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Das Grauen des Heldentodes.

Während sie noch röcheln, stöhnen. mit irren Gedanken über die Qualen hinweg an

zwischen, wie ein fleines, braunrot überkrustetes Kiffen, das sich in rasendem Takte bläht und Der Bericht eines Sanitätsfoldaten über den Weltkrieg. fenft... Geficht! Hat der noch eines, den sie da bringen? Sein Kopf ist ein schwärzlicher Dem Buch Remarques vom Heldentod"| soldaten. Jedes Mittel, das dazu verhilft, ist Klumpen. von Blutrinnen durchzogen. Hant im Graben, in der Feuerlinie, gesellt sich nun gerade gut genug, man zerschießt sich seine ge- hängt überall losgelöst herab und riecht ver­ein Buch über den Heldentod am Verbandplas raden Glieder, man frißt Pulber und Dynamit, brannt. Wo ist die Naje? Kann er sprechen? au.( A. M.   Frey: Die Pflasterkästen". um die Gelbsucht zu bekommen, man sprißt sich, Nein, er lallt unverständlich. Hat er noch eine Ein Feldjanitätsroman. Gustav   Kiepenheuer- wenn man ihrer habhaft wird, Milch in den Bunge? Jedenfalls lebt er und ist bei Bewußt­Verlag,   Berlin.) Ein Sanitätsfoldat berichtet Hintern, um Fieber zu erzeugen man macht sein. Ob die Augen erhalten sind, läßt sich nicht. von der Tätigkeit der Sanität am westlichen auch noch anderes. Der Sanitätssoldat Funk erkennen. Fener ist ihm ins Geficht gesprun Striegsschauplatz berichtet vom Todesröcheln, von erzählt: Der Gefreite Köbisch hat zweifellos gen... So liegen viele auf Hen, auf Matrayen, den Todesschreien auf den Verbandplätzen, be- einen Tripper und muß ins Lazarett abgeschoben mit zerstörten Därmen, zerplazien Harnblasen, richtet von der Unzulänglichkeit der Sanität, werden. Wo hat er ihn her? Die Infektionszerhadten Lungen, zerschoffenen Röcheshälsen, dent mechanischen Morden nachzukommen, be quelle ist festzustellen, damit sie möglichst aus eisenverschenen Schädeln die Aufgegebenen." richtet von der tiefsten Erniedrigung der mensch gemerzt werden kann. Aber Köbisch hat zu wenig lichen Sereatur in jener großen Zeit des Seelen Phantasie, um irgendeine Umarmung zu flüch­aufschwunges, da die Soldaten mit Tripper tiger Stunde in irgendeinem Winkel zu erfin eiter handelten, sich ihn gegenseitig verkauften, den. Es ist ihm auch nicht leicht gemacht, denn nur um dem erbarmungslosen, von Menschen das Regiment ist seit langem mit Frauen nicht auf Menschen gelenkten Eisenhagel zu entgehen. in Berührung gekommen. So muß er, in die Die ihm nicht entgehen, kommen auf den Ver- Enge getrieben, mit der Wahrheit herausrüden: bandplay. Hier arbeitet der Sanitätssoldat er hat die Krankheit von einem bezogen. der Funk so heißt der Held des Buches, von dem vorige Woche aus deur Heimatsurlaub infiziert erzählt wird. Zuerst ist er Stranfenträger, dann zur Truppe zurückkam. Ehe dieser, in der Groß­Schreiber und Helfer, wenn die großen Afstadt mit Gift verſchene, dem Lazareti zuge­fionen" einsetzten. Wer wußte bisher von der führt wurde, hat Köbisch ihm gegen zwei Mark Arbeit der Sanität? Ihre Plätze waren Durch ein wenig Tripper abgefauft und sich damit be­gangsstationen entweder für die Ewigkeit oder schmiert. Es häufen sich in der Folge die Trip für das Hinterland. Nun erfährt man und perfälle, deren Herkünfte nicht immer so ein schandert zusammen beim Lesen dieses Berichtes, dentig, aber doch sehr verdächtig sind..." wie wunderbar die Armeen fürs Morden und ,, Beliebt ist auch die Erzeugung eines Ber­wie unzulänglich sie fürs Heilen eingerichtet dachtes auf frische Lues. Man legt sich eine waren, wie der Verwundete wie ein Stüd un- Sublimatpastille auf und hat höllische Schmer brauchbares Fleisch von den Gesunden behan­zen auszuhalten, aber es gibt alsbald eine hüb­del: wurde. O ja, es war eine große, eine herrsche Entzündung, die den Truppenarzt schleunigst fiche Zeit, die Zeit des Stahlbades...

Nachstehend geben wir einige Auszüge des Buches wieder

Krantenträger.

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Der Krankenträger schleppe und zerit auf der Frage unbrauchbar gewordenes Soldaten­material zusammen: durch Schm, zähen Not, Waffer, über freies Gelände, das uneben iſt, aufgerissen oder fumpfig. Es geht kilometerweit so und immer fönnen in den Gräben nur zwei gleichzeitig tragen nicht vier, wie es schön sauber daheim im Kasernenhof maßvoll geübt wird. Nämlich wegen der Schmalheit der Grä­ben tragen nur zwei Mann feuchend auf ihren Achseln an die zwei Zentner, stolpernd, schwan fend. halb nieberstürzend unter dem Gewicht, beim Jammergeſchrei des unsanft behandelten Passagiers... Jeder Schritt will fenchend exfämpft sein. Das Kreuz geht schier in Trüm­mer, die Achseln scheuern sich wund.   Schweiz brich so sehr aus, daß er die Augen über Ichwemmt. Gewehrfeuer allt mit nassem Peitschen aus der Richtung, in die sie gehen müssen, um Verwundete zu holen. Sie kommen vald in den Bereich, ohne noch den Laufgraben gewonnen zu haben, der sie auf den Stamps graben zuführen soll. Sie tappen über freies Feld, bösartig ist das Vorbeifingen der Ge­schoffe." Manchmal bricht da und dort einer von ihnen, die Verletzie. Verwundete, Tote aus der Kampflinie holen sollen, zusammen, bleibt jelbst verwundet, verstümmelt, tot liegen. Ganze Sanitätspatronillen wurden abgeschoffen.

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Die Sanitätswagen aber dürfen An ordnung höherer Stellen!- tunlichst nicht ins Feuer hineinfutschiert werden. Sie müssen Materialknappheit! möglichst geschont blei ben, und wenn die Schonung des Menschen materials darunter leiden sollte...

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Handel mit Eiter.

Nur heraus aus der Linic, aus der Hölle, ens dent mechanischen Morden und Gemordet worden ist die Parole Hunderttausender Front

veranlaßt, diejen, des Primäraffeltes Verdäch tigen, ins Hinterland abzuschieben..."

Ausgezeichnete Möglichkeiten bieten die Häufigen Beingeschwäre. Man verlängert and verschlimmert sie so, daß Revierbehandlung nicht

mehr ausreicht dadurch, daß man auf die bloßen Wunden, unter die Verbände, Kupfer geldstäde, Stanistpapier, fraßende Strohhalme, Eiſennägel einschmuggeit. Hai man schlaftoje Nächte. von Pein durchzuckte Tage? Was fut es!..."

Verwundete.

Bater, Mutter, Weib und Kind, an die Braut denken, wird, wenige Schritte von ihnen ent­fernt, schon das Maſſengrab für sie geschau­feft.

Und wie jie gestorben sind.

Nein, sie werden nicht einmal fortgeiwafft, die Schwerverwundeten. Ueber dem Bezband­play der Keller eines ehemaligen Schlosses

liegt schweres Feuer, die Straßen nach rüd­wäris liegen unter Fener, wenn auch die Sani­ätswagen angefahren kommen- sie können gerade die leichter Berwundeten aufladen und davonjagen wer hätte Zeit, die Schwerver­wundeten zu betten?...

Während einer Verschiebung macht der Sanitätswagen, mit dem der Sanitäissoidas Funf fährt, irgendwo auf freiem Felde halt. Da kommt eine preußische Feldküche angefahren. Quer über dem Kochteffet liegt ein Verwun­deier: der Arm ist ihm abgeschossen, ein Brei von Haut, Knochen und Blui hängt in der Ach­selhöhle. Die Mannschaf: der Feldfüche lader ihn sofort ab, obwohl die Sanitätssoldaten ver­der Mann müsse zurück und sie, die Sanität, ſichern, ihm tönne hier nicht geholfen werden, gehe nach vorn. Nützt nichts, der Verwundete

wird auf die regennaſſe Erde gelegt. Kame­

rad... so weh... so falt... und Durst, Kamerad," jamment er. Durst? In einem Trink­becher wird Regenwasser gesammeit, davon trinkt der Verwundete. kamerad, wenn nur der Singend, unter dem Hurragebill der an deren, mit blumen und bändergeschmüdten Arm wieder gut wird! Nicht wahr, das fanust Müßen waren sie in der Heimat zum Bahnhof du mir versprechen? Ich bin nämlich Musiter, marschiert, spielend trich sie vaterländische ich bin Geiger... Der Arm ist aber jozu­Marschmusik aus der Etappe in den Graben. egen schon nicht mehr da. Funk hat die Stirn, wie kamen Hunderttausende, Millionen von dor: jenem alles zuzusichern, was er hören will. So etwas lernt man ja, man macht sich frech zurück? So: Einem Pionier ist die Bauch­dede weggenommen. Die Därme quellen her zum Spießgesellen des Krieges-- wenn man vor, blaugran, träge jich rührend, als wollten ihn auch ständlich mehr verachtet und bespeit... sie über die zerfepte Uniform davonkriechen. Dem Verwundeten ist nicht zu helfen, nur fin­Der Mann lieg: auf dem Rücken, er blutet er­dern fann man den Schmerz durch Morphium, schreckenderweiſe fanm. Er sagt nur unabläſſig Sie können ihn nicht mitnehmen, denn sie müß­und so werden ihm einige Sprizen verabsolgt. mit hoher, entsetzlich Häglicher Stimme: Hu, mich friert... bu mich friert. Er hat den jen ja nach vorn, näher heran an den Eisen­jah einsetzenden Froſt der Schwerverießten... der Fall von selbst: als sie wegfahren- jind hagel. Was tun? Stüdichenweise erledigt sich Da liegt ein Leutnant einer Maſchinengewehr seine Augen schen glasig... fompagnie: die Brust ist ihm aufgerissen in der ganzen Breite, die Rippen find weggeschlagen, 00000000000000000000000000000 die verletzten Zungen arbeiten schaumig, er feucht gehetzt, Schweiß läuft über ein immer Das Leben magst du wohl vergleichen einem noch fräftiges Gesicht. Man kann ihn gar nicht verbinden, so ungeheuer ist die Zerstörung, rote Blasen steigen und fallen raffeind aber er fcbt noch immer... Für einen anderen aber ist Morphium sehr notwendig, für einen fran­  zösischen Mitraillensenfeldwebel, der eine schwere Kopfiunde hat. Apfelgroß fehlt ihm ein Stüd Hirnschale über der Schläfe. Das grüne Gesicht ist gedunsen. Er hat den Berband beiseitegezerrt, die Finger zupfen an schwarzgelockten, blut und schmusverklebten Haaren, zupfen an den Wundrändern. Zerrissenes Gehirn pulst do­

Feste. Doch nicht zur Frende sind geladen alle Gäste. Gar manchen, scheint es, lud man nur, um die

Beschwerde

zu übeertragen, daß die Zuft den andern werde. Den& sel lud man einft zu einem Hochzeits­schmanje,

Weil es zu tragen Hot; und Wasser gab im Hause.

Der Esel dachte stolz, geladen bin ich auch, Jawohl, beladen mit dem Tragreff und dem Schlauch.