9tr. 44.
tlnterOaitungtibeilage.
1933.
DsÄ MrSÄ der frönen fremden Krau. MMMWMWWWMIIMMWMMMWMWWWMMMüWWUWIWMWNWWLMW^WWMIUIWMIMWIIIIWMIWIWIIiMMIIWMIIIIWUMIUMIIIlMMIIlllM
Bier Mann hoch waren wir dir einzigen Passagiere auf der„Buona Spcran- za", als ich einmal von den Maskarcn- Jnscln nach Obok am Roten Meer hinüberfuhr. Nachdem mir die paar Affen, die sich in übermenschlicher Liebe umschlungen hielten und in ihren Käfigen am Vorderdeck die verlorene Freiheit beweinten, das ewige Meer, der strahlende Himmel und der.Hai im Kielwasser langweilig geworden waren, begann ich mich für meine Reisegefährten zu interessieren. Begegnet man in diesen Gegenden einen Menschen, dann kann man nie wissen, ob er zur guten oder schlechten Sorte von Abenteurern gehört. Jedenfalls lut man recht, sich wenig darum zu kümmern, solange es nicht die eigene Person berührt. lieber zwei meiner Mitreisenden hatte ich mir bald ein Urteil gebildet. Austin Robin war das typische Söhnchen reicher Eltern, das sich auf einer Studienreise- befand und vor Unerfahrenheit förmlich strahlte; der andere, ein geborener Holländer, verriet den hartgesottenen Plantagenbesitzer, bei dessen bloßem Anblick den Eingeborenen die Haut zu jucken beginnt. Schwerer fiel mir die Einschätzung von Fred Weller, einem selten großen und kräftigen Mann, der mehr als ein halbes Dutzend Sprachen fließend beherrschte und jeden Winkel der Welt kannte. Natürlich schlossen wir vier uns zusammen, schlugen die Zeit tot, so aut es ging, und wenn wir nicht gerade spielten, dann wurde aus bewegter Vergangenheit erzählt. Des Abends leistete uns der Kapitän Gesellschaft.. So saßen wir auch einmal, tranken italienischen Rotwein und sprachen von Frauen. „Ja," meinte der Holländer zu diesem Thema,„man lernt erst zu schätzen, welch herrliche Geschöpfe die weißen Frauen sind, wenn man in Gegenden verdammt ist, in denen es keine gibt." „Stimmt, stimmt", bestätigte Austin Robin, der junge Mann, um endlich auch einmal mitzureden,„ich habe seit sechs Monaten keine Weißen mehr gesehen. Desto unvergeßlicher blieb mir das Erlebnis mit einer schönen fremden Frau." Der Jüngling erzählte uns den Traum einer Nacht.
Von JtalpQ Arvan. Bon einer Dame, die er am Tag vor seiner Abreise aus Syrakusa kennenlernte, mit der er herrliche Stunden verlebte und die er nie Wiedersehen durfte, da sie gebunden war. Er wußte von ihr nur den Rufnamen und daß sie Schwedin sei. „Ein schönes Märchen," schloß Austin{ Robin seine Geschichte,„ich werde sie im Leben nimmermehr vergessen." Der schwere Wein lag uns im Blut,! geheimnisvoll spann die Tropennacht und leise rauschte das Meer. Tie Sehnsucht in dem JLnglingshcrzcn hatte uns Männer! mitgeriffen, schweigend versanken wir in Ge- i danken und aus der Vergangenheit stiegen längst vergessene Schatten empor. Austin Robin, der Jüngling, hatte Tränen in den Augen; die harten Züge des Holländers verrieten einen alten Schmerz und Fred! Weller blickte starr vor sich hin; der Kapitän i war wortlos nach seiner Kajüte gegangen. „Quatsch," schrie der Holländer und hieb! die Faust auf-den Tisch,„alles Quatsch, j Zuerst glaubt man, nicht darüber hinweg-1 zukommen, aber dann, nach ein paar Iah- ren, greift man sich an den Kopf. Seien! Sie froh, junger Mann, so Sie Ihre Schöne i nicht Wiedersehen, wer weiß, wie Sic dann aussieht und welche Enttäuschung Sie erleben würden." Wehmütig schüttelte Austin Robin das Haupt, griff nach der Brieftasche und entnahm ihr des Bild einer Frau. „Sie hat mir dies zum Abschied ge- j schenkt," sagte er und reichte mir die Photographie. Ich mußte, zugeben, nie Schöneres! gesehen zu haben. Der Holländer bestätigte! meine Ansicht, dann legte er das Bild vor| Fred Weller auf den Tisch. Ich konnte sein> Gesicht nicht sehen, da ich gerade mein Glas! vollzog, aber mir fiel der Klang seiner| Stimme auf, als er jetzt fragte:„War es vielleicht so am zwanzigsten Mär; herum,! daS Erlebnis in Syrakusa , verehrter Mr. Robin?" „Ja, allerdings!" staunte der junge Mann. „Hieß die Dame vielleicht Nora?" „Himmel!" rief Austin Robin.„Woher kennen Sie diese Frau? Wer ist—"
Er kam nicht weiter; das Wort blieb ihm buchstäblich in der Kehle stecken, den« Fred Weller hielt aus weitaufgeriffenen Augen seinen Blick auf ihn gerichtet: den starren Blick eines Henkers. Der junge Mann war totenblaß geworden und versuchte vergeblich, dem Banne dieser schrecklichen Augen zu entkommen. Minuten vergingen so, wortlos. Der kalte Schweiß rann Austin Robin in Strömen über das fahle Gesicht, und ich habe nie ähnliches gesehen, als das fürchterlich verzerrte Antlitz von Fred Weller, in das sich von Sekunde zu Sekunde sichtlich mehr der tödliche Haß fraß. Endlich mußte dieser ausgereift sein, denn wie Hammcrschläge klangen die Silben, die der Mann jetzt hervorstieß:„E—he—bre- chcr!" Stöhnend erhob sich Fred Weller zu seiner riesigen Größe und sprach zu dem bebenden Jüngling:„Für einen von uns Zweien ist kein Platz mehr auf dem Schiff, kommen Sie, Mr. Robin, aussteigen!" „Der Hai wird lachen; vielleicht warten die Herren, bis wir an Land gehen," versuchte der Holländer zu begütigen, aber nur ein grimmiges„Nein" war die Antwort. Halb zog er ihn, halb sank er bin, dann standen Fred Weller und Austin Robin am Heck, der Riese, neben dem schmächtigen Jüngling, und an dem Ausgang eines Kampfes war nicht zu zweifeln, wenn es dazu kommen sollte. Ich wollte einen Mord verhindern und mich an den Steuermann wenden, da der Kapitän schon zur Ruhe gegangen war, doch riet mir der Holländer, mich in so heikle Angelegenheiten nicht cinzumengen. Achselzuckend folgte ich ihm, um nicht Zeuge schrecklicher Dinge zu fein. Wir lehnten uns unweit des Auslugpoftcns an die Reeling und warteten auf den Todesichrei. Wir staunten daher, als wir im ersten Licht des jungen Tages Austin Robin auf unS zukommen sahen. „Er hat mir Frist bis nach unserer Ankunft in Qbok aegeben." stöbnte der junge Mann.„Wo ich mit ihm am Messer oder Pistolen kämpfen soll. Zur Bürgschaft, daß ich ibm nicht durchgehe, mußte ich ihm meine Brieftasche mit sünfbundertsiebzig Pfund aushändigen. Wenn ich mich ihm stelle, bin