Än«mein kleinen Rivierabotel amü­sieren sich deutsche   Spießbürger, wie sich «bet» Spießbürgeramüsieren". Schließ­lich kaffen sie sich von einem geriebenen Hochstapler hineinlegen. Darüber hat Usarski ein satirisch-drolliges Buch ge­schrieben,Dos Hotel znm Para­dies", Delphin^ Verlag  , München  , mit Ivü Zeichnungen des Verfassers, dem wir dl« folgende lustige Szene entnehmen: Ich betrat unser Zimmer und stand verdutzt. In der offenen Balkontüre lehnte Lisbeth an der Balustrade, rauchte ganz gegen ihre sonstige Gewohicheit eine Ziga­rette und unterhielt sich lächelnd und offen- bar in angeregtester Stimmung mit jeman­dem, der a>rf dem benachbarten Balkon stehen mußte. Ich war mir noch nicht ganz schlüssig, ob ich zurückAehen oder hinzutreten sollte, als eine Männerhand herüberlangte und mit Zärtlichkeit über Lisbeths Hand strich, was meine Fra  « mit einem gluckseichen Lachen sich gefallen ließ. Mr schlug es wie mit einem Borhammer aust Herz, ich trat mit drei Schritte« rasch vor Ich habe der gnädigen Frau aus der Hand gelesen," sagte der Baron de Rosolio seelenruhig, mit dem Bauch weit über der Brüstung seines Balkons liegend und ohne nach meinem Dazwischentreten diese Stel­lung zu verändern.Ähr interessant!" Ähr intereffant!" echote ich. Tenn ich verspürte einen Knödel in der Kehle, der mir fast die Luft wegschnürte.Das eh das kann inan also auch auf den« eh auf deni Handrücken!'?" Aber natürlich!" und steckte mir den seinen, der mit schwarzen Härchen dicht be­deckt war, unter die Rase.Sehen Sie, hier, diese feinen Linien sie geben manchmal noch beffere Auskunft als die in der Hand!" Jedenfalls gab mir seine Hand im gan­zen gcnügeiid Auskunft, um mir Borsicht anzucmpfehlen. Sie Ivar breit und mus­kulös und ähnelte mehr der eines Schwer- gewichtSboxerS als der eines adligen Ba­rons. Die schaufelförmigen Fingernägel waren von Riefeln und schwarzen Flecken, wie von kleinen Quetschungen, durchzogen uitd auS dem Aermel seines zwar seidenen, ab« ziemlich geschmacklos gemusterten Das Dae«. Schlafrocks trat auf dem Unterarm die Tä­towierung zweier Damenbeine hervor. Wie ein Blitz durchfuhr mich der Gedanke, daß er vielleicht kein Baron, vielleicht sogar ein Hochstapler sei. Doch verwarf ich«h» so­fort wieder, weil ich mir sagte, daß er w kein deutscher, sondern eben nur«in italieni­scher Mliger war, dem, wie diesem Bolte überhaupt, Dinge und Merkwürdigkeiten eignen, die unser Kopsschütteln immer wie­der mit Recht erregen. Rosolio hat mir von seinem Urgroß­vater vyahlt!" sagte LiSbech. Sie sagt schonRosolio", durchfuhr eS mich.So, so, Urgroßvater!" ,La, Casanova! Du weißt doch, von dem wir das Buch haben, daS du mir als Braut geschenkt haft!"! Und sah dabei den Baron kichernd an. So, so, Casanova!" Ich fühlte, wie ich alle Farbe verlor. DaS ist eh sehr interessant!! Wenn man schon einen solchen Urgroßvater hat" Za, ich habe viel von ihm!:" grinste de Rosolio unb blinzelte, wie mir schien, mein: Frau dabei an. ,M ja ja gewiß eh, hoffent­lich nein, ich meine Seit wann rauchst du Zigaretten» wenn ich fragen darf," fuhr ich meine Frau an. Warm» soll ich nicht!?" platzte sie zurück. Und deine Kopfschmerzen!?" Die sind weg!" Aha, weg! Ich verniutr, von der Zigarette!" Möglich!" zuckte Lisbeth die Achseln. Eine sehr gute Zigarette!" nickte de Rosolio.Bitte, nehmen Sie!" und hielt »lir ein silbernes Etili hin, in dessen ver­tieftes Oval die emaillierte Photographie einer ihre rückseitige Partie zeigenden, total nackten Dame eingelassen war. Die hat er natürlich auch Lisbeth ge­zeigt, durchfuhr es mich und wollte ichon brüsk ablehnen. Bedachte dann aber rafch, daß cs uni unserer nationalen Ehre willen nötig sei, ihm nicht billige Gelegenheit zu geben, von uns fehlenden guten Manieren sprechen zu können. Weshalb ich eine Zi­garette uiw sogar daS angebotene WachS- zündhölzchen mit Dank annahin. Doch stieg meine innere Wut j« mehr," je länger ich aus gewissermaßen außenpml-, tische» Gründen Höflichkeit zu wahren mich gezwungen sah, und, ganz am Rande mei-i ner Selbstbeherrschung, platzte ich plötzlich heraus: ,^ch wünsche Sie unter vier Auge« zu sprechen, Hebr Baron!" Wofiir das?" erstaunte sich meine! Frau. ,Mtte sehr," d« Rosolio richtete sich! aus,gerne! Wollen wir hier bei mir aus j meinem Zimmer?" Unten, wenn cs 5rbnen recht ist!"! Va bene! Ich stehe in zwei Minute« zu Ihrer Beifügung!" und verschwand.| Was soll das?" fragte Lisbech und i sah mich spöttisch au. Nichts, was dich interessieren könnte!", steckte ostentativ einen auf der Kommode stehenden messingenen Kerzenleuchter in die Hchentasche(was mir nur halb glückt«, well er zu lang war) und ging mit energischen Schritten hinaus. Vergiß die Streichhölzchen nicht!!" t rief sie mir lachend nach. Was meine Wut: geringer zu machen, nicht geeignet war. Am Ende des Ganges   kam der Baron schon hinter mir her. Ich erwartete ihn am Treppenabsatz, i worauf wir schweigend hinunter und vorJ die Türe gingen. Draußen setzte er sich auf die Bank nnd lud mich mit einer Hand-1 bewegung ein, neben ihm Platz zu nehmen.' Ich versuchte es zweimal, konnte cs aber nicht wegen des Leuchters in meiner Tasche, weshalb ich kurzerhand stehen blieb. Was de Rosolio veranlaßte, sich ebenfalls zu er­heben. Es war mir das höchst unange-- nehm und ich verwünschte heimlich das messingene Ding, das ich doch nur meiner Fran zu imponieren, eingesteckt hatte und das dazu mich in der Leistengegend emp­findlich kniff. Denn dieses uns Gegenüber­stehen gab der an sich schon genug delikaten Situation einen Ernst, den ich wegen der Gefahr, mit der sich in dieser Stellung schcnßlichstc Affären plötzlich und sowohl un­vermutet wie ungewollt entwickeln konnten, gerne vermieden hüt^. Weshalb ich denn auch in einem freundlicheren Tone, als ich sonst angeschlagen haben würde, begann: Herr Baron, wie gefällt Ihnen meine Frau?" Ä