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Feieraberd
Feierabe
Jr. 30
Enterhaltungsbeilage.
Dichtungen von Kindern.
Aus einem Gebicht ,, Der Wunschring".
... den ersten Wunsch würde ich tun, wenn ein Kind weinte, weil es Angst hat. Da würde ich wünschen,
daß alle Aengste aus dem Kinderherzen verbannt sein sollen... R. E.
Meine Angit.
Ich ging heut auf den Oberboden. Es war schon ganz dunkel. Oben auf der Dicle lagen drei lange, schwere Gestalten. Ich zitterte mit dem Herzen, mit den Beinen und mit dem ganzen Körper vor Angst. Ich schrie:„ Silfe, Hilfe!" Schnell, schnell fam nun die Mutter mit Licht entgegen. Und was war es? Es war ein Haufen Lumpen! Da hatte mir die Mutter einen großen Angstein vom Herzen gewälzi. Da hörte auch mein Zittern auf. Die Augſt iſt ein häßliches, gräßliches Ungeſchöpf. Mit ihren vielen, vielen Strallen frallt sie sich fest in den Menschen ein. Sie drückt ihn hinunter und quält ihn. L. F.
Heimweh.
Kommst du mit,
hinaus in die Nacht?
Wo die Bäume vor deinen Augen wandeln?
Du sprichst:
„ Die Angst,
ja, wenn die Angst nicht wäre!"
Kommst du mit,
hinaus in die weite Welt,
wo alles fremd ist
Der Hühnerhof.
Ich habe einen Hühnerhof bekommen. Einen Hühnerhof und ein Auto.
Ich hatte noch gar nicht mit den beiden gespielt. Das Auto hatte Reifen,
und die Holzhühner richtige Federn.
Die Spielfreunde sind gleich zu Besuch gekommen und haben das Auto genommen und gespielt:„ Das Auto fährt Hühner tot." Da ging beides kaputt, und die Spielfreunde find weggegangen. und ich habe mich zu den Hühnern auf die Erde gelegt und geweint und wollte auch sterben, wie die Hühner und das Auto.
Not des Lebens. Warum ich traurig bin.
11. M.
Ich weiß nicht: Ich bin so traurig, weil die Mutter und ich allein zu Hause sind. Meine Schwester dient bei fremden Leuten und mein Vater ist ganz weit in Grünberg. Dort walzt er mit der Dampfwalze die Straßen. Aber er hat mir schon einmal geschrieben. Sonntags ſind wir auch immer allein. Das ist nicht
schön.
Euge der Städte. Die Straße.
2. R.
Die Straße liegt so holprig da. Sie streckt ihr schwarzes Gesicht nach oben. Die Wagen und Autos rattern darüber weg. Wie mag der Straße zumute ſein, wenn sie immerfort so rumpelt?
und kein bekanntes Geficht dir entgegenſpricht? und in der Nacht, wenn alles Fuhrwert ruht, Du weinst:
„ Das Heintiveh,
ja, wenn das Heimweh nicht wäre!"
Th. W.
Enttäuschung im Spiel. Meine Geburtstagspuppe. Vor zwei Jahren bekam ich eine schöne Puppe. Die hatte solche rote Backen, daß ich dachte, die wären von Fleisch. Sie schlief auch, wenn ich sie hinlegte. Ich freute mich sehr. Das Herz klopfte vor Freuden. Der Geburtstagsmann hatte die Puppe sehr zerdrüdt. Die Haare waren zusammengerollt. Da mußte ich die Puppe erst ordentlich fämmen. Innerlich hatte ich die Puppe ganz anders gesehen. In Wirklichkeit hatte sie ein rotes Kleid an, aber innerlich hatte sie ein roja Kleid an. Die große Puppe lebt noch. Sie fist im Schrant. J. St.
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da schüttelt die Straße ihr Angesicht ab, wie ich manchmal die Stadt von mir abschütteln möchte. H. B. Das finstere Zimmer. Mein Zimmer ist so häßlich, ich find' es furchtbar gräßlich. Doch alle sagen, es ist schön. Dabei fann ich nichts weiter sehn als Haus und Hof und Stein. Der Hof ist auch so flein. Wann gudt der Sonnenschein je in mein Fenster rein?
In der Nacht. Wenn die Nacht ihr schwarzes Tud übern Weltenraum spannt, und im tiefsten Schlummer liegen Blumen, Baum und Land
J. F.
1929.
Horch! Was für ein Aechzen bringt der Wind getragen? Stöhnend frächzt es näher schon. Schaut hin: Eine Schlange Schleicht sich durch das Land. Hundert Augen blinken an dem dunklen Körper lang. Grausig ist es anzusehen, schrecklich ist es anzuhören, wenn es sich vorüberwälzt. Doch es zieht nur seine Bahn und weicht niemals davon ab, wie wir Kinder gebunden sind und nie in die Weite können,
W. G.
Rampf der Kreatur. Die erste Schwalbe. Gestern, als ich in den Hof kam, hörte ich einen Vogel singen. Nach der Stimme war er mir bekannt. Auf einmal joh ich ihn beim Nachbar auf dem alten Birnbaum. Er saß auf einem dürren Aestel. Ich freute mich sehr. Denn es war die erste Schwalbe in diesem Jahr. Sie sang gerade das Morgenlied. Beim Singen, da zudie sie immer mit den Flügeln, und sie guckte sich immer ängstlich um, als müßte noch jemand kommen. Auf einmal schrie sie laut und flog fort. Sie hatte eine andere Schwalbe gesehen. Der flog sie nach. P. H. Der Zant zwischen Kaße und Maifäfer.
Hente fand ich einen Maifäfer liegen. Gleich sprang unsere Raße auf den Maikäfer zu, und schon hatte sie ihn im Mund. Sie schüttelte ihn mit ihrem Kopfe and schon war er tot Sie ging ein Stück weiter, aber es ließ ihr feine Ruhe und sie mußte sich noch einmal umguden. Da wackelte der Maifäfer noch ein wenig mit dem Bein. Da hatte sie ihn aber gleich in den Krallen und verschlang ihn. F. M.
Beid in der Natur. Die flagende Birke. Gestern ging ich bei einer Birke vorbei. Sie war schön angezogen, aber sie war sehr traurig. Ihre Arme hingen müde herunter. Sie sah aus, als ob sie mir etwas sagen wollte.„ O", rief sie ohnmächtig,„ die Leute haben mir das Blut ausgesaugt. Sie haben mir ein Loch in den Leib gebohrt." Sie fing an, bitterlich zu weinen und sagte:„ Jetzt werde ich wohl sterben." Dann kam der Wind und pfiff ihr ein Lied auf seiner Windpfeife. Da bin ich lieber weitergegangen. St. S.