Malm

Feieraberd

r. 23.

Enterhaltungsbeilage.

Ein weiblicher Robinson.

Von Arthur Woodward.

1932.

Nicht weniger Abenteuer der Einsam- 1 nicht mehr, ein eines Boot ins unruhige I weiteren Wochen oder Monaten ihrer er keit als der Matrose, der als Robinson Wasser hinauszuschicken. Man beschloß, von Crusoe in allen Sprachen der Welt bekannt der Küste abzustoßen und die Frau samt geworden ist, hat die Indianerfrau erlebt, ihrem Kinde in der nächsten Woche von der die absichtlich allein auf einer rauhen Jusel

des südlichen Kalifornien , in San Nicolas, Kurt Rudolf Neubert:

zurückgelassen wurde.

Um das Jahr 1810 oder 1811 herum kreuzten in den südkalifornischen Gewässern Pelzjäger, um neues Jagdgebiet zu finden. In den schäumenden Wellen, die den Santa­Barbara- Kanal umspülten, sollte sich eine große Anzahl der kostbaren Seeottern vor­finden. Die russischen Jäger drangen zu der entlegensten Insel vor, und mezelten nicht nur die felltragenden Tiere, sondern auch die dort lebenden Menschen nieder.

Traum eines Arbeitslosen. Ich träume manchmal: es ist sieben. Ich stehe auf und fahre mit der Zwei. Die alte Firma hat an mich geschrieben: Die Stelle wäre wieder frei.

Ich sehe sie: verhaßte, liebe Zimmer. Der Schreibtisch steht noch auf dem alten Blak. Die Blumen in dem Glas sind halberorrt

wie immer.

und Fräulein Klein spricht außerdienstlich mit bem Schatz.

Da siz ich wieber und abbiere Die langen Reihen Blatt für Blatt. Die Posten stimmen. Und ich stieve Bum Fenster. Draußen rauscht die Stadt. Jch träume manchmal: es ist sieben. Wir haben im Büro jetzt Schluß. und meine Freundin hat heut burg geschrieben: Erwarte dich am Kino. Gruß und Kuß.

Das kleine, nebelumhangene San Nico­las wurde von den nordischen Räubern am häufigsten heimgesucht. Die Missionsbrüder, deren es in jener Gegend viele gab, hatten viele der Eingebornen schon früher als Ar­beiter nach den Hauptmiffionen auf Santa Barbara Ventura, Fernando und San Ga­briel gebracht. Die Zurüdgebliebenen wur­den von den Neuangekommenen in jeder Weise mißhandelt, mußten große Abgaben leisten, und waren im Jahre 1835 bereits auf eine Handvoll Menschen zusammen- und gestern hat es Geld gegeben. geschmolzen. Um das Leben dieser Be- Die Miete ist vorausbezahlt. dauernswerten zu retten, sandten die Mis- Es reicht zum Trinken, Essen, Lieben, Leben. sionen ein Schiff nach Kalifornien , das die- und da ich blaẞ bin, werb ich höhenlicht sen abgesonderten Stamm in sein Heimat­land bringen sollte.

bestrahlt.

Mit meinem Anzug fann ich mich jetzt sehen Lassen.

nod

Gute Landungspläge gibt es fast nir­gends im Barbarakanal. Und San Nicolas Die Hose fällt korrekt, gebügelt auf den Schuh. ist unter den schlechten der schlechteste. Da- Der Binder muß natürlich zu dem Anzug zu gesellen sich heftige Stürme, das Schiff passen.

geschrieben.

war in schwieriger Lage. Immerhin gelang und vor dem Schneider hab ich wieder Ruh. es, auch mit dem legten, mit Menschen über- So träum ich manchmal: es ist sieben. füllten Boot glücklich ohne Unfall zu landen. Ich stehe auf. Das Frühstück liegt bereit, Raum war alles an Bord, als eine Frau Dabei hat mir schon wochenlang tein Mensch verzweifelt zu schreien begann, und zum Schrecken aller Zuseher in die hochgehenden Man wird so mürbe mit der Zeit Wellen sprang, um an die Küste zurückzu­schwimmen. Von ihren Landsleuten erfuhr man, daß sie in der Aufregung des Backens ihr einige Monate altes Kind schlafend in ihrer Hütte liegengelassen hatte.

Die Nacht sentte sich schon von den nahen Bergen herab, und der Kapitän wagte

Insel abzuholen. In der nächsten Woche aber erhoben sich besonders starte Stürme, man hätte in solcher Zeit taum in San Nicolas landen können... und dann ver­gaß man die arme Frau. As man sich nach

innerte, hielt man es für ausgeschlossen, ste auf der univirtlichen Insel noch lebend auf­zufinden. Schließlich, was lag an einer Indianerfrau mehr oder weniger baran!

Die Jahre verflossen und die Amerika­ner zogen nach Kalifornien . Die Neuange tommenen jagten ebenfalls nach Fischottern und anderem Seegetier. Nach einiger Zeit kam das Gerücht auf, ein Gespenst spute auf der Insel San Nicolas. Die Jäger erzähl ten einander, sie hätten deutlich eine weib liche Gestalt hoch oben im Mondlicht das felfige Geftabe entlang laufen sehen. Jest erinnerte man sich der dort zurückgelassenen Frau; sicher war es ihr Geist, der dort um ging.

Nahezu achtzehn Jahre waren vergan gen, seitdem die Bewohner von San Nicolas ihre Insel verlassen und sich in der Welt zerstreut hatten. Die Missionen, die sie ba zu veranlaßt hatten, waren aus dieser Gegend vertrieben worden, niemand wußte mehr etwas Gewisses oder Näheres über das Schicksal der armen Indianerfrau von damals. Aber am Leben konnte sie boch unmöglich sein. Was man gespenstern sah, war eben ohne Frage ein Gespenst.

Immerhin fanden sich in Santa Bara bava auch Leute, die an Geister nicht glaub. ten, und diese bemannten ein kleines Schiff und fuhren nach San Nicolas, mit dem Vorsatz, die Insel bis ins Innerste zu durchsuchen. In einigen Tagen gewahrten sie die Spuren eines kleinen Fußes auf dem sandigen Gestade, und hatten also den greife baren Beweis, daß ein lebendiges Wesen Korbflechterei lagen in der Hütte umber, ging. Am nächsten Tage fand man eine Frau, zusammengetauert in einer elenden, mit geflochtenen Binsen gedeckten Hütte aus Korbflechtere lagen in der Hütte umher. Walfischrippen. Geräte und Werkzeuge für Sie erschrat beim Anblick der Männer. Erst als sie sich beruhigt hatte, erfuhr man durch Zeichen mehr als durch Worte, da sie des Redens scheinbar schon ganz entwöhnt war, daß sie tatsächlich die auf der Insel geblie bene Frau war, daß ihr Kind bald gestor­ben sei, und was sie in den achtzehn Jah ren ihrer grauenhaften Einsamkeit erlebt