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Feierabe

Feierabe

tr. 38

Unterhaltungsbeilage.

Mein Gelbstmord.

Bon Robert Neumann.

1929.

Es ist einige Zeit her eine so be-| flämmchen angestedt, ein winziges Toten- Er blickte auf und reichte mir, verwundert fremdlich lange Zeit, daß es mich schwindelt, licht; das brannte zweiundsiebzig Stunden ein wenig, doch wohlerzogen die seine und wenn ich die inzwischen durchklommenen tagaus und nachtein und gab meinem Schlaf fragte höflich: Wünscht du etwas?" Ich Jahressprossen der schwanken Leiter nieder blice. Ich war damals recht genau acht Jahre alt, und das weiß ich daher, daß ich zu meinem achten Geburtstag den Löwen  kopf bekam, in dessen aufgesperrtes Maul man mit Bällen warf, er hatte eine Feder in sich und schnappte danach. Diese Feder brach bald, das Tier ward auseinander genommen und wanderte dann den Weg alles Spielzeuggerümpels, aber dieser Löwe ( er roch nach Kleister und Lack- noch heute weiß ich seinen Geruch), dieser Löwe war schuld an allen.

eine schüchterne, schlichte und trauliche Helle. hatte mancherlei fagen wollen, aber all das Aber auch das ging vorüber und mit meinen wäre nicht das rechte gewesen, denn mit Aengsten ward es so arg, jedes snacken der einemmal war mir die Kehle eng. So war Möbel, jedes widergespiegelte Licht von der es mir im Augenblick um nichts so sehr zu Straße her versetzte mich so sehr in einen tun, als darum, meinem Anruf einen Vor­Taumel schreienden Entsetzens, daß ich wand zu schaffen. Die Steine! Die Steine schließlich wirklich in eine fiebrige Krankheit aus meiner Tasche wollte ich ihm zeigen. verfiel und ein paar selige Nächte herrlich Stumm zog ich die Schachtel hervor, stumm geborgen zwischen Vater und Mutter in öffnete ich fie, stumm ließ ich Stück um Stüd deren breiten Betten verbringen durfte. in der falten Nachmittagssonne aufleuchten Man ging dann sehr sanft und liebevoll und reichte es dann dem andern zu beſſerer mit mir um und am Tage meines ersten Betrachtung. Der Blonde... oh, mein Schulgangs nach der Genesung bekam ich Reichtum machte auf ihn Eindruck, das sah Ich schlief damals im Speisezimmer auf dann das Geschent, das mich fast das Leben ich. Stück um Stüd ließ ich leuchten und einem Diwan. Daneben war eine Kammer, fostete. Mein lieber Vater brachte es heim. legte es ihm in die Hand. Er nahm sie alle und hinter dieser Kammer erst lag der( Er hat es von seinem Frühstücksgeld ge- und hielt sie behutsam, daß sie nicht fielen. Schlafraum der Eltern. Eines Nachts er- fauft ich weiß heute, daß es meinen El- Dann hob er sein offenes, verwundertes und wachte ich und fah an der Wand gegenüber tern damals recht fnapp zusammenging.) Es erfreutes Gesicht zu mir und fragte:„ Wirk­den Löwenkopf, auf dem ein Laternenschim- war eine Schachtel mit Mineralien: drei, lich? Das alles schenkst du mir?" mer, sich von der Gasse her durchs Fenster verirrend, ein knöchernes Widerspiegeln und eine gräßlich vereinfachte Lebendigkeit wach rief. Ich schrie auf, schrie dreimal, mein lie ber Bater fam, weiß, im Hemd, langen Un­terhosen und Soden, fragte, was los fsei, schalt dann und warf die Tür hinter sich zu.

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vier Gesteinssorten, drei, vier Arten beson­Die Kehle war mir eng ich jagte deren Glimmers, ein Bergkristall, zwei robe nicht nein. Ich wurde sehr rot. Vielleicht Halbedelsteine, eine Pracht, die mich fast von habe ich sogar ja gesagt. Von Herz schob die neuem in Fieber warf. Es war Schulzeit, Steine in seine Tasche.„ Auf den Glimmer bat, die die Schachtel mit den Steinen ſteckte ich zu mußt du achtgeben, da ist echtes Gold drin mir und machte mich auf den Weg. Gewiegt nen", sagte ich mühsam die Kehle war von meinem ſtillen Glück, wie schwerelos mir eng. Von Herz nickte froh und rief mir Um diese Tür, um diese beiden Tücen und immer wieder nach der Schachtel in von meinem Speisezimmer zu jener Stam- meiner Tasche tastend, brachte ich die zwei dort noch eine Weile gestanden haben; viele einen frohen Dank zu und lief. Ich mag mer und von der Kammer zum Schlafraum Schulstunden hin und machte mich dann auf Menschen gingen an mir voüber in der kal­der Eltern ging dann der Kampf- ein den Heimweg. Nun war aber in unserer ten Nachmittagssonne. Kampf, der von mir mit allen Fasern des Klasse einer, der hieß v. Herz, ein blonder, Herzens, mit einer zitternden Aufgewühlt- magerer, gefitteter Junge, ein Junge wie Da die schon niederer stand, wehte ein heit geführt wurde. Ich bat, man solle die andre- von uns allen aber wurde er sei- strenger Wind. Ich knöpfte den Mantel Türen nachtüber offen lassen, wenigstens nes Adels wegen verehrt und angestaunt wie auf, breitete den Rock und ließ mir die harte zur Hälfte, wenigstens einen schmalen, ganz ein Meertier. Ich vornehmlich verband mit Luft an das Hemd wehen. Sterben- frank schmalen Spalt nein, man wollte meiner seinem Namen und dem kleinen Wort davor sein, sterben, ging es mir durch den Kopf. Torheit nicht nachgeben und man ließ mich die Vorstellung eines Kavalleriegefechts und Als ich heimkam, war der Tag gesunken. allein. Und dieses Entsetzen vor den Ge- cines Empfangs bei Hofe, wobei v. Herz Beim Abendbrot sprach ich kein Wort. Die sichten meiner verstörten Nacht muß lange auf die friegerischen Geschide des Staates Mutter sagte:„ Er ist noch frank." Aber das gedauert haben, denn ich kann heute nach entscheidenden Einfluß nahm. Diesem v. Herz mit dem Wind hatte nichts genügt- ich rechnen, daß es beträchtlich später, erst ein in Freundschaft mich anzuschließen, war seit fühlte fein Fieber. Ich ging zu Bette. Daß paar Monate nach meinem neunten Ge- je meine Sehnsucht, und war es das durch jene beiden Türen geschlossen würden, ver­burtstag war, als meines Vaters Vater den Schatz in meiner Tasche vermittelte langte ich selbst und wurde dafür belobt. ,, Er starb. Ich fannte ihn nicht, er wohnte Hochgefühl, das mich gerade auf jenem nimmt Vernunft an", sagte mein lieber Ba­irgendwo in der Slowakei  , im Gebirge, aber Heimweg mutig machte, war es noch ein ter. Ich hätte ihn umarmen mögen vor ich erinnere mich der Nacht nach seinem Rest von Fieberkühnheit aus meinen Strank- vielem Wehaber das hätte mich verraten. Heimgang und der zwei dann folgenden heitstagen an der Ecke der Kranenstraße So stellte ich mich schlafend, bis alles still Nächte als besonders glüchafter, als fast und der Pilgergasse trat ich auf den Blonden war. Dann erhob ich mich behutsam und festlich erregter: mein lieber Vater hatte am zu, trat ihm in den Weg, rief ihn an, rief: drehte das Licht auf. Ein Glas Wasser hatte Sims der Speisezimmerkommode ein Del- ,, v. Herz!", und hielt ihm die Hand hin. lich neben mir. Zwei Schachteln mit Zünd­

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