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VcitUtt�zn'aiig nicht»»terworfc» sein. Tie Kommissio» wollte be- kunitlich hie Errichtung der Zwaugsiiiiiuugen neben- dem schon ern'ä,)»t«n Ntodns der Zlbstinnnung auch dem freien Ermesse» der oberen Berivnltungsbehörde überlassen. Dieser Versuch scheiterte an der sebr entschieden ablehnenden Haltung der Regierung. Je nach der Bildung solcher Zwangsorganisationen kommen eine Reihe von Einrichtungen in Gefahr, deren Fortbestand für die Arbeiter von Bedeutung ist. Zunächst kann die Thätigkeit der Geiverbegcrichle durch die Bildung von Jmumgs-Schiedsgerichtr» sehr eingeengt werden, eine Beftimmuna, gegen die sich mit recht der Ausschuß des Kiesigen Gewerbegerichts in einer Petition an den Reichstag   gewandt hat. Nicht minder gefährdet sind die Orts Krnnkenkasscn. die durch Bildung von Jnnungs-Krankenkassen in ihrer Mitgliedcrzahl so weit herabgesetzt werden können, daß ein er- folgreichcs Wirke» ausgeschlossen erscheint. WaL es bedeutet, wen» sich Arbeitsnachweis nnd Herbergswescn in den Händen engherziger Zünftler befinden, braucht nicht erst auseinandergesetzt zu werden. In der Beziehung bildet die Vorlage auch für die Arbeiter schwere Schädigungen, denn ihre Vertretung innerhalb dieser Organisatioue» hat sich zu einer ganz einflußreichen gestaltet. Einen Anlauf zun, Befähigungsnachweis hatte die Kommission in der Be- stimmung versucht, daß voui Jahr« ILO» nur denjenigen Meister» das Halten von Lehrlingen gestattet werden sollte, die eine Meister- Prüfung bestanden haben. Diese Bestimmung wurde in zweiter Lesung gestrichen. In betreff des Lehrlingswesens sind keine Garantien geschaffen, die eine Besserung des bisherigen Zustandes erwarten ließen. Wir haben deshalb für den Arbeiterstand nicht eine Bestiiumung in der Vorlage, die ihm sympathisch erscheinen könnte; für den Handwerker wird die Vorlage eine schwere Täuschung bringen. In Kirchheimbolanden   sind die Gräber der Freibeits- kämpfer, die daselbst im Juni 1849 im Kampf gegen die von de», späteren Kaiser Withelm, damals Prinz von Preuße», befehligten Truppen fielen, auch dieses Jahr wie regel- mäßig seit etwa 15 Jahren von Freiheitsfreunden unter einer passenden Ansprache feierlich bekränzt rverden. Die Zahl der Bürger, die sich bei dieser Gelegenheit einfinden, schrumpft von Jahr zu Jahr mehr zusammen, während die Zahl der Arbeiter rmmer zunimmt. Für übernächstes Jahr ein halbes Jahrhundert nach der Reichsverfassungs-Kampagne werden in Baden und der Pfalz   Gedenkfeiern im größeren Slil für die in und nach jenen Kämpfen gefallenen und ge- standrechteten Blutzeugen der deutschen   Freiheit und Einheit geplant. Die sechste Znsanimenknnft der Botschafter in Kon- stantiuopel hat, wie berichtet wird,einen befriedigenden Verlauf" genommen. Die beabsichtigte Grenzberichtigung geht bis Metzowo und giebt der Türkei   eine militärisch vorzüglich gesicherte Grenze; dieselbe nimmt Griechenland   kein be- wohntes Gebiet, mit Ausnahme eines kiitzo-rvallachischen Dorfes. In diplomatischen Kreisen besteht die Meinung, daß, falls nicht unerwartete Weigerungen von der einen oder der anderen Seile erfolgen, ein baldiger Friedensschluß zu erwarten sei. Schrvierigkeilei, seien nur bei der Durchführung der Friedens- bedingnngen bezüglich der Räumung Thessaliens und der Zahlung der Kriegsentschädigung vorauszusehen. Also thatiächlich scheint man nicht von der Stelle zu kommen. Angesichts ihrer traurigen wirthschaftlichen Lage hat sich die griechische Regierung au die Mächte gewandt, sie möchten in ibrer Fürsorge auf die Existenzfrage des kleinen Königreichs selbst Rücksicht nehmen und jeden Gedanke» an ein« Kriegsentschädigung aus- scheiden, da die Türkei   den Krieg Hervorgerufe» nnd der russische Minister des Aeußern in seine,» Rundschreiben erklärt habe, keiner der Kriegführende» solle materiellen Vortheil aus seinen Siegen ziehe». Dentsches Reich. Von allerlei Aemterschiebungen will die Staatsbürger-Zeilung" wissen. Der Staatssekretär Dr. Nieder- ding, der Vertreter des seligenUmfturzgesctzes", soll wegen eines Augenleidens von seiner Stelle zurücktreten. Sein Ersatz- mann soll Dr. Künzel, Ober-Landesgerichts-Präsident in Maricnwerder, werden. Der Oberstaatsanwalt Drescher, dem Herr v. Tausch so sehr zu Da»! verpflichtet ist, soll nach Posen an das Oberlandgericht kommen nnd durch de» Ersten Staatsanwalt beim zweiten Berliner   Landgericht Lademann ersetzt wer- de». Ferner und diese Nachricht ist sehr auffallend soll Dr. Kayser, der Ex-Kolonialdirektor, seinen Poste« als Senatspräsident beiin Reichsgericht schon wieder verlaffen und als Nachfolger des Geh. Raths Persius Präsident des Ober-Ber- waltmigsgerichts werde». Wie weit diese Mittheilungen richtig sind, wird sich ja bald herausstellen. Die Kaiser rede und die Verhinderung des Nachbarn an freiwilliger Arbeit. Der Echlußpaffus der Bielefelder   Kaiserrede droht, wie mrtgetheilt wurde, mit schwerster Strafe demjenigen, der den Nachbar au freiwilliger Arbeit hindert". DieKölnische Zeitung  " und andere Blätter haben nun wohl mit recht gemeint, daß diese Worte des Kaisers durch den Serade in Bielefeld   herrschenden Maurer- und Zimmerer- teil verursacht worden seien. Hierüber läßt sich die Bielefelder  V o l k s w a ch t" wie folgt aus: Wen» dieKöln  . Ztg." noch hinzusetzt, daß dieser Streik unter sozialdemokratischer Leitung mit dem größten Terrorismus geführt wird, so ist dies eine ebenso wohlüberlegte, als schamlose Lüg«. Der Terrorisinus ist einzig auf seit«» der Meister, das hat die von uns erst kürzlich beschriebene schwarze List« der Streikenden deutlich gezeigt..,. Was aber die Aeußeruug des Kaiser? zum Streik der Maurer und Zimmerer   betrifft, so wissen wir ganz genau, daß der Kaiser über denselben bei den Arbeitern keineErkundigungen eingezogen hat. Er hat also nur« i n e S Mannes (der Meister) Rede gekört, ei» altdeutsches Rechtsfprichworl lautet aber: Eines Mannes Rede ist keine Rede, man soll sie hören alle Beede. Da der Kaiser dies nicht aethan hat, ist es ganz natürlich, daß er es als feststehende Thatsache betrachtet, in Bielefeld   gäbe es Leute, welche den Nachbarn an der freiwillige» Arbeit hindern, nnd zur schwersten Bestrafung derselben auffordert. Schwerste Strafen ist die Arbeiterpartei von jeher gewohnt, i» diesem Falle dürste aber von einer Bestrafung nicht die Rede sein können, weil ein- gesetz- widrige Arbeitsverhindernng Arbeitswilliger nicht stattgefunden hat. Darüber werden ja preußische Richter zu entscheide» haben, deren Unabhängigkeit bisher stets als ein Juwel des preußischen Staates von den Ordnungsstützen gepriesen worden ist. Die Arbeiter möchten wir aber noch ganz besonders auf de» goldenen Spruch der Hohenzollern suuva �cuiguo(Jedem daS Seine) hinweisen. Mögen sie nicht nachlassen in dem Kampfe gegen daS Unternehmerthum, damit ihnen endlich das Ihre zu theil wird." Z u der Kölner Kaiserred« schreibt man derFreis. Zeitung:Die Rede führt an, daß am Fuße des Standbildes Wilhelm l. man auf einer Seite de» Meergott mit dem Dreizack in der Hand sehe. Der Kaiser nahm daraus Anlaß. ans die Nothwendigkeit einer starken Macht zur See hinzudeuten, und folgerte aus der Anbringung desDreizacks in unserer Faust" daS besondere Verständnrß der Kölner   Bürgerschaft dafür. Nun stellt aber die betreffende Figur gar keinen Meer- g o t t dar, sondern den friedlichen alten Vater Rhein  , der neben dem Dreizack freundlichen Traubenschmuck trägt und seit alter Zeit schon auf den meisten rheinischen Stand­bildern zu sehen ist." Gegen die preußische BereinSgesetz-Novell  « spricht sich in einer längeren Abhandlung, die als Sonderabdruck ans dem Brau n'schenArchiv" erscheint, der bekannte Braun- schweizer Landgerichlirath W. K u l e in a n n au?. Nachdem er das gegenwärtig bestehend« deutsche VereinS- und versammlungsrecht dargelegt hat, geht er zur Kritik der lex Recke über. Er spricht sich eingehend über die Art ans, wie die Zusage des Reichskanzlers ein- gelöst worden ist. Er kommt zu dem Resultat, daß die Vorlage der Regierung objektiv einen Wortbruch darstellt>wd daß sie zu einer Beeinträchtigung des Reichsgedankens sübten nrnsse. Besonders bemerkenswerth sind die abschließenden Aus- sühningen des Verfassers. Nachdem er nachgewiesen, daß sich hinler den Wortenöffentliche Sicherheit  " undöffentlicher Frieden" nur der Gedanke verlrage, die Auflösung der Bersamm- l u n g e n dem subjektiven E r m e s s e n j e d« S P o l i z e i- b e a m t e» a n h« i n> z n st e l l e u. führt er aus: Aber wenn man das beabsichtigt, weshalb spricht man es dann nicht auch offen aus? Wahrscheinlich, weil man davon einen schlechten Eindruck befürchtet. Man zählt also auf die- jenigen, die sich bei klarer Einsicht gegen eine solch« Borschrift auflehnen würden, die aber solche Einsicht nicht besitzen, das heißt also, man macht sich einerTäuschungschuldig. Nun kann man von den Abgeordneten ja kaum annehmen, daß ihnen jene Einsicht fehlen sollte, aber man will doch auch Rücksicht nehmen ans deren Wähler und das Volk im allgemeinen, und so gelangt man zu einer Formel, deren Tragweite den Beiheiligte» freilich klar ist, aber außerhalb ihres Kreises nicht allgemein ver- standen wird. DaS nennt man politisch« Heuchelei. Und wie Heuchelei stets ein Unrecht ist, so wird dies nicht dadurch geändert, daß man mit derselben einen Zweck versolgt, den man für gut nnd nothwendig ansieht. Haben wir bei den vorstehcnden Erwägungen wieder das sittliche Gebiet berührt,- wie ich denn mit voller Absicht gerade dieses aussuche, weil eS ein allgemein verbindliches sein sollte, während politische Gedankengänge nur diejenigen beeinflussen könne», die ihre Grundvoraussetzung zugeben, so liegt auf diesem Ge- biete endlich noch ein fernerer Gesichtspunkt, der in der öffentlichen Besprechung bisher noch kaum betont ist. Ich wies oben auf die Gefahr hin, der wir entgegen gehe» würden, wenn man sich daran gewöhnen uiüßte, Zusagen und Erklärungen staatlicher Faktoren nicht mehr mit dem Maßstabe der sittlichen Gesetze z> messen, aber waS dort Über die staatlichen Faktoren gesagt ist. gilt nicht minder, wenn die Gesetze, die einen Niederschlag ihres Willens ent- halten, nicht mehr eine Norm bilden, ans die man sich verlassen kann, sondern eine Wetterfahne, die sich dreht je nach der Richtung des zur Zeit herrschenden Windes. Glaubt man ohne«ine gewisse Freiheit des Ermessens für die Behörden nicht auskommen zu können, so gebe man ihnen offen diese Freiheit, wie sie z. B. dem Richter bei der BeweiSmürdtgung, bei der Schadensbemessnng und in andere» Fällen eingeräumt ist. Aber man g e b« n i ch t statt eines Gesetzes eine Kulisse, sonst gewöhnt man das Boll daran, in de» Gesetzen überhaupt nur Kulissen zu sehen, die man nach Belieben hin und her schiebt. Das zerstört nicht allein die Autorität der Gesetze, fondern das greift tiefer und untergräbt das Gefühl für Recht und Unrecht. Kautschukgesetze sind gewiß schon zu verurtheileu als Beeinträchtigungen der Freiheit und Rechts- sicherheit, aber diese politische Bedeutung ist völlig ver- schwindend gegenüber der Gefährdung unserer sittliche» Kultur. Mögen die berufene» Instanzen sich ihrer Verantwortung bewußt werden, die sie hinsichtlich dieses edelsten Gutes unserez Volke? übernehmen." Protestversammlungen, welche stark besucht war«», fanden statt in E s s e n» R ü t t e n s ch e i d. Noithausen, woselbst Genvsse Lütgenau sprach. Eine Versammlung in Werden a. d. Ruhr konnte nicht stattfinden, da der Wirth in letzter Stunde da? Lokal zurückzog. In F r e i b u r g i. Br. sprach Genosse Geck vor« 700 Personen. AlS Nachfolger Dr. Bödiker's wirdin ein- geweihten Kreisen", wie dieVoss. Ztg." wissen will, der Geh. Ober- Regierungsraih CaSpar aus dem NeichSaint des Innern in erster Linie genannt. Easpar ist vor einigen Jahren ständiges Mitglied de? Reichs- Berstcherungsamts gewesen und bearbeitet gegenwärtig die Versicherungsangelegeuheiten im Reichsamt deS Innern. D i e Ernennung Dr. Rein hold's zum außerordent- lichen Professor der Universität Berlin wird vomReichS-Anzeiger" mitgetheilt. Willkommen Herr Sozialistentödter! DasMargarine-Gesetz" ist nunmehr amtlich ver- üffentlichl worden. Die Bestimmungen dieses Gesetzes treten am 1. Oktober d. I. in krast. abgesehen von K 4, welcher die getrennten Räume für Herstellung nnd Verkauf von Butter und Margarine fordert. Dieser Paragraph tritt am l. April ISSS in kraft. A»S Hamburg wird geschrieben: Infolge des Margarine- Gesetzes hat der größte Konsumverein Norddeutschlands, der hiesige «Verein zur Vertheilung von Lebensbedürfnissen von I8bS" beschlossen. den Verkauf von Butter ganz einzustellen. Der Verein besitzt L2 000 Mitglieder und zehn Verkaussläden in den Ar- beitervierteln in Hamburg  . Ob die Landwirche viel Freude an den Folgen ihrer Gesetz- gebung haben werde»? Die kleinen Pfarrer gegen den hohen KleruS. Die katholischen Geistlichen sind vielfach sehr unzufrieden mit ihren Oberen, mit dem Kirchenregiment, daS mit der Zentrumspartei   auf gutem Fuße steht. Die Beschwerden richten sich hauptsächlich gegen die besonders in Süddeutschland   häufigen Maßregelungen von Geistlichen, die gegen daS Zentrum Politik treiben. So fordert z. B. ein Geistlicher imAnzeiger sür die katholische Geist­lichkeit Deutschlands  ", indem er gegen daS Zentrum. das seine Miltaashöhe überschritten" habe, polemiflrt. daß ein besonderes Organ gegründet werden solle.Wenn wir 10 000 Seelsorger, heißt es da, uns einigen und der Kuratel entwinden, die in xolltiois vielfach uns zugemuthel wird, so bilden wir mit dem Volke hinter unS eine lsxio triaria(etwa; mächtiger Heerbann), mit der gerechnet werden muß." Weiter heißt es:Was da und dort ein Kirchenbureaukrat sich an Bevormundung erlaubt, dürfte in Zukunft sich nicht mehr wiederholen, wenn der KleruS durch ein entsprechendes Organ das nöthige politische Selbstbewußtsein erlangt hat." So mehren sich die Zeiche», daß«S im Zentrum knistert und kracht. Vom Volkshochschulwesen. Der Volkshochschul« Verein München   veröffentlicht den Bericht über sein erstes Ge- schästsjahr. Der Verein wurde am 21. Dezember 18S6 gegründet nnd es traten ihm sofort 76 Dozenten der Universität und deS Polytechnikums als lehrende Mitglieder bei. Sie wurden in vier Sektionen eingelheilt: eine naturwissenschaflliche, ein« medizinisch«, eine lechnifche und«ine Sektion für Gcifteswissenschaften. Der Verein hat von vorneherein ans jede StaatSnnterstützung in Geld verzichtet, aber auch die erwartete unentgeltliche Benutzung staat  - licher Hörsäle für seine Vorlragskurse wurde ihm vom Ministerium rundweg abgeschlagen. Vom 1. Februar biS IS. April 1897 fanden zehn Vortragskurse statt, an welchen sich inSgesammt 1440 Personen mit 8908 Anmeldungen zu de» einzelnen Kursen betheiligten. Nach Berussarten gliedern sich die theilnehmenden. bezw. zu den einzelnen Kursen angemeldeten Personen folgendermaßen: ShcUnehmende BethetNaung Personen mit Anmeldungen I. Kanfleuke nnd Bankbeamte... 1b,70 12,90 S. Technisch« Berussarbeiten und Fa- brikanten........ 8. Beamte........,. 4. Offiziere und Militär.,,, S. Gelehrte Berufsarten.,.,, 6. Künstler und Kunsteleven.»! 7. Schriftsteller, Redakteure ,e.,. S. Lehrstand 9. Studirende.... 10. Rentner, Privatier?, 11. Handwerker, Arbeiter« 12. Damen ohne Beruf 7,08 v,77 1.94 2,29 8.47 1.81 v.77 7.70 0.97 29.72 17.73 v.0S 5.48 2.07 2,28 2.03 4.17 3,79 S.SS l.77 48,10 10,82 Die Zahl der fördernden Mitglieder betrug dagegen nur 67. die einmaligen Leistungen derselben 44dl M.. die wiederkehrenden Jahresbeiträge der fördernden Mitglieder belaufen sich aus 692 M. Der Besuch der einzelnen Vorträge war sehr gut und die Hörer folgten den Ausführungen der Vortragenden mit großer Aiifmmsmn- keit, worüber sich alle Vortragenden mit größter Anerkennung äußern. Bemerkenswerth erscheint besonders auch der zahlreiche Besuch der Kurse seitens der Arbeiter nnd Handwerker, sowie des weiblichen Herr v. Stumm und seinesgleichen" dürfte rechte Freude an dem Gelinge» der Bolkshochschul-Bestrebungen haben! Gotha  , 20. Juni.  (Eig. Bericht.) Die Regierung hat in Konsequenz deS zweijährige» geineiufchastliche» Etats auch sür das Herzogthum Gotha   den zweijährige» Etat eingeführt. Dem gegen- wärtige» Epeziat-Landtag für Gotha   liegen außer bereits erwähnten sozialdemokratischen Anträgen noch andere wichtige Gesetzentwürfe zur Erledigung vor. So eine Aenderuna des VolkSschul-Gesetzes mit Aufbesserung der Lehrergehälter; obligatorisch« Einführung der Forlbildungsschnlen; ein Jagdgesetz ,e. Außer de» im Etat vorzubringenden Klagen und Beschwerden wird es besonders das Jagdgesetz sein, das heiße Kämpfe her- vorrnfen wird. In keinem deutsche» Lande wird das Hochwild so gepflegt, als in Gotha  . Es vernichtet dasselbe durch Anfressen der Bäume nicht nur soft den ganzen Waldbestand, es schädigt die kleinen Acker- nnd Wiesenbesitzer, die an nnd im Walde mit ihrem Grundbesitz liege», uugeniei». Und so laut und lebhaft die Klagen der Bevölkerung auch waren, Abhilfe ist bisher nicht ge- schehen. Ein Antrag des Genoffen Bock in der vorige» Session, das Domänenabkommen aufzuheben denn darin liegt der ganze Krebsschade» welcher in dieser Session erneuert wird, hat beim Volke die größte Sympathie. Wen» in dem gothaischen Theil des Thüringer Waldes der zehnte Theil des Wildstandcs vorhanden wäre, so wäre das immer»och mehr als genug. Die Bolksschullehrer- Gehälter sollen nach der Regierunzs- Vorlage bis auf 2100 M. erhöht werden, der Landtag wird sie bis zu 2400 M. erhöhen. Auf eine Erklärung des Genossen Bock namens der Fraktion bei dem Richterbesoldnngs- Gesetz, daß wir nicht eher für«ine wenn auch noch so minimale Erhöhung der Gehälter der Beamten stimnien würden, bevor nicht die unteren Beamten und staatlichen Arbeiter eine Verbesserung ihres Looses erfahren hätte», sagt« die Regierung«ine solche zu. Und sie hat Wort gehalten wie eben Minister Wort halten. Sie hat den Wegwarten ihre Gehälter von 1,40 M. auf>,S0 M. pro Tag, um 10 Pf. pro Tag erhöht. Wir werden der Regierung bei Berathung unseres Antrages betr. Miuimalgehalt und»Lohn von 8 M. pro Tag etivaS nachhelfen. Chronik der M aj est ä t Sb ele ld igu n g S> Pr o- z e s s e. Der Hnfner Vogt in Broballig auf Alse  » war. wie kürzlich berichtet, wegen Majestätsbeleidigung bezw. Sachbeschädigung unter Anklage gestillt worden, weil er au» der Kammer seiner Knechte«in Kaiserbild und vier deutsch  « Papierfahnen gewaltsam entfernt hatte, wobei daS Kaiserbild zerknitterte und die Fahnen zerstört wurden. Nunmehr hat die Strafkammer am Landgericht Flensburg   da» Urlheil in dieser Sache publizirt. Nach diesem wurde als fest- stehend betrachtet, daß der Angeklagte jenes Bild und die vier Fahnen werthlos gemacht habe. Es läge also unzweifelhaft elne Sachbeschädigung, aber keine MajestätSbeleidigung vor. Der Angeklagte habe durch sein« Handlungsweise an sich zwar wohl mehr alS«ine bloße ShrfurchtSverletznng begangen, allein daS genüge noch nicht zur Feststellung einer Majestät?- beleidigung; dazu sei vielmehr erforderlich, daß der Angeklagte in bewußter Weis» jene Beschädigung deS Bildes vorgenommen habe. DaS sei ihm aber nicht nachgewiesen worden, wenn auch erhebliche Gründe dafür spräche». Mit Rücksicht darauf, daß die werthloS gemachten Gegenstände für die deutsche  » knechte deS dänisch  gesinnten Angeklagten einen gewissen nationalen Werth hatten und der Angeklagt« dies« aus nationalem Haß zerstört habe, sei von einer Geldbuße abgesehen und daher wegen der Sachbeschädigung in zwet Fällen auf»in« Gesammt- strafe von zwei Wochen Gesängniß erkannt worden. Vom Landgericht in Hannover   wurde der Malergehilfe Friedrich G i e ß e l m a n n unter Ausschluß der Oefsentlichkeit zu sechs Monaten Gesängniß verurtheilt. Schweiz  . Bern  , 19. Juni.  (Eig. Ber) Di« am Mittwoch im National- rath begonnene Detailberathung der Entwürfe für die Kranken- und Unfallversicherung, bez. zunächst der Vorlage betreffend die Krankenversicherung, verläuft fast durchweg glatt, d. h. unter Ablehnung aller oder doch der meisten Abänderungs- anträge. Solche sind bisher auch fast nur von den Föderalisten, den Welschen und Ultramontanen gestellt worden. Die erster«» scheinen bestrebt zu sein, das Bersicherungswerk möglichst harmlos und unbedeutend zn gestalten und die letzteren suchen imter möglichster Wahrung der Kantonal- Souveränität dem Bunde die Kosten aufzubürden. So hat der Ultramontane B ü l e r beantragt, den Kantonen die Lasten der Versicherungskosten durch einen Bnudesbeitrag bis zu 80 pCt. derselben zu verringern. Der Radikale H ä b e r l t n entgegnete, wenn die Kantone regieren wolle», so möge» sie auch bezahlen. Bundespräsident D euch er möchte aber in der Beziehung entgegenkommen und so wird diese Frage an die Kommisston zurückgewiesen. Abgelehnt wurde dagegen ein ultramontaner Antrag auf Ausdehnung der Portosreihei aus d i e freien Kassen, weil damit Mißbrauch getrieben werden könnte. Ein Antrag, die Erfüllung der versicherungspflicht am Wohnorte und nicht, wie die Vorlage sagt, am Arbeitsort« zu bewirken, wurde abgelehnt. Wo also der Arbeiter beschäftigt ist, ----- Nach dem BundeSrath konnten die » zum 45. Attersjahre als freiwillige Krankenkaffen beitreten. Tie Kommisston setzte diese Altersgrenze auf 40 Jahr« fest. Nun verlangten die Ge> werbetreibenden und für die Arbeiter Bogelfanger Wiederherstellung der bundesräthlichen Borlage, der Antrag wurde aber mit 60 gegen 69 Slimmen abgelehnt. Sodann verlangte Vogelfänger die Wiederherstellung der bundesräthlichen Vorlage bezüglich Festsetzung des Krankengeldes ans 66 pCt. des Verdienstes, welche die Konilnijsion auf 60 pCt. herabgesetzt hatte; der Antrag Vogelsanger wurde jedoch mit 83 gegen 28 Stimmen abgelehnt. In den drei Sitzungen von Mittwoch, Donnerstag und Freitag sind bereit? 52 Artikel, also«in Viertel des Krankenversicherungs- Gesetzes, erledigt worden. Bon Interesse ist«ine Rede des Ultra- montanen Dr. D« e u r t i n S, der gegen die Auffassung protestirte, als sei die Haftpflicht resp. Unfallversicherung ein Alt der Gnade deS Unternehmers gegenüber dem Arbeiter, während sie in der That eine soziale Pflicht der Unternehmer sei. Der Arbeiter verdient heutzutage kaum so viel, daß er sich und seine Famili« durchznbringen vermag, wie von hervorragenden Gelehrten der moderne» Wirthschaftslehre nachgewiesen»nd im ehernen Lobn- gesetz niedergelegt worden ist. ES hat in der Schweiz   zur Ein- fübrung des HastpflichlsystemS die Erwägung geführt, daß der Arbeit- geber, welcher die Arbeitskraft des Arbeiters in gesunden Tagen ,u seiner Bereicherung ausnützt, in Krankheitsfällen für die wirthschaftlichen Schädigungen am Arbeiter einigermaßen auf- zukommen habe. Das heutige Lohnsystem wollen die Sozialisten bekanntlich als eine ungerechte Einrichtung abschaffen: ein Jrrthum wäre es jebensalls, in der Kranken- und Unfallversicherung die Lösung der sozialen Frage erblicken zn wollen. Dieser Kall  - Wasserstrahl ans die Uuternehmer und ihre Anwälte, welche mit den Versicherungen kolossales Wesen machen, war sehr am Platz«. Im Ständerath wird seit Dienstag dt« Generaldebatte über die E i s e n b a h n v.e r st a a t l i ch u n g fortgesetzt. Als Glanz- punkt ans derselben ist die Leistung desRadikalen" und Genfer  Föderalisten Gavard herauszuheben. Er meinte, nachdem er zur großen Freude aller Eisenbahu-Aktjonäre gegen die Verstaailichung gedonnert Halle, zur noch größeren Freude jener nützlichen Menschensorte:Besser, der Bund zahle 100 Millionen mebr für die Bahnen, als daß er den Boden deS Rechts und der Loyalität verlaffe." O diese Phrasenmacher! Um 100 Millionen geben sie ihren ganzen Radikalismus, Föderalismus  , Recht und Loyalität dahin; man kennt nun wenigstens den Preis, den die Herren für