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TURS
22
r. 44.
Enterhaltungsbeilage.
Das gebildete Gespenst.
Eine Humoreste von Gherwood Anderson.
1930.
Die Geschichte, die ich hier erzählen will,| Buche von jagen wir: Waldo Frank . Er wollte gern Bildung haben, aber in ereignete sich in South Bend , Judiane. Und die Frau, der sie widerfuhr, war eine Witwe, von Beruf Lehrerin.
Vielleicht ist es auch Sister Carrie ". Und während sie so sibt, bei verschlossenen Türen, kommt das Gespenst strads ins Zimmer.
Die Frau hatte ein Kind, ein sieben- Es war ein hochgewachsenes und ziemjähriges Mädchen. Als sie nach South Bend lich ernsthaft dreinblickendes Gespenst, ein ziehen wollte, fonnte sie zuerst feine Woh sehr gut aussehender Mann von vielleicht nung bekommen. Plötzlich fand sie zu ihrem fünfundvierzig Jahren. Die Frau berichtete, Erstaunen ein schönes Haus, das für eine er wäre geradewegs durch die geschlossene niedrige Miete zu haben war. Als sie mir Tür ins Zimmer gekommen. Als er auf den davon erzählte, sagte sie, es wäre ihr unver- Platz zukam, wo sie saß, war sein Benehmen ständlich gewesen: Da stand das Haus, ein ein bißchen linkisch und verlegen. schöner, bequemer, alter Ziegelbau, an einer guten Wohnstraße, mit einem großen Rajenplazz und Bäumen vor der Tür; und es hatte seit zwei Jahren leergestanden.
Es spukte in dem Hause. Sie erfuhr es von den Leuten. Aber sie sagte, es wäre ihr einerlei, und sie zog ein. Alles ging vortrefflich. Das Haus hatte sehr schöne Zimmer und in jedem Zimmer war ein Kamin. Sie bekam das Ganze für 10 Dollar monatlich.
Unverweilt erklärte er, daß er im Leben niemals Gelegenheit gehabt hätte, sich in der Gesellschaft gebildeter Leute zu bewegen. Ich bin ein Gespenst," sagte er, aber ich bin gänzlich harmlos, das dürfen Sie mir glauben.". Sie hätte, so berichtete mir die Lehrerin, den Gindruck gehabt, daß ihr Gespenst ein ganz ausgezeichnetes Gespenst wäre. Es wäre ihr, sagte sie, von Anfang an flar gewesen, daß der Geist trotz seiner etwas rauben Außenseite über eine underfennbare Herzensbildung verfügte.
Natürlich ging es sehr bald los mit der Spuferei. Geschlossene Türen gingen auf Natürlich war sie zuerst ein bißchen und klappten wieder zu. Wenn sie allein in zitterig und verstört. Seien Sie ganz un einem Zimmer saß, bei offenen Fenstern besorgt," sagte der Geist. Er würde es", ( höchstwahrscheinlich korrigierte sie Hefte), fügte er hinzu, nie gewagt haben, ihr lästig dann wurde sie von einem jähen Windstoß zu fallen das heißt: er würde sich niemals getroffen. Nachts hörte sie zuweilen leise materialisiert haben, wenn er sich nicht m Schritte. Es gab ohne Zweifel noch einen schwerer Kümmernis befände. Und das anderen, einen unsichtbaren Bewohner im ganze Elend", sagte er ,,, fäme von seinem Hause. Bildungsmangel her. Und er wäre za ihr Zuerst hatte sie fürchterliche Angst. gekommen, weil er fühlte, daß er es mit Aber so sagte sie, als sie mir ihr Greiner gebildeten Frau zu tun hätte." lebnis berichtete: sie war eine einsame Frau, und man gewöhnt sich schließlich an alles. Zuletzt freute sie sich beinahe an die Gegenwart des Unsichtbaren. Es tat wohl, das Borhandensein eines Wesens zu spüren. Jemanden zu haben, mit dem die Gedanken sich beschäftigen konnten. Ihre Tochter, die tebenjährige Sleine, ging schon um acht zu Bett. Die einsamen Abende waren uun weniger einsam.
Die Kümmernis bestand darin, daß er: drüben in der Geisterwelt, in der er weilte, nachdem er( wie die Lehrerin es nannte) „ das irdische Wirrsal von sich geen hatte"
der Geisterwelt fonnte er sie nicht kriegen, denn die gebildeten Leute verkehrten nicht mit ihm.
So war er denn in die Welt der Wirklichkeit zurückgekehrt und hatte sich zu einer Frau geflüchtet. Der Ehemann der Lehrerin war, scheint es, zu seinen Lebzeiten ziemlich ungebildet gewesen. Er war Rohrleger. Und er hatte jagte sie, an wichts anderes gedacht und von nichts anderem geredet als vom Ballspiel.. Dennoch hatte sie es bei ihm ausgehalten, bis er starb. Sie hatte gute Zeugniffe( vielleicht hat der Geist das gewußt). Mir wurde flar, daß sein Tod( diesmal meine ich den Rohrleger) für die Lehrerin fein tödlicher Schlag gewesen war.
Anderseits war sie nicht gerade das, was man eine schöne Frau nennt; und sie hatte eine Tochter. Welche Aussicht hatte sie da, einen Gefährten zu finden, der mit ihr in der Welt der Bildung leben wollte? Sie und der Mann ich wollte sagen: der Geist waren in derselben Lage.
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In allem, was Bildung heißt, hatte sie allerdings einen ganz großen Vorsprung. Vor allem las sie gerade damals emfig alle Modernen. Sie fanite nicht nur ihren Joyse und ihren O'Neill sie fannte auch ihren Dreiser, ihren Frank und ihre Gertrude Stein . Und sie erzählte mir, daß sie mit dem Gespenst einen ganz herrlichen Winter verbracht hätte.
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Jeden Tag ging sie in der Schule ihren Pflichten nach, und abends eilte sie heim und brachte das Kind zu Bett. Sie wollte näm lich nicht, daß das Kind an ihrem Vergnügen teil hätte; warumt das wußte sie selbst nicht. Vielleicht meinte sie, daß die Stleine womöglich auf schlimme Gedanken fommen könnte, wenn sie abends einen Mann im Hauje jah.
daß er da drüben mit der Gesellschaft von Leuten vorlieb nehmen mußte, die so ungebildet waren, wie er selbst. Der Mann war im Leben das gewesen, was wir Amerikaner Aber es war natürlich nichts Unrechtes einen„ law- brow" nennen: ein geiftig an- dabei. Das Gespenst hat ihr niemals auch spruchsloser Mensch, ein ganz gewöhnlicher nur einen Ruß angeboten. Sie hat mir das Fabritant, der nichts im Kopf gehabt hatte selbst erzählt. Die beiden jaßen ganz einfach als sein Geschäft, Geldverdienen und Golf- nur beijammen und lasen Bücher, und spielen. Und als er nun da drüben in die hinterher sprachen sie das Gelesene durch. Geisterwelt gekommen war, hatte er für seine Wer von uns hat nicht auch schon solche Gleichgültigkeit in Bildungsfragen büßen Abende mit einer Frau verlebt? Wie köstlich müssen. Nun war ihm plößlich tlar ge- sind sie doch! Da sigt sie nun also, eine einsame Frau worden, was für einen Fehler er begangen in einem einsamen Hause. Sie liest in einem| hatte. Und das hatte ihn verdrossen.
Die Frau war mit Eifer auf Bildung bedacht. Das war ihr stärkster Wesenszug. Abends saß sie lange und las. Sie las die Bücher allerneuesten und geistig anspruchsvollsten Schriftsteller, besonders der sogenannten Modernen.
Ja, und bei alledem kriegte der Geist Bildung und immer mehr Bildung und die