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greiheit

Berliner   Organ

Der Unabhängigen Sozialdemokratie Deutschlands  

Jahrgang 2

Sonnabend, den 22. Februar 1919

Nummer 95

Abschied von Kurt Eisner  .

Schwer ist uns ume Herz. Immer neues Grauen meat der Gedanke, daß der reinste, gütigste, opfer­vollste Mensch auf so gräßliche Weise uns entrissen wurde. Rurt Eisner ist für unsere Partei ein unerfeßlicher Verlust. Wir verlieren in ihm einen Mann, dessen Wollen rein und start, dessen Geist tar und umfassend war. Surt Eisner, hatte in sich alle Schätze der deutschen   Stultur aufgenommen und in ihm war die weltbürgerliche Humanität lebendig ge­worden, die unsere großen Klaffiter einst bejeelt hatte.

Für Eisner war aber auch das Marr- Wort die leitende Idee geworden: Es gilt nicht nur, die Belt anzuschauen, es gilt fie zu verändern. Der glänzende Schriftfteffer wurde ein Mann der Eat. Seitdem er nach furzer Zäuschung den wahren Charakter des Krieges erkannt hatte, wurde er sein unermüdlicher, unerbittlicher Bekämpfer.

Alles, was man ohne jede Rücksicht auf person. liche Sicherheit unter dem Belagerungszustand gegen ben Krieg jagen und schreiben fonnte, hat Eisner ge­fagt. Aber die Worte genügten dem Manne nicht, der die ganze Kulturschmach des Krieges, die eflige Lüge, die scheußlichen Greuel als persönliches Leid empfand. Wis endlich der große Streif das späte Er wachen der deutschen   Arbeiterklasse ankündigie, da wurde er der Führer, der den Streit zur Revolution gegen den Krieg, zum Sturz des fluchbeladenen Systems fortführen wollte.

Vergebens! Noch war das Alte zu stark, noch die Energie der Arbeiterklasse zu gering. Eisner mutde verhaftet und blieb fast neun Monate im Ge­fängnis. Kaim freigelassen, ging er fofort wieder an die revolutionäre Arbeit. Und diesmal frönte der Erfolg fein Wert. Eisner   wurde der Führer der Revolution, von ihr wurde er an die Spitze der bayerischen   Regierung gestellt und tren bis zum Tode hat et in revolutionärem Geist sein Antt berwaltet.

Das deutsche Bolf lehrte er die Schuldigen des Weltkrieges erkennen. Tem Ausland wollte er die Bandlung beweisen, die die Stevolution geschaffen bat. Das bayerische Proletariat hatte an ihm seinen unerschrodenen Vertreter, der feine Rechte stüßte, seine Räteorganisation verteidigte. Und in der Inter­nationale hat er der deutschen   Arbeiterklaffe wieder Achtung und Ansehen erfämpft.

Feind der Lüge, schuf er der Wahrheit. Bahn; Feind dem Morde, verabscheute er die Gewalt. Treu feinen Idealen hat er gewirft, und deshalb wurde er ermordet.

Cver ist uns ums Herz, da wir Abschieb neh men von diesem Edlen und Neinen, und schwer drückt uns die Sorge um dieses deutsche   Volk, das seine Besten beschimpfen, verleumden, hininorden läßt.

Die Tat des Verblendeten ist emporgenadyjen aus der Saat der Lügen, der Verleumdungen, der Setze, die nach den ersten Tagen der Revolution gegen alle die ausgesät worden ist, die den wahren Geist der Revolution bewahren und retten mollen mollen gegen die Sälschung, die zum Verderben wird.

Immer mehr ist die politische Atmosphäre ber giftet worden, immer verhängnisvoller tourden die Birfungen. Die Regierung befchritt den Weg der

Gewalt und will feinen anderen mehr fennen. Die alten Mächte erheben immer fühner ihr Haupt. Ihre Missetaten, ihre Gewaltatte bleiben ungefühnt, tveif Sie Regierung, die die Spaltung der Arbeiter affe durch ihre Politik erhält und vertieft, nicht mehr wagen fánn, gegen ihre Stügen dem Rechte zum Siege zu verhelfen.

Die Sprade der reaktionären Presse wird immer brohenber und zügelloser. Sie schüren ben Bürgerkrieg, den die Regierung begonnen hat unb Bürgerkrieg, den die Regierung begonnen hat und ben sie nicht mehr zu beenden weiß.

Gewalt und immer wieder Gewalt, berkündet Scheidemann   unter dem Jubel der bürgerlichen Welt. Scheidemann   unter dem Jubel der bürgerlichen Welt. Sewalt ist die einzige Bofung dieser ideenarmen, über­ugungacion Regierung aporten.

Bit es da ein Wunder, daß ieber reaktionäre Fanalifer glaubt, sich ein Verdienst zu erwerben, wenn er Gewalt auf eigene Faust übt, Gewalt gegen einen, den bie elenden Seger, weil er die Verförperung alles Hohen war, das fie in ihrer Niedrigkeit haßten, fchon lange als Freiwild preisgegeben haben?

Nur in dieser Umwelt, die der unfelige Bruder frieg geschaffen hat, fonnte die Mocdtat geschehen, nur die Ohnmacht der zerriffenen deutschen   Arbeiterflaffe erzeugt den Frebelmut des tonterrevolutionären Atten­

bats.

Der Mord hat Mord gezeugt. Der Attentäter wurde niedergemacht. In ben Münchener Bandtags­faal find Bewaffnete eingebrungen, die den Minister Auer schiver verlegt, den Zentrumsabgeordneten Ofel getötet haben. In München   ist der Genecalstreit proklamiert worden, die Stadt ist in furchtbarer rebo­lutionärer Erregung. Die Folgen der Untat sind un­absehbar.

Wir bedauern tief die finnlojen Gewalttaten, deren Opfer der Minister und der Abgeordnete wurden und die dem Geiste Eisners so sehr widersprechen.

So kann Eisners Tod nicht gerächt werden. Eisners Leben hat nicht ihm gehört, es war der Ar beiterklaffe. Und nicht einzelne foll die Radje treffen. Aber die Welt der Lüge und der Verblendung, in der die Untat möglich war, müssen wir zerstören. Aus. cotten müssen wir die Gewalt der Unterdrüdung, ver­treiben müssen wir ihre Träger, vernichten die Politik, die den Brudermord gebiert, Arbeiter gegen Arbeiter hegt und den reaktionären Fanatismus erinutigt.

Das erste Wort, das Eisner aussprach, als er die Revolution aum Siege geführt hatte, war: Einigung des Proletariats! Er sprach es zu früh, es war der Irrtum eines großen Herzens. Sein Tod spricht jetzt dasselbe Wort. Aber er lehrt uns auch, daß die Eini­gung nur möglich ist auf dem Bege und zu dem Ziele, dds Weg und Ziel Eisners gewesen ist: Einigung zum Kampf und zum Sieg des revolutionären Sozialismus.

Nur das einige Proletariat tann das Joch ab­schütteln, das ihm der schmähliche Bund mit den bürger­lichen Parteien auferlegt, nuc das einige Proletariat fann das Chaos meistern, das über Deutschland   her­eingebrochen ist, nur der revolutionäre Sozialismus fann Deutschland   retten.

Der Triumph des vereinten Proletariats über die Bourgeoisie, daß allein kann die Sache sein, die Sturt Eieners micbig ist.

Die revolutionäre Spannung.

Die Schüffe, die gestern den Genossen Kurt Eisner  zu Boden streckten, haben den mühsam zuridgehaltenen Groll der bayerischen Boltsmassen hell auflodern Taffent. Alle tinstlich errichteten Dämme sind wie im Sturme fortgeschwenimt, die Institutionen, in denen die bürgerliche Gegenrevolution einen Stüßpunkt suchte, find machtlos geworden, und wie in den ersten Tagen de: Novemberrevolution   ist wieder der spontane Drang der arbeitenden Masse nach grundlegender rebo­lutionärer Reugestaltung zum Durchbruch gekommen.

Die Einzelheiten der blutigen Tragödie, der unser Freund und Genosse Kurt Eisner   zum Opfec fiel, find zur Stunde noch nicht aufgeklärt. Rod) weniger geflärt ift der Rufantmenbana zwischen der Ermordung Cisners und den darauffolgenden blutigen Greignifien im Landtag, bei denen der mehrheitsiozialistische Minister Auer lebensgefährlich verlegt. der Zen­trumsabgeordnete Ofel getötet und der Ministerial­direktor Dr. Gareiß verwundet wurde. Feststehend erscheint, daß der Mörder des Genossen Eisner, ein @ brößling der altbayerischen Grafenfamilie Arco­Ballen, als Werkzeug der junkerlich- monarchisti­schen Gegenrevolution gebandelt hat, die nicht erst seit gestern ihre blutbesudelten Sände ausstreckt, um dem deutschen   Volke die Früchte der Revolution an ent reißen.

Noch vor wenigen Tagen ist von dieser Seite ein reaktionärer Butsch in München   unter­nommen worden, der nur dank der Wachsamkeit der Republikanischen Schuhwache abgeschlagen wurde. Schon im Dezember war eine weitverzweigte gegen­revolutionäre Verichpvöcung in München   aufgebedt worden, und seitdem war alles, was der proletarischen Revolution und dem Sozialismus feindlich ist, eifcia an der Arbeit, um den Boden für einen Schlag gegen die Träger der revolutionären Bewegung vorzu­bereiten. Mit taum zu überbietender Gehäffigkeit und Gemeinheit hat die Bresse, vor allem gegen Genoffen Eisner, gehegt. Reine Lüge, feine Niedrigkeit wurde verschmäht, um ihn als Echädling des deutschen  Boltes, als Unheilbringer. Bayerns darzustellen und die schlimmsten Leidenschaften gegen ihn zu entfesseln.

Jezt, wo die Saat diefer verleumderischen Sebe aufgegangen ist und die Hand eines Sunferiprößlings einen unferer Besten hingemordet hat, berhüllen die intellektuellen Urheber und Mitschuldigen des Ver­bredjena benchlerisch bas Haupt. Es ist teine patrio­tische und feine christliche Tat"- jammert das führende Zentrumsorgan, die, Germania  ",., es ist ein Berbrechen, das hier begangen worden ist." Swar babe sich Bayern  , das christliche Bayern  , lange genug die Miß­wirtschaft Eisners   gefallen laffen, aber das fromme Bentrumsblatt hatte dennoch immer achofft, daß dieses christliche Bayern   durch eine allgemeine Er bebung und durch eine geebliche gesunde Gegenrevolution sich der herrichenden Minder­heit mit allen ihren Anmaßungen entledigen würde". Das ist flipp und klar bas offene Bekenntnis zur Gegenrevolution, und die Gesinnungsfreunde der ., Germania  " haben sicherlich nichts unversucht gelassen, um diese Gegenrevolution mit allen ihren Scheußlich­feiten und blutigen Schrecniffen in die Wege zu leiten. Es ist anders aefommen, als die Herren es er­wartet haben. Alle Vorstößе gegen die Regierung Eisners, alle Versuche, den Boden zu unterminieren und eine chronische politische Strise herbeizuführen, alle Bemühungen mit Hilfe der Mehrheitssozialisten eine Poalition noch Weimarer   Muster herzustellen, und die