-
3-
sucht. Wendet sich ein Stamm von der teil- ffie an das User schlagen. Es klingt wie spötweisen Glazenform ab und verlangt wieder tisches Gelächter. mehr Haare, dann nimmt man die Zuflucht zu den Haarschöpfen der Ahnen, die sorgsam auf bewahrt sind, und leimt sie mit Baumharz jest an die eigenen Flechten. Die Männer laffen sich gern die Hälfte des Kopfes ganz glatt
det keinen Absatz, denn man benutzt roten Ton, um auf dem schwarzen Gesicht leuchtende Flet len hervorzubringen. Nasen- und Ohrringe sind augenblicklich nördlich von dem Schari- Flusse große Mode; das Bohren der Löcher erfolgt durch die rasche Umdrehung eines hölzernen Bohrers oder eines rostigen Nagels, je nach der Güte des Schönheitssalons, den man be- scheren."
Das ,, Recht" ber Frau.
Von Suad Derwisch.
Die Tür der Schenke fliegt auf Ein breit schultriger Mann kommt heraus. Efel, Angst und Haß verfärben das Gesicht der Frau. Er taumelt quer über die Straße. Ta tritt sic ihm in den Weg. Sie bringt foin Wort aus
der Kehle.
Er fährt zurüd. Ihre Augen begegnen sich. Ach so, du bist's! Na, was gibt's?" Ihre Augen flammern sich an sein Gesicht, als würde sie jeden Augenblick umsinken. Sie stammelt etwas und weiß selbst nicht, ob Die Dämmerung fällt über Konstantinopel. staubigen Treppen und der halbdunklen Säle.es Beteuerungen, Entschuldigungen oder Bitten Auch in Eyub, dem armseligen Viertel, flam Das endlose Warten auf die Verhandlung im find. Sie will ihn nur überzeugen von etwas, men ein paar Gaslaternen auf. Es sind nur Gedränge der stickigen Korridore wird wieder an das sie selbst nicht glaubt. Er sieht sie nicht wenige. Aber mehr Licht wäre nicht gut, denn lebendig. Die doppelsinnigen spitfindigen Fraan, nur das Kind, und bekommt ein verlegenes diese Gassen sind nicht nach einem architektoni- gen, die sie nicht begriff, stachen in ihr Gehirn Gesicht. Sie spricht immer weiter auf ihn ein, schen Plan entstanden, sondern so wie die und verwirrten sie so, daß sie kaum die dürftig wie unter einem Zwang, und dabei strömen ihr Armut baut, auf den Plägen, die man ihr sten Angaben machen konnte. Als sie die ge- die Tränen unaushaltsam über das Gesicht. überläßt. Für die Elendsquartiere ist das fahl- wandten Reden und die Fragen hörte, die mehr Plötzlich sagt der Mann: gelbe Gaslicht die richtige Beleuchtung. Die einem Verhör glichen, wußte sie, daß ihre Sache Holzhütten dieser Winkel lehnen sich aneinander, verloren war, noch bevor man es ihr sagte. um sich gegenseitig vor dem Einsturz zu be- Stumpf wartete sie das Ende der Verhandlung wahren. Hungrige wilde Hunde streifen durch ab und blieb stumm, als der Richter verkündie Gassen, die Nase an der Erde. Vom Waj- dete, sie habe die nötigen Beweise für die Schei ser her kommt die ewig feuchte Luft, die krank dung nicht erbracht. macht.
Vor einer Schente steht eine Frau und wartet. Das Licht der Gaslaterne, an die sie sich lehnt, vertieft die Schatten ihres Gefichts und saugt das letzte bißchen Farbe aus ihren Wangen. Ihr Schleier flattert. Der Wind zerzaust ihr Haar und reißt an den Tüchern, in die ihr Kind gewickelt ist. Er dringt durch ihr dünnes Kleid bis auf die Haut. Sie friert und wartet regungslos seit dem frühen Nach mittag auf ihren Mann. Einmal wird er ja genug haben und herauskommen.
Nur in ihren Augen ist Lebent. Sie läßt keinen Blick von der Tür. Wie Schatten glei ten die Vorübergehenden an ihrem Bewußtsein vorbei. Um sie ist der luftleere Raum der verlaffenen Kreatur. Ihre Gedanken kreisen un aufhörlich wie ein Rad. Ein Rad, das rück
wärts läuft.
Vor sechs Jahren hatte sie sich verheiratet und war ein junges, ahnungsloses Ding. Sie hatte nicht gewußt, daß ihr Mann ein Trinker war. Vor der Heirat hütete er sich so geschickt, daß sie es nicht bemerken konnte. Aber dann fing ihre Hölle an. Jahrelang hatte sie alles über sich ergehen lassen, Beschimpfungen, Quä lereien, Schläge. Sie lief nicht fort, weil sie den grausamen Kampf ums Dasein kannte und ahnte, daß sie ihm allein nicht gewachsen war. Der nadte Selbsterhaltungstrieb zwang sie auszuhalten, denn Arbeit war vielleicht zu bekommen; sicher war nur, daß sie von dem Ar beitslohn nicht existieren konnte.
Aber eines Tages, nachdem er sie im Rausch furchtbar geschlagen hatte, floh sie doch zu mitleidigen Nachbarn. Sie reichte die Schei dung ein, in dem festen Glauben, sie auf Grund der Tatsachen sofort zu erhalten, ohne zu ahnen, daß die einfachsten Tatsachen oft schwer zu beweisen sind. Sie erfuhr nun erst, daß man ein und dasselbe auch ganz verschieden auslegen kann, daß also auch alles beweisbar ist, wenn man will. Dabei machte sie die Erfahrung, daß Leid nicht mitteilbar ist.
Nun begann ihr monatelanger Kampf, denn sie konnte weder lesen noch schreiben und hatte kein Geld. Ihre Gesuche wurden hingefritzelt von gleichgültigen öffentlichen Schreibern. Sie sieht jetzt noch vor sich, wie sie im Schatten der Platanen des Vorhofes fizen. Sie riecht noch die Luft des Gerichtsgebäudes, der
Auf bleiernen Füßen schleppt sie sich hinaus. Die erste Uebelkeit der beginnenden Schwangerschaft würgte sie. Salter Schweiß brach aus ihrem Körper, langsam knickten die Knie unter ihr ein und sie sank zu Boden.
In den Tagen, die auf die Gerichtsverhandlung folgten, war sie in einem Zustand vollkommener Gleichgültigkeit. Sie aß nicht mehr und saß nur horchend, vornübergebeugt, als müßte das noch nicht Lebende ihr Rat geben.
Den Nachbarn, die sie aufgenommen hatten, ging es nicht gut. Sie hatten in ihrer Hütte einen einzigen Raum und viele Kinder. Sie teilten alles mit ihr, aber die Frau merite, daß sie ihnen zur Last fallen würde, wenn sie länger bliebe. Eines Tages verschwand sie Eines Tages verschwand sie ohne Abschied. Sie ging die Häuser ab und suchte Arbeit. Nach vielen Tagen des Hungers, den sie nun für zwei litt und nach Nächten ohne Schlaf, hatte sie Glück. Sie fand Arbeit als Dienstmagd in einer Kneipe.
Vom Morgen bis zum Abend war sie auf den Füßen. Sie mußte Lasten tragen wie ein Mann und klagte nicht, denn sie war glücklich, ein Dach über dem Kopf zu haben. Aber die Last unter ihrem Herzen wurde von Monat zu Monat schwerer und als sie eines Tages zu sammenbrach, warf man sie ohne weiteres auf die Straße.
Einen Tag lang irrte sie in der großen Stadt umher, dann ging sie zu einem Krankenhaus. Der untersuchende Arzt fagte ihr, daß die Geburt erst in einem Monat zu erwarten sei, dann solle sie wiederkommen. Nun lag sie wieder auf der Straße. Sie ging betteln und schlief Nachts da, wo sie sich gerade befand, in irgendeinem Treppenhaus oder Keller, oder einer Parkanlage. Aber das dauerte nicht lange. Eines Tages überraschte sie eine Ohn macht mitten auf einer der belebtesten Straßen.
Sie erwachte nun wirklich in einem Kranfenhaus. Kurze Zeit darauf gebar sie ein Mädchen. Zehn Tage nach der Geburt ihres Kindes wurde sie entlassen.
Na, also meinetwegen! Los, fomm!" Mit einer barschen Handbewegung zeigt er ihr, daß sie ihm folgen soll. Ohne sich einmal umzudrehen, geht er den Weg nach Hause. Sie schleppt jich nach, das Kind jest an sich gedrüdt. Mit jedem Schritt, den sie auf dent Haus zu macht, sinken ihre Schultern mehr ein. weiß, jie geht in eine neue Sklaverei, aus der sie in ihrer dumpfen Unwissenheit feinen Ausweg und feine Hoffnung sieht.
Aus dem Munde der Rinder.
Von Arturo Giovanniiti.
Sie
Die Dame saß im schimmernden Saal am
Tisch, beleuchtet von rojigen Wachsferzen.
Ich blickte von der Straße hinein und wußte nicht, was am meisten glänzte: die junge blaugekleidete Holdheit der Dame, der keusche Schimmer des Tischtuches, oder das feusche Schimmer des Tischtuches, oder das Gleißen des Lusters, das Silber, das Gold, das Kristall oder vielleicht der strenge glänzende Schädel des feierlichen Kellners.
Aber ich wußte, daß der Kellner um der Dame willen da war und nicht die Dame um des Kellners willen, wie manche vielleicht glauben.
Die Dame aber war da um der zarten,
frierenden, kleinen Hündin willen, die sie im Arm hielt, und die kleine Hündin hatte die Pfötchen auf das schneeweiße Tischtuch gelegt, während sie von der Dame gefüttert wurde, liebevoll und fürsorglich; ihre Nahrung war: Seele und Gehirn des Kellners mit goldenent Löffel in silberner Schüssel verrührt.
Allein saß die Dame im schimmernden Saal, beleuchtet von rosigen Wachskerzen. Ich betrachtete sie durch das mit Eisblumen umsponnene Fenster und sie deuchte mich Hebe, die den letzten lebenden Gott mit Nektar labt.
Draußen vor dem Alabasiertor warteie der große schwarze Wagen und neben mir stand ein fleiner Zeitungsjunge, mit den Augen die duftige Schönheit der Dame verschlingend, oder vielmehr die föstliche Speise der zitternden Hündin.
Ich schaute den Jungen an und blickte tief in seine gierigen Augen und fragte:„ Woran denkst du, Kleiner Freund?"
Und nun lehnt die Frau mit dem weißen Er erwiderte:„ Ich habe in vier Stunden Gesicht am Laternenbfahl und wartet auf ihren sechs Zeitungen verkauft und nun sind die Mann. Es blieb ihr fein anderer Weg außer anderen feucht und alt, denn Zeitungen altern diesem oder dem, ins Wasser zu gehen. Das ist rasch und sterben in wenigen Stunden." nicht weit von hier. Sie sieht die fleinen Wel- Und er sprach weiter: Meine Muiter ist len und hört das gluckfende Geräusch, mit dem tot, mein Vater im Zuchthaus, meine. Schive.