das alles für einen Zwed; nichts konnte helfen;[ es war die Armut, es war das Zinshaus.

Die Wanzen hausten gemeinsam mit den Ratten, Fliegen und Schaben in den verfaulten Mauern des Hauses. Man hätte das ganze morsche Gebäude niederreißen müssen. Eine Petroleumflasche konnte daran nichts ändern.

Es war eine schreckliche Woche sommerliche Hitze gewesen. Ich war frank und fiebrig vor Hize, ich warf mich von einer Seite auf die andere, während im Hof die Kayzen schluchzten. Schließlich weckten die Wanzen mich auf. Sie waren überall. Ich kann die Verzweiflung, den Ekel, die Wut des Kindes in den finsteren Zimmer nicht schildern, wie sie da auf mir umherkrochen und stanken.

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Ich begann zu weinen. Meine Mutter erwachte und zündete das Gas an. Sie erneu erte ihren vergeblichen Kampf mit den Wanzen. Der Petroleumgeruch würgte in meiner Kehle. Meine Mutter versuchte mich zu besänftigen. Aber mein Hirn raste wie eine Nähmaschine. Mamma", fragte ich, warum hat Gott   die Wanzen geschaffen?"

"

Sie lachte über die sonderbare Frage des kleinen Jungen. Ich wurde dann später sehr oft mit dieser Frage genedt; wer aber hat sie mir beantwortet? Hat der Gott der Liebe die Wan­zen geschaffen, hat er auch die Armut und das Beid in die Welt geschickt? Nun, ein freund­licher Gaul wie mein Ganef würde so etwas nie. getan haben."

Der Mut.

Von Alexander von Sacher- Masoch. Der Mut, meine Lieben es ist mit dem Mut eine verteufelte Sache. Ich will ja nichts gegen die Helden großer und gefährlicher Aben­teuer sagen, aber im täglichen Leben. Da fällt mir eine Geschichte ein, die ich selbst er­

lebte.

des Tores und schwangen uns in den daher be­findlichen Hof hinüber. Alle vier zugleich. Unsere Sohlen hatten kaum den Boden berührt, da tuallten die Hörner des Büffels schon gegen die Balken des Tores. Aber es war aus gutemt, schwerem Eichenholz und hielt stand.

Das Gehöft lag im Schweigen der Mit tagsglut und es schien niemand von den Leuten daheim zu sein. Ich hatte mich aber geirrt, denn von hinten, aus der Richtung des kleinen Ge­müsegartens, näherte sich eine Gestalt. Es war ein fleiner Bauernjunge, so recht zerrauft und schmierig, natürlich barfuß. Seine ganze Be Kleidung bestand aus einem Höschen, das aber anscheinend aus der Hose eines Erwachsenen für ihn zurechtgeschnitten war, denn hinten war es ihm viel zu weit und das Hinterteil baumelte fast bis auf den Boden herab. Er schien die ganze Szene beobachtet zu haben, denn er nä­berte sich uns mit einer etwas schadenfrohen

Wir befanden uns auf einer Fahrradpatrou- Wir waren gerettet. Wir sahen uns an, und ille in der großen Tiefebene. Ich hatte meinen als wir uns so in die verstörten Gesichter blid Unteroffizier dabei mit zwei Mann. Obwohl ten, machten wir keineswegs den Eindruck von wir die schnurgerade Landstraße entlang fuhren, Helden. Ich wischte mir den Schweiß aus den hatten wir schon seit drei Stunden alle Orien- Augen und sah mich um. tierung verloren. Ueberall diese endlosen Land­straßen, überall rechts und links die gleichen, endlosen Weizenfelder, das ganze Bild nur sel ten von dem fernen Dach einer Hütte oder dem langen Arm eines Ziehbrunnens unterbrochen. Diese große Eintönigkeit bringt es mit sich, daß man mitunter nicht mehr weiß, wohin man eigentlich möchte. Die Sonne fiel grell und drückend und wir fuhren in tiefem Schweigen nebeneinander her. Die Straße war so breit, daß wir alle Vier in einer Reihe Play hatten. Plötzlich vernahm ich einen Schrei. Einer der Beute hatte hinter sich geblickt und schien etwas Ungewöhnliches zu sehen. Wir hielten unsere Räder an und gewahrten, hinter uns blickend, auf der Landstraße eine schivarze Kugel, welche fich uns mit ungeahnter Schnelligkeit näherte. Wir sahen uns verwundert an. Aber da war nicht viel Zeit zum Ueberlegen, denn plötzlich brüllte mein Unteroffizier erschrocken.

Vorwärts, Herr Leutnant, auf die Räder, es ist ein Büffel!

Grimasse.

Die neue 3eit.

Die neue Zeit, deren Hauch schon schwingt, Sie kommt nicht, wenn ihr sie selbst nicht bringt

Rege jeder am Werke sich mit, Bringe es vorwärts um einen Schritt. Schüre jeder die Flamme an, Daran die Welt sich erwärmen kann. Baue jeder sein eigenes Stück An der Menschheit gemeinsamem Glüd. Jeder hat Play dann im Sonnenschein Und stimmt in den Jubel aller ein. Aber die Zeit, deren Hauch schon schwingt, Sie kommt nicht, wenn ihr sie selbst nicht bringt! Bon Janis Rainis  ( Lettlands   größtem Dichter).

Wie der Korallenschmuck entsteht.

Č. K. Storallen sind wieder besonders mo und begehrter sind sie heutzutage, aber die tief­dern. Je dunkler die Korallen sind, desto teurer rote Art ist recht selten. Die Hauptkorallen­Industrie befindet sich in Italien  , wo sie auf eine lange Vergangenheit zurückblidt. Schon vor einem Jahrtausend wurden in Sizilien  Korallen zu Schmuckstücken verarbeitet, und auf alten Kirchengewändern und Altardecken findet man die Goldstickereien mit tiefroten Storallen­perlen. Die meisten Fabriken, die den Koral­lenschmud herstellen, befinden sich in Torre del Greco   bei Neapel   und in Genua  . Die Koral lenfischer bringen ihre Ladung hierher, und dann arbeiten Tausende von fleißigen Händen an der Herrichtung der Kugeln, die auch in den modernen Fabriken fast noch ebenso wie vor Jahrhunderten erfolgt. Alles wird mit der Sand gearbeitet. Die Löcher werden auch in die fleinsten Kugeln mit einem sonderbaren Werkzeug gebohrt, das wie ein winziger Bogen statien, und rasch reihen sich die vielen, vielen aussieht. Dabei geht alles sehr schnell von­Kugeln an den Schnüren, auf die sie aufgezogen

Dann bückte er sich, hob von der Erde eine wie sie aus dem Meer kommen; im Robzustand, werden. In großen Körben liegen die Korallen, leine, dünne Weidengerte auf, jab uns noch eine Zweige oder Wurzeln vong rauer, hell. einmal der Reihe nach an und dann tat er roter, orangener Färbung. Sie werden nach etwas, was wir nur deshalb nicht verhindern ihren Farbtönen, ihrer Güte und nach den ver­founten, weil uns der Schreck den Atem verschiedenen Ursprungsländern sortiert; hier die schlug. Der fleine Kert schritt nämlich zum Tor, schönen Korallen aus Japan  , dort die tiefroten schob den Riegel zurück und öffnete es sperr- aus dem Mittelmeer   usw. In einem andern angeliveit. Hinter dem Tor stand natürlich noch

immer der Büffel mit gesentten Hörnern. Er Teil der Fabrik befinden sich die für die Aus­schien selbst sehr erstaunt zu sein, als der fleine fuhr fertigen Gegenstände. Auch hier gibt es Mann ihm entgegentrat. Wie wir nun sahen, tostbaren langen Ketten aus ausgewähltem eine große Mannigfaltigkeit, denn neben den hatte der Büffel einen Ring in der Nase, er war Material sieht man Schnüre mit den schlechte­also ein Ausreißer, einer, der schon als Zugtierten Korallen, die nach Afrika   und Südamerika  verwendet worden war. Diese kennen die Men­schen und ihre Gewohnheiten genauer, als die Herdentiere, und sind, einmal wild geworden, auch weitaus gefährlicher. Unser kleiner Ster! faßte nun mit Seelenruhe mit einem Finger der linken Hand in den Ring, stieß eine Flut der gräßlichsten Flüche und Beschimpfungen aus und er hieb mit der Weidengerte wie ein Irr­sinniger auf den Büffel ein. Das Tier stand noch eine Weile vegungslos, dann wandte es den Kopf, schnaubte mitleiderregend und ergriff die Flucht

Es war wirklich einer von diesen großen, schwarzen Teufeln, wie sie auf der Tiefebene vorkommen. Wir ließen uns nicht zweimal er­mahnen, sondern traten in die Bedale, was das Zeug hielt. Wir flogen nur so über die Land­straße hin. Aber das schien nicht viel zu nüßen, denn wenn wir von Zeit zu Zeit ängstlich über die Schultern blickten, sahen wir, daß der Büffel sich uns mit großer Geschwindigkeit näherte. Er stampfte und fauchte daher wie eine Lokomotive. Da war guter Rat teuer, denn wir wußten aus Erfahrung, daß so ein Kerl von unglaublicher Hartnäckigkeit bescelt ist: wenn es gilt, einen Menschen zu verfolgen. So ging das eine kleine Weile, der Schweiß trat uns aus den Poren vor Anstrengung und wir traten die Pedale wie die Wilden. Da winkte uns im letzten Augenblick Rettung. Vor uns versperrte ein großes, ciche- Als wir in der Dämmerung( zu Fuß, denn nes Tor die Landstraße. Es war ein Gehöst, unsere Fahrräder waren nicht mehr zu gebrau das über die Straße gebaut war. Solche Höfe chen) den Heimweg antraten, sprach feiner von trifft man auf der großen Tiefebene häufig. Der uns vieren ein Wort. Ich glaube, wir schämten Büffel keuchte bereits in unserem Rücken und uns unsäglich voreinander. So ist es nun mit was jetzt folgte, währte kaum einen Augenblic. dem Mut; wenn man ihn zufällig braucht. Man Knopp am Tore angelangt, redten wir uns in faun ihn nicht vorbereiten, der ist von selbst da den Bedalen hoch, ergriffen den oberen Rand joder er fehlt von selbst.

gehen, und dort von den Eingeborenen als sel­rallen wieder sind für Indien   und den fernen tene Kostbarkeit begehrt werden. Andere Ko­Often bestimmt. Gegenwärtig werden neben Halsketten und Armbändern viele lange Ohr­ringe aus Korallen getragen.

Gefängnisfrühling.

Vor dem großen Gebäude sprieẞt umgit­tertes Grün. Drei Gefangene arbeiten mit Spaten, Rechen und Schaufel im Schanigarten der strafenden Gerechtigkeit. Sonst durch vier Bellenwände umschlossen, genießen sie heute luft­voll die weitausholenden Körperbewegungen des Rasenumgrabens und die zaghafte Frühlings­sonne, die an die Sonntagnachmittage der Frei­heit gemahut.

Der Gefangenenaufseher blingelt in den