-
2
-
Cine von Millionen.
Von Kurt Rudolf Neubert.
Sie steht um sieben auf und braucht Genau fünfzehn Minuten zur Toilette. Sie ist nicht viel, hingegen raucht Sie zum Kaffee gern eine Zigarette.
Dann tippelt sie hinunter und besteigt Die Straßenbahn. Natürlich Monatskarte. Sie ist viel hübscher, als das Paßbild zeigt, Sie trägt nur fleine Hüte, sehr aparte.
flimperten auf Kleinen Instrumenten läppische
Harte Beiten im Harem. Siebden, aßen unendlich viele Süßigkeiten,
Was Nummer 170 erzählt.
flatschten miteinander und verwendeten ihre Hauptaufmerksamkeit auf die Pflege des KörDie üppige Romantik, die das Haremsleben pers. Die Folge war, daß die meisten frühzeitig so lange verklärt hat, ist jetzt nüchterner Wirk- dick wurden, aber das ist ja für türkische Mänlichkeit gewichen. Aus diesen Frauenhäusern neraugen nur ein Vorzug. Die Gerüchte von des Orients, die uns so lange erfüllt schienen Frauen, die auf geheimnisvolle Weise beiseite mit märchenhaftem Brunk und grausigen Dra- gebracht wurden, wenn man ihre Anwesenheit men blunge Leidenschaft, sind nun authentische nicht länger wünschte, sind Unsinn. In einem Nachrichten zu uns gedrungen, die auch die bestimmten Alter, gewöhnlich um die 40, wenn Vergangenheit in anderem Licht erscheinen las die Haremsdamen jede Aussicht verloren hatten, sen. Besonders ist es das auch ins Deutsche die Gunst ihres Herrn zu finden, wurden sie mit übersetzte Buch„ Haremsleben" der Prinzessin einer kleinen Summe abgefunden und mit ihrer Dichavidan Hanum , der geschiedenen Frau des Garderobe sowie mit dem Schmuck, den sie sich Khedive von Aegypten , Abbas gesammelt hatten, entlassen. Silme II., die eine ungarische Gräfin war. Sie hat noch einem Harem alten borgestanden, aber sie berichtet von der unend
Um acht Uhr ist sie pünktlich im Büro. Sie hat den Fensterplatz und tippt die alten früheren Zeilen
An irgendeinen Meyer, Müller, Sohn und Co.: Auf Ihren Brief beehren wir uns mitzuteilen...
Sie denkt zu oft, schon hat sie sich vertippt. Sie seufzt ein wenig und schreibt weiter. Doch abends tanzt sie wieder mal und nippt Von ihrer Orangeade. Sie ist sehr heiter.
Die anderen tuscheln: Heut hat sie das Güne an. Das wird wohl seine Gründe haben. Si hört nichts, tippt und denkt an einen Mann, Der sie zum Abend eingeladen.
Und auf dem Heimweg wird sie wieder still. Sie zittert, wenn zwei Arme sie umfangen. Sie sagt nicht ja, nicht nein, sie weiß nicht, was sie will,
Und nachher tut's ihr leid, wenn er gegangen.
So schläft sie ein und steht um sieben auf. Man kann ihr Leben in die Worte fassen: Sie tippt und träumt. Das ist ihr Lebenslauf. Sie altert und wird hier und dort verlassen.
nicht öffnen kann. Mein Gatte ist nicht zu Hause... Er hat den Schlüssel bei sich. Ich war schon im Bett, weil ich mich nicht ganz
wohl fühlte."
" 1
Stils
lichen Eintönigkeit in den streng abgeschlosse- Im schwarzen Schönheits
nen Gemächern, von dem tragischen Los der vielen Frauen, die hier nur zur Bedienung lebten und auf die niemals die Gunst ihres Herrn fiel. Es war eine Stätte ewigen Klatsches und ewiger Eifersucht, an der die Frauen trok sorg fältiger Pflege ihre Schönheit einbüßten und immer stumpfer wurden. Heute sind diese von zahlreichen Frauen bewohnten Einrichtungen an den Höfen orientalischer Fürsten dem Untergang geweiht. Der Harem stirbt infolge der schlechten Zeiten.
falon.
Schönheitspflege ist durchaus kein Monopol der weißen Damenwelt, sondern sie wird von dem Ewig- Weiblichen auf der ganzen Erde eifrig vorgenommen, aber im schwarzen Erdteil sieht allerdings ein Schönheitssalon ganz anders aus als bei uns, wie die englische Forschungsreisende Kathleen Glover von ihrer Expedition nach dem Senegal und Somaliland zu berichten weiß. Ein Reisender in Badejalzen, GeIn der Türkei , wo die Vielweiberei abgesichtspackungen und Parfüms würde unter den schafft ist, gibt es nur noch wenige solcher Stätten im geheimen. In Aegypten dagegen hat sich der Harem noch erhalten, und in den alten frummen Straßen Kairos kann man noch hie und da fest vergitterte Fenster sehen, durch deren Gitter dunkle Augen blizen und sich wohl auch gelegentlich mit Henna blutrot gefärbte Finger herausstrecken. Auch in Alexandria halten noch reiche Kaufleute ihre Frauen hinter Schloß und Riegel.
Baremsleben veröffentlicht worden, das ebenKürzlich ist ein neues Buch über das falls mit den phantastischen Anschauungen, die uns aus den al en Märchen eing wurzelt sind, aufräumt. Ein Mitglied des Harems, den der rote Sultan " der Türkei , Abdul Hamid , hielt, hat seine Erlebnisse aufgezeichnet Es ist Madame Gisèle, eine Französin, die sich nach der Auflösung des Harems nach Budapest flüchtete und vor kurzem einen Juwelier in Konstanti nopel geheiratet hat. wie die nopel geheiratet hat. Sie nennt sich selbst Frau Nr. 170", denn sie hatte nämlich diese nummer im Harem erhalten. Damit wurde der Grad der Gunst bezeichnet, dieder Sultan für die betreffende Frau hegte, und da sich diese Huldbezeichnungen änderten, so wurde wohl eine Haremsdame heute mit 100 und morgen mit 5 beziffert. Madame Gisèle, die neun Jahre im Harem verbrachte, hatte es auf Nr. 170 gebracht. Wir hatten nichts weiter zu tun, als morgens aufzustehen, unsere Mahl zeiten zu nehmen und abends zu Bett zu gehen, immer zu derselben Zeit," erzählt sie.
Er sah auf sie herunter, trat ein wenig zurück, weil er sie so besser im Mondlicht zu erkennen vermochte: er wollte sie offenbar genau ins Auge fassen und die Prüfung schien zu seiner Zufriedenheit auszufallen. Man fann auch so miteinander sprechen wie die Gefangenen." sagte er ernst. Valentina hatte jedenfalls den Eindruck, er mache sich ein wenig luftig über sie und fühlte sich um so mehr beschämt. Sie hatte das Verlangen, schlecht von ihrem Manne zu sprechen; aber dazu ließ ihr der Fremde keine Zeit, weil er ihr von ihrem Bruder, der als Bergmann arbeitete, erzählte, und dann mit ganz leiser Stimme etwas fagte, was sie verletzte und berwirrte.
Ich hoffte, dir einen längeren Besuch abstatten zu können. Aber ich sehe, daß du mich nicht empfängst... daß du überhaupt mit Gott auf gutem Fuße stehst!"
„ Ich stehe auf nur zu gutem Fuße mit ihm," stieß sie plötzlich trozig hervor Und du kannst es unterlassen, so mit jemand, Und du kannst es unterlassen, so mit jemand, den du nicht kennst, zu sprechen!" Der Mann Streckte den Arm durchs Gitter und reichte ihr die Hand. Entschuldige und vergib! Bielleicht bin ich in einem Frrtum. Wer bist du? Valentina oder Rejaria?"" Ich bin Valentina Lecis, die Frau des Doktors Vitterie Lecis." ( Schluß folgt.)
„ Wir aßen, auf Kissen sigend, in den langen mit Spiegeln besäten Hallen, etwa 80 zu sammen, und wurden von älteren Frauen bedient. Das eintönige Hinschleichen der Tage war eine Qual, denn es war uns streng verboten, irgendeine Arbeit zu verrichten. Wir durften nicht einmal nähen, um uns nicht die Hände zu verderben. Ich hatte ein glückliches Los gezogen, denn da ich eine gute Tänzerin war, durfte ich das Haremsballett unterrichten. Aber
die meisten Frauen verbrachten jahraus jahrein in dumpfer Trägheit, dae meisten unter ihnen vergeblich darauf wartend, von dem Padischah mit seiner Gunst einmal ausgezeichnet zit wer den. Sie lasen einfältige Geschichten laut vor,
afrikanischen Schönen wenig verdienen.„ Hier verlangt man andere und stärkere Mittel. Schlamm, der mit schlecht riechender, ranziger Butter vermischt ist, wird besonders gern für die Einreibung der Haut benutzt, und wenn eine solche schwarze Dorfschönheit vorübergeht, dann läßt sie noch lange einen penetranten Geruch zurück. Haarwellen sind längst aus der Mode, und das einträglichste Geschäft des schwarzen Schönheitssalons besteht nicht im krausen Locken werden auf ebenso einfache wie Wellen, sondern im Glätten des Haares. Die schmerzliche Weise beseitigt. Die Locke wird in fleine Büschel von etwa ein Dußend Haaren geteilt, und jedes dieser Büschel wird mit einem Stein beschwert, so daß es herabhängt. Dieses ewige Zichen an den Haaren verzerrt die Züge der Märtyrerinnen der Schönheit zu einem schmerzlichen Grinsen. Das Haar wird dann mit einer Mischung aus rotem Ton und ransiger Butter eingerieben und in dünne glatte Flechten eingeteilt. Diese Teilung erfolgt durch den heftigen Gebrauch eines Messers oder ge schärften Steines, und gelegentliche Ausschreie des Opfers bleiben unberücksichtigt, besonders wenn sie von dem Ausreißen eines Haarbüschels begleitet sind. Der Schönheitskünstler erhält vielmehr Lobsprüche, weil er damit einen neuen Reiz erzielt hat. An Stelle der ausgerissenen Haare erscheint nämlich ein leuchtender kahler Fleck, und wenn dieser dem Opfer gefällt, dann bittet es um weitere kahle Stellen, die wie kleine Monde aus der dunklen Haarmasse herausstrahlen. Trotz der erduldeten Schmerzen ist die schwarze Schöne befriedigt und bezahlt gern ihren Schilling, denn sie unterscheidet sich nun von den übrigen Frauen des Dorfes, und kein
anderes Mädchen kann sich so vieler fahler Stellen rühmen. Der Ruf des Haarkünstlers breitet sich weithin aus, und alle wollen sich nun die Flechten ausreißen lassen, bis schließlich diese Zierde allgemein und daher unmodern wird. In einem Dorf fand ich Damen mit viereckigen,
rechteckigen und runden fahlen Stellen, die auf die besondere Form sich nicht wenig zugute taten. Schwarze und dunkelbraune Schminke wird am meisten begehrt, um die Augen damit zu untermalen und glänzender zu machen. Rouge fin