Prefs 10 Pfennig.

Arebiv

Bonn

Bibliothe

Rebaltion: Berfin 23 6, Schiffbanerbamm 19 II, Berusprecher: Amt Morden 2895 und 2596.

XX 38

Morgen- Ausgabe.

Freiheit

Die relbelt erfcheint zweimal täglich, morgens und nachmittags, w Sonn- und Befttagen nur morgens. Der Bezugspreis beträgt bel freier Buftellung ins Saus für Groß- Berlin monatlich 2 M. Für die Erledi gung auswärtiger Bestellungen ist vorherige Einsendung der Bezugs gebühr erforderlich. Die Freiheit ist im erften Nachtrag der Boft­geitungelifte für 1919 eingetragen und hoftet bei direktem Boftbezug ohne Bestellgebühr monatlich, bei Zusendung unter Streifband 4 92.

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Berliner Organ

Expedition: Berlin , Schiffbanerdamm 1917. Bernsprecher: Amit Rorben 9768.

Inferate hoften ble flebengefpaltene Ronpareillezetle obet beren Raum 70 Bt. Kleine Anzeigen" das fetigebruckte Bort 30 Bf., jebes weitere Wort 15 Bf. Die dreigespaltene Reklamegeile 3 M., Teuerungszuschlag 30%. Bei Familienanzeigen, Bersammlungsanzeigen von Gewerk schaften und politischen Organisationen fällt der Teuerungszuschlag fort. Juferate für den darauf folgenden Tag müffen spätestens bis 5 Uhr abends bei ber Expedition, Schiffbauerdamin 19, aufgegeben fein.

der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands

Jahrgang 2

Montag, den 6. Januar 1919

Revolutionärer Konflikt in Berlin .

Die revolutionären Arbeiter für Eichhorn.

Der Kampf um das Polizei­präsidium.

Die Entlassung des Polizeipräsidenten Eichhorn hat zu einem schweren onflift geführt. Die Regierung Ebert- Scheidemann hat wenig Voraussicht bewiesen, indem fie, pochend auf ihre vermeintliche Allmacht, den Mann furzerhand entlassen bat, den die revolutionären Arbeiter

Nummer 9

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Besetzung des Borwärts" und des Wolff'schen Büros.

gewaltigen Zuge,

Eichhorn!", Nieder mit Ebert Scheidemann!"," Soch Lieb. Darauf formierten fich die Massen zu einem fnecht!", Rieder mit den Kapitalisten!", diese Barolen stürmien immer wieder auf einen ein. Besonders zahlreich waren die Sol daten vertreten. Und unter diesen wiederum fielen Ber. was bei der dichten Fülle der Demonstranten mit einigen treter der jüngeren Jahrgänge besonders auf. Sie Schwierigkeiten verknüpft ist. Durch das Brandenburger Tor forderten ihre fofortige Entlassung und die sofortige Demobili- peht es, unter, unaufhörlichen Rufen Hoch Eichhorn!"" Nieder fation. Auch die junge Garde des Proletariats hatte fich zahlreich die Ebert- Regierung!", nach dem Ministerium des Innern. Am

Berlins als einen ihrer Bertrauensmänner betradyten. Arbeiter! Soldaten! Genossen!

Eichhorn hat sich auf den Standpunkt gestellt, daß er

fein Amt nicht von der Regierung, sondern von der revolu­

Mit überwältigender Wucht habt Ihr am Sonntag tionären Arbeiterschaft empfangen hat und es nur in ihre Euren Willen fundgefan, daß er lette bösartige Anschlag Hand zurücklegen wird, sobald fie es fordert. Die Arber blutbestedten Ebert- Regierung zuschanden gemacht beiterschaft Berlins aber will Eichhorn nicht fallen lassen. Sie fordert sein Bleiben. Denn wurde. sie sieht in der Besetzung des Berliner Polizeiprädiums mit einem ihrer Vertrauensmänner eine wichtige Machtposition der sozialistischen Revolution, die sie nicht fampflos räumen will. Sie hat fein Vertrauen zu der Regierung Ebert­Scheidemann und fein Vertrauen zu dem Manne, der aus ihren Händen das Präsidium empfangen soll.

Von diesem Willen bat die große Demonstration Zeug­nis abgelegt, die heute Berlin ihren Stempel aufgedrückt hat. Trotzdem die Vorbereitungen nur ganz unvollkommen fein fonnten, haben Tausende und Tausende dem Nufe

Brandenburger Tor boten die massenhaft zur Verteilung bereite liegenden Regierungsflugblätter einigen Demonstranten den Anlaß, fie an einem Scheiterhaufen zu verwenden.

Vor dem Ministerium des Innern hielt Liebfnecht aber mals eine Ansprache. An der Spite des Reiches, sagte er, stehen gegenwärtig Verbrecher. Das Proletariat dürfe fich nicht mit bloßen Demonstrationen begnügen. Es müsse sich bewaffnen und einen eifernen Ring um das Polizeipräsidium und die wahr hajt revolutionären Führer bilden. Darnach zogen die Massen, denen sich auf dem Wege immer nehr Demonstranten anschlossen, nach dem Polizeipräsidium.

Um Größeres handelt es sich nunmehr! Es muß allen gegenrevolutionären Machenschaften ein Riegel vor- es sie hier auf dem Balkon des großen Gebäudes Eichhorn geschoben werden!

Deshalb heraus aus den Betrieben! Erscheint in Massen beute 11 Uhr vor­mittags in der Sieges allee!

mit Liebknecht und Ledebour erblickten, brachen don nernde Hochhrufe aus.

Nur allmählich gelang es Ledebour, der zur Menge fprechen wollte, sich Gehör zu verschaffen. Er teilte mit, daß im Laufe des heutigen Tages Eugen Ernst und der Stadtkomman dant Fischer auf dem Polizeipräsidium erschienen sei, um Eich horn zu ersuchen, seinen Bosten zu verlassen. Eichorn habe

Es gilt die Revolution zu befestigen und durch- fich natürlich geweigert. Er verlangte, daß der Minister

Folge geleistet und gegen die Entlassung Eichhorns zuführen!

Protest erhoben.

Auf zum Kampfe für den Sozialismus!

Auf zum Kampfe für die Macht des revolutionären Proletariats!

Was nun? Die Berliner revolutionären Arbeiter wollen die Entlaffung Eichhorns nicht. Eichhorn ist in seinem Amt geblieben. Bill die Regierung Ebert­Scheidemann aufs neue es mit Gewalt verfuchen wie am 24. Dezember gegen die Matroson? Die Folgen müßten noch schlimmer und weittragender werden als damals. Damals hatte sie sich selbst zu Berhandlungen genötigt gesehen. Jetzt ist die Situation noch weit ernster. Damals befanden sich in der Regierung noch Männer, die Die

Nieder mit

der Regierung Ebert- Scheidemann!

Berlin , den 6. Januar 1919.

Sirsch ihm schriftlich die Gründe feiner Entlassung angebe, daß er sich dazu äußern fönne. Nicht das Ministerium des Innern, son der Bollzugsausschuß des A. und S. Rates Ber Iins fönne Eichhorns Entlassung aussprechen. Ledebour erklärbe weiter, daß es bei bem ganzen Unternehmen den Scheidemännern darauf ankomme, dem Berliner Proletariat auch den letzten Felfen der Revolution zu rauben. Die Berliner Arbeiter mögen darum auf dem Posten und jederzeit bereit sein, derartige tonterrevo Intionäre Versuche im Seime zu ersticken. Stürmischer, langan haltender Beifall quittierte diese Aufforderung.

Nach Ledebour sprach Däumig, und nach ihm ein Mitglied

revolutionären Obleute und Vertrauensmänner der des Sicherheitsdienstes. Die Menge verlangte stürmisch, daß sich­Großbetriebe Groß- Berlins .

auch das Vertrauen der Berliner Arbeiterschaft genossen. Die sind seitdem ausgeschieden. Die Folgen zeigen sich be- Der Zentralvorstand der sozialdemokratischen Wahlvereine

reits heute.

Die Regierung Ebert- Scheidemann mag heute noch glauben, sich auf die Gewalt stüßen zu können. Sie wird sich täuschen. Sie hat sich im Vertrauen auf ein paar Wahl­ergebnisse eingebildet, daß sie auf die Stimmung der Ber­ liner revolutionären Massen feine Rücksicht zu nehmen braucht, und so eine Lage geschaffen, die voll ernstester Schwierigkeiten ist.

Beharrt sie auf diesem Wege, vertieft fie den Gegenfaz zu den revolutionären Massen noch weiter, so beschpvört fie unendliches Unglüd herauf und ruft alle revolutio­nären Kräfte der Berliner Arbeiterschaft gegen sich auf.

Die Demonstration.

In der Siegesallee .

Die Megierung, die glaubte, den Bolizeipräsidenten ohne weiteres entlassen zu können, batte nicht mit den revolutionären Arbeitern und Goldaten gerechnet. Zu vielen Tausenden er­schienen fie auf dem Plan, um den Streich der Ebert- Regierung

zu parieren.

Groß- Berlins der Unabhängigen Sozialdemokratic.

horn spreche. Eichhorn trat, jubelnd begrüßt, vor und führte Berliner Proletariat verlange. Seine ganze Macht werde er dazu aus: Er werde solange auf seinem Posten bleiben, wie es bas benutzen, die Revolution zu sichern. Ich habe mein Amt von der Revolution empfangen, und ich werde es

Die Zentrale der Kommunistischen Partei Deutschlands nur der Revolution zurüdgeben!" ( Spartatusbund).

eingefunden. Selbstverständlich waren auch die Arbeiter der be. lannten Groß- Betriebe, diese Sturmtolonne der Revolution, voll zählig anwesend.

Dann ergriff nochmals ie bine cyt das Wort. Inzwischen ist es dunkel geworden, und die Menge geht unter Hochrufen auf Eichhorn und Liebknecht auseinander. Bis zum späten Abenb durchzogen Demonstrationszüge nach verschiedenen Himmels richtungen die Stadt. Ein Zug steuerte nach dem Vorwärts Eine Anzahl Arbeiter, gereist durch die Schreib gebäude. Vorwärts",

weise bes

Lange dauerte es, bis der Wille dieser Hunderttausende in eine einheuliche Bahn gelenkt wurde. Herüber und hinüber in die er bald nach der Besetzung am Beihnachtsfeiertag in alt­tönten nur die Rufe: Hoch Polizeipräsident Eichhorn!"," Rieder gewohnter Weise sich hineingearbeitet hat, befebte das Ge mit der Ebert- Regierung!", dazwischen mischten sich auch Aus- bäude. Die Redakteure hatten sich bis zum späten Abend nicht rufe gegen den Stapitalismus. Da erflimmt ein Soldat eines eingefunden. Am Montag früh wird ein neuer Roter Vor­der vielen weißen Marmorstandbilder. Es tritt in dem Bereich wärts" erscheinen. des Redners Ruhe ein. In furgen martigen Säßen brandmarki er die Entlassung Eichhorns. Er fordert die Bildung einer rebo­lutionären Kampfestruppe aus den Reihen der Soldaten, der Sicherheitsleute und des Proletariats. Stürmische Zustimmung findet er, als er fordert, doch endlich zur Tat zu schreiten, die gegen revolutionäre Regierung au beseitigen.

Ganz Berlin stand im Zeichen des Protestes gegen die Ent- Nach ihm spricht Liebknecht , der die Wünsche der Sol­laffung Eichhorns. Von den Vormittagsstunden an durch daten unterstreicht, und insbesondere die Entlassung der Jahr­querten mächtige Demonstrationszüge die Etadt, die der Sieges. gänge 1896-99 fordert. Die Regierung wolle offenbar in diesen allee, dem Versammlungsorte, auftrömten. Und hier bot sich dem jungen Beuten sich eine Prätorianer - Garde schaffen, die zu allem Beobachter ein prächtiges Bild dar. Eine ungeheure, unüberseh- bereit sei. Aber die Herren von der Regierung werden sich bare Menschenmasse wogte hin und her. Feuerrote Fähnchen start verrechnen. Die Soldaten, einmal in den politischen Stamps lugten aus dem schwarzen Menschenmeer triumphierend her hineingezogen, werden sich doch schließlich auf die Seite des rebo­Auch viele Embleme und Blafate, die den Willen lutionären Proletariats stellen. Biebknecht findet stürmischen Der Demonstranten perfündeten, wurden mitgeführt. Goch Applaus,

bor .

Ein anderer Bug hatte sich als Ziel das

Wolffsche Telegraphen- Bureau, gesetzt, deffen lügenhafte Berichterstattung besonders seit bem Austritt der Vertreter der U. S. P. aus der Regierung sprich twörtlich geworden ist. Bis zum Redaktionsschluß halten die Arbeiter auf dem Bureau Wache.

Vis in die Nacht hinein bot Verlin das Bild eines regen politischen Lebens dar. An den Straßenecken und öffentlichen Plätzen bildeten sich Gruppen, die die politische Lage diskutieren. Weitere Belegungen von Berliner Zeitungen.

Im Laufe des Abends wurden noch befett: Moffe Berliner Tageblatt"," Morgenzeitung" Bolt)

zeitung").