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fuchte, machte sich Reineke über die Bute her, gerade als sie den Schnabel auftat, um ihm ihre Leiden zu schildern. Bald waren von ihr nur noch die Federn übrig.

Als der Fuchs in seinen Bau zurücklehrte, fand er die Gans in Tränen aufgelöst. Grim­ bart hatte ihr alle schönen Zukunftsträume durch einen baldigen Tod, den er ihr in der Bratpfanne prophezeite, zunichte gemacht.

,, Wie töricht!" schalt der Fuchs seinen Vet­ter. Wie kannst du solchen Unsinn reden? Ich weiß genau, daß..

,, D, was weißt du?" fragte die Gans, und neue Hoffnung belebte ihre Züge.

,, Gern will ich es dir sagen", antwortete der Fuchs, doch verlange ich als Lohn einige Federn von dir."

Diese Forderung war der Gans nicht ange­nehm. Aber schließlich siegte die Neugier.

Der Fuchs betrachtete sie mit Wohlgefallen und fing an, sie von hinten zu rupfen.

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sie der Dachs, der lachend zuschaute. Die Löwin nicht. Es war ein wundersames Bei­Federn ergänzen wir dir später wieder durch spiel tierischer Hartnäckigkeit, daß die alte unser erprobtes Gesundbeten." Dame nicht von der Stelle wich. Osa drehte ,, Nun hast du mich aber genug gerupft!" sich nach mir um und grinste. Sie wagte nicht rief die Gans unwillig, deren Hinterteil fahl zu sprechen, um nicht die wundervolle Auf­geworden. Wie stehts also mit der Zukunft?" nahme zu stören. Du wirst ein hohes Alter erreichen und voraussichtlich ein berühmter Filmstar werden!" es mit dem Wagen möglich wäre. Zu meiner Ich glaubte, wir seien so nahe heran, als rief der Fuchs voller Arglist. Ueberraschung schaltete Osa wieder, fuhr tat­sächlich mit den Vorderrädern ein halbes Meter den Hügel hinauf und hielt. Jetzt war die Löwin nur noch 30 Zentimeter vom Kühler berühren können. entfernt. Sie hätte ihn mit ausgestreckter Tage

Ist das wirklich wahr?" triumphierte die Gans und vergaß vor Freude die soeben aus gestandenen Leiden. Woran siehst du das eigentlich?"

Gänse werden meistens alt!" grinste der Fuchs und bestellte sie auf den anderen Tag, um über Nacht die Sterne zu befragen. Die Gans watschelte hinaus und suchte die

Pute.

Deine Freundin ist schon nach Hause ge­gangen", rief ihr der Fuchs nach und schüttelte sich vor Lachen bei dem Anblick ihrer von

Beim Niederschreiben bin ich mir flax, daß der Bericht albern und übertrieben flingen miuß, wenn man die gewöhnliche Wildheit der 2öven bedenkt. Jede friedliche Rave, jeder

und würden Raum gegeben haben, wenn ihnen der Wagen so nahe gekommen wäre wie der alten Löwin. Warum dem so war, weiß ich nicht. Vielleicht war es nur eine Art ver­derblichen Eigensinns, die irgendwie der rück­sichtslosen Grausamkeit verwandt war, die in ,, So sicher als die Dummheit nie ausstirbt!" all diesen Tieren schlummert. Jedenfalls hielt

weh! Mein schönes Federkleid!" jam- Federn entblößten Kehrseite. merte die Gans. Ich brauche es doch für meine Filmtlaufbahn!"

Nur nicht gleich so empfindlich", beruhigte

,, Ob sie wohl wiederkommt?" meinte der Dachs zweifelnd.

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Eine Löfvin wird photographiert.

Von Martin 3ohnson.

Obwohl wir so langsam und lautlos als nur irgend möglich führen, bekamen die albernen Zebras Angst und stürzten in wilder Flucht davon, wobei sie nach ihrer Gewogn heit die Beine warfen und im Galoppieren nacheinander schnappten. Dieser Anblick war für die Löwin gar nicht erfreulich. Sie sah höchst verärgert aus und schoß wütende Blicke auf uns, die wir das Unheil angerichtet hatten.

3wanzig Jahre hat der Amerikaner Als wir höher hinauf kamen, sahen wir, Martin Johnson auf Reisen in den Wild- daß die Löwin einige Zebras beobachtet hatte, nissen Borneos, Indiens, Javas und Afritas die in der Nähe grasten. Sie mochte denken, verbracht und er hat in dieser Zeit eine daß sie mit der Zeit schon wieder hungrig wer­große Zahl von photographischen und fine- den würde und daß es nett wäre, die nächste matographischen Aufnahmen von wenig be- Mahlzeit so schön vor Augen zu haben. fannten Volksstämmen, von Menschenfressern und Kopfjägern, Löwen, Tigern und Ele­phanten sowie fast allen anderen wilden Tieren gemacht. Eine besondere Reise, die er mit seiner Frau Osa den Weißen Nil hinauf nach Tanganjika dem ehemaligen Deutschostafrika unternahm, galt dem Zwecke, das Leben des Königs der Tiere in allen Einzelheiten festzuhalten und was er hiebei an Abenteurn erlebte, hat er in einem reich illustrierten Buche berichtet, das joeben im Verlage F. A. Brockhaus erschie nen ist.( ,, Das Löwenbuch", Afrikanische Aben­teuer mit dem König der Tiere.) Aus den hier mit fesselnder Anschaulichkeit geschilder­ten Erlebnissen, über deren Gefährlichkeit Martin Johnson selber mit den Worten urteilt: Ich wußte erst, was Abenteuer heißt, als ich anfing, mich mit Löwen zu beschäftigen", erkennt man erst, mit welchen Mühseligkeiten die Arbeit eines Kamera­mannes verbunden ist. Aus dem höchst lesens werten Buche drucken wir mit Erlaubnis des Verlages die nachstehende Leseprobe ab:

Mit Bukari zusammen fuhren wir im Wagen nach einer etwa drei Kilometer ent­fernten Donga, wo wir des Nachts Löwen ge­hört hatten. Wir machten am Rande halt, saben aber keine Tiere. Vorsichtig kreuzten wir die Donga unter Vermeidung der Stellen mit dichtem Graswuchs, wo Löwen verborgen sein

fonnten.

Als wir gerade den andern Rand erreicht hatten, erblickten wir eine Löwengroßmutter, die uns in aller Ruhe beobachtete. Sie schien unfere Zubringlichkeit nicht übelzunehmen, aber sie war höchst neugierig, wer und was wir wohl sein könnten.

Hoffentlicht versucht sie nicht, uns zur Strafe eins auszuwischen", sagte Osa leise.

Der Sicherheit halber befahl ich Bukart, sich schußfertig zu machen; falls das Tier an greifen sollte. Wir mußten immer auf der Sut sein, wenn die Löwen auch noch jo gleich gültig und faul schienen. So und so oft änderte sich ihre Laune im Bruchteil einer Sekunde und dann mußten wir uns auf die Gewehre verlassen können.

Vorläufig war die Löwin jedoch noch nicht wütend. Wahrscheinlich war es ihr zu heiß für irgendwelche Aufregung, außerdem war sie wohl auch nicht hungrig genug, um angriffs Lustig zu sein. Sie ging ein Stück zur Seite und beobachtete, ob wir ihr folgten. Wir war­teten. Dann kletterte sie auf einen Termiten­hügel und legte sich in dem Gras nieder, das auf seinen Hängen sproß.

Die Stellung war für eine Aufnahme vollendet; die Löwin auf einem natürlichen Biedestal gegen einen hübschen Hintergrund von Mimosen. Kein Berufsphotograph hätte sie, was Beleuchtung und Höhe anlangt, beffer aufbauen fönnen.

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fie stand; sie ließ nicht die geringste Spur von Angst erkennen, es sei denn, daß sie mit dem großen braunen Augen zwinkerte, und ein paarmal gähnte. Derartige Vorkommnisse­so selten sie auch waren begründeten meine Meinung von den Augen der Löwen. Ich habe viele Löwen in den Käfigen der zoolo gischen Gärten und Zirkusse studiert. Noch nie habe ich jedoch bei ihnen ein wirklich offenes, friedliches Auge gesehen, wie man es oft bei andern Tieren findet. Ich will gar nicht be­haupten, daß einige der altent, fäfiggewohnten Löwen wild dreinschauten; keiner von ihnen hatte jedoch den milden, freundlichen Blick, Grunde wagten wir nie- wie später in die­dem man hätte trauen können Aus diesem fem Buch dargetan wird, irgendeinem der Löwen zu trauen, mit denen wir in Afrika, so enge Fühlung bekamen.

Als ich aufing, die alte Löwin zu photo­graphieren, benutte ich ein 15- Zentimeter­Objektiv. Dann nahm ich ein 10-3entimeter­und schließlich ein 5- Zentimeter Objektiv, die fürzeste Brennweite, die ich habe. Als ich so­weit war, fonnte ich nicht mehr den ganzen Körper erfassen. Sicherlich ist noch niemals ein Reisender einem Löwen so nahe gekom­men und hat heil und ganz davon erzäh­len können. Gewiß befanden wir uns im Auto, doch hätte uns dieser Umstand nicht da­vor bewahrt, in Stüde gerissen zu werden, wenn es der Löwin eingefallen wäre, uns ans zugreifen.

Jetzt schien sie verstanden zu haben, daß ich mit der Aufnahme fertig war. Sie stand langsam auf, streďte sich, gähnte, marschierte vom Termitenhüget herunter und verschwand im Gras. Wir verfolgten sie nicht.

Es war ein herrliches Erlebnis. Ich entpjehle jedoch dem durchschnittlichen Jäger oder Photographen nicht, das gleiche zu ver­suchen, es sei denn, daß er wohlvorbereitet ,, Wir wollen sehen, wie nahe wir an sie wäre, einem etwaigen plöglichen Angriff die herantommen können", flüsterte Ofa.

zur

Stirn zu bieten. Zweifellos ist die Löwin Als sie den Gang einschaltete, griff ich eine Dame; sie hat jedoch das Temperantent Kurbel und machte mich arbeitsfertig. von 50 Wildfaben auf einmal und in der Da der Termitenhügel etwa 1.5 Meter hoch ut die Stärke von mindestens vier Rie hatte ich die Löwin gerade richtig vor Objektiv. Alle paar Meter machte Osa sinnen. Die Erfahrung hat gelehr, daß es und ließ mich weiterfilmen. einem Löwen gegebenenfalls darauf an ommet, Schließlich berührten die Vorderräder den sein Opfer auch ts eine a Automobil zu Termitenhügel. Noch immer bewegte sich die reißen.

war,

Als wir näher famen, stand sie auf und entfernte sich langsamen Schrittes, nicht ohne sich wiederholt nach uns umzusehen. Wir folg ten ihr mit etwa 30 Meter Abstand und tru- dem gen Sorge, langsam zu fahren, um feinen halt Zweifel an unserer friedlichen Gesinning bei ihr au,.ommen zu lassen.