Demokratie

Cinzelpreis 15 Pfennig 2. Jahrgang

Die Freiheit erscheint morgens und nachmittags, an Sonn- und festtagen nur morgens Der Bezugspreis beträgt bei freier Zustellung ins Haus für Groß- Berlin oder bei direttem Poftbezug ohne Bestellgebühr monatl. 3,-., bei Zustellung unter Streifband 5,- M Die Freiheit ist in den ersten Nachtrag der Postzeitungslifte für 1919 eingetragent Redaktion und Expedition: Berlin NW. 6, Schiffbauerdamm 19 III. Bernsprecher: Amt Norden 2895 und 2896.

Montag, den 8. September 1919

DOPPIO

Nr. 432/ A 236 Morgen- Ausgabe

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greibei

Berliner Organ

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der

Sozialen

Bonn

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der Unabhängigen Sozialdemokratie Deutschlands

Beratungen aber die Gefangenenridfehr.

Beginn der Beratungen in Köln .

Rotterdam

Berlin , 7. September.

geben wird. Die Aulierten verlangen son Rumänien , daß es Ungarn räumt, die Requifitionen einstellt und die bereits beschlagnahmten und weggeführten Gegenstände zur Verfügung der Alliierten stellt, damit eine gleiche Verteilung stattfinden tann. Die Note verlangt weiter Rumäniens Mit wirkung zur Wiederherstellung der Ordnung in Ungarn .

Zwischenfälle im befeßten Gebiet.

· Amsterdam , 7. September.

Die Reichszentralftelle für Kriegs- und Zivilgefangene teilt att: Die bereits angezeigte Konferens mit den 2er tretern der englischen Regierung wurde gestern, am 6. September 10 Uhr vormittags, im Kölner Hof zu Köln eröffnet. Sie wurde englischerseits von General Hutchis fon, deutscherseits von Oberst Bauer geführt. Als bis. heriges Ergebnis wird mitgeteilt, daß die euglische Regierung Der Telegraaf veröffentlicht eine Londoner Meldung, der­mit eigenem Material voraussichtlich bis anf weiteres jufolge am 5. September in Guskirchen im befekten Gebiet 3000 Gefangene täglich in Köln übergeben wird, einige englische Soldaten überfallen wurden. Ein englischer und wöchentlich mit eigenen Schiffen 3000 Mann nach Soldat wurde schwer verwundet. Der Stadt wurde eine Geld­des Einver. buße von 100 000 Mart auferlegt. Der Hauptschuldige, ein unter Boraussetzung Arbeiter namens Kupfer, wurde zum Tode verurteilt; das Urteil ständnisses der holländischen Regierung führen mill. ift bisher nicht vollstreckt worden. Die meitere Steigerung ber Heimschaffung hängt ba. bon ab, in welchem Umfange die deutsche Regierung in der Lage ift, rollendes Eisenbahnmaterial und Schiffsraum zu stellen. Das Ergebnis der hierzu noch notwendigen Gebebungen wird so schnell als möglich der englischen Wako, Köln , übermittelt. Der Gang Bus Brüffel wird gemeldet: Der Oberste Gerichtshof hat ber Verhandlungen zeigte, daß die englische Regierung Norms, ben Telegierten des Mates von Flandern für natio. bereit ist, die Heimschaffung der deutschen Kriegsgefangenen nale Verteidigung während der deutschen Oftupation, zum Tode nach Möglichkeit zu fördern. Bis einschließlich 6. Sep- berurteilt. tember sind bisher in Köln 6000 deutsche Kriegsgefangene über­nommen. Mit der Heimkehr der in französischer Hand befindlichen deutschen Kriegsgefangenen kann vor der Nati. filation durch Frankreich nicht gerechnet werden.

Kein Verfahren gegen den Erfaiser.

Ein Zodesurteil in Flandern .

H. N. Saag, 7. September.

Der Kampf gegen Sowjet- Rußland.

H. N. Sang, den 7. September. Aus London wird gemeldet: Die Times" erfährt aus Omit: Seit dem 28. Auguft dauert der Kampf auf der ganzen Front der drei russischen Heere mit großer eftigteit an. Die roten Truppen leisten fräftigen Widerstand, find felbst aber bisher auch nicht weitergekommen.

Schiffsverlufte der Engländer.

Die Wirren in Ungarn .

Amsterdam , 7. September. Nach einer Meldung des Pressebüro Radio aus Annapolis erflärte Staatssekretär Lansing in einer Rede über bie Berhandlungen der Friedensfonferenz, bezüglich des bor. Selsingfors, 7. September. gefchlagenen gerichtlichen Verfahrens gegen den früheren Deut schen Kaiser: G3 sei vom ersten Augenblid an ersichtlich gewesen, Nach einer Hier eingetroffenen Meldung haben die Engländer baß die Mitglieder der Stommission entschluffen waren, vor allen außer dem Berstörer Bictoria, der, wie gemeldet, am onderen den Staiser/ bor einen internationalen Ge- 80. August torpediert wurde, bie 8erstörer G. 19 und. 96 richtshof zu ziehen. Drei Anlagen tönnten gegen verloren. ihn erhoben werben, nämlich, daß er für den Krieg und für die Berlegung der belgisch - luxemburgischen Reutralität, sowie für die flagranten Verlegungen der Ariegsgebräuche durch deutsche Streitkräfte verantwortlich sei. Die Kommission habe mit der Rein Kabinett Heinrich. Untersuchung der strafrechtlichen Berantwortlichkeit begonnen, fei aber schließlich einstimmig au dem Ergebnis gelangt, daß Budapest , 7. September. es nicht möglich sein würde, den Raiser für den Handelsminister Franz Heinrich teilte nach einer Meldung Ausbruch des Krieges oder für den Ginmarsch in Belgien und Luremburg strafrechtlich zu verfolgen, des Ungar. Tel- Rorr.- Bureaus in dem gestrigen Ministerrat mit, Die Kommission habe zwar anerkannt, daß der Kaiser ein daß er sich mit der Neubildung des Kabinetts nicht moralisches Verbrechen gegen die Menschheit weiter befaffen werde. Er verständigte hiervon die Buda begangen habe, habe sich aber gleichzeitig genötigt gefehen zu pester interalliierte Mission in einer Note, in der er erklärt, daß erklären, daß es tein pofitives Gefeß gebe, durch das das Ver- die öffentliche Meinung des Landes immer stärker und einheit halten des Kaisers zu einem strafbaren Verbrechen gestempelt licher zugunsten der gegenwärtigen Regierung Stellung ge­würde. Die Schulb des Kaisers sei nicht derart, daß nommen habe, so daß er einen Erfolg seines Unternehmens für fie von einem Gerichtshofe festgestellt und ausgeschlossen halte. bestraft werden könnte.

Wenn das Verfahren gegen Wilhelm auch aus formellen Gründen abgelehnt worden ist, so bedeutet das doch nicht, daß der Erfaiser schuldlos an dem Ausbruch und hem Verlauf des Weltkriegs wäre.

Ein Strafantrag gegen Helferich. Vor einigen Tagen hat Herr Dr. Helfferich beim Bräft benten Gbert angefragt, ob das von ihn gewünschte Plagever fahren gegen ihn endlich eingeleitet worden sei. Darauf ant­wortet nun Herr Ebert, daß das Reichskabinett beschlossen habe, auf Veranlassung Erzbergers Strafantrag beim preußischen Juftiaminister gegen Helfferich zu stellen.

Antikommunistische Schreckensherrschaft.

Budapest , 7. September.

23. 2. P. melbet: Nach einer Meldung des Ungar. Tel.- Storr. Bureaus gelangt in der Strafsache gegen die Terro riften zuerst die Anflage gegen die Kommandanten der be­rüchtigten terroristischen Truppen Kohn- Kerekes, Kovacs und Czerny zur Hauptberhandlung. Sämtlichen Angeklagten werden mehrfacher Mard und andere schwere Berbrechen zur Last ge­legt. Um Auslieferung des in Deutschöfterreich inter nierten Bela un und Genossen wurde die deutschösterreichische Regierung bereits ordnungsgemäß ersucht. In Budapest und Umgebung sind über 3500 Beschuldigte in Haft.

Ein Eisenbahngefez in Amerita.

Der Kenegal.

Ats der tetige Oberpräsident von Ostpreußen August Binnig, vor kurzem sein Bekenntnis ber öffentlichte, daß er und feine Bartei die Revolution nicht nur nicht gewollt, sondern sogar vier Jahre lang in Work und Schrift befämpft haben, schrieb ein rechtssozialistisches Organ, das Bremer Boltsblatt", über Winnig:

Uns wäre offen gefagt, ein verständiger Bürgerlicher au dem gejdhiheten Oftposten lieber als dieser Renegat, der mi innerpolis.fchen Mäschen seine Deutschland und der inter nationalen Prkiterklasse schädliche Politik zu decken ucht."

Dieses vernichtende Urteil eines Parteiorgans über August Winnig , dessen Befenntnisse auch der übrigen rechts sozialistischen Bresse tagelang erhebliche Magenbeschwerder verursachten, berhindrte es nicht, daß das Zentralorgan de Partei, der Vorwärts", den von seinem Bosten abberufe nen deutschen Gesandten im Baltikum in seiner Sonnabend Morgenausgabe als Anfläger gegen die lettische Republik auftreten ließ, der, gestützt auf seine recht fragwürdige Mutorität sein Scherflein für die allgemeine Bete gegen Lettland beizusteuern faichte.

Es wäre beffer gewesen, Herr Winnig hätte gefchwiegen und die Deffentlichkeit nicht auf seine verhängnisvolle Wirksamkeit im Baltikum aufmerksam gemacht. So aber 3ivingt uns fein Auftreten, uns etwas eingehender mit der Tätigkeit diefes Mannes zu befassen, der auf wichtigen diplomatischem Posten die Interessen der deutschen Republi in Grund und Boden gewirtschaftet und die deutsche Aus­landspolitik auf das schwerste fompromittiert hat.

Herr Winnig ging als Generalbevollmächtigter der deutschen Republif im November vorigen Jahres nach dem Baltikum. Er hatte nicht nur für die Räumung Estlands Livlands und Kurlands von den deutschen Offupations. truppen zu forgen, seine Aufgabe war es auch, freundschaft­liche Beziehungen zwischen den Republiken Eesti ", Lat­wija" und der deutschen Republik herzustellen. Diese Aus­gabe war angesichts der durch die deutschen Difupations behörden geschaffenen Erbitterung unter der Bevölkerung mit einigen Schwierigkeiten verbunden. Sie bot aber für einen Bolitifer, der bereit war, fich auf den Boden der Demokratie und des Sozialismus zu stellen, ein äußers ergiebiges Betätigungsfeld. Das estnische und das lettische Bolf, das unter der Snube des deutschen Imperialismus gestöhnt hatte, begrüßte begeistert die deutsche Rez lution, die ihm mit der Befreiung auch die Aussicht auf ein brüder­liches Busammenleben mit dem befreiten deutschen Volke brachte. Herr Winnig verstand es aber ausgezeichnet, die Sharpathien der Esten und Retten für die deutsche Rebolu tion gründlich zu verniaten. Er fab seine Aufgabe nicht darin, die Entwicklung der Demokratie und des Sozialis. mius im Baltikum zu fördern. fondern hauptsächlich darin, die herrschnde deutsche Minderheit, vor allem den deutschen feudalen Grundbesit vor der sozialen Bewegung der unterdrückten estnisch- lettischen Bolfamaffen au sichern. Befangen in denselben nationalistischen Gedankengängen, die den früheren Antimilitaristen August Winnig während der Kriegszeit zum Serold der deutschen Kriegspolitik ge macht hatten, trieb August innig als deutscher Gesandter im Baltikum nicht die Bolitif eines Demokraten und Sozia listen, sondern die eines engitirnigen deutschen Nationa listen, der in dem Knäuel der nationalen und jozialen Gegenfäße im Baltenlande nur das Dentichtum" iah, das unter allen Umständen vor den Wogen der sozialen Revo lütion geschützt werden mußte.

Da das Deutschtum in den baltischen Provinzen( das insgesamt nicht mehr als 5-6 Prozent der Bevölkerung aus. macht) repräsentiert und geführt wird von der kleinen Schicht der baltischen Junker, die die wirtschaftliche und po litische Macht in Händen haben, so verwandelte sich Winnigs Verteidigung des Deutschtums" in die Verteidigung der Intereffen des deutschen Großgrundbesites. Wie Winnig feine Aufgabe auffaßte, gebt beispielsweise daraus hervor, daß er vor der Räumung Estlands durch die deutschen Truppen an die Regierung der estnischen Republik Im Senat wurde ein Gefeßenttourf eingebracht, wonach die die Forderung richtete, fie solle dem Deutschtum im estnischen Hollandsch Nieuwsbüro" meldet aus Bondon: Sir George Eisenbahnen den früheren Bejikern aurüdgegeben Barlament dieselbe Bertretung einräumen, wie Elart, ter als Sondergesandter nach Rumänien gebt, hat eine werden sollen. Die Arbeiter erhalten Stimmen in der Ber der gesamten übrigen Bevölkerung. Demnach sollten etwa Note Balfours mitgenommen, in der erklärt wird, daß die eng waltung und Anteile am Reingewinn. Die Binien werden von 26.000 Deutsche ebenso viel Mandate erhalten, wie etwa ische Regierung hofft, das Rumänien nicht auf ben gemischten Ausschüssen aus Befibern und Arbeitern berwaltet. 1 680 000 Eften! Die Deutschen sollten also 65 mal mehr werden berboten. Außerdem sollen Rechte genießen als die estnische Bevölkerung. Außerdem Bruch mit den Alliierten hinarbeiten und daß Ausstände sollte die estnische Regieruna den deutsch - baltischen Baronen. jie über die Ursachen des entstandenen Sonfliktes Aufklärung billigere Tarife geschaffen merder

Cine englische Note an Rumänien .

M. H. Saag, 7. September.

New York , 6. September.

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Ebert- S