Frau ebenfalls. Sie verbrachten den ganzen Winter so. Noch niemals hatte South Bend ein so freundliches Gesicht gemacht. Ihr wäre, sagte mir die Frau, wahrhaftig der Gedanke, daß bald Frühling werden würde, verhaßt gewesen. Sie hatte so ein Borgefühl, daß der Geist sie beim Einzug des Frühlings verlaffen würde, um nie mehr wiederzu­Behren, weil er dann eben genug Bildung bekommen hatte.

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Nun, und haargenau so kam es dann auch. Das ist das Tragische in der Geschichte. Sie die Geschichte tat, was alle derartigen Begebenheiten tun sollen: sie erreichte ihren Gipfelpunkt an einem Früh­lingsabend. Ich werde niemals vergessen, wie die Stimme der Frau bebte, als sie mir

von diesem Abend erzählte.

Natürlich war es ein Abend voll mil­den Mondlichtes, und draußen im alten Garten famen gerade die Blätter aus den Knospenhüllen hervor. Die Frau saß am offenen Fenster. Sie bildete sich nämlich ein, daß es für das Gespenst leichter sein müßte, in Haus zu kommen, wenn Fenster und Türen offen waren. So wirklich war der Geist für sie geworden.

Und dann kam er. Und zwar kam er nicht durch das offene Fenster ins Zimmer, sondern irgendwo durch die Wand. Das war nun mal so seine Art, der Geist konnte die Bücher, die er gemeinsam mit der Lehrerin gelesen hatte, nicht in die Geisterwelt mit nehmen, seine Hand vermochte ja nicht ein­mal ein Buch zu halten. Die Lehrerin pflegte ihm laut vorzulesen, und wenn das laute Lesen sie zu ermüden begann, stand er hinter ihr und las über ihre Schulter hinweg. Von Zeit zu Zeit erläuterte sie ihm die schwer verständlichen Stellen. In manchen Büchern gab es sehr viele solche Stellen. Das Ganze muß sonderbar ausgesehen haben.

Oder vielmehr: es müßte sonderbar ausgesehen haben. Denn außer der Frau vermochte niemand das Gespenst zu erbacen. Eines Abends kam, als der Geift im Zimmer war, der Schulvorsteher herein, ihr Vorgesetzter, aber er sah den Geist nicht. Nie im Leben, sagte mir die Frau, hätte sie sich über eine Entdeckung mehr gefreut als über diese. Der Schulvorsteher hätte ihr nämlich zu gern etwas am Zeuge geflict; sagte sie. Das heißt: der Ausdrud ,, am Zeuge geflict" stammt von mir; sie drückte sich anders aus.

Aber bleiben wir bei dem Frühlings­abend. Der Geist famt und setzte sich an ihre Seite. Heute abend wollen wir nicht lesen", fagte er. Seine Stimme war leise, und es schwang ein Unterton unendlicher Traurig­teit darin. Er teilte ihr mit, daß er nun genug Bildung hätte. Drüben in der Geister­welt hatte er nun Verkehr mit den aller­ersten Kreisen.

Jeder fühlende Mensch wird begreifen, wie der Frau zumute war. Er war ganz einfach nur gekommen, um Lebewohl zu fagen; und es war ein trauriger Abschied. Sie hätten, erzählt die Frau, an jenem Abend mehrere Stunden beisammen geseffen, und der Geist hätte ihre Hand ergriffen. Sie meinte zu spüren, daß er sie gern gefügt hätte; aber da ihr Verhältnis auf der Ebene der geistigen Bildung begonnen hatte, so meinte er wohl, er müßte es da belassen. Ich entnahm aus ihren Worten, daß die Frau sich darüber ein bißchen geärgert hat. Sie vertraute mir an, daß seine Auffassung nach ihrer Meinung ein großer Irrtumi war, aber was sollte sie tun? Der Mann

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tes

war ja weiter nichts als ein gebildetes| schwand der Geist. Da saß nun die Frau in Gespenst. Er war ihr nicht einmal so dank der Frühlingsnacht; und sie hatte bar, wie er es nach ihrer Ueberzeugung Geistes Hand in der ihren gehalten. Sie hätte sein sollen. hatte sogar, fürchte ich, ein bißchen zu brüden versucht. Vielleicht hatte sie dadurch sein empfindliches Gefühl verletzt. Einen Augenblick saß er noch da, aus seinen Augen leuchtete die früher nicht vorhandene gebil­dete Geistigkeit, und seine kalte Gespenster­hand lag in ihren, und dann, als sie diese Hand auch nur ein verschwindend kleines bißchen zu drücken versuchte, war er weg.

Jedenfalls scheint es, als hätte er seine ganze Dankbarkeit den Herren Herren Dreiser, Frank, Joyce und so weiter gewidmet. Von ihnen, sagte sie, hätte er den ganzen Abend geredet. Ihre Namen und die Kenntnis ihrer Bücher hätte ihn, sagte er, drüben in der Geisterwelt Zutritt zu den besten und unzugänglichsten Kreisen verschafft. Man braucht nur die Namen ein paar Moderner zu nennen und sich mit ihren Werken ver­traut zu zeigen, dann kommt man überall hinein, sagt er. Aber, so fügte er hinzu, de er scheid wüßte, so wäre es wohl besser, er käme nun mit den Wichtigsten der Modernen Be­

fünftig nicht mehr zum Unterricht; denn er müßte befürchten, daß er nachher in der Geisterwelt in derselben Lage wäre, wie zu der Zeit, da er noch keine Bildung hatte. Nachdem er dies gesagt hatte, ver­

Wirbelstürme,

wie sie entstehen und wirken. Von Dr. Richard Beck.

Der Begriff eines barometrischen Hoch­oder Tiefdruckgebietes ist jedermann geläufig geworden, seitdem die Zeitungen und Rund­juntstationen regelmäßige Wetterberichte brin gen. Ein Hoch ist das Zentrum des höchsten, ein Tief das Zentrum des tiefsten Luftdrucks. Wenn im Bereich eines solchen Tiefs ein ge­ringerer Zuftdrud herrscht als in der weiteren Umgebung, dann hat die Atmosphäre das Be­streben, diesen Unterschied auszugleichen. Es bilden sich Luftströmungen( Winde), die sich von den Gebieten mit höherem Luftdruck nach dem Zentrum des Tiefdruckgebietes bewegen. Man spricht davon, daß ein Tief" ausgefüllt wird, während ein Hoch" verflacht. Die ein Hoch verflacht. Die Luft­Arbeit eines strömungen leisten demnach die Erdarbeiters, der eine Hügellandschaft nivel­liert", das heißt ausgleicht und in eine Ebene

verwandelt.

Nun herrschen aber auch in den Hochdruck­gebieten fonstante Luftströmungen, die zum Teil durch die Rotation der Erde hervorgerufen werden. Die Folge ist, daß die Luftströmungen, die sich zum Zentrum des Tiefs" hin bewegen, eine Ablenkung erfahren. Sie sind nicht genau auf den Mittelpunkt des Tiefs gerichtet, sondern gehen seitlich daran vorbei. Es entsteht eine treisende Bewegung rund um den Kern des Tiefs" herum.

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Da fähe man einmal wieder, sagte die Lehrerin, was für die Frauen dabei heraus­fommt, wenn sie sich bemühen, irgend etwas für die Männer zu tun.

feit zu heben und sie ein wenig beffer au

,, Man versucht, ihre geistige Persönlich­

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zu machen, als sie sind und dann lassen sie einen fizen," sagte sie..

( Aus dem Amerikanischen. Uebertragen von Karl Lerbs.)

In diesen Fällen entsteht im Zentrum des Tiefs" ein Luftschlauch mit geringem Drud, um den sich die Winde mit einer Geschwindig­feit von 150 Metern in der Sekunde drehen. Im Schlauch aber selbst wirken saugende Kräfte, die alles mit sich emporreißen. Das Zentrum des Sturmes wandert nun selbst mit einer Schnelligkeit von 50 bis 100 Stunden­filometern. Es ist flar, daß diese Stürme auf ihren Wegen entsetzliche Verheerungen anrich­ten müssen.

Der Durchmesser eines Wirbelsturms tann sich bis auf wenige Meter verringern. Der Schlauch tritt immer sichtbarer in Erscheinung. Ueber der Wüste als Sand- Trombe, über dem Wasser als Wasserhose. Seine Gewalt verringert sich wieder, das heißt, der Bereich seiner furcht­baren Wirksamkeit ist verhältnismäßig flein. Er wird aber dort, wo er wütet, feinen Stein auf dem anderen lassen und besonders Bau­werke von Menschenhand werden auch dem Bentrum eines kleinen" Wirbelsturms nie­mals widerstehen können.

Himmel und Welt.

Von Prof. Dr. Oswald Thomas.

Ein mittleres Fernrohr schon läßt erkennen, daß die Oberfläche der Sonne eine besondere Struktur aufweist. Man hat ihr Aussehen mit dem einer diden Reissuppe verglichen oder mit und die Bezeichnung Granu­Weidenblättern lation", das heißt soviel wie Rörnelung, ist bis auf den heutigen Tag geblieben. Freilich ist ein solches Korn so groß wie eine irdische Provinz.

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Wir können demnach im weitesten Sinne des Wortes bei jeder ,, Ausfüllung eines Tiefs" von einem Wirbelwind reden. Da der Kreis, Die Oberflächenzeichnung ändert sich fort­den die Winde beschreiben, in den meisten während. Bisweilen finden wir fleine dunkle Fällen aber einen Durchmesser von vielen tau- Löcher" in der hellen Glut. Mann nennt sie send Kilometern hat, machen die Winde den Eindruck einer geradlinigen Luftströmung.

Wenn die Druckunterschiede jedoch jehr groß sind, erreicht die Windbewegung eine hohe Geschwindigkeit. Die furchtbaren mauritianischen Wirbelstürme des indischen Ozeans zum Bei­spiel haben einen Durchmesser von 6000 Stilo verheerende Wir­metern und dennoch eine fung. Das gleiche gilt von den Taifunen des chinesischen Meeres, die einen Durchmesser von durchschnittlich 2000 Kilometern aufweisen.

In sichtbare Erscheinung tritt der Wirbel­sturm aber erst dann, wenn sein Durchmesser sich verringert. Das ist bei den Tornados Nord und Mittelamerikas der Fall, deren Durch messer zwischen 500 und 50 Metern schwankt.

Poren, und sind sie größer, spricht man von Sonnenfleden. Die erreichen bisweilen solche Größen, daß man sie selbst ohne Fernrohr durch ein angerauchtes Glas hindurch sehen kann, oder wenn die Sonne gerade untergeht, und der Dunst des Horizonts das Rauchglas ersetzt. Verfolgen wir die Einzelheiten auf der Sonnenscheibe Tag für Tag, so weit neidische irdische Wolken es uns nicht mißgönnen, dann finden wir, daß die Flecke, meistens in Gruppen geordnet, sich langsam verschieben. Erscheint ein Fled heute am linken Sonnenrad, dann ver­schwindet er etwa nach zwei Wochen am rechten Rand der Scheibe, um sich dann, wenn er sich nicht inzwischen aufgelöst hat, wieder am Oft Irand zu zeigen. Aus der Beobachtung der Flecke