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Mittwoch, den 2. April 1919
Nummer 157 Morgen- Ausgabe
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Freiheit
Genossen und Genosinren!
nung auch für die Gewaltherrscher von heute kommen wird; an beers als Noste und seine Geisiesverwandten in der Regierung wird dann das Proletariat die Gebote der Menschlichkeit nicht vergessen.
Patrioten!
Von H. v. Gerlach.
Die alldeutsche Deutsche Zeitung" läßt sich unter dem 29. März aus Flensburg telegraphieren:
" Die Flensburger Handelskammer hatte mit einem rein wirtschaftlichen Auftrage eine Abordnung nach Kopenhagen , gesandt, die von dem Flensburger Sommeraienrat hübsch geführt wurde. In der dänischen Hauptstadt wurden die Flens burger Bertreter von allen Parteien empfangen. Dabei foll Sommergienrat Hübsch erklärt haben, daß die Stimmung in Flensburg start umgeschlagen sei und man damit redjnen tönne, daß in Flensburg allgemein der Wunsch auf Anschluß an Dänemark bestünde."
Die Politit der Regierung wird von Tag zu Tag arbeiterfeindlicher. Die militärische Nebenregierung der Garde- Kavallerie- Schüßen- Division herrscht mit unbeschränkter Machtvollkommenheit. Tausende von Personen, zum größten Teil Arbeiter und ArbeiEssen, 1. April. terinnen, werden verhaftet, Hunderte sind grausam hin- Soweit sich die Lage jest übersehen läßt, hat die gemordet, wehrlose Gefangene roh mishandelt worden. Streitaufforderung der Spartafiben nur geringen Erfolg gehabt. Die größte Zahl der AusStreifende Arbeiter werden mit Maschinengewehren unter ständigen ist im Dortmunder und Wittener Bezirk, von wo Entziehung der Lebensmittel bedroht. Streifbrecher die Bewegung ihren Ausgang genommen hatte. Im Obergarden werden von der Regierung gebildet, um das haufener Bezirk ist nur die Beche Lohberg ausständig. Auf Streitrecht, das elementarste Recht der Arbeiter, für das den Bechen Gewerkschaft Deutscher Kaiser und in Hamborn sie ohne Unterschied der Parteianschauungen seit Jahr- wird überall gearbeitet. In den Bezirken Altendorf, Werden Die Flensburger Handelskammer rüdt in einem entund Hattingen sind die Bechen Gottfried, Wilhelm und rüsteten Protest auf das entschiedenste von der Tätigkeit zehnten gekämpft haben, niederzuknütteln. Victoria , im Effener Bezirk die Zechen König Wilhelm der drei Herren ab, verurteilt aufs schärfste die Aeußerungen und Amalie vom Streit betroffen. Auf der Seche Serfules, und bedauert tief das eigenmächtige, unverantwortliche Borwo die Belegschaft gestern ausständig war, ist die Arbeit gehen der Abordnung über den ihr anvertrauten Auftrag heute wieder aufgenommen worden. Ebenso arbeiten die hinaus". Belegichaften der Bechen Langenbrahm und Königin Elisabeth. Im Recklinghauser Gebiet sind die Belegschaften der Bechen Augusta Bictoria und König Ludwig ausständig. 3u Rubestörungen ist es nirgends gekommen.
Der Boden des Gesetzes wird mit vollem Bewußtsein verlacht. Der Belagerungszustand wird über immer weitere Gebiete verhängt. Die Klassen der Bevölkerung werden mit verschiedenem Maße gemessen. Den Bürgerlichen und den Offizieren wurde in Berlin erlaubt, auf den Straßen Demonstrationen zu veranstalten. Die Arbeiter dagegen werden in der Ausübung ihres BerSammlungsrechts verhindert. Noch niemals im Deutschen Reiche, selbst unter dem reaktionärsten Regime des alten Kaffertums nicht, sind die Arbeiter so verächtlich behandelt worden.
Im biefigen Bezirk bat die Streitbeweдuna an Ausdehnung gewonnen. Neu in den Streif eingetreten find folgende Rechen: Friedrich der Große , von der Heydt, Julia und Alma. Infolge der Gassperre konnten die Volksküchen in Bochum schon heute mittaa kein Essen
Gegen dieses brutale System müffen die Arbeiter mehr verabfolgen. Wenn der Streit auf der Reche Sibernia überall im Deutschen Reiche in wuchtigen Bernoch anhält. wird Bochum in den nächsten Tagen auch ohne sammlungen profeftieren. Wir fordern Euch elektrisches Licht und elektrische Kraft sein, da das Elektriauf, Genossen und Genossinnen, sofort an die Veranzitätswerk Westfalen von Hibernia mit Licht und Kraft staltung dieser Versammlungen beranzutre- versorgt wird. fen. Auch die Frauentagsversammlungen müssen in diesem Sinne ausgenutzt werden. Das Zentralfomitee der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands .
Keine Menschlid teit, feine Sentimentalität!
Die Frage des zukünftigen Schicksals Danzigs ist noch ungelöst. Wahrscheinlich wird die Frage so gelöst werden, daß die Stadt Danzig und die Bahn, die sie mit dem pol. nischen Eisenbahnsystem verbindet, internationalisiert werden oder daß darauf das Mandatsystem Anwendung findet.
Der Lokal- Anzeiger" hat einen Vertreter der Reichsregierung, der leider nicht mit Namen genannt wird, darüber ausgefragt, was von den Gerüchten bon neuen goßen Unruhen in Berlin zu halen sei und darauf folgenden Bescheid erhalten: Die Regierung sei über alle Nach einer Prager Meldung der Blätter fand bort eine foBorgänge auf das genaueste unterrichtet und auf alle zialdemokratische Massenversammlung statt, in der beschlossen Eventualitäten hinlänglich vorbereitet. Gie wurbe, überall Arbeiterräte zu bilden und den Kampf um würde mit rüdsichtslrfer Schärfe eine solche Bewegung nieder- die Diktatur des Proletariats aufzunehmen. fchlagen. Auch die Uebergriffe der Regierungstruppen und anderer Organe würden in teiner Weise eine Milderung ber Maßnahmen herbeiführen. Der Regierungsvertreter behauptete bann, daß sich in bürgerlichen Streisen, besonders unter den Bei den gestrigen Unruhen wurden, soweit bis jebt fest Malern, ein gewisses spartatistisches Stolettieren zeige. Aber," so gestellt werden konnte, 11 Berfonen getötet, darunter 7 Blün sagte er:„ Bei unseren Maßnahmen darf nicht die Menschlich derer. Von den Polizeitruppen fielen 2 Mann, ein britter wird bermißt; auf feiten der Matrosen wurden 2 getötet und 7 schwer teit sprechen, auch nicht die Kunstliebe, sondern nur nüchterne verlegt. Bis jest wurden über 20 sehr schwer verlegte Blunderer Vernunft." Der Regierungsvertreter schloß mit folgender den Krankenhäusern zugeführt. In den frühen Morgenstunden Drohung:„ Die Reichsregierung wird keine Sentimentalität zeigen. wurde das große Lebensmittelgeschäft Büdle u. Baumgarten von Bur Illustration ihrer Stellungnahme dient ja ihr heutiger Plünderern heimgesucht, denen 200 Bentner Butter, 70 000 Gier und 100 Zentner Fett in die Hände fielen. Erlaß." Frankfurt a. M., 1. April.
Di Arbeitersdaft veiß längst, daß sie von einer Regierung, Nach verhältnismäßiger Ruhe während des Vormittags in der ern Noste ben Krieg der weißen Garden gegen das Prole- wurden heute mittag nach 12 Uhr neue Ausschreitungen berübt. tariat organisieren darf, weder Menschlichkeit nach Sentimentali- die wiederum in der Altstadt begannen. In der Allerheiligenstraße tät zu erwarter hat. Sie wird sich aber nicht abhalten lassen, den versuchte der Mob, in Lebensmittelgeschäfte und Bädereien ein Kampf für ihre Befreiung aus dem kapitalistischen Joch so zu stehenden Polizeiträste rüdten ben Plünderern sofort entgegen. au aubringen, um zu plündern. Die gesamten zur Verfügung führen, wie es die Notwendigkeit erfordert. Die Kanonen. Die Kämpfe find zur Zeit noch im Gange. Minentwerfer und Maschinengewehre sollen den Nosfegarden als Stampfesmittel belassen werden. Die Arbeitersdaft fann, wenn fie will, ein tausendfach stärkeres Kampfmittel anwenden, das ist die Verfügung über ihre Arbeitertraft. Wann sie von diesem Kampfmittel Gebrauch machen will, das wird fie felbst bestimmen, sie wird sich von der Regierung nicht provo mieren laffen. Denn die Arbeiter wijen, daß der Tag der Abrech
Aus dieser scharfen Sprache der Flensburger Handelsfammer müßte man schließen, es handele sich bei der Handlungsweise der drei Flensburger Herren in Kopenhagen um etwas für Flensburg ganz unerhörtes. Nun liegt mir aber eine Gingabe vor, die am 22. Januar aus Flensburg abgegangen ist, und die Unterschrift von 104 zum Teil sehr bekannten Firmen trägt. Diese Gingabe lautet:
„ Angesichts der nahegerückten Möglichkeit, daß die neue deutsch - dänische Grenze ohne Abstimmung und dann direkt nördlich und westlich von Flensburg festgelegt wird, und in Anbetracht der Tatsache, daß die deutsche Reichsregierung das Wilsonprogramm als Friedensgrundlage anerkennt und Wilson felbst sein Programm so ausgelegt hat. daß durch das Selbst. bestimmungsrecht bestehende wirtschaftliche Zusammenhänge nicht zerrissen werden sollen, bitten bie unterzeich neten handelsgerichtlich eingetragenen Fir men bie beteiligten Mächte, insonderheit die deutsche und bãnische Regierung, darauf hinwirten zu wollen, daß, sofern die Bisherige Grenze nady Euden verschoben wird, dieselbe nicht hart an Flensburg berbei, sondern soweitsüblich der Stadt als möglich geführt wird, damit die Stadt ihre Eristensfähigkeit behalten kann. Wir sind davon überzeugt, daß eine Grenzlinie Wassersleben- Babburg- Tondern die Lebensbedingungen der Stadt untergraben würde."
Daß bei dem kommenden Friedensvertrag die bisherige Grenze zwischen Dänemark und Preußen nach Süden ver schoben wird, ist selbstverständlich, nachdem wir das Wilsonprogramm und damit das Selbstbestimmungsrecht der Völker anerkannt haben. Die in Nordschleswig kompakt zusammen. lebenden Dänen wollen au Dänemark gehören. Die dänische Regierung und das deutsche Auswärtige Amt haben sich unter der Hand bereits über die Linie verständigt, die am zweckmäßigsten die künftige Grenze bildet: nördlich von ihr gibt es fast nur Dänen, südlich von ihr fast nur Deutsche . Es ist das die Linie, gegen die die 104 Patrioten in ihrer Eingabe vom 22. Januar protestieren.
Die dänischen Chauvinisten heben gegen die vernünftige Mäßigung ihrer radikalen Regierung, die es nicht nach über wiegend deutschem Gebiet und damit nach einer deutschen Irredenta innerhalb Dänemarks gelüftet. Sie möchten am liebsten ganz oder doch fast ganz Schleswig haben. Und nun kommen die 104 handelsgerichtlich eingetragenen Firmen Fiensburgs und liefern den dänischen Chauvinisten die schneider.dften Waffen gegen ihre eigene Regierung. Flensburg ist eine fast rein deutsche Stadt. Die 104 Lrterzeidiner der Eingabe vom 22. Januar sind auch fast ausnahmslos Deutsche . Und zwar dieselben liberalen Dentichen, die während des Serieges jeden pazifistischen De mokraten meiner Richtung als Mießmacher, wenn nicht gar Vaterlandsverräter zu fennzeichnen pflegten. Solange fie glaubten, daß es Deutschland gut gehe, fonnten sie nicht lau! genug Hurra schreien, nun aber, wo es Deutschland schlech! geht, möchten sie sich in die rettenden Arme des Ausland! flüchten.
Crankfurt a. M., 1. April. Eine Bekanntmachung des Polizeipräsidiums berfügt Sie wünschen, die Grenze möglichst weit nach Süder Straßensperre ab 7 Uhr abends. Kinos, Theater und Wirtschaf ten müssen bereits um 6 Uhr schließen. Um den Verkauf geitohle borgeschoben zu sehen, also am liebsten wohl bis zum Nord nen Gutes zu verhüten, wird der Straßenhandel, der sonst oftfeckanal hin. Diesen Wunsch auf möglichste Verkleine üppig blühte, verboten. Wer Waffen trägt, wird als Plünderer rung Deutschlands übermitteln sie nicht nur der dänischen betrachtet und bestraft. Die gefährdeten Gegenden wurden von Regierung und den Alliierten, sondern auch der deutschen Polizeitruppen, die mit Sandgranaten ausgerüstet find, abgesperrt. Regierung. Gemütsmenschen!