اللهللا

Feiera

Feierab

Jr. 50.

Enterhaltungsbeilage.

Als Ghandi heiratete

1930.

Bor wenigen Tagen starb in Bombay zieht sich nicht auf meine Verlobung, sondern Staates Rajkot ) war durch seine Pflichten als der 17jährige Sohn Ghandis an den Fol- auf meine Heirat und Ehe, an die ich die dent- Diwan noch festgehalten, um so mehr, als er gen eines Hungerstreiks, mit dem er gegen lichste Erinnerung habe. bei dem Thakor Sahib in besonderer Gunst

die ihm im Gefängnis zuteil gewordene Wir waren drei Brüber. Der erste war be- stand, der ihn bis zum legten Augenblick nicht Behandlung protestierte. Das mach. ein reits verheiratet. Die Eltern beschloffen, weglich. Als er es endlich doch tat, bestellte er joeben im Insel- Verlag, Leipzig erichie- meinen zweiten Bruder und einen Better und für ihn Extrapost. mit der es um zwei Tage nenes Buch Mein Leben", bon mich selber alle auf einmal zu verheiraten. Schneller ging Aber das Schicksal hatte es Mahatma Ghandi geschrieben, de- Dabei war fein Gedanke an unser Wohlergehen, anders gewollt. Borbandar ist 120 englische sonders aktuell. Dere große Inder schiet geschweige denn an unsere Wünsche im Spiel. Meilen von Rajkot entfernt, was für darin, von der Kindheit ausgehend, die Es war lediglich eine Frage ihrer eigenen Be- fünf Tage Wagenfahrt bedentet. Mein Bater Begebenheiten seines Lebens bis in die quemlichkeit und Sparjamkeit. Heiraten ist bei sollte es in drei Tagen schaffen, aber die Post­jüngste Zeit. In seiner Schlichtheit ist es den Hindus feine einfache Sache. Die Eltern fatsche warf auf der dritten Strecke um, unb ein ergreifendes, ja erschütterndes Buch, der Braut und des Bräutigams richten sich oft er erlitt schwere Verlegungen. Er fam über das in dem weltgeschichtlichen Kampf fär völlig darüber zugrunde." Bermögen und Zeit und über in Verbände gewidelt in Rajkot an. die Freiheit des indischen Volkes ir un werden dabei vergendet Monate vergehen mit Sowohl ihm, wie auch uns war die Freude an vergängliches Dokument bleiben wird. Wir den Zurüstungen, da heißt es: Kleider machen, dem bommenden Ereignis halb verdorben, aber geben hier eine Stelle aus dem Buche wie das Haus schmüden, Borräte richten für die es half nichts, wir mußten durchhalten, denn der, die seine Heirat betriff:: Mahlzeiten. Jeder strebt, den andern auszu- wie hätte man den Hochzeitstag verschieben stechen an Zahl und Mannigfaltigkeit der können? Und ich muß gestehen, daß ich über Gerichte. Weiber, ob sie eine Stimme haben der findlichen Bust an den Festfrenden den oder nicht, singen sich heiser, manchmal bis sie Summer über die Wunden meines Raters richtig frant werden, und stören die Nube ihrer bald vergaß.

Ich weiß, bevor ich mit dieser Erzählung zu Ende sein werde, wird mir der Mund mehr als einmal bitter werden von so manchem, was ich zu breichten habe; aber ich fann nicht anders, wenn ich beanspruche, ein Jünger der Nachbarn. Die Nachbarn ihrerseits nehmen all Ich war meinen beiden Eltern ein lieben­Wahrheit zu sein Ich habe die schmerzliche diesen Trubel und Lärm und all den Schmutz der Sohn, aber dessen ungeachtet den Begier­Pflicht, zu allernächst von memer Heirat im und Unrat, der nach dem Fest übrigbleibt, ge- den des Fleisches ergeben. Für mich galt die Alter von dreizehn Jahren zu erzählen. Wenn dilbig hin, weil sie wissen, daß sie über furz Lehre, daß man alles Glüd in dienender Liebe ich die Buben gleichen Alters um mich sehe, oder lang es selber ebenso treiben werben. zu seinen Eltern opfern solle. Und dennoch die unter meiner Obhut standen, und an diese Meine Eltern hielten es für besser, den ganzen ereignete sich, wie zur Strafe für meine Sucht meine Heirat denke, so fühle ich Mitleid mit Rummel ein für allemal abzumachen; das war nach Genuß, ein mich tief beschämender Vor­mir selbst, und sie dünken mich glücklich, daß billiger und machte mehr von sich, denn man fall, von dem ich später erzählen werden; die fie meinem Los entgangen sind. Ich sehe nichts, fonnte mehr Geld aufwenden, wenn die Ans- Erinnerung daran ist mir immer wie eine womit man eine so unfinnig frühe Heirat wie gabe nicht dreimal wiederholt gi werden eiternde Wunde verblieben. Nishkulanand singt: die meine moralisch befürworten könnte. Man brauchte. Mein Vater und mein Onkel waren Verzicht auf den Gegenstand der Begierde verstehe recht: ich wurde verheiratet, nicht ver- beide alte Männer und wir ihre legten Kinder. ohne Berzicht auf die Begierde selbst ist kurz­lobt. In Kathiawar sind nämlich Verlobung Wahrscheinlich hauen sie den Wunsch, es sich lebig, so seht man sich auch bemühen mag. und Heirat zwei streng getrennte Bräuche. Ver- noch einmal vor ihrem Tode so recht nach Sooft ich diesen Spruch singe oder singen höre, lobung ist eine vorläufige Vereinbarung zwi- Herzenslust wohlsein zu lassen. Angesichts all bricht die Erinnerung an jenen unjeligen Bor­schen den Eltern des Knaben und des Mäd- dieser Umstände entschloß man sich zu einer fall immer wieder schwärend in mir auf und thens, die beiden in einer Ehe zu vereinen, und dreifachen Hochzeit, und Monate vergingen, wie durchglüht mich mit Scham. ist nicht unwiderrufiich. Der Tod des Knaben gesagt, mit den Vorbereitungen.

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Mein Vater hatte troß seinen Berlegungen hat für das Mädchen nicht Witwenschaft zur Einzig und allein durch diese Borbereitun- eine tapfere Miene aufgesetzt und nahm vollen Folge. Das Ganze ist lediglich ein gegenseitiges gen erfuhren wir von dem kommenden Greig Anteil an der Hochzeitsfeier. Wenn ich daran Bersprechen zwischen den Eltern; die Kinder nis. Ich glaube nicht, daß es für mich mehr zurüddenfe, sche ich heute noch vor meinen haben nichts damit zu tun; oft wird ihnen hedeutete als die vergnügliche Aussicht auf inneren Augen die verschiedenen Plätze, auf nicht einmal davon gesagt. So scheint es, daß schöne Kleider, Trommelniusit, Umzüge, Gedenen er saß. während er die vielerlei Einzel­ich dreimal verlobt war, ohne zu wissen, wann. Lage und ein fremdes Mädchen als Spiel- heiten der Zeremonie vollzog. Ich ließ es mir Man sagte mir, zwei Mädchen, die für mich fameradin. Die fleischliche Begier stellte sich erst damals nicht träumen, daß ich im späteren Le­erwählt worden seien, seien nacheinander ge- später ein. Ich bite, den Schleier über meine ben an meinem Vater Kritik üben würde üben storben, und also nehme ich an, daß ich dreimal Scham ziehen zu dürfen, abgesehen von einigem müssen dafür, daß er mich als Kind verheiratet verlobt war Es dämmert mir zwar schwach, wenigen Erwähnenswerten, auf das ich noch hatte; denn alles an diesem Tage erschien mit daß meine dritte Verlobung in meinem sieben zurüdfommen werde. qut und recht und angenehm. Ich selber war ten Lebensjahre stattfand; ich erinnere mich Mein Bruder und ich wurden von Rajtot mit eifriger Begier dabei: und da mir damals jedoch nicht, daß man mich davon in Kenntnis nach Borbandar zurückgebracht. Mein Vater alles, was mein Vater tat, über jeden Tadel gefeht hätte. Was ich im folgenden erzähle, be-( Gandhis Vater war Ministerpräsident des erhaben schien, so ist mir das Bild jener Bor­