Einzelpreis 10 Pfg Jahrgang 2

Die ribelt afcheint morgens end aadmittags, Sonn- und Seftegen aur De Bezugspreis betragt bei reles Zuftrung in Deus M Stot Berita t Streftom Coffbeçng ohne Bettelgebübi monett. 9, bri uftellung ante Streefbane. De trebet ses erfis nadtree to Defhettungslife the 1919 eingetragen Rebaftton: Berlts& Schiffbanerdamm( 9 Berusprecher: Am Norden 2895 and 2896.

Sonnabend, den 1. März 1919

Nerngenter 108 Morgen- Ausgabe

in

Juferale often die ebtgefpaft. Compareidezelle oder deren Zomm 75 Pl. Meine Anzeigen bas fettgebrudte Wort 40 P1. lebes weitere Wort 20 04. Ceuerungszuflag 80% Bel familien und Derlammlungsanzeigen fällt der Zuschlag fort. Inferate für den daraufe folgenden Tag majen pätestens bis& Ubr nachmittags bei der Expedition aufgegeben fet Expedition: Berlin   NW.   6. Schiffbanerdamm 18, Gernsprecher: At Rorben 9768

greiheit

XX 38

Berliner   Organ

41.

der Unabhängigen Sozialdemokratie Deutschlands

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Bonn

Das Komplott der Kaisertreuen.

Rätesystem und Demokratie in Bayern  . ausgegangen find von ber Republikanischen St.

Bribattelegramm der freiheit.

München  , 28. Februar.

Entgegen der Annahme, daß heute am frühen Morgen über ben gemeinsamen Antrag der sozialistischen   Parteien abgestimmt werden würde, wurde heute morgen die Debatte von neuem er. öffnet. Es wurde eine 13glicbrige Kommiffion zur Aus. arbeitung eines neuen Antrages ernannt. Dieser Antrag ist nun nach einem stürmischen Sigungstage abends um 7 Uhr zur Ab stimmung gelangt. Bayerns   Schicksal ist damit für die nächste Bukunft entschieden.

Der Nätetongres Bayerns hat befchloffen: 1. Der Landtag bleibt vorerst bestehen.

2. Die Tagung des provisorischen Rationalrats, wirb für ge fchloffen erklärt.

3. Ueber den Termin der Wiebereinberufung des Landtages entscheidet bas provisorische Ministerium in Ge. meinschaft mit dem Aktionsausschuß.

4. Die jetige Tagung der Arbeiter, Soldaten, und Bauern. räte stellt ben provisorischen Nationalrat bar. To soll von der nächsten Tagung an der provisorische Nationalrat aus baftens 250 Mitgliedern bestehen, die nach ben von der provi. forischen Regierung in Gemeinschaft mit dem Aktionsausschus her. auszugebenden Richtlinien zu wählen sind.

5. Der zur Wahrnehmung der Geschäfte au bildende attionsausschus besteht aus 33 Mitgliedern. Diese legen fich zusammen aus je 7 Mitgliedern der Bollzugsausschüsse ber Arbeiter., Soldaten und Bauernräte, je 3 Vertretern der sozial. bemokratischen Partei, der 11. S. P., des revolutionären Arbeiter. rats und des parlamentarischen Bauernrats. Mitglieder des Aktionsausschusses lönnen   jederzeit vom provisorischen Nationalrat abberufen werden. Der Aktionsausfchuß wählt aus seiner Mitte ben fiebengliedrigen 8entralrat, besien Mitglieder wiederum bem Attionsausschuß verantwortlich sind und von ihm abberufen werden können.

6. Soweit es die Verhältnisse gestatten, wird bem gesamten Bolle das am 4. Januar von dem Gesamtministerium pro­Ilamierte Staatsgrundgesetz zur Abstimmung vorgelegt werden mit Abänderungen auf folgender Grundlage: a) bem Bandez- A., S.- und B.- Rat steht das Recht zu, Gesezentwürfe borzulegen und burch Beto gegen Parlaments. beschlüsse die Entscheidung des gesamten Bolles anzurufen; b) die Räte wirken in der Berwaltung mit.

7. Die tünftige Berfaffung des freien Boltsstaats Bayern   wird von der provisorischen Regierung in gemeinschaft. lichem Aktionsausschuß ausgearbeitet und dem gesamten Bolk zur Entscheidung vorgelegt.

8. Der Kongres der A., S.- und V.- Räte wählt ein neues Ministeriumin unter Hininziehung eines Bauernbündlers als Landwirtschaftsminister. Dem Minifterium für Kunst und Unter. sicht wird eine Abteilung für Boltsaufflärung angegliedert. Der tionsausschus hat mit dem Ministerrat über die Frage der Ernennung von Staatssekretären zu entscheiden.

9. Das Gesamtministerium ist dem Zentralrat bzw. bem provisorischen Nationalrat verantwortlich.

Dieser Antrag wurde von der Versammlung gegen 13 @timmen angenommen. Genosse echenbach erklärte, baß diese Annahme die Grundlage zu einer neuen Re. gierung in Bayern   biete. Er bringt einen Antrag ein, das ber Zentralrat mit den Parteien nunmehr auch bie Bildung eines proviforischen Ministeriums beraten soll. Das Minifterium foll kich morgen früh dem Rätefong. vorstellen, der dann über die Ablehnung oder Annahme zu entscheiden hat.

Im Anschluß au die Annahme diefes Antrages erklärten nicht nur die Rommunisten, sondern auch die Mitglie. ber des revolutionären Arbeiterrats ihren Aus: tritt aus dem Zentralrat bzw. aus dem Aktionsausschuß, da le sich nicht bereit erklären fönnten, an einem solchen Kompromis nitzuarbeiten.

Ein Zwischenfall.

truppe, auf Veranlassung des Stadtkommandanten Dürr  , ber, wie er nachher erklären ließ, einem utfch versuch der Rommunist en bamit hätte vorgreifen wollen. Die Berhafte­ten wurden von der Bewachung des Landtags wieder freigemacht und kamen nach etwa einer halben Stunde in den Saal zurüd. Der Rätekongreb brotestierte gegen die Verlegung feiner Souveränität, Er forderte strenge Bestrafung der Schuldi­gen. Wie erklärt wurde, lag lein Grund zur Annahme eines kommunistischen   Butsches vor, da die Kommunisten am geftrigen Tage freiwillig ihre Waffen und Maschinengewehre abgeliefert hatten.

Eine gehe'me Difiziersversammlung.

okrane

*

Bibliothek

Beginnende Wendung.

Die Flut steigt, die Erregung in der Arbeiteridia wächst von Stunde zu Stunde. Und zugleich wächst die Ueberzeugung, daß nur die Arbeiterklaffe selbst durch einiges und geichloffenes Auftreten der zunehmenden Anarchie, die Richard Müller in der Vollversammlung der A. u. S.- Räte gestern treffend geschildert hat, Herr werden kann. Dazu bedarf sie aber eines Organs, und das kann unter den gegenwärtigen Umständen nur der Reichs kongres der A.- u. G.- Räte sein.

Der Banfrott, den wir hier der Regierungspolitik vor­Die ausgeiagt haben, ist überraschend rasch eingetreten. rechtsiozialistischen Führer batten fich eingebildet, die Ar­beiterräte sowohl wirtschaftlich als politija völlig ausschalten Bon einer ebenso zuverlässigen, wie aut informierten zu fönnen. In der überbebensten Weise boben sie verkündet, Seite geben uns Mitteilungen zu, die die konterrebo- daß mit der Einberufung der Nationalversammlung die I utionäre Arbeit beleuchten und die Gefahren auf- Stunde für die Näte geichlagen babe. Vor feinem Konflikt zeigen, die der Revolution bon jenen Offizierskreisen haben sie zurückgescheut, um den Arbeiterräten alle Macht drohen, die die Regierung als ihre ficheren Stüßen schäßt. zu nehmen. Die erste Mitteilung betrifft eine Werbeversammlung und erfabt hat, ist ausgebrochen, weil die Regierung den Räten Der gewaltige Streit, der jett ganz Mitteldeutschland  bat folgenden Wortlaut:

Am Sonntag, den 16. Februar, 12 hr mittags, fand im ber Bergarbeiter nicht die notwendigen Recite einräumten Am Sonntag, den 16. Februar, 12 hr mittags, fand im wollte. Wenn jetzt von der Regierung erklärt wird, es habe Schleh Charlottenburg eine geheime Bersammlung

bon Offizieren statt. Einberufungen erfolgten durch fich dabei nur um Mißverständnisie gehandelt, fo ist das Major von Heeringen( dem Sohne des früheren Kriegsmini- fecker Schwindel, der dazu dienen soll, der Regierung den sters) mittels bienftlichen Briefes, in welchem die Empfänger Rückzug zu erleichtern. In Wahrheit war diese Ste au trengster Geheimhaltung verpflichtet wurden. Aierung geradezu besessen von dem Geist der Feindschaft Etwa 20 bis 30 Offiziere haben an der Versammlung teilge. regen die Arbeiterräte.

nommen.

Jeder Teilnehmer dieser Bersammlung wurde ehrenwärt. lich verpflichtet, eine gewisse Menge von Handgranaten und Munition bei sich aufzubewahren und auf ein verabredetes Zeichen( Telephonruf) fich bewaffnet an bestimmter Stelle ein­zufinden.

Bei dem ausschließlich von Offizieren geplan. ten Unternehmen, dem in Berlin   eine große Anzahl Teilneh­mer angehören follen, handelt es sich ohne Zweifel um ein feit längerer Zeit forgfältig vorbereitetes fonterrevolutionäres Unternehmen, augenscheinlich zum Sturz der jegigen Regie. rung und Wiederherstellung der alten Ordnung", für bas jeber der Bertrauensleute Adressen weiterer zuverlässig gesinn. ter taiser treuer Offiziere" nennen sollte. Eine weitere Mitteilung läßt uns Einblicke in die ge­plante Organisation tun. Die Waffenauslieferung erfolgt gegen folgenden Schein: Abschrift:

G. A. D. Abt.   8a Nr.

Gegen Abgabe des Scheines ist zu verabfolgen: 1 Gewehr, 60 Munition, 2 Handgranaten, 1 Stahlhelm. gez. Bogel, Oberleutnant.

Die Unterschrift interessiert schon deswegen, weil Ober­leutnant Bogel bei der Verhaftung Rosa Luxemburgs be­teiligt war, und zwar als Transportleiter. Er steht in dringendem Verdacht, durch ungenügende Bewachung sich der Begünstigung des Mordes schuldig gemacht zu baben.

Die faifertreuen Teilnehmer werden durch die nach­folgende Mitteilung verständigt, daß die Waffen für fie bereit find:

Rönigl. Oranien- Gemeinde- Schule Dranienstraße 13-15, Flügel B, Simmer 227.

Euer Hochwehlgeboren werden ersucht, balbmöglichst mit eine liegender Anweisung unter Borlage einer Photographie einen Waffenschein bei der Ausweiszentrale der Garbe Raval.. Division, Ebenhotel, Zimmer 35 und danach gegen die ebenfalls mitfolgende Bescheinigung die angegebenen Waffen Nürnberger Straße 63, Zimmer 320, in Empfang zu nehmen ( persönlich) von 9-1 und 3-6. Die Durchführung der Bewaff­nung ist mitzuteilen.

( ges.) Bueschel, Major.

Nach Herrn Oberleutnant Bogel sehen wir also die

fahren wieder dunkle Gebeimnisse aus dem Edenhotel,

Um die dritte Nachmittagsstunde stürmten plöglich Solba. ten in den Kongresjaal mit hoch erhobenen Revolvern unter dem Ruse: Aufstehen! Hände boch!" Im gleichen Augenblid wurde Garde- Kavallerie- Schüßen- Division felbst auftauchen und er. ber Kommunist Dr. Levin von den Soldaten gepackt, nieder. geworfen und aus dem Saale entfernt. Aehnlich erging es dem Schließlich wollen wir nur noch bemerken, daß seit der Rommunisten Mahsam. Später stellte sich heraus, daß auch Gustav Landauer   verhaftet worden ist. Eine ungeheure Er genannten Reit die Anwerbung und Bewaffnung regung bemächtigte sich des Kongresses. Die Tribünen mußten von kaisertreuen Offizieren in großem geräumt werden. Es stellte sich heraus, daß diese Berhaftungen Maß it abe fortaeibritten ist

Jest steht sie zweifellos vor der Kapitulation. Als hier vor einiger Reit gefordert und ausführlich die Not­wendigkeit begründet wurde, daß das Rätesnitem erhalten, daß den Räten sowohl wirtschaftliche als politische Funk tionen eingeräumt werden, die in die Verfaffung aufzu nehmen feien, als bier acfagt wurde, es könnte sich nicht um eine Beseitigung, sondern nur um einen Ausbau des Räte­fystems handeln, konnte der Vorwärts" nicht genug über diese angebliche Preisgabe der Demokratie zetern, und die Regierung erklärte hochmütig, an die Erfüllung solcher yor­derungen sei aar nicht zu denken.

Gestern sab sich der Wortführer der Sozialdemokati­fchen Fraktion der A.- u. S.- Räte bereits gezwungen, der von den Unabhängigen beantraaten Resolution auf sofortige in Einberufung des Reichskongresses auzustimmen und feiner Rede weitgehende Konzessionen an das Näteſyſtem 32 machen. Die Einberufung des Kongresses, die die Regie rung in ihrer Verblendung noch vor kurzem abgelehnt, di der Zentralrat wenigftens binauszuschrieben versucht hat wird nun wohl in fürzester Frist erfolgen.

Damit aber nicht genug. Die Unzufriedenheit in dea Arbeiterfreisen, die bisher der rechtssozialistischen Führung gefolgt find, wächst zusehends. Während bis vor kurzem in der rechtssozialistischen Presse jede oppositionelle Stimm berpönt war, muß jezt sogar der Vorwärts" dem Ausdrud der steigenden Unzufriedenheit Naum gewähren. Er ver­öffentlicht eine Buschrift aus Parteifreijen, in der es heißt:

Ein Gewitter ist im Anzuge. Die Sturmzeichen, die sich im Süden des Reiches zeigen, droben auch auf andere Gebiete und von neuem nach Berlin   überzuspringen. Gewitterschüle lastet wieder über Berlin  . Eine steigende Erbitterung ergreift die Massen, diese erzeugt eine Hochspannung, die in turzer Zeit zur Entladung drängt.

Was sind nun die Ursachen dieser drohenden Entwicklung? Es ist das Recht und die Pflicht eines jeden Sozialdemokrates auszusprechen, daß der Arbeiter mit dem bisherigen Entwicklungsgang der Revolution und den ge zeitigten Ergebnissen gerade in bezug auf Arbeiterfragen nicht zufrieden sein tann.

Es ist ein tragisches Geschid, daß gerade die Sozialbema fratie es ist, die den jämmerligen Bankerott der alldeutschen Schwerindustriellen und verwandter Kapitalfreise übernehmen mußte. Es ist ein tragisches Geschick, daß durch die Uneinig. teit des Proletariats dieselben Streise sich wieder au­jammenschließen fönnen, die jedem Fortschritt, auch dem Hleinsten, tämpfend entgegentreten. Wer angenommen hat, das die Kapitalisten, diese Könige und Autofraten im Arbeiterreich auch nur einen Hauch der neuen Zeit verspürt haben, der be findet sich in einem berhängnisvollen Jrrtum. Wir erleben es, daß durch passive Resistenz, Stillegung der Betriebe und sonstiger Maßnahmen dieser Kreise noch mehr Berwirrung in das Birti aftaleber