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ein Küßchen gab, weil er ihren Reizen nicht widerstehen fonnte, so können Sie, verehrter Freund, unsern Männern nicht gebieten, wie jener Kaiser: Küßt statt der Agnes das agnus dei.

Die Liebe" auf dem Markte und an den Zäunen hat es immer gegeben. Unter den herrlichsten Blumen kann auch eine Aas­pflanze wachsen. Dämmerungsfalter und Straßennymphen wirken aber auch heute Straßennymphen wirken aber auch heute noch auf den größten Teil der Männerwelt abstoßend. Sind nicht diese Töchter der Freude zu bemitleiden? Und, verehrter Freund, wem diese aufgestellten Maufefallen nicht schreden, der fürchtet sich auch nicht vor Keuschheitskommissionen, wie sie einst

Rofe im Wind.

Novelle von Kurt Münzer  .

wäre".

Aber dieses Mal...

Ich selbst saß mit Felig in der Stala", Das sagt jede", brummte er. Dann müßte als die japanische Gaullergruppe gastierte. mein Weg mit Leichen besät sein, wenn das Fünf Männer, drei Frauen und zwei Kinder wahr produzieren sich da mit Klettern, Messerwerfen, Jonglieren, Springen, Trapezturnen, mit Bau- Ich sah ihn ein paar Tage nicht. Am ersten berstückchen und Tanz. Es war nicht eigentlich des neuen Monats fiel mir ein, daß die schöne Besonderes oder Neues, das schönste waren die Roſe im Wind nun ja abgereiſt ſein müßte. echten alten Kostüme und das jüngste Mädchen, Und ich machte mich auf, um von Felix Ende eine vielleicht Siebzehnjährige, in deren lilien- und Abschied seines Abenteuers zu hören. Es weig gemaltem Gesicht ganz schwarze Augen war mittag, als ich die fünf Treppen erstieg. tierdumpi brannten und ein Mund blutrot, Die Tür zum Atelier stand offen. Ich rief; flein   wie eine Stirsche lächelnd stand. Sie tat keine Antwort. Und plötzlich durchgranfte mich nicht viel, diese Schöne, wechselte dreimal ihren eine Ahnung. Ich stürzte hinein.- Kimono und den Obi, den gestickten Gürtel, Wenn die Menschen in die Jahre kom- trippelte jacht auf ihren Geta, den Holzbrett men, wo ein gesteigertes Lebensgefühl sie er- chen an den Füßen und fächelte sich, war eine füllt, wird auch die Liebe rein und elemen- Dame, die aus einem Korb verschwand und ich tar hervortreten. Amor und Kupido   werden wiegend im Parkett auftauchte. Dabei streiste weiter auf unbekannten egen fich in die sie uns, ſie ſah meinen Freund an. Er ftiek Herzen schleichen und die Paare sich an einen Ruf des Entzückens aus, und sie zögerte. ihrem Anblick nicht genug tun können. Sie war ein fünstliches Wesen in ihrer starren, weißen geschminkten Maste. Nur Mund und Augen lebten merkwürdig in der Starre des Gefichtes.

Maria Therefia einsette.

leben.

" Ich werde sie malen", sagte Felig und ging fort, die Japaner in ihrer Garderobe auf zusuchen.

Auf seiner Staffelei stand das vollendete Bild der Japanerin. Aber davor am Boden lag etwas, ein Mensch. Ehe ich mich büdte, wußte ich: Der Maler.-- Er lag auf dem Gesicht, aus seinem Rüden, den weißen Kittel böllig tränkend, ſchott fäwärzlica vor ein Strom Blut gefloſſen... Ein Dolchſtoß von hinten... Und wie um sie anzurufen, die Mör­derin, hob ich den entsetzten Blick zu ihrem Bilde, um noch fürchterlicher zu erschrecken...

Das strahlende Leuchten in dem Ant­liz der Liebenden und der Widerschein der lächelnden Heiterfeit spenden auch dent ver­Was war geschehen?... Hatte der Maler grämten Menschen einen Funken des gött­in legter Stunde sein Motiv geändert?... Nicht lichen Geistes. Schauen Sie nur einmal un­mehr blickte die nadie junge Frau auf ihren befangen die heutige Generation lieber Leib hinunter, um ihn aufzuschlizen: sie sah Freund, so werden auch Sie wieder das leise Er kehrte nicht mehr zurück, aber ich aus dem Bilde hinaus, hinab auf den Boden harmonische Tönen hören, das den Welten- war längst seine Eigenwilligkeit gewöhnt. Ich vor sich, dorthin, wo der Tote lag. Und das raum durchflingen wird, solange Menschen vergaß den Vorfall überhaupt, aber fünf, sechs Viesser in ihrer Rechten o! es troff von Tage später, als ich sein Atelier betrat, faß die Blut... junge Japanerin in blaupfau mit roja und Natürlich, es war nur frische Farbe. Aber gold in einen weißen Obi mit gestidten rosa ein Rätsel ist dennoch um das Begebnis. Der Rosen bei ihm und bereitete Tee und zwitscherte Maler mußte nach Aussage des Arztes mor zehn Worte Deutsch  . Sie war am Tage nach gens, etiva um neun ermordet worden sein, und jenem Abend seine Geliebte geworden. Welche die japanische Truppe war vollzählig, Rose im Frau, die Felig begehrte, hätte sich ihm verjagt? im Wind einbegriffen, um halb eif Uhr nachts Dieser wahrhaft Glückliche fannte nicht den un nach Hamburg   abgereift. Neun Japaner be­erfüllten Wunsch. Aber an einem erfüllten schworen Roses Alibi... Und bis heute ist wirst du einmal sterben", soll eine Händlerin der Mörder nicht gefunden... Kann man jo einmal gesagt haben. Er erzählte es uns an phantastisch sein, zu behaupten, das Bild ei einem seiner tollen Atelierfeste, im Stile der aus seinem Rahmen gestiegen, Radhe an dem Pariser Montparnasse- Bälle. Trenlosen zu vollziehen? Und in den Rahmen aurüdgefehrt, habe es den befriedigten Blick nicht mehr von seinem Opfer fort auf seinen eigenen todbestimmten Leib richten können?...

Ich bestreite Ihnen nicht, daß es Chen gibt, wo Mann und Frau nur die rein finnliche Auffassung vereint; doch auch heute besteht noch geistige Gemeinschaft zwischen den Geschlechtern, und vielleicht mehr denn früher, die dem Leben erst den höchsten Adel verleiht.

So hadern Sie nicht weiter mit dem heutigen Geschlecht, verehrter, lieber Freund, es ist nicht anders organisiert wie die ver­gangenen und weiß noch immer sich selbst zu spenden, ganz und ohne Maßen.

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In Verehrung Ihre schauende Freundin. ooooooooo000000000

Die goldene" 3eit.

Liebe ist eigentlich eine unangenehme Sache, Ich weiß nicht, ob es anderen Leuten auch so

geht:

aber wenn ich alle fünf Jahr- eine Er­oberung machte,

wird todsicher der innerſte Mensch nach außen gedreht.

Der Magen benimmt sich, als sei er verstaucht, als hätte fein Juhaber fich gewaltig überfressen. Und dabei hat man zwar 85 Zigaretten hinter einander geraucht,

aber seit zwei Tagen nur ein paar Brötchen gegessen.

Selbst die Flasche zwischen dem Doppelfenster bleibt unangerührt.

Man tann nicht mal ordentlich einen verlöten, weil man immer den Fahrstuhl in sich spürt. Und ein Telephonanruf bewirkt dunkles Er­röten.

Wegen dieser Erscheinungen nehm' ich mich vor der Liebe in Acht. Allerdings geht das alles recht schnell vorbei, denn in einer späteren Periode kommt Liebe nicht mehr in Betracht, and man futtert wieder für drei.

Balentin().

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Die fleine Japanerin hieß, ins Deutsche übertragen, Rose im Wind... Sie war ent­züdend, sie war wirklich leicht wie eine Blüte, die Luft schien sie zu tragen, sie duftete wie cin nächtlicher Garten, zerbrechlich dünn war 000000 sie. In Felix Armen schien sie ein Kind, ein Spielzeug Aber diesem schönen, starken Bur­schen war die Liebe auch nichts anderes als ein Spiel, und wie ein Senade liebte er, sein Eine deutsche Angelegenheit in drei Injeraten.

Spielzeug faputt zu machen...

Er malte einen Akt von Rose und Wind. Stimono lag, nadi da und hielt einen Dolch Sie stand vor einent Sessel, auf dem ihr blauer in der Hand. Sie sah aufmerksam gespannt auf ihren Leib, im weißen Gejicht etwas wie Neugierde, Bosheit: um das Harakiri an sich zu vollziehen...

Es war ein schauriger Gedanke, und als ich einmal Rose traf, wie sie vor dem fast voll­endeten Bilde stand und es betrachtete, flüsterte Zumi San so sie: Wird sein einmal-

sterben Ja".

Aber Felix hob sie auf und wirbelte sie durch die Luft.

Er erzählte mir von dieser Liebe entzük­fende Episoden. Rose im Wind mußte die Zärtlichkeit, die feusche Leidenschaft in Person sein. Und nun lief der Monat ihres Aufent­haltes ab, die Truppe mußte nach Hamburg  hinauf, wo sie sich nach weiteren vier Wochen wieder einschiffen sollte. Felix berichtete halb lachend, halb verdrießlich, wie Rose fich ver­zweifelt gebärdete, ihn auflchie, sie bei sich zu behalten, fie fönne ohne ihn nicht mehr leben..

Es lebe der Titel!

I.

Emil Müller, städtischer Beamter Minna Schulze, Anftoltsleiterin

Verlobte.

Magdeburg  , Pfingsten 1928.

II.

( Acht Tage später.)

Meine Verlobung mit dem Straßen­ehrer Emil Müller erkläre ich hiermit für aufgehoben.

Minna Schulze, Aaftaltsleiterin. Magdeburg  , Datum.

HI.

( Am Tage darauf.)

Meine Verlobung mit der Bedürfnis. anstaltswärterin Minna Schulze wurde auf mein Ersuchen gelöst.

Emil Müller, städtischer Beamter. Magdeburg  , Datum.

( Simpliziffimus.)