunden, sondern... alles ist wirklich erlebt und gefühlt. So schreibt der Autor im Vorwort, und man kann Aus. Nun hörst du nämlich vier geschlagene schon sagen, sein Schaß an Erinnerungen ist schier unerschöpflich. Sie reichen von Hai­Wochen nichts mehr von der Internationalen derabad bis zum Mont- Bele, von der Advent­Union- Zentrale. Du haft dich gleich aut näch Und derweil geschieht gar nichts. Berliner   bai nach dem Tung- ting- See. Eine Fülle von ften Morgen hingesetzt und baft das schönste Geschäfte kommen nicht durch ihre Unterneh- freudigsten, traurigsten, abenteuerlichen Erleb­Mädchenbein unter deinen Modellen abkonter- mer, sondern troß ihrer Unternehmer zustande.nissen, Gefühlen und Gefichten wird über den

Und denkst nach. Was ist das nur für eine Stadt? Jedermann läuft herum und ist voll großer Projekte und plant ganz große Diuge. ein Theatermann, der nicht in der allernäch sien Zeit aber die Sache ist noch veriran­lich! eine neue aroße Theaterkiste aufsichen wird; kein Filmonkel, der nicht ein Riefenkon­sortium an der Hand bat; kein Verleger, der nicht nächstesmal den Leuten zeigen wird, was eine Sork..

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feit, den grünften Wald und den blauſten Bal dachin überm Himmelbett hast du gemalt Wird nicht wirklich in dieser gefegneten und das Ganze bast du sein fönberlich ver­packt und an die 33. wie das flingt! so kapi- Stadt ein bißchen viel projektiert? Wird nicht talfräftig!) abgeschickt. Und dann ist es aus.

Vier Wochen hörst du nichts. Dann schreibst du einen zagen Brief.

Nichts. Alle. Zerplazi. Dann schreibst du einen etwas weniger zagen. Aber gar nichts. Dann telephonierst du. Es meldet sich eine quäkige Kleinmädchenstimme und sagt, als du dein langes Anerbieten heruntergebetet haft, das, was alle Berliner   nach einem unerklärlichen Naturgefeß am Telephon sagen: Einen Augen­blid ma!!" und verschwindet. Und inzwischen

ein bißchen viel hergemacht? Borschußlorbeer? Wechsel auf die Zukunft? Wie-?

Wird nicht überall, beim Theater, in den Zeitschriften, in der Kinobranche, etwas reich lich verschwenderisch mit der Kraft der anderen, mit der Kraft junger Künstler umgegangen? Die älteren lassen sich das ja gefallen aber wenn einer muß? Wenn einer Geld braucht? und ihr pumpt ihn voll Hoffnungen, und er liefert Entwürfe... Was sind Hoffnungen, was find Eniwürfe-! Uebermorgen haben sie alles vergessen: euer Proiskt, den Künstler und

Leser ausgegossen. Zwanglos aneinandergefügt prägen sich die Reisebilder der wechselnden Zonen mit eigenem Farbenreichtum in seine Phantasie und vermehren sein lebendiges Wis­sen. Das Universum wird ihm vertrauter und verständlicher, ja in vielem gewinnt er bielleicht ein ganz neues Verhältnis zu dieser runden Erde.

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Wir fänden es erfreulich, wenn das Büch­lein ein ideales und obendrein billiges, gut aussehendes Geschenk- recht viel Wissens­durst bei jung und alt wetc. Sicher wird es den einen oder anderen veranlassen, sich ein­gehender mit den Erzählungen Profeffor We­geners zu befaffen, eines der geistvollen den flassischen Geographeu unserer

Hennt dich das Amt und verbindet dich mit der die Skizzen. Und frohen Herzens ſtürzen ſie ſich| unter.

Sebammenanstalt in Neukölln. Und schließlich auf das nächste Ding...