3.

Das gute Buch.

Die Weltgrift- er".

"

Kultur.

Bon Karel Capet.

Es wird oft Klage geführt, daß zu wenig Bücher gelesen und gekauft werden. Das ist ge wiß wahr und es sprechen dafür zwei gewichtige

9.

Der im hastenden Berufsleben abgehenie[ Gustave Flaubert  : Heriodas", Paul Umstände: die schlechten wirtschaftlichen Verhält Mensch entbehrt meist der Kenntnisse und der Bourget: Der Sachverständige u. a.", niffe, in denen der Großteil der Menschen lebt Möglichkeit, sich in den Erscheinungen der Lite- Luise Büchner  : Weihnachtsmärchen", und die geringe Pflege der Kulturinteressen und ratur zurechtzufinden und er wird bei der Suche Kurd von Schlözer  : Briefe aus Mexiko  ", Kulturideate, durch die Schichte der heutigen Be nach der Befriedigung seines Lejebedürfnisses Spies: Türkische Erzähler der Gegenwart", figenden und Zahlungskräftigen. Alle Reffame leicht das Opfer gerissener Verleger. Mit fnal Christof Fritens: Ost Indianische Reisen fann an diesem kulturellen Nebelstande nus lig- farbigen Buchumschlägen, padenden Titeln und Kriegs- Dienste", O. E. Sartleben: wenig ändern. Dennoch: soll die Basis für die und mitunter auch durch niedrig festgesette Das Chefest", Sigfrid Siwert: Die- Verbreitung des guten Buches erweitert werden, Preise suchen diese das Publikum anzuloden, farpiraten", Edgar Allan Poe  : Pyms so kann dies nur nach der Seite der bildungs­Sensation, Spannung ankündigend. Oft genug abenteuerliche Ergebnisfe", Henry Pon- hungrigen Massen hin geschehen. Das in Selbst. ist es aber gewöhnlichster Kitsch, der sich hinter Taille: Kinderschidjal", Rüttenaner: gefälligkeit erstarrte buch- und geistesfremde der Aufmachung verbirgt. Für sein gutes Geld Der Gott   und der Satur, A.-de Musset  : neue Bürgertum, dessen Sinn allein aufs Ma­erhält der Käufer schlechte geistige Ware statt Der Sohn des Tizian", Karl Lerbs  : Die ferielle gerichtet ist, wird sich bestenfalls mit der geistiger Bereicherung. Da gibt es Serien- Spende", Lenormand  : Spione u." a.", stumpfsinnigen Unterhaltungsliteratur und der Bücher in weithin leuchtenden Farben, unter avedan: Bei einer gemeinsamen Frenn- Bildungssurrogaten begnügen, die weder sein denen hie und da ein besseres Buch eingereiht din", Otto Soyta: Die Erfolge Philipp Sirn belasten, noch sein Herz berühren. Indem ist, der Großteil ist wertloser Schund, der kaum Soulos". Daneben gibt es noch viele andere die Sozialdemokratie für die Sebung der Les die Aufgabe zu erfüllen imſtande ist, den Leser Werte der bekanntesten Autoren. Die Tamm- benserhaitung der Massen kämpft, wirkt sie als ein paar Stunden zu unterhalten, daß er sich fung der Weltgeist- Bücher" hat bereits weit- Bahnbrecherin der Kultur und der Geistigkeit. nachher nicht vor sich selber schämen muß und gehende Beachtung gefunden und es ist diefe: Gerne sei anerkannt. daß auch heute schon fich an den Inhalt auch noch nach einigen Tagen Bücherei allein schon wegen ihrer geschickten 3n- manche Verleger durch billige Preisgestaltung zu erinnern. Man braucht nicht so strenge zu fammenstellung, aber auch wegen der geschmack der Bücher und sorgfältigste Auswahl dem Bil fein und verlangen, jedes Buch müsse den aller vollen Ausstattung der Bändchen noch eine weit dungstrieb der Werftätigen Rechnung zu tragen höchsten Anforderungen entsprechen, aber wo- größere zu wünschen. Den wissenschaftlichen, suchen und unter diesen steht der Verlag der gegen der Kampf geführt werden muß, das ist, literarischen und fünstlerischen Bildungsbeftre- Weltgeist- Bücher" nicht an letzter Stelle. daß durch die aufdringlichste Reklame gewisser bungen wäre damit ein guter Dienst erwiesen. Berleger, die es sich leisten können", so viele Bücher unter das Publikum gebracht werden, die weder einem erleseneren Unterhaltungs­phaltierte Straßen zeugen für keine höhere Kul tur als ein Pflaster von Kaßenköpfen. Aber bedürfnis noch der seelischen Erhebung dienen, das Bedürfnis nach glatter und stiller Fre sondern nur der geistigen Verdummung. Vor Attentaten auf den gesunden Menschenverstand Es ist nicht allein ganz flar, was eigentlich quenz, nach Schnelligkeit und Sauberkeit, is müssen die Leser gewarnt werden, vor der Un- Sultur" bedeutet und was alles Kultur" iſt. eins der kulturellen Ergebnisse unserer Zeit. wahrhaftigkeit und Gefühlsverlogenheit, die Es ist zweifellos wahr, daß die Lehrfanzel für Der Lohnkampf ist an und für sich nicht ful ihnen gewiffenlos und geschäftstüchtig von be- Indogermanismus an der Universität eine kulturell; aber der Kampf um Erhöhung des Le turelle Angelegenheit ist; aber ein Stränzchen bensniveaus ist unser aller Kulturangelegen triebsamen Verlegern serviert wird und sie zu auf dem gebedien Tisch ist in seiner Art auch heit. Alle menschliche Tätigkeit, die das Ziel hat, allem dabei auch noch tötlich langweilen. eine kulturelle Angelegenheit. Der Konsum unser Leben zu vervollkommnen, zu erleichtern eines guten Buches ist ein kultureller Maßstab, und zu ordnen, ist kulturell. Es gibt feinen Um so lobenswerter muß das Bemühen aber der Konsum von Obst oder der Konsum gähnenden Riß zwischen Kultur und allem an anderer Berleger hervorgehoben werden, die eine von Seife ist auch ein fultureller Maßstab. Zur deren. Ich würde nicht behaupten, daß das erzieherische Mission zu erfüllen suchen. Unter Stultur gehört die Universität und die Küche, Brüllen der Motore die Musik der Gegenivars diesen sind an vordester Stelle die Weltgeist Poesie und Fußball, die Volksschule und das ist. Aber das Gebrüll der Motore ist eine der Bücher" zu nennen( Weltgeiſt- Bücher- Ver- Badezimmer. Es liegt nur daran, wie man Stimmen der Polyphonie des kulturellen Ves lags- Gesellschaft m. b. H., Berlin  - Charlotten- alles benut. Kurz gesagt: sobald wir uns bens, so wie der himmlische Klang einer Geige, burg 2), die in feinen, farbigen Leinenbändchen entschließen, den Menschen als Kulturgeschöpf oder die Worie eines Redners, oder das Ge als eine Serie von Büchern erscheinen, von zu betrachten, ist alles, was aus seinen Hän schrei auf dem Sportplay Stimmen dieser Po denen jedes einzelne die sorgsam prüfende Hand den kommt, alles, was er besitzt, um gut zu Typhonie sind. Die Kultur ist kein Abschnits verrät. Es ist im besten Sinne Bildungsstoff so leben, ein Kulturfaktor. eder Bruchteil des gegenwärtigen Lebens, fie wohl in der wissenschaftlichen und klassischen Ab­Bedenken wir, der Mensch muß in einem ist seine Summe und sein Mittelpunkt. teilung dieser Bücherreihe, als auch in ihrem Loch oder unter einem Dach wohnen. Aus vic­schöngeistigen Teile, Bücher, die man nicht bloß fem sehr einfachen physischen Bedürfnis hat er lieft und weglegt, sondern die man in seine schließlich eine Menge von Dingen geschaffen, Hausbibliothek stellt und die in ihr einen ehren wie die Architektur, die Bilder an der Wand, Die Riesen der Tierwelt hat der Mensch vollen Platz einnehmen. Das einzelne Bändchen das Muster auf dem Teppich, die Vase auf dem siegreich bezwungen. Der Ur, einst der kostet 65 Pfennig, doch sind, um die Herausgabe Tisch, Ziermöbelstücke und Blumen am Fen Schrecken unserer Wälder, ist längst ausgestor auch größerer Werke zu ermöglichen, mehrere ster. Die Natur hat dem Menschen das Be- ben. Bären und Wölfe sind aus Mitteleu Nummern in einem Bande vereinigt, wodurch dürfnis des Essens, der Liebe, des Spieles und ropa vertrieben. Der Elefant ist zum Lasten­der Buchpreis natürlich eine entsprechende Er- die Fähigkeit zu Erkenntnissen gegeben. Aus höhung erfährt. Die Sammlung zählt bereits dieser Handvoll Bedürfnissen und aus dem Hun­mehrere hundert Nummern und umfaßt( wie ger heraus hat der Mensch die Gemeinde, die hier schon einmal besprochen wurde) nicht nur Gesellschaft, das Handwerk, Kunst und wiſſen­Werte aus allen Wissensgebieten, sondern auch schaft und Religion geschaffen, das, was wir solche der Erzählungsliteratur älterer und al- Niveau des Lebens nennen. Und das, worin tueller Art. Um die Vielseitigkeit und Reichhal- wir seinen wunderbaren Gipfel erkennen. telebertragung und Verbreitung anstecender tigkeit der Reihe zu zeigen, feien hier' einige der Kultur ist alles, was dieses Merkmal von Voll­Werke der letzteren Gruppe genannt: Pierre fommenheit, von Bereicherung, von Qualität Loti: Reise- Stizzen und Novellen", Achim und von Rang hat. Kultur ist überall, wo von Arnim: Der Kronenwächter", Hans menschliche Tätigkeit von der Vorliebe für ein von Kahlenberg  : Die andere Welt", höheres Niveau geleitet wird. Kultur ist gleta Luise von Francois: Der Posten der zeitig Lugus und Tugend, sie ist höherer Genuß Frau", Georg Fröschel: Das jaredliche und höhere Disziplin des Lebens. Erlebnis", Gustav af Geijerstam: Irre Die Menschen mühen sich manchmal, den am Leben", Gustave Flaubert  : Die Le- Unterschied zwischen Zivilisation und Kultur gende von Sankt Julian  , dem Gastfreien", n bestimmen. Ein Motorpflug ist an und für Hans Anton Aschenborn  : Mardadi, jich gewiß fein Stück kulturellen Lebens; aber und andere Kolonialerzählungen", Cervan- eine fulturelle Tat ist die Befreiung des Men­tes: Das Zigeunermädchen von Madrid  ", schen von grober und drückender Arbeit. As

Notwehr.

träger und zum Schauſtück zoologischer Gärten geworden. Weit schwieriger ist der Kampf gegen die kleinen Plagegeister, das Ungeziefer.

Da ist z. B. die Fliege, anscheinend ein friedliches Tierchen, und doch ein gefährlicher Feind des Menschen; spielt sie doch bei der Krankheiten, z. B. von Typhus  , Ruhr, Poden, Cholera und Pest eine bedeutsame Rolle, dies um so mehr, als sie sich erstaunlich schnell forte zupflanzen vermag. Ein einziges Fliegenpaar beheimatet an der Decke unserer Stube, zeugt in knapp einem halben Jahr neun Generati onen, deren Zahl an Einzelwesen nur mit Zif­fern benannt werden kann, die uns aus der Fre flationszeit bekannt sind: es sind nicht weniger als etwa 336.000 Billionen. Wollten wir in jeder Sekunde eine von ihnen fangen, so wür den wir, wenn die Fliegen und wir selbst fo lange leben könnten, 10.000 Millionen Jahre