Einzelpreis 10 pfg Jahrgang 1 Dienstag, Ken IS. März 1010 Nummer 130* Menö-Msgadt *»« M>**>**« MW» B«» n Ut rM<«»nxf» Kwrt«9 pt. WM«(« WM X p|. t»ii»tu*4»}«IAI«| S« V fam-.Vn**m» OKl<smmi**4tJ»tr'i}rv«St Mt fett«». (WjnJMa C«t«« d I Übt O«ch«,tt«q« bt» he*fpeh:hev tttf&itre* iem, ez>e»UiM; Qcslhi«««.»chiff-�vertm»» I«. um nwcfl»»rw- berliner-Organ brr 11nat>Mn0$m SotMömofratie Oeutitfitaxibs Der abgeleugnete Morbbesehl. kudgklllg enklarvl. Der rechtssozialistische Hof richte?, da» Reptil des Edenhotels, der die widerliche Hetze gegen den Hauptmann o. Beerfelde inszeniert hat, hat gestern geleugnet, daß der von uns angeführte Befehl der Garde-Kavallerie-Division existiere. Nach diesem Befehl sollte nicht nur jeder, der sich mit den Waffen widersetzt, niedergeschossen werden, was dem Noskeerlaß entsprach, sondern auch jeder, bei dem Waffen gefunden wurden. Nun bestätigen heute mehr als je offi- giöse Ableugnungen die Wahrheit des Gemeldeten. Wir wollen aber auch, damit kein Zweifel mehr möglich ist. den Wortlaut eines solchen Befehls wiedergeben: Gache-Kav.-Division. Div. St. Llu., de « Ist. 3. 1919. Abt. Ja, Nr. 20 950. Befehl für den 10. 3., nachm.,»ndden 11.3. Leitsatz: Wer sich mit Waffen widersetzt oder plündert, gehört sofort an die Mauer. Daß die» geschieht, dafür ist jeder Führer mitver- antwortlich.' Ferner sind aus Häuser», au» welchen ans die Truppen geschossen wurde, sämt­lich e Bewohner, ganz gleich, ob sie ihre Schuldlosigkeit beteuer» oder nicht, aus die Strafte z« stelle», in ihrer Abwesenheit die Häuser»ach Waffe» zu durchsuchen;»er- dächtigt P e rsö n l i ch k r it e». bei denen tatsächlich Waffen gefun- den werde«, zu erschicften. Ziffer 2e: Jeder Hausbewohner oder Pasiant. der in nnrechimäftigem Besitz gefunden wich, ist fest- zunehmen und mit kurzem Bericht in dem nächsten Gefängnis abzuliefern. Wer sich mit der Waffe in der Hand zur Wehr fetzt, ist sofort niederzuschleften. Unsere Leser wissen, daß dieser Befehl bereits eine 'roße Zahl von Optern gefordert hat. Viele Menschen sind nur auf Grund dieses Ukases ums Leben gebracht worden. Es unterliegt nicht dem geringsten Zweifel, daß dieser Besebl jeder gesetzlichen Grundlage entbehrt. Der Belagerungszustand bietet für den Erlaß nicht einmal einen Vorwand, ebensowenig der Schießerlaß Noskcs. über den der Befehl weit hinausgeht. Di« Division war zu einem solchen Vorgeben absolut unberechtigt. Und nun frazen wir: Wird sofort eine Unter» s u ch u n g eingeleitet, wer den Befehl gegeben bat. und werden die Urheber und Verantwortlichen jofort zur R« ck e n s cha f t gezogen? Wie lange gedenkt man der Berliner Arbeiterschaft den Tort anzutun. diese Division in Berlin zu lassen? Wie lange gedenkt man diese Division und ihren Stab noch fortbestehen zu lassen? Wenn noch eine Spur RechtSgefuhl im deutschen Volke lebte, müßte sich ein Sturm der Entrüstung erheben. der Sühne fordert«. Statt dessen leben wir. daß unter Führung der Noske und Heine eine Hetze gegen die tlnabhängigc Sozialdemokratie arrangiert wird, die den Zweck verfolgt, die Aufmerksamkeit von den u n» geheuerlichen Gesetzes Verletzungen, die de» gongen worden sind, abzulenken.' Sine neue Mordtat. Der.BoNvörts' teilt mit:am Donnerstag vormittag gingen die tvjährigen Arbeiter Paul Biedermann. HanS G o t t s ch l a l g und Paul Gurke aus ihrer Wohnung in der Friebrich-Kack- Straße fort, um sich an khr«? Arbeitsstelle bei den Siemenswerken in Herzlberge nach der Wiederaufnahme de? Ar- seit zu erkundigen. An der Frankfurter Allee wurden sie von einem Posten angehalten und nach dem Wacht lokal im.Hoike- peter' Ecke«ogtftraße gebracht. Dort erhielten sie Aiiswci.se, zogen es aber vor, gleich wieder nach Hause zu gehen,«n der Friedrich-Sarl�strahe wurden sie von einem anderen Posten festgenommen, der ihnen erklärte, sie seien von einem guten Freund denunziert worden. Der Posten brachte Re drei jungen Leute nach dem Zentralviehhof und sperr»« sie in«in Lokal, wo bereit« zwei Tot « lagen, die wegen einet tätlichen Angriff« auf einen Feldwebel mit Recht erschossen wor- Pen fein solle»,«an tzen tzrei Leute« lebt»nr»och Paul Gürte. der mtt Schußwunden im Krankemhause Frtedrlchshain liegt. Aach den Angaben, die er feiner Mutter gemacht Hot, wurden sie alr drei von dem Poren durch«in Fenster beschösse». Räch«rmzer Zeit trat Pauk Biedermann infolge des Jmnmerns seines gleichfalls verwundeten Freundes Goitfchlag an da? Zeit- ster, um zu bitten, daß sie herausgelassen werden. Daraufhin habe der Pvstcu mit den Worten:,»Was, ihr Hunde seid noch nicht tot?' die beiden totgeschossen» während Türke als vermeint­lich tot der Ermordung entging. Medemmann» Angehörige waren am Froiwg vorrnittag auf dem Viehhof, um wenizftenS die Feststellung des Mör- d e r S zu erlangen, gewannen aber den Eindruck, daß die« nicht erreicht werden würde. Biedermann» Vater, ein hoch in den filnizlger Jahren stehen- der Mann, begab sich wegen derselben traurigen Angelegenheit am Freitag in da»«avähnte W-�chtloSal, wo ihm der Offizier erklärt Hab«:Die drei wäre» Verbrecher."«!ü der Vater erwiderte:Mein Sohn war kein Verbrecher", Hab« so er­zählen die nächsten Angehörizen ein an der Schänte stehender Offizierstellvertreter dem«»«er eine Ohrfeig«»ersetzt, lieber diese niederträchtige Behenhlun�.st«er Auar. nqchher in Tränen ausgebrochen. Er wagte aber nicht, inmitten der Soldaten Ein- spruch gegen die Brutalität zu erheben. Der Bursche trug am Kragen einen Kranz mit einem Schwert." DerVorwärts" muß inzwischen auch hestätizen, daß in der AnbreaSstraße Vater und Sohn deshalb erschossen worden sind, weil man bei ihnen Handgranaten- stiele gefunden hat. Der Vater, Paul Dänschel, war übri- gen» Mitglied der rechtssozialistischen Partei. » Auch MrBorKner BolkSzoitung' niinlnt zu dem Mord an Paul und Alfred Dänschel Stellung. Sie gibt die Zuschrift einer Leserin wieder, die sich bereit«rdlärt hat, zu beerdcn. daß bot den Erschossenen nur zwei Hanbsranotenstiele»efunden worden sind und schreibt i-m Anschluß daran: Wir hatten am. Sonnabend restlose Aufklärung gerade Äber dieser» Fall verlangt, und zwar sebr bald? Aber kern« der amtlichen Stellen, die dach so fichnell� bereit waren, die unwahren Schauer- und Mordgeschichten aus Lichtenberg der Press« zu unterbreiten, hat e» bis jetzt für nötig gefunden, auch nur ein Wort über diese un erhör- ien Mcharepiungen wrwuten zu lassen. Nicht einmal die Zu- sichern ng wurde bis jetzt von amtlicher Stell« gegeben, daß man willens f«, diese ti Fall autzuklären. Auf Grund der mit- gateÄten neuen Eingelheiten über den Fall Dön-schel fragen»tr die Regieeu»g, ob sie auch jetzt»och vi« Stirn hat, weiter zu fchweizen?" Auch wir vergangen restlose Aufklärung. Aber nicht von den stellen, die d« Mordtat verübten, sondern von einer wn Partei- ischen UrrtersuchungSkomm�ffio». vor wichtigen Entscheidungen. Part», l«. März.(Reuter.) Bei der heutigen Sitzung de» Obersten KriegSrate» wurde Lloyd Georg« ein dam Präsidenten Wilson, Clemenceau und Orlando Unterschriebener Brief über- geben, worin er dringend aufgefordert wird, sein« geplant« Rück. kehr nach England um zwei Wochen zu verschieben angesichts der Dringlichkeit de» Problems, mit dem sich die Konfernnz in den nächsten Tagen zu belassen bat. und da« die Uirlerzeichner de» Briefes für wichtiger halten al» sogar die Arbciierschwierigkciten, die in England beigelegt werden müssen. Der Bericht wird nach London gesandt werden, um dort dem Kabinett vorgelegt zu werdet». Wie verlautet, wird Lloyd George seinen Beschluß in dieser Frage von der Ansicht seiner Kollegen abhängig machen, ob sein« Anwesenheit in England nötig sei. Pasel, 18. Milrz.(XelunI«»).«ach de«Petit Pari- sioa" werde die Frage de» linken Rheinnfer» die Friedr»«k,»ferenz die ganze Wiche beschSstige«. Sei« SoalMolfs-Wnifleriam in Sachsen . Dresden , 18. März.(T.-U.) Wie derDresdner Anzeiger" »«»»rtvater unterrichteter Seite Kört, wurde gestern vormittag 11 Uhr i» einer Sitzung deS GrfamtminifteriumS»««er dem Porsitz de» Ministerpräsidenten die KatzjnettSfrage zu« Abschlnh gebracht. SS bleibe» sämtlich« Mitglieder des l>i». herigru Grsamtminifterium» in ihren Aemtrrn. Rur da«»otn Ministerpräsidenten Dr. Gradnaner geleitet« Minister. u.» de» Inner« wird von demselben abgegeben und ne» besetzt. Neber dir Person des neue» Ministers steh, noch nichts fest. Minister. Präsident Dr. Gradnaner behält neben den Präsidenteageschäften nur»och die Leitung he» Ministerin «? de»«rußer«. Gefahr im Verzuge. Bon Dr. Anna Simlett. Im preußischen Kultusministerium herrscht«ine siebe?» hafte Tätigkeit. Kein Wunderl Es ssibt ja nirpends soviÄ Reformer als im deutsckzen Lehrerstande. Und jeder Reformfreudige drängt jetzt mit seinen Plänen und Ber- schlöffen an die Reffierung heran. Diese selbst aber hat natürlich ihre eiffenen Gedanken und Absichten. Go mnß also Hochkonjunktur in Reformen herrschen und sicher ist die preußische Schul« seit den Novembertagen schon ein halbes Dutzend mal in freiheitlichem, demokratsich-lozialisti- schem Sinne reformiert worden: theoretisch. W?S geschieht aber mittlerweile in der unthevretischen Wirk» lichkeit? Mittlerweile wird auch m der Schnls gearheiiet, aber in einem recht anderen Sinne. Die alten Schulregenten sind durchaus nicht gewillt, sich ihr« Domänen rauben zu iasien. Und wenn die lMkSschullehr-er zum großen Teile liphfiine*. und ihre alten Ideale: Seldstverwaltung, weltliche'Schirl?, Einheitsschule tapfer verfechten, so sind demgegemibar die Rektoren auch auf ihrem Platze, und in den höheren Schulen sind Direktoren und Lehrerschaft durchaus' ent­schlossen. freiwillig keinen Schritt zu räumen. S i e haben nicht umgelernt. Sie sind dieselben ge- blieben, die zum Kriege bliesen., die bis zum letzten Augen- blick vaterlandSparteilich für Heer und Thron und dal größere Deutschland Rufer im Staat« waren. Sie habe« diese ihre Tätigkeit jetzt nur von der Ocffentlichkelt mehi in die Schule selbst verlegt.Politische Verhetzung" soll in der Schule nicht getrieben werden. Man braucht sich unsere Kinder nur ciiimak vor- zunehmen und sie auszufragen über den Krieg, die Revo- lution, über Sozialismus und Völkerfrieden, um zu merken. wie dieser Erlaß beachtet wird. DieErinnerungsfeieru" zu Kaisers Geburtstag und ähnliches lassen diese stille und unermüdliche Arbeit zuweilen ans hellere Tageslicht kommen. Die sozialistischen Ledrer aber, eine kleine Minderheit bis jetzt, kämpfen einen ausreibende» Existenzkampf um ihre Arbeit und ihre Stellung in der Schule gegen Schikanen. Intrigen und Hetzereien. Und sie kämpfen diesen Kampf ohne die mindeste Unterstützung von feiten des �sozialistischen" Kultusministers. Wenn ein reaktionärer Philologenverein eine Eingabe an das Kultusministerium schickt, oder ein Direktor sich über Eingriffe des Arbeiterrats beschwert, so erfolgt sofort ein« flehende, beruhigende, womöglich telegraphische Nachr'cht. Ein simpler Lebrer und dazu noch ein Sozialist hat im demokrati'chen Preußen von einem sozialistischen Kultus- minister natürlich keine Antwort, noch minder Hilfe zu er- ivarten. Die»folge davon wird sein,»nd sie tritt bereits heute zutage, daß olle günstigen Aussichten in der Schule verbaut, alle neu«insetzenden Bewegungen im Keime erstickt werden, daß wohlgemeinte Neuerungen, wie die Schüler- röte, nicht im freiheitlichen, sondern im reaktionär- bnreaukratischen Sinne auSgenntzt werden, und baß die freiheitlichen Elemente der Lehrerschaft ein- geschüchtert, mundtot gemacht oder ganz aus ihrer Stellung gedrängt werden. Unsere Schulen habe« seit dem 9. November, das kann keinem Eingeweihten verborgen sein, sich wieder gewaltig nach recht» entwickelt. Von Reform ist nichts zu 'puren. Man fürchtet sie nicht einmal mehr. Das neue schulfahr. das notwendig wenigstens Möglichkeiten freierer Arbeit hatte eröffnen sollen, beginnt trotz aller theoretischen Rerormarbeit ,m alten Zwang und altem Schlendrian, tlnd als neueste Aussicht eröffnet sich die auf einen Bürger- lichenalsKultusminister. Es gibt wohl kein Ministerium, da« für die Zukunft Preußens und Dcntschiands so wichtig ist wie das des ofientlichen Unterrichts. Ströme von Unheil sind von dort bisher über das Land gegangen und haben die Deulscheit so er, an ft ,m Zivang. Unlvahrhastigkeit. Verantwortung�. lok" Vielwisserer und dumpfem Autoritätsglauben, den Jahrzehnte kaum werden heilen und bessern können. Und nun will man dies Ministerium in einein Kuhhandel ichliiniiist« Sorte an die Bürgellichen ausliefern. Das hclßt, man will all« Möglichkeit einer UlN�hr zuch einer