علب

Feieraberd

Feierabe

Mr. 22.

Enterhaltungsbeilage.

Die anderen ,, Jungfrauen von Orleans".

Zum 500. Todestag Jeanne de'Ares.

1931.

Im 15. Jahrhundert gab es in dem vou Gläubigenschar, hielt die Tote festlichen Einzugweiß man nicht. In Meß aber, im Haus des den Engländern heimgesuchten und gebrand in die Stadt, hoch zu Pferde und in Gleich- Herrn des Armoises, wuchsen die beiden Söhne schatten Frankreich   einen eigentümlichen Be- nisjen von rätselhafter Tiefe sprechen. Nie- heran, die sie ihrem Gatten geschenkt hatte. ruf. Unablässig traten in allen Eden des aus- mand verstand sie recht, und so können gerade Viele hundert Jahre später, im großen gesaugten Landes Leute auf. die behaupteten, wir modernen Menschen gut verstehen, daß Striege, schien sich die Prophezeiung Jeanne von Gott selbst mit der Befreiung Frankreichs   jeder sie für ein besonderes heiliges und genia- d'Arcs, daß ihr eine Nachfolgerin erstehen vom Joch der Briten   beauftragt zu sein. Außer les Wesen hielt. Die Anhänger der geschäfts- würde, nochmals zu erfüllen. Diese moderne der berühmten Jeanne d'Arc  , die am 30. Mai tüchtigen Frau vermehrten sich in der Potenz, Jungfrau von Orleans, namens Claire Fer­anno domini 1431, also vor genan 500 Jahren, und die Befreierin Frankreichs jah jich bald chand, bot im Jahre 1919 dem Präsidenten von den Engländern als Zauberin verbrannt nach Betätigungsfeldern um, die ihrer ge- Poincaré   an, die Führung des Heeres zu über­wurde, fam feiner und keine von diesen Män- stiegenen Bedeutung mehr entsprächen. In nehmen. Unbegreiflicherweise lehnte bas nern und Frauen zu allgemeiner Anerkennung. Bugemburg errang sie das Vertrauen der Her Staatsoberhaupt diesen selbstlosen Vorschlag Die Prüfungen, denen Kirche und weltliche sogin Elisabeth, und damit hatte der Ruf der ab. Da im Trubel der Kriegsjahre faum Obrigkeit sie zur Feststellung der Echtheit ihrer falschen Jeanne seine endgültige Weihe emp jemand in Deutschland   von diesem wunderlichen angeblichen göttlichen Mission unterwarfen, fangen. Ueber die wahre Jungfrau von Or- Mädchen erfuhr, ist sie bei uns nicht bekannt waren zu peinlich. Die Seher und Seherinnen leans fursierten im Volt alle möglichen Le- geworden. Und doch lohnt es sehr, die Be wurden von den erzärnten Gerichten oft zum genden und Prophezeiungen. Die Phönig- lanntschaft der guten Claire zu machen. Ihr Tode oder zu unangenehmen körperlichen Stra- Johanna hatte sie trefflich studiert und muzzie Leben ist der schönste Komödienstoff, den man fen verurteilt. Dieses Schicksal erlitten allein sie natürlich weidlich aus. Eine Wahrsagung, sich denken kann. im Jahre 1420 beispielsweise Catherine" in die von Jeanne d'Arc   selbst herrühren soll, be­La Rochelle, zwei Bretoninnen, von denen eine jagte, daß aus Rom   eines Tages eine neue in Paris   verbrannt wurde, und ein geistes- Striegsheldin kommen werde. Die Prätenden­gestörter Hirtenjunge, den die Engländer zur tin erklärte deshalb, daß sie frisch aus der Abwechslung ertränkten. Die Chancen der Siebenhügelstadt importiert und vom Heiligen Heiligenkarriere standen also, wie man sieht, Vater mit allen Ehren und Auszeichnungen in feinem Verhältnis zu seiner Gefährlichkeit, entlassen sei. und dennoch fanden sich immer wieder vor­nehmlich Frauen, die ihr Glück barin machen wollten.

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Mademoiselle Ferchaud wurde im Jahre 1896 in Loublande bei Poitiers   geboren. Sie erhielt eine recht summarische Schulbildnug. Da Claire anscheinend nicht sonderlich hellen Geistes war, fann jener Mangel manches er­flären. Das hübsche Mädchen, das wegen der friegerischen Unablömmlichkeit der männlichen Aber weh: eines Tages bereitete Jo- Dorfjugend arg unter Langweile zu leiden hanna alias Johanna ihren Getreuen großen hatte, jeßte eines Tages den Ortspfarrer davon seelischen Schmerz. In Arlon   hatte sich ein in Kenntnis, daß sie Gesichte habe und ein­Die erfolgreichste aller falschen Johannen" eleganter deutscher Edelmann leidenschaftlich gehende Berichte aus der Engelwelt empfange, ist jene Dame gewesen, die 1436, fünf Jahre in dies jeltene Gewächs verliebt. In seinen die sie in einem Tagebuch, wohl einer Art nach der Verbrennung der echten Jeanne, in ach so unheiligen zärtlichen Armen entfloh die Bocsicalbum, aufgezeichnet habe. Der begei Lothringen   auftauchte. Sie nanute fich die Jungfräuliche nach Köln  , wo sie sich erfom- terie Bricster, der Gott für diese nühliche Ent­Jungfrau von Orleans   und erklärte, nie ge- munizieren ließ. Bald jedoch wendete sich das dedung warm gedankt haben mag, sandte Claire storben zu sein. In diese Angabe der phania- nie erhoffte Glück für den jungen Mann. ins losier zum heiligen Herzen" in Paray­sievollen Dame fönnen feinerlei 3weifel gefekt Johanna geht und niemals lehrt sie wieder." le Morial, wo sie herzlich bewillkommnet werden, da sie eben noch niemals mit dem Ein Herr Robert des Acmoises hatte Sem wurde und Ermunterung fand. Das geschah Scheiterhaufen Bekanntschaft geschlossen hatte. armen deutschen Ravalier ihr teniches Herz im November 1916, Von diesem Zeitpunkt an Es war in der Umgegend von Meh, im Mojel geraubt, und so begann in dieser Stadt ein begann das liebe kind ganz nach dem Muster tal, und Johanna war hierhergekommen, um neues trantes Familienleben. Dann finden der begnadeten Jeanne d'Arc   als Heilige, Pro­die beiden Brüder der echten Jeanne aufzu wir Johanna plöglich inmitten von Striegs- phetin und Generalfeldmarschallin aufzutreten. suchen. Diese Herren nahmen aus heute nicht scharen in Poitou wieder. Sie forrespondiert Ein Ausschuß eifriger Geistlicher nahm eine mehr ganz erflärlichen Gründen, vermutlich von neuem mit dem König und den Städten, Untersuchung ihrer Angaben vor und gelangte aber, weil die Hochstaplerin ihnen ein lohnen- zieht in Tours   ein, in Orleans  , in Paris   zu dem Resultat, daß an ihrer göttlichen In­des Geschäft versprochen hatte, die Wiederaufer- Sier eveilt sie ihr vermutlich jchauerliches ipiration nicht zu zweifeln sei. Die jnge standene freundlich auf. Patriotismus fann Schicksal. Vor dem Bariser Gerichtshof wurde Dame wurde ermahnt, an die Generäle, an man nicht als Entschuldigung für die beiden sie verhört, ihr ganzes unfrommes, unechies" den Fronten Briefe zu schreiben, mit Instrut Brüder anführen, da die Franzosen damals Leben enthüllt. Von jetzt an ist ihre Spur diese Imponderabilie noch nicht kannten. Je denfalls bestätigten sie, daß Johanna Johanna sei. Das Gerücht von dem lebenden Leichnam brang nach Mek, und schon erschienen die ersten Jünger auf der Bildfläche. Begleitet von der

verloren, untergetaucht im Duufel der Ge­schichte und des Kerkers. Wer diese falsche Johanna, der man geistige Gaben richt ab sprechen fann, gevejen, woher dieses Genie der Hochstapelei fam, was aus ihr geworden ist,

tionen darüber, wie sie den Krieg zu führen hätten. Es ist nicht bekannt geworden, ob die französische   Armee eine ihrer Niederlagen der Jeanne d'Arc   Nummer 3 verdankt. Schließ lich ließ man das Fräulein nach Paris   reisen und Poincaré   eine Audienz erteilen. Claire