Wa
Feieraberd
Feierab
Nr. 18
Linierhaltungsbeilage.
Die Schönheitskönigin.
Privatdozenten mit Schönheitsköniginnen noch nie. Wie sieht es mit Verlaub zu sagen im Kopf einer Schönheitskönigin aus? Verwirrend.
Wahl.
Bon Peter Banter.
1929.
Neulich habe ich neben der„ Schönheits - im grauen Leben! Bin ich schön? Hunderte| direktor: das Mädchen will ihren Vertrag nicht fönigin" cines Landes gesessen, dessen Sprache von Spiegeln erblinden in diesen Tagen. halten, nach dem sie verpflichtet war, jeden mir einigermaßen geläufig ist, und es war, Tag der Jury. Waffenstillstand zwischen Abend, fast nur mit ihrer Schönheit bekleidet, wie nicht anders zu erwarten, sehr schön. Mit den Geschlechtern- es wird zwar von den durchs Bild zu gehen. Nach dem vierten Male Miniſtern ist unsereiner schon zuſammengekomDamen scharf geschossen( Schiffe sind im Eng- fiel ihr ihre Moral ein, vielleicht hatte ihr auch lischen weiblich) aber es geschieht zu Mano- iemand gesagt, daß ihre dicken Beine sich nicht men, wobei eine Kleinigkeit weniger heraus- verzwecken, und alle wissen das. Die männ- gar so heiter da oben ausnahmen- kurz: die kommt, als beide Teile glauben- mit Zir- lichen Generale ſizen da, haben eine weiße Königin verkroch sich hinter die Königin kusausstellern und Satirikern, der Fall ist Binde um den Arm und begutachten die Attal- Mutter, sie spielte nicht mehr mit, und jeht äußerſt ſelten; mit Bindfadendirektoren und ken, die keine sind und doch welche sind prozessieren sie. Ja, was für eine Zukunft also? Heirat? Die Heirat mit dem jungen Mann, der ein Lord ist, zugleich schön wie Man kann dergleichen auch auswürfeln. Douglas Keaton, zugleich reich wie VanderDenn wonach geht das? Lisa sieht nur bildt, zugleich fann er laufen wie Nurmi, fliegut aus, wenn sie geliebt, aber nicht zu viel gen wie... ach du lieber Gott . Kommt ja nie. geliebt wird; Musch braucht Licht, viel Licht, Ist auch gar nicht so erstrebenswert. Die zur das von rechts fallen muß; Bottchen kann süßiß Europa " erwählte junge Ungarin hat aussehen, das hängt von mancherlei Dingen ab, aber hier in Paris erflärt, jie warte auf dieund die frommen Ratschläge(„ Nehm Sie frien, sen jungen Mann. Und so warten sie denn alle. det hebt Ihnen rot macht dicke Beene!") nußen da nicht so viel. Eine hat gerade an diesem Tage einen kleinen Fieberpickel; die andere hat vor Aufregung schlecht geschlafen; die dritte ist sehr schön, aber wenn sie vor Fremden steht, zuckt sie fanchmal mit der Nase - und weil in den urteilenden Männern der sublimierte Trieb und die echte Freude am Schauern sich seltsam mischen, so wird irgend eine der Damen Schönheitskönigin von der Qualifikation der Herren Kunstrichter ganz zu schweigen.
Was ist denn vor sich gegangen? Da haben sie der Reklame halber, aus Langerweile an einer Zeit, die man als Biedermeier mit Radio bezeichnen darf, aus Geltungsdrang und Freude am Klamauk eine Schönheitskonkurrenz ausgeschrieben. Wer? Irgend wer. In Deutschland wird auch dieses wissenschaftlich betrieben- in andern Landern sind einfach ein paar Männerchen gekommen, haben einige Maler und Akademieprofessoren zusammengetrommelt, und diesen Haufen würdiger Männer nennt man„ Jury". Gut. Ungeheure Aufregung unter den Mädchen des Landes.
Hier liegt nun der erste Frrium. Denn es ist ganz und gar ausgeschlossen, daß die europäische Durchschnittsbürgerin an solchen Konkurrenzen teilnimmt. So amerikanisch füh len wir nicht. Das Verhältnis des Europäers zur Deffentlichkeit ist doch ein anderes als das des Amerikaners zum Publikum: so ganz und gar wohl ist dem Enorpäer im Ozean der Wasse nicht, er ist ein geborener Privatmann. Der Amerifaner, scheint's ist das nicht- ein soeben geborenes amerikanisches Baby, in den Riesen rund eines Zirkus getragen, wird sicherlich stolz sein Sternenbannerfähnchen schwenken und mit heller Stimme eine furze Ansprache an das Volk piepsen, wobei es Papachens Geschäft zu erwähnen sicherlich Gelegenheit nehmen wird. In Europa ist da noch so eine leise Scheu...
Es stürzen sich also auf diese Stonkurrenz viele Mädchen, die beruflich oder seelisch unerLöst sind, lechzend nach dem Abenteuer, im Kino erschaut... endlich etwas Abwechslung
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So da ist sie nun.
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Herausgerissen aus dem täglichen Trott; höchste Schmeichelei und scheinbar höchste Erwartung: die andern erwarten nun etwas von ihr, Karriere, Gunst und Photographien; der Neid der Freundinnen erwartet das nahe Ende, und sie erwartet das Wunder. Was für ein Wunder?
„ Wissen Sie," sagte die oben angezogene Schönheitskönigin zu mir, ich bin ja so gespannt, wie sich meine Zukunft gestalten wird!" Und da hätte ich sie auf den Schoßz nehmen und streicheln können: ich habe es aber nicht getan. Wie wird sich denn diese Zukunft gestalten?
Film. Sofortige Verfilmung für die Wochenschau: Warten in den Vorzimmern der Generalsekretäre der Generaldirektøren, schüch terne Probe und Kummer auf der ganzen Linie. Theater. Dasselbe Revue... hier in Baris hat eine Schönheitskönigin einen dicken Prozeß mit einem noch dickeren Revuetheater
Vorläufig haben sie den Eintagsrnhm. Merkwürdig ist daran, daß der Urteilsspruch einer Gruppe, die fein Mensch kennt, und deren Legitimation sehr dahinsteht, von allen anerfannt wird, nur, weil er ein Urteilsspruch ist. Bei unserem kleinen Frühstück zum Beispiel warfen die anwesenden Frauen schnelle Blicke auf die Königin, ob sie wirklich so schön sei... und sie stellten mit Befriedigung fest, daß dem sicherlich nicht so sei aber da mischte sich doch eine ganz leise Beängstigung mit ein und vor allem die flare Anerkennung des Urteils jener Parisse, die den Apfel verteilt hatten. Ich fann ja nicht flagen denn ich genoß hohes Ansehen an diesem Mittag, weil sie mich für den Prinzgemahl hielten.
Die schönste Frau Europas ... Da ging also die schönste Frau Europas durch die Stra zen von Paris , und es muß eine groteske Sache gewesen sein: sie wußte doch nun, daß sie die schönste Frau Europas war aber, ätsch, die andern wußten es nicht, die dummen Paſſanten und die Schußleute, jie gingen und standen da herum, als ob nicht der Stern des Kontinents durch die Straße glizerte. Sie war infognito ſchön. Ein seltsames Schanſpiel.
Gewiß ist das ein harmloses Gesellschaftsspiel. Aber mir will es nicht recht scheinen, daß wir jeden amerikanischen Unfug nachahmen, ganz gleich, ob er herpakt oder nicht, und ich fann mir denken, daß das auf einzelne der jungen Damen keine sehr heitere Wirkung ausübt dergleichen verdummt.
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