الوللا اف

Feierabend

Feierabe

Nr. 50.

Unterhaltungsbeilage.

1933.

Kinder/ Gine Erzählung von Maxim Gorti

Es ist nicht leicht, diese fleine Geschichte gut erzählen.

Sie ist so schlicht.

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Das waren schöne Tage für mich, wirt­liche Feiertage und meine Seele, durch das Wissen von den schlechten Seiten des Seins schon genügend beschwert, reinigte und er­frischte sich in der flaren Weisheit findlicher Gedanken und Gefühle.

Saltet ihn!"

"

schrien die Kinder lustig im Chor. Juo! Haltet den Juden!" Ich dachte, er werde davon laufen fein mageres, großäugiges Geficht drückte Furcht aus, die Lippen zitterten, er stanb im Lärm der Verspottungen, redte sich merk wüdrig, als wüchse er, drüdte sich mit den Schultern an den Zaun und verstedte bie Hände hinter dem Rüden.

Aber plöblich sagte er sehr ruhig, deut lich und in gutem Russisch: ,, Soll ich euch Kunststücke zeigen?"

Als ich ein Jüngling war, sammelte ich gern an Sonntagen im Frühling und im Sommer Kinder von unserer Straße und führte sie schon in aller Früh ins Feld Einmal, als ich wieder mit einem Hau­und in den Wald. Es gefiel mir in Freund- fen von Kindern aus der Stadt ins Feld zog, schaft mit den fleinen Leutchen zu leben, die stießen wir plößlich auf einen von nieman­so lustig waren wie die Vögel. bem gefannten jüdischen Knaben, der bar­Die Kinder freuten fich, die staubigen, füßig in einem zerrissenen Hemb vor uns engen Straßen der Stadt verlassen zu fönstand. Er hatte schwarze Augenbrauen, war nen; die Mütter versorgten sie mit Brot, mager und gelodt wie ein fleiner Hammel. Ich verstand diesen Vorschlag als Selbst ich faufte etwas Süßes, füllte eine große Er war durch irgend etwas erregt und schus, die Kinder interessierten sich sofort Flasche voll mit Rwah und wie ein Hirt hatte wahrscheinlich erst unlängst geweint. für ihn und rüdten von im weg; nur die folgte ich rückwärts dem Zuge forgloser Die Lider seiner mattschwarzen Augen waren Größten und Gröbsten blidten den Heinen Lämmer durch die Stadt, durch das Feld bis geschwollen und rot und zeichneten sich scharf Juden mißtrauisch und ungläubig an. Die zum grünen Walde, der schön und freund- ab auf seinem blaublaffen und hungrigen Kinder unserer Straße waren den Kindern lich im Frühlingsschmude da stand.

Wir verließen meistens schon in der Früh die Stadt, wenn zur Frühmesse geläutet wurde, und das Läuten der Gloden und die Staubwolken, die die schnellen Kinderfüße aufwirbelten, begleiteten uns.

In der heißen Mittagszeit, des Spieles müde, versammelten sich meine Gefährten am Rande des Waldes, nahmen etwas zu sich, die kleineren schliefen dann im Grase im Schatten eines Haselnuß- Strauches und die

Gesichte.

Als er auf die Kinder stieß, blieb er mitten am Wege stehen, stemmte sich fest mit den Füßen. in den fühlen Morgenstaub, die dunklen Livven seines schönen Mundes öffneten sich halb erschorden und im nächsten Augenblid befand er sich mit einem leichten Sprung am Trottoir.

Zehnjährigen ſchloſſen einen engen kreis um Der Baum der Armen.

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mich und baten mich, etwas zu erzählen. Ich erzählte, blauderte mit ihnen, genau so gerne wie sie mit mir. Und trop des Selbstbewußt seins der Jugend und des ihr eigenen fomi­schen Stolzes, eine Folge ihrer geringen Lebenskenntnis, fühlte ich mich oft wie ein zwanzigjähriges Kind mitten unter Weisen. Ueber uns die blaue Decke des Früh­lingshimmels, vor uns im weifen Schwei­gen der reiche Wald. Ein Wind weht vor­über, ein leises Flüstern wird vernehmbar, aromatische Schatten des Waldes schwingen sich und wieder umschmeichelt uns eine wohl­tuende Stille wie eine Liebkosung der Mut ter. Weiße Wolfen gehen leise dahin in der Blaue des Himmels; vor der Erde, die von der Sonne erwärmt ist, erscheint der Himmel falt, und es mutet einen merkwürdig an, daß die Wollen in ihm zerfließen.

Und um mich herum fleine, liebe Leute, die berufen sind, alle Sorgen und alle Freuden dieses Lebens zu kosten.

Die lange Winternacht ist falt, die Not viel hundert Jahre alt und wächst noch jährlich größer. Noch immer strabit der rechte Baum, der goldbehängte Armentraum, durch Villen nur und Schlöffer.

Die weder Geld noch Flitter hat, die Not schleicht aus der dunklen Stadt auf dünnen, leisen Schuhen.

Und stiehlt ein Bäumchen für das Haus, wenn's roden iſt, wird Heizung draus. Doch soll man das nicht tuen!

Es wird gepredigt. Dann verwehrt. Wie man den lieben Gott verehrt mit einem Loch im Magen, Wie sich die Not ein Bäumchen stell: und sich die Winternacht erhellt, das fönnen jie nicht jagen!

Peter Bud.

anderer Straßen feindlich gesinnt; unsere Kinder waren von irgendwelchen Vorzügen vor den Kindern anderer Straßen fest über. zeugt, und sie liebten und berstanden es nicht, besondere Vorzüge anderer Kinder zut bemerken.

Die Kleineren faßten die Sache ein facher auf:

Also, zeig!" schrien sie.

Der schöne, schmächtige Junge rüdte vom Zaune ab, bog seinen dünnen Körper zurüd, berührte den Boden mit den Händen, schwang die Füße hinauf, stellte sich auf die Hände und schrie:

Hopp!"

Und der Knabe drehte sich wie gebrannt, indem er leicht und geschickt mit seinem Störper spielte. Durch die Löcher feines Hemdes und seiner Hosen leuchtere die graue Sant feines dünnen Körvers; mit scharfen Eden stredten sich die Knochen seiner Schul> tern, nie und Ellbogen herans. Zeine Schlüsselbeine warer wie Gebisse eines Pferdes. Es schien als würden seine dünnen Knöchel tuisternd brechen, wenn er sich noch einmal umbiegen sollte.

Er schwitzte ordentlich vor Anstrengung, das Hemd auf seinem Rücken war naß. Machte er irgendeine Uebung, so blidte er in die Gesichter der Kinder mit einem toten Lächeln und es war unangenehm, feine matten Augen, die wie im Schmerz erwei­tert waren, zu sehen. Sie zuckten merk

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