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Familie hart an der Tür.
Es gibt kein Vorzimmer.
denn?
Wenn du die Klinke hinunterdrückt, bist du mitten in ihrem Privatleben, denn sie haben leines. Sie sind gewissermaßen Personen, die in der Oeffentlichkeit leben aber leben sie Da ist die alte Mutter, die es aufgegeben hat und die der Armenarzt schon lange aufgegeben hat. Da ist das Ehepaar, das sich hart im Raume stößt und da sind die beiden Söhne aus und vor erster Ehe. Da ist aber auch schon der Nachwuchs, den die Lintschi ihnen mitgebracht hat, bevor sie ganz versackte.
Der Nachwuchs hat ein roziges Näschen und seine ganze Fezzenparade, die jeder Einheitlichkeit des Stils entbehrt, riecht übel wie es überall in dem Armeleutzimmer dumpf nach Muffigkeit riecht.
Sie sind so elendig elend diese Leute, daß fie es längst nicht mehr spüren.
Der Vater geht stempeln, die Mutter geht waschen( fremde Wäsche), die Lintschi geht auch irgendwo, die Alte geht sachte zugrunde, der erite Sohn geht Zeitungen austragen und der zweite geht fingen und ist stets bereit, zu ren nen, wenn er einen Wachmann ſichtet.
Manchmal schlurft die Alte vor die Türe in den Hof und beutelt die überflüssigsten Flöhe aus irgendwas; aber sie tut es mehr mechanisch. Ihr Gangfester( ihr einziges überhaupt) ist ― noch aus beſſeren Zeiten von innen mit Glaspapier verpict, aber stellenweise siehst du fie in jeder Lebenslage.
Es zieht sie alle hinaus aus ihrer Zugang lichkeit in die weitere Oeffentlichkeit, denn dort weiß niemand, daß sie fein Privatleben haben, dort hat's im Augenblick ja keiner; dort sind sie beffer daheim als daheim.
Aber jetzt ist alles gut geworden. Da fam nämlich wieder der Gasmann. Verleugnen las fen können sich nur die privaten reichen Leute. Und vräsentierte naiv drohend die Gasrechnung. -- Der Arglose ließ sich auf morgen vertrösten, ohne zu ahnen, daß damit der Gasanstalt ein Berlust erwachsen würde, der praktisch nicht einzubringen war. Denn pfänden Sie Bejizzlose und gar solche, die tot sind!
Da sie die Rechnung ja sowieso nicht bezahlen konnten, haben sie sich einmal in Gas ausgelebt". Sie verzehrten es gewissermaßen als Henfersmahlzeit und jetzt sind sie alle tot. Ich habe sie gesehen. Sie sind jetzt durch
aus privat.
Die Seelen waren noch im Korper, ich Jah's an den Augen. Aber die Körper waren so vorgebäumt, als lagerte die Seele hart an der Tür des Leibes, um auszugehen und einzugehen in die metaphysische Deffentlichkeit ins Privatleben nach dem Tode.
Der Film chauspieler
mit dem Tant.
Die Ghädelkammer.
Von Ludwig Elz.
Auf der Schloßterrasse von Melnik klingen, keiten, die Mädchenköpfe, die nun keine Lode scharf die Gläser einiger Zecher, eine Mandoline mehr ziert. Hier gibt es jetzt nur ein elfenbeinseufzt ein Lied in Moll. Unten im Tag um- bleiches Einerlei, die Uniform des Todes. Aus armen sich müde, wie ein altes Ehepaar, Elbe mancher Schädeldecke flafft ein schwarzes Loch. und Moldau. Eine eigene Melodie hat hier die lang ist es her, da fuhr eine Musketenkugel Landschaft. durch oder krachte eine Streitart, fuhr ein Degen gegen die harte Kapsel. Manche dieser Knochenhüllen zeigen die Male böser Schwären die sich hartnädig festgebiffen haben und die häßlichen Deformationen der Rachitis. Und dann die Kinderköpfe, die zierlichen, die so freundlich, verföhnlich hervorlächeln, so müde, so abgeklärt Manche zerbrödeln schon, ein schlechter Scherz ist die Unsterblichkeit, ewig ist nur das Nichts..
Ein böhmisches Mädel und ein böhmischer Wein Und ein böhmischer Wind um die Nase, Was brauchen wir dann noch, um fröhlich zu sein?
Stoßt an drauf, mit böhmischem Glafe! Die alte Stadt blidt verträumt von ihren Hügeln ins Land. Ueber dem Marktplay, wo noch vor einigen Stunden feiste Gänse schnat terten und schlagfertige Bänerinnen in ihrer malerischen Tracht ihre Waren priesen, fiegt unheimliche Ruhe.
Die gotischen Türme der Kirche ſtreden sich in den Himmel. Der Turm wacht über 20.000 Seelen, die unter ihm zu ewigem Schlaf gebettet wurden. 20.000 Seelen, die seit Jahr hunderten in einer Heinen Kammer der Erlösung entgegenschlafen.
Eine enge Wendeltreppe führt in das unheimliche Gemach, in dem so mancher das Grufeln erlernt hat. Hier stehen, mit aller Pedanterie au Mauern geschichtet, 20.000 Totenköpfe, gähnen dich mit leeren Augenhöhlen an, pressen zwischen den gelblichen Zahnreihen ein scheußliches Lächeln hervor, lassen ihre ragefahlen Schädeldeden im fladernden Kerzenschein iptegeln. Zwanzigtaufend Totenköpfe sehen dich an, die ein findiger Totengräber zu einem Kreuzornament geschichtet hat, ein furchtbares Mosaik des Todes. Wenn der Wind durch die engen Fenster dringt, dann gibt es einen pfeifenden Ton. Als ob jemand auf einem Haar den Fiedelbogen tanzen ließe, ein Ton, der durch Mark und Bein dringt, ein Ton, wie ihn hungrige Ratten von sich geben
Ratten, ja warum nicht? Sie können es sich in den zahllosen Schädelkapseln sehr gemüt lich machen, jede hat ihr fleines Häuschen, in dem es sich mollig ruhen läßt, wenn die Kapen beutegierig über die Dächer streifen.
Ein Schulmeisterschädel aus dem achtzehnten Jahrhundert mit hoher Denkerstirn was bedeutet hier noch hoch und nieder?- trieft hente noch von Aufklärung.
Und hier, ein Frauenkopf von seiner Modellierung, am Unterfiefer ein kleines Löchlein, nicht größer als ein Schönheitspfläſteichen. Er war einer Dame aus der Reifrodzeit eigen, die sich hie und da noch an die schöne Zeit ihrer Hochblüte" erinnert:
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Ich bin Margot, ein adelig Fräulein, Die nicht ein, sondern hundertmal sogar Verlobt und dennoch Jungfer war.
Ein anderer, den die Gicht zwickte, der aber dennoch mit allen Fasern seines Herzens am Leben hing, das so viel Lust und Freud enthielt, medert in die Stille:
Hier liegen meine Gebeine, Ich wollt, es wären deine!
Und dann ein Krämer, dessen Kopf melan cholisch in der Ecke ruht:
Ich bin der Strämer Abendtau
Ich starb an einer jungen Frau! In dieser Totenfammer herrscht vollste Eintracht. Einst Feinde im Leben, stehen sie nun traut nebeneinander, eine Partei des Friedens.
Und von der Schloßterrasse flingt leiser Mandolineawn in die schauerliche Schädelkammer. Die Nacht spannt ihre opalenen Schwingen über die Stadt. Der Schlüffel des KastelHier stehen sie, die grinsenden Schelme, die lans hirscht im altersschwachen Schloß, schwer Zeit hat ihr Gehirn, den Motor ihres Seins, fällt die Eilentür zu, ein Luftzug verlöscht die weggeblafen, die Zeit macht sich eben aus so fahlgelbe Kerze, die uns den Weg gewieſen hat. einem zappelnden Ding nicht viel. Da liegen Das Totenreich liegt hinter uns, ein pfeifender sie, die Philosophenköpfe, die einst der Geist Ton fling: von unten auf. In der Neustadt Platos oder des Cartesius befruchtete, die ge- mit ihren modernen Zweckbauten und ihren strengen Herren vom Amt mit ihren Bünktlich Fabrikschloten regt sich schon das Leben
ten. Dorothy Sebastian macht sich einen Namen bemerkt zu werden. Den Höhepunkt erreichte durch ihre mehr als originellen Gesellschaften. Charlie Forrell, der sich einen ausgedienten Vor furzem lud sie ihre Freunde zum Abend, Tank kaufte. Da dies nicht mehr übertroffen ein. Alle fanden sich in eleganten Toiletten ein werden konnte, fehrte man zu den normalen Da aber empfing Dorothy jie mit den Worten, Autos zurück. Erich von Stroheim machte durch fie habe vergessen, Essen zu bestellen und es sei eine originelle Eröffnungsrede bei einer Garbo. Mehr als irgend anderswo neigen die auch kein Wein im Hause. Sie möchten es sich premiere von sich reden, als er am Mikrophon Filmsterne in Hollywood zu einem Haschen nach aber bequem machen und tun, als ob sie zu sprechen sollte. Tagelang sprach man im FilmDriginalität. Jeder und jede versucht auf Hause wären. Zimmer und Küche seien von der land darüber, wie er nichts weiter gesagt habe, irgendeine Weise etwas zu tun, was sie heraus- letzten Gesellschaft noch nicht aufgeräumt, sie als daß es ein„ blödsinniger Unsinn" sei, bei hebt aus der Masse, so daß über sie gesprochen könnten sich also ruhig betätigen, sie selber habe solchen Filmpremieren am Radio zu sprechen. wird, denn das„ In- aller- Leute- Mund- sein", auswärts zu arbeiten. Damit verabschiedete sie Bon Gloria Swanson wird eine besonders das im Leben des Durchschnittsmenschen so sich, die Gäste aber machten sich daran, das hübsche Geschichte erzählt. Sie wurde eines überaus unangenehm ist, bedeutet für den Film- Hans in Ordnung zu bringen und wollen sich Tages auf der Straße angehalten, weil sie mit stern Ruhm und... Erfolg. Jeder versucht es dabei glänzend amüsiert haben. Eine Zeitlang ihrem Auto angeblich zu schnell gefahren sei. auf andere Weise, sich interessant zu machen. war es Mode, daß die Filmsterne, die ja für ge- Sie bestritt, die Höchstgeschwindigkeit überschrit So läßt die Filmschauspielerin Lilyan wöhnlich die schönsten Autos der Welt haben, ten zu haben; da aber der Schupo bei feines Tashan es sich viele Tausende kosten, ihren Ruf sich möglichst alte, durch ihre Klapprigkeit auf- Behauptung blieb, stieg sie aus und überließ als bestgekleidete Frau der Filmwelt zu erhal- fallende Wagen fauften, nur um gesehen und dem Beamten das Auto mit der Bemerkung,