2-

einem immerhin zweifelhaften Speisehaus I mitteln auch anderen gefällig macht, ihnen bei-| Portemonnaie heran tann. Er natürlich braucht fennengelernt hast, sei ein unschuldiger, springt, wenn sie in Verlegenheit sind? Wie feinen Muff, er steckt die Hände in seine reiner Engel, ein Stern oder so etwas sollte er nicht rasch von Entschluß sein, wenn Taschen. Kein Paket. Er birgt Einkäufe im Aehnliches. Ich sagte, daß diese Mädchen er Hausschlüssel, Brieftasche mit Geld, Brief- Ueberzieher. Immer hat er für sich und andere - ob sie nun Dora heiße oder Ella oder marken, Füllfederhalter bei sich führt, um etwa die Hände frei, braucht weder ungeschidt noch sonst irgendwie nach meiner Kenntnis feine Angehörigen zu benachrichtigen, daß er schüchtern dastehen, nicht fleinlich, hat Muße, eine sehr bewegte Vergangenheit gehabt eine plötzliche Reise unternehmen will? Furcht? freien, weiten Blid, der nicht für tausend habe. Daß sie in irgendeinem Vorort Kann er nicht einen Revolver bei sich tragen? funstvoll angebrachte Anhängsel zu sorgen bat. fabarett oder Tinge..angel aufgetreten sei, Außerdem all seine Ausweise und Zeugnisse? Er fennt die Welt wie seine Taschen, deren sich mit vielen Männern abgegeben habe, Stlavisch? Ist er nicht immer Herr der beruhigende Vollständigkeit ihm erlaubt, jich viele Nächte sich in verrufenen Kneipen um- Situation? Hat er nicht sozusagen die Men von den Kleinlichkeiten des Lebens abzuwenden hergetrieben habe jetzt aber fest entschen in der Tasche? Lügen? Wozu all die und mit den großen Fragen zu beschäftigen: schlossen set, seit vielen Wochen schon, ein Unbequemlichkeit? Mit feinen wohlgefüllten so daß er nicht beschränkt genannt zu werden anderes Leben anzu, angen. Du füßtest mich Taschen darf er es sich erlauben, die Wahrheit braucht. Ihm gehört die Welt. Und das alles und weintest. Und Du sagtest, Du hättest zu sagen und sie durch allerlei Zeugnisse, die verdankt er seinen Taschen. mich vom ersten Augenblick an geliebt, und er bei sich trägt, zu erhärten. Auch die Koket­Du wolltest meine Vergangenheit aus- terie ist ihm unnötig. Er hat gediegenere löschen und Deine eigene. Wir würden ein Eroberungsmittel. Kann er nicht Konfekt bei neues Leben beginnen."

a... ich... ich... glaube. Und? Du hast meine Vergangenheit nicht vergessen, Erich. Du hast sie nie vergessen. -Deine Worte vorhin beweisen, was ich immer schon fühlte und fürchtete, in den legten Wionaten. Darum und weil ich mich so sehr, so furchtbar getäuscht habe in Dir darum muß ich es jegt sagen: ich habe keine Vergangenheit, die zu vergessen nötig wäre!"

Was soll das heißen?" flüsterte der Mann mit röchelnder Stimme,

Es soll heißen: ich habe mich nie herumgetrieben, nie mich mit anderen Männern abgegeben, ich habe mir das alles ausgedacht, weil ich Dich liebte weil ich Deinen Stolz schonen wollte."

Ella, schrie Erich mit heiserer Stimme, und seine Knie zitterten, als er auf sie zustürzte. Kannst Du mir ver­zeihen?"

Aber die Frau stand schon an der Tür. Verzeihen?" entgegnete sie und ihr Gesicht war dunkel vor Trauer. Berzeihen vielleicht, ja..., aber enttäuschte Liebe wird durch meine Verzeihung nicht zu

neuem Leben erweckt."

-

Seine Taschen.

Bon Anselma Heine. Anjelma Heine, Erzählerin und Essayistin, ist 75jährig gestorben. Die folgende liebens­würdige Betrachtung ist typisch für die feine und künstlerische Art der Dichterin.

Es gibt eine einzige Eigenschaft, um die ich den Mann beneide.

Das sind seine Taschen.

Alle seine Ueberlegenheiten, die wir be­wundern, alle unsere Mängel, die man uns vorwirft, rühren von dem Umstand her, daß der Mann Taschen hat, wir aber feine.

Ich werde das beweisen.

Man nennt uns flatterhaft, vergeßlich, hilfsbedürftig, langsam von Entschluß, furcht sam, stlavisch, folett, fleinlich, beschränkt, egoistisch. Wenn wirklich der Mann alles das nicht ist, so verdankt er das einzig und allein seinen Taschen. Denn warum sollte er flatter­haft und vergeßlich sein, wenn er doch dicke Notizbücher bei sich tragen kann, die ihn erinnern? Dazu einen Bleistift, mit dem er sich alle Rendezvous, Verabredungen, Ver­prechungen und Vorsäge sofort aufzeichnen fann? Unser Knoten in Taschentuch hat längst nicht dieselbe Wirkung.

Und wie kann er hilfsbedürftig sein, wenn er alle möglichen Gerätschaften wie Messer, Bindfaden, Uhr, Pfropfenzieher, Streichhölzer, elektrische Zampe, Reserveklemmer bei sich haben fann? Ist das da nicht selbstverständlich, da er, enstatt egoistisch zu sein, sich mit diesen Hilfs­

jich tragen, und ihr anbieten, oder seine Gedichte herausziehen und ihr vorlesen? Oder ihr mit Stecknadeln beispringen, wenn sie sich beim Einsteigen in die Elektrische den Rock­faunt zerrissen hat? Ihr ein Spiegelchen an­bieten und Puderbüchschen?

Sie aber, die Arme, fämpft indessen mit Baket, Muff, Handtäschchen, Regenschirm, Briefen, die sie in den Postkasten zu steden hat, und dem Geldschein, der ihr im Handschuh stedt, weil sie, beladen wie sie ist, nicht an ihr

-

Erste Nachschrift:

Ich gebe dieses Manuskript meinem Manne mit, der es auf die Poft tragen soll, weil ich fürchte, es unterwegs aus meinem Berlen handtäschchen zu verlieren. Es springt immer auf.

Zweite Nachschrift:

Das Manuskript ist in der Tasche meines Mannes mehrere Tage poste restante"" ge­blieben. Es ist auch ganz zerknittert. Ich weiß nicht, ob ich es noch abschicken soll? Ich habe Zweifel bekommen an der einzigen beneidens­werten Eigenschaft des Mannes.

König des Todes.

Von Hans Lerch.

Henri Bilson, der König des Todes!" Grellrote Buchstaben schrien es den ehr­samten Bürgern zu, die mit ihren Frauen dahinspazierten, brannten es in die Augen der Soldtaen, die ihr Ladenmädchen ins Kaffee­haus führten, und lockten die Kinder an, die mit offenem Munde die roten schreienden Zei­chen buchstabierten.

Der König des Todes" stand mitten unter ihnen vor dem weißen Zettel mit den roten Buchstaben. Er trug einen modischen Sommer­anzug, seine braunen Halbschuhe ließen ein paar zartfarbene seidene Strümpfe sehen, und ein Strohhut saß schief über einem gebräunten, harten Gesicht. Eine junge Dame neben ihm, das sah er, starrte unverwandt auf das Plakat. Ihre braunen Augen standen weit offen und hatten einen bläulichen Glanz. Im Vorbei gehen fühlte er, als ein leiser Parfümhauch sekundenlang um ihn schwebte.

Ganz planlos und doch nicht ohne ein gewisses Gefühl der Spannung schlenderte er hinterher.

Sie blieb vor den Schaufenstern eines Goldwarengeschäftes stehen. Bilson trat an ihre Seite. Dann lachte er, um sich bemerkbar au machen, kurz und trocken auf. Die Dame fah ihn an nicht ohne eine gewisse Spannung in ihren Zügen. Da sprach er sie an, nur um etwas zu sagen, richtete er die Frage an jie: Finden Sie den schmalen Reifen dort mit dem Opal in der Mitte schön?"

Fast hätte er entzückend" gesagt. Sie antwortete mit ruhiger Rüble: Der Opal wechselt seine Farben in jedem Augenblicke und bei jedem Lichte. Das macht ihn mir schäßenswert."

Sie schwärmen nicht für einen ruhigen, gleichmäßigen Glanz?"

Nein".

So lernten sie sich kennen und kamen ins Plaudern. Kurz darauf saßen sie in einem fleinen kühlen Kaffeehaus. Draußen lastete schwüle Glut auf der Straße.

Bilson sagte: Sic standen lange Zeit vor

dem Zirkusplakat. Werden Sie die Vorstellung besuchen?"

Ja, ich liebe Nervenfibel."

,, Dann werden Sie auch mich sehen in meinem Todessprung!"

nur:

Sie war feineswegs überrascht und sagte

Ist das eine gefährliche Sace?" langsam lächelnd, wenige Zentimeter feinwärts abzuspringen; dann bleibt nicht mehr viel von

Man braucht nur", erwiderte Bilson

einem übrig."

Oh wie interessant!"

Aut Abend stand Bilson auf seinem Sprungbrett, hoch oben in der Zirkuskupvel. Die Menschen unten erstarrten zu einer ein­förmigen flecksigen Masse, in der die Gefichter wie weiße Flecken standen. Vor ihm gähnte die aufgebogene Leere und weit unten war die gepolsterte Rutschbahn, die ihn nach dem Sprunge aufnabm.

In einer der Logen unter ihm, das fühlte er, faß sie. Er wußte genau, daß sie zu ibm emporstarrte. Er glaubte den bläulichen Glanz ihrer Augen nahe zu sehen, und noch etwas fab er fast schemenhaft: zwei fleine nervöse Falten, die um die Mundwinkel spielten.

Ja, diese Falten hatte er doch heute mittag auch gesehen, als sie ihn fagte, ob sein Sprung gefährlich sei.

Da jezte die Musik aus... das Rauschen und Blandern dort unten hielt jäh an.

Bilson breitete die Arme, stieß einen schril­len Schrei aus, den er den Siouxindianern Barnums abgelauscht hatte. Atemzüge lang beulte und brauste die Luft in seinen Obren

ein Stoß... die federnde Polsterung der Schleife umarmte ihn... dann noch einmal ein Wirbeln im Salto, und er landete auf dem roten Teppich.

Sie trampelten und schrien Beifall... Bilson verbeugte sich

In die Garderobe wurde ihm eine Karte geschickt: Ich erwarte Sie nach der Vor­stellung vor dem Zirkus. Ruth."

Als er aus dem scharfen Stallgeruch in