- s

flockiges Mies streichel«. Verlangen nach tiefstem Frieden floß ihm durch di« Adern; den Schweiß auf der Stirn trocknete ein sanfter, kühler Windzug. Er würde noch zwei ganze Nächte hierbleiben können, bis ein Reisender seine Ruhe stört«. Er späht« nach dem Schein des auskommenden Mor­gens, der über dem Prisma der Firnen di« Farbe von Jacintos Pontscho trug. Als er Gürt«, daß ein dunkler Bogel über sein Ge­sicht strich, hob er die zitternde Hand, um den weichen Federschops aus dem Bogelkops zu streicheln. Taz « flüsterte er em lieb­kosendes Work. Ader der Bogel hob die ge­waltigen Schwingen. Morgensonne blitzt« vom Gefieder. Unbeholfen riß Jacinto VargaS den Schopf ab. Die Wunde sollte bester atmen können! Wie wohl ihm war! Als hätte er nun zwei halbgeöffnete Münder. Er würde gut schlafen mit dem Ge­schmack der Koka auf den Lippen, während das»varme Blut langsam verströmt«. Klar vernahm er Schellengeklirr: das war der Maultiertrupp vor dem Postwagen! Aber er wollte sich nicht bemerklich machen. Er legte die Stirn auf den Sattel, lächelte und verlor das Bewußtsein. Der Kondor, der schon darauf gewartet hatte, setzte sich ihm auf den Kops und hackt« eine lange Weil« in die reglosen, offenen Augen.

Der Tiger und die gott­gewollte Ordnung. Bo n H. Schmidt-Ellrich. In den Frieden des stillen Waldes war «in Tiger eiiigebrocheu. Die sanften Bewohner der Büsche, dir Gazellen, di« Rinder, di« Hirsche, di« Rehe wagten sich nicht m«hr auf Weid« und Tränte/ denn der schreckliche Wür­ger übersiel si« tückisch uno mordete unter ihnen, und mehr, als er zu seiner Speise be­durfte. Da kamen die Tier« des Waldes zusammen und hielten Rat, wie sie das schrecklich« Ber- derben hemmen könnten. Und weil sie selbst nicht zu einem Erfolg versprechenden Entschluß kommen konnten, wandten sie sich an den Papagei und fragten ihn, was sie tun sollten. Fliegt ihm fort! Fliegt ihm fort!" schrie der Ueberschlaue und schwang sich auf«inen hohen Baum. Da gingen sie zum Elefanten und flehten ihn an: Hilf uns mit deiner Stärk« gegen den tollen Tiger!" Aber der Elefant entgegnete: Ich kann nicht finden, daß der Tiger toll ist An mich hat er sich noch nicht heran- gewagt." Zuletzt, in ihrer Not, riefen sie den Schakal und sprachen: Du bist listig und verschlagen, Bruder. Sag« uns, was wir tun sollen!" Der Höne sich den Fall an, blinzelte und antwortete: Ich will es mir überlegen. Kommt in zehn Tagen wieder!" In der Nacht jedoch lief der Schakal auf der Spur des Tigers und fraß sich voll an den reichlichen Resten seines Raubes. So wurde auch er. fett und frich. Di«, sanften Tiere des Waldes, aber fürch­ten den Tiger, heute noch und dulden leidvoll den Würger.. * Bei den Menschen nennt, man solche Zu­stände manchmal gottgewollt«.Ordnung und findet darin«inen Trost.

Die meisten Menschen, di« eine bestimult« Beschäftigung haben, gehen täglich denselben Weg. Auch Anneliese. Auch Erwin. Man kennt mit der Zeit all« Menschen, di« auch denselben Weg gehen, den kleinen Be­amten mit dem Spitzbart und der abgeschabten Aktentasche. Die blond« Dame, die ihren Jun­gen zur Schule bringt, den dicken Herrn mit der faltigen grauen West«, ein goldenes Pferd­chen tanzt ihm am Knopfloch. Man kennt sie alle. So kannte Erwin Anneliese; so kannte Anneliese Erwin. Keine Lieb« auf den ersten Blick, aber eine sich durch Monate und Jahre entwickelnde zärtliche Be­kanntschaft vom Sehen her. Erwin gehörte durchaus nicht zu den jun­gen Männern, die eine Dam« einfach anspre­chen, vom Werter oder von den Zufälligkeiten des Lebens sprechen und ihre Anschauungen dahin auslegen, daß so alltägliche Begegnungen höhere Fingerzeige find... Anneliese gehörte auch nicht zu den jungen Damen, denen plötzlich was zu Boden fällt, wenn der junge Mann, der einen täglich an­lächelt, in geeignet« Näh « gekommen ist. So gingen Monate dahin, ohne daß etwas ge­schehen wäre. Man bemerkte gegenseitig«inen neuen Mantel, einen nenen Hut, Stiefel mit Anstand, wie eS sich bei Erwin und Anne­liese eben von selbst verstand. Ging Annelies« in Begleitung eines Herrn, so merkte sie das Unbehagen, das solcherlei bei Erwin«iweckte. Ging Erwin etwa aber daS kam ganz selten vor in Begleitung einer jungen Dam», so geschah dies auch nicht ohne Mißbilligung der unbekannten Bekannten. Man liebt« einander, war einander unent­behrlich geworden Darüber waren sich beide im klaren. Der Zufall wollt« es, daß sich ge­meinsame Bekannte sanden. Man traf«inan­der wieder ganz zufällig außerhalb des gewöhn- ten Weges. DaS waren andere Voraus­setzungen. Man errötete und begrüßt« sich als

Ueberall wird, wo immer inan hinkommt, .über di« neuzeitliche Frau gesprochen. Es ist ein offener Kampf geworden zwischen dem Gestern und dem Heut«. Ein Für und Wider. Ja, Preis« werden sogar ausgesetzt, um dir Stimm« aus der Maste zu hören. Und auS dieser Stimm« selbst kristallisiert sich der Kampf von Gestern und von Heut« am deutlichsten. All daS Geschrei, das gegen di« neuzeitliche Frau erho­ben wird, ost genug von Frauen selbst am heftigsten, verhallt, im unnachsichtlichen Schritt nach vorwärts ohne«ine Kopfwendung der Frau von heute. Sie geht ihren Weg. Den Weg der Selbstbestimmung! All das Getue ist Lächerlichkeit, daß so viel Schönheit, Poesie, Romantik verloren geht, daß der Mann nicht mehr im Kampfe um die Frau ideale Ziel« har, daß sein Ehrgeiz, beruflich vor­wärts zu kommen, gefährde: ist, daß schließlich das Interesse für Musik und Kunst, di« durch all die früher vorausgegangenen Konversationen uiw Zusammenkünfte in Theatern usw. ge­pflegt wurden, gebrochen ist, da ja der Mann alles ohne Anstrengung erreicht! , Der Frau von heute, kommt es ja nicht aus di« Männlichkeit im allgemeinen an, sondern sie wählt stets, den bestimmten Mann! Diesem aber kommt sie gewiß nicht zu rasch entgegen; denn beide ergänzen sich von selbst ohne dasUm

alte Bekannt«. Man gehört« zueinander, das fühlten beide. Sie' verabredeten, gemeinsam ins Kino zu gehen. Erwin bestellt«, nicht ohne erregt« Spannung, schon am Bormiltag«ine Loge. Hand in Hand betrat man das Theater. Man sand, daß man sich ja jahrelang umeinander verzehrt hatte. Endlich. Man saß von Anfang an aneinandergeschmiegt. Erwin beugt« sich vor, um Annelieses Hand zu küssen di« Handschuh« fielen zu Boden, er bückte sich und machte ein« unaus­sprechlich« peinlich« Wahrnehmung. Es über­lief ihn heiß und kalt. Er betrachtete Anne­liese, das geliebte Mädchen, verstohlen von der Seit«. Konnte es denn möglich sein? . Dafür kann keiner was. Man nimmt ge­gen derlei Gerüche Fußbäder. Aber sie stören jede Hrrzensharmonie. Das muß. jeder. zu­geben. Aber auch in Annelies« schien«in« Verän­derung vorgegangen zu sein. Sie rümpft« ihr kleines Näschen und versucht« unmerklich ab­zurücken. Eine Mauer erhob sich zwischen den Liebenden. Der Film dauert« unendlich lang. Ich habe Kopfschmerzen, sagt« sie noch vor Schluß und erhob sich. ,'. Gott sei Dank, dacht« Erwin und geleitet« sie bereitwilligst hinaus. An der Trambahn­haltestelle verabschiedete man sich kühl und sörnrlich. ,-r Erwin trank vier groß« Kognaks auf diesen Schrecken. J Nach Schluß der Vorstellung räumt«-er Logenschließer auf. Er hlüt« fein« Stiesel aus der Logenecke, wo sie den ganzen Nachmittag über gestanden hatten. Ein prächtiger Auf­bewahrungsort, dacht« er, und:' Es ist ein« wahr« Wohltat, in andere Stiefel zu schlüpfen, wenn man den ganzen Nachmittag di« Beine heißgestanden hat. So'ne Kino-Lage ist doch zu allerlei Ding« gut, hehe...! H. I. G i e s«l t r.

und aus" einer jüUolzralpelnden Werbung. Di« neuzeitlich« Frau ist nicht schlechter, sondern ehrlicher geworden! Die, Männer sollten endlich aufhören, bei jeder Gelegenheit den Frauen ihr« Geschlechtlichkeit aufzudrängen. Sie wissen nun, daß sie mehr als Körper find! Ost-fische», sie beim Mann« ganz andere Ding«, sei es Be­wunderung, Verehrung für Talente, Arbeite», sonstige Vorzüge, di« st« werden und lieben.. Es braucht erst gar nicht einer Erwähnung, denn die Tatsachen sprechen für stch, daß Män­ner an der Freude am Besitz der brgehrten und auch als Mensch nicht nur als Weibchen gewer­teten Frau, im Berufsleben, in der Kunst An­erkennenswertes geleistet haben, di« selbst be­haupten, durch den Einfluß der Frau den Ar­beiten«ine ganz bestimmt« Note gegeben zu ha- den. Di« Frau, aber ist überzeugt, daß sie den richtig gewählten Partner nicht, durch di« Qual aufgepeitschtrr, unbefriedigter, erotischer Triebe, durch Stunden hindurch arbeitsunfähig macht. Sie braucht. als», di« romantischen, poetischen Uinwege nicht, um ans Tor der Gemeinsamkeit zu gelangen! Sie erfaß: di« Poesie, Kunst, Wiste», Musik mehr als je, weil sie nicht nlehr beim Konversirrrn Has''.Minder­wertigkeitsgefühl hat wie. elüst ihre Geschlechts- genossiune», weil sie. endlich mit offenen. Augen schaut. und gerade dadurch. den- Höhenrausch aller Schönheit erlebt

Lreve im Kino t

Die neuzeeiliehe Ara«. Bon Franziska Wally.