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Einzelpreis 15 Pfennig. 2. Jahrgang

Die Freiheit erscheint morgens und nachmittags, an Sonne und festtagen mur mergents. Der Bezugspreis beträgt bei freier Zustellung ins Haus für Groß- Berlin oder bei direktem Doftbezug ohne Bestellgebühr monatl. 3, bei Zustellung unter Streifband 5,-M Die Freiheit it, in den ersten Nachtrag der Postzeitungslife für 1919 eingetragen Stebaktion und Expedition: Berlin NW. 6, Schiffbanerbama 19 IL Bernfprecher: Amt Rorben 2895 und 2896.

Freitag, den 26. September 1919

Nr. 467/ B 213 Abend- Ausgabe

Inferate foften die achtgespalt, Nonpareillezeile oder deren Raum 120 m., Wortanzeigen das fettgebrudte Wort 50 Pf. jedes weitere Wort 25 Pf. Tenerungszufchlag 20 Prog. Bei familien. Derfammlungsanzeigen fällt der Zuschlag fort. Inserate für den darauf folgenden Tag müssen spätestens bis 3 Uhr nachmittags bei der Expedition aufgegeben sein. Suferaten- Abteilung: Berlin NW. 6, Schiffbauerdamm 19 Fernsprecher: Amt Norden 9768

greiheit

Berliner Organ

der Unabhängigen Sozialdemokratie Deutschlands

Reinhards Vorbild.

Der neue Gallifet.

Gallifet fennt. Sie wird sie zu bereiteln wiffen. In dem,

Augenblid, wo er oder feinesgleichen die sand ausfiredt, Die Legende von der Arbeits­

um das Proletariat an der Gurgel zu paden, ba gibt es Wer kennt nicht den General Gallifet, den Maffen feinen Streit mehr in der Arbeiterschaft, da erhebt sie sich fchlächter der Pariser Kommune ? Vierzigtausend Prole- einig und geschlossen gegen die Konterrevolution, um mit tarierleiden, ein Meer von Blut, Hohn und Spott gegen die den Methoden Gallifets endgültig aufzuräumen. niedergeschlagene Revolution- und an der Spike General Gallifet als Sinnbild der triumphierenden Bourgeoisie.

Ihn, diesen Blutmenschen, hat Oberst Reinhard zu sei­nem Borbild ertoren. Auf die Frage des Interviewers: Also Gallifet?" antwortete er laut und bestimmt:

Jawohl: Gallifet!"

Der Mut ist ihm freilich entwichen, als das Interbiem

Mollen Sie das Tänzlein wagen, Herr Oberst? Wir spielen Ihnen auf!

Die Aushungerungsabsichten der Agrarier.

unluft der Bergarbeiter.

Bei der Erörterung der Sohlennot spielt in der gesamten bürgerlichen und zum Teil auch in der rechtssozialistischen Breffe die Arbeitsunlust der Bergarbeiter eine große Rolle. Selbst die Regierung glaubt behaupten zut bürfen, daß die großen Massen den Bemühungen der Lei tenden Stellen, durch vermehrte Arbeitsleistung die Sohlen not zu lindern, fein Verständnis entgegenbringe. Allen diesen Anwürfen gegenüber, die die Deffentlic beröffentlicht tourde. Das ganze Interview, jo ließ er in Die Ausführungen des Oberbürgermeisters erfeit oberflächlich und irreführend beeinflussen, muß immer der Kreuzzeitung " erflären, sei vom ersten bis zum muth in der gestrigen Sitzung der Berliner Stadtberorbe und immer wieder betont werden, daß ganz andere und ver Ietten Borte erfunden. Hinterher stellte sich her- netenversammlung über die Absicht der brandenburgischen schiedenartige Ursachen den Rückgang der Förderung der aus, daß der Interviewer durch einen Mittelsmann einge- grarier, die Milchzufuhr nach den Groß- Berliner Gemein- fchuldet haben. Schon die Tatsache der internation laben worden war, die Anschauungen und Absichten des den am 1. Oktober zu sperren, wenn nicht eine ihren Inter - nalen Stohlennat beweist, daß es mit den Vorwürfen gegen Obersten Reinhard zu erfahren. Doch auch test fand der effen entsprechende Erklärung über die künftige Ernährungs die deutschen Bergarbeiter nichts auf sich hat. Sünger Gallifets. nicht den Wut zur Wahrheit. Es habe politik abgegeben werbe, zeigt erneut die gefahrdrobende Die wirklichen Ursachen für den Förderrüdgang find lich lebiglich, fo verfündet er, um eine private unter Lage, in die die Ernährung der Groß- Berliner Bevölkerung hier, ähnlich wie im Eisenbahnbetrieb, in der schlechten Be haltung gehandelt, die nicht für die Deffentlichkeit be durch die Nachgiebigkeit der Regierung gegen schaffenheit der Anlagen zu suchen, die durch den Raubban, ftimmt war und in entstellter Form wiebergegeben wurde. über den Agrariern geraten ist. Diese Herrschaften find den man im Kriege in den Bergwerfen getrieben hat, zum Bie nach seiner befannten Gesindel" und" Bumpen"- von einem so grenzenlosen Machtbewußtsein erfüllt, daß fie Teil völlig heruntergemirtschaftet find. Darüber schreibt Stede, hält es der Oberst mit der Vorsicht als mit dem sich eine Drohung gestatten, deren Verwirklichung Leben Genosse Engelbert Graf in Nr. 37 des Soziali besseren Zeile der Tapferfeit. Der fünftige Stetter bes und Gesundheit von Millionen Menschen gefährden würde. folgendes: Vaterlandes scheut die Wahrheit, sofern sie ihm unbequem Diese Drohung geigt aber auch das heuchlerische Getue dieser erscheint. Große Worte vorher und elende Sneiferei Leute und den traffen Egoismus, der ihr ganzes Handeln banach. Ein Feigling ist er, der Oberff, dieser neue bestimmt. Die Agrarier fragen nicht danach, ob durch die Abschneidung der Milchzufuhr Kranke und Säuglinge, Gallifet! tinder und Greife dem Tode überliefert werden. Und sie Deuchlerische bürgerliche Preise, die die gemaltigite Entrüftung zeigt, wenn irgend wo einige Arbeiter fireifen, Sie schweigt zu diesem Angriff auf Leben und Gesundheit der Bevölkerung genau jo, wie sie gefchwiegen hat, wenn erste streitten. Und die Regierung? Was gedenkt fie dagegen zu tun? Wird sie gegen die streifenden Agrarier auch Streifbrechergarden bilden und mit Kanonen und Maschinengewehren gegen Sie einfchreiten? Welcher Narr glaubt überhaupt, daß fie, die Gefangene der gegenrebo­futionären Agrarier, das überhaupt kann?

Man begreift vielleicht seinen Heldenmut, wenn man fich der Worte No 3 fes erinnert, daß eine fofortige Ent­fernung des Obersten Reinhard aus seiner Stellung eine bollständige Berrüttung seiner Eristenz" bedeutet hätte.

Boll liebevoller Nachficht trug Noste, trop der Gefin del"-Rede und dem öffentlichen Befenntnis Reinhards zum monarchistischen Umsturz, diesem Umstande Rechnung. ( Der felbe Sosfe, der feinen Anstand nimmt, durch Einferkerung und Schubhaft Hunderte von Arbeitereristenzen zu vernich ten.) Also nur um seine Existenz zu bewahren, scheut der Oberit Reinhard das Bekenntnis zur Wahrheit. Ein leber und Streber ist er, der Oberst, dieser neue Gallifet!

Doch was ihm hier an Mut gebricht, das findet er wieder bei seinen weltpolitischen Konstruktionen:

Wie groß die Gefahr ist, die der Bevölkerung droht, hat Oberbürgermeister Wermuth deutlich ausgesprochen. Er sagt:

Damit fcheint ein System der Aushungerung im Innern geplant zu sein, das unter Umständen noch weit jaredlichere Folgen zeitigen tann, als die Absperrung, Frankreich und auch England haben ein bitales Inter- bie wir früher erlebt haben.( Große Unruhe, lebhafte zurufe.) effe daran, mit uns irgendein Arrangement zu treffen, wenn in diesem Herbst und Winter die Kinder und Kranken müssen uns die Möglichkeit geben, uns wirtschaftlicy her Groß- Berlins noch weniger Milch erhalten... jo liegt für auszupaufen. Das fönnen wir aber nur gemeinsam mit jebermann die Ursache tlar zutage. Wer es mit den Bestmächten- in Rußland . Da sind noch unge unserem Bolte gut meint, sollte einem solchen fürchterlichen heure wirtschaftliche Werte herauszuholen. plane sich mit allen Kräften entgegenstellen. Selbst jeder ein. La liegt ja noch so unendlich viel brach: Rußland und das fichtige Landwirt müßte fich sagen, daß ein solcher Zustand bas peite, weite Sibirien . Daran müssen wir uns alle eigene Land mit einer Welle des Unheils überzieht. Möchte diese

janieren."

eine

-

Erkenntnis Taten zeitigen, solange es noch Zeit ist!"

so

Aber diese Absichten hegen die Agrarier nicht nur gegen Mit sechs Divisionen, meint der Oberst, sei die Ge­schichte zu machen. Mit sechs Divisionen, die gegen die Groß- Berlin. Nein, im ganzen deutschen Reich soll diese Bolichemisten marschieren müßten. Den General Foch habe Aushungerung der städtischen Bevölkerung einfegen, wenn man das bereits wissen lassen. Also ein fein durchdachtes die agrarischen Forderungen nicht erfüllt werden. Der An­Straferbedition fang dazu ist ja bereits seit langem mit der Burückhaltung Randsknechtsabenteuer, Großen Stils im Auftrage der Entente, eine militärische des Biches und des Getreides gemacht! Schiebung, um sich und die Monarchie gesund zu machen". Ein Plan, wie er nur im Kasino oder im Schieber- Café ent­stehen kann, dessen Jargon er enthält. Ein Schieber ist er, der

Oberst, dieser neue Gallifet!

Doch wo der Oberst Reinhard auf die Arbeiter zu iprechen kommt, da ist er echt. Da gleicht er Gallifet. sch fuhr wie ein Donnerwetter drein".

Länderverschiebung.

Versailles , 25. September. Der Fünferrat hat Spitbergen Norwegen zu

Trok Verminderung der Belegschaft, trok Ser stetig in folge dronischer Unterernährung geringer werdenden Beistungs fah gleit der Arbeiter, trok der bermerten Inanspruchnahme des Materials follten die Fördergiffern auf möglichst gleichen Höhe gehalten werden. Das ging mrr, indem man ausschließ fich bie beften und ergiebigsten Föze ausbeutete, indem man bergbauliche Sicherheitsmaßnahmen außer acht ließ und den gangen Betrieb nur auf Augenblidsleistungen einstellte. Aus Mangel an Zimmerung, Eisenträgern und dergl., infolge Unter laffung des Spülberjakes, der Trodenhaltung, ber Bewetterung find ganze Streden in ben Rohlenzechen zu Bruch gegangen oder ersoffen, schlagende Wetter haben sich in ihnen gesammelt, oder sie sind sonsttoie anbetretbar geworden; mancherorts hat man den Betrieb ganger Schächte aufgegeben. Geiviß, man ist babai, die alten Anlagen wieder in Gang au fehen, und man ist auch dabei, eine ganze Anzahl neuer Schächte niederzubringen. Wher, wer bergbauliche Verhältnisse tennt, weiß, daß dazu oft viele Monate, selbst mehrere Jahre erforderlich sind, ehe ein regelrechter Betrieb aufgenommen werden tann. Die Schioles rigleiten, mit denen der Kohlenbergbau, in allen Bändern zu fämpfen hat, werden sich noch auf längere Zeit bemerkbar machen und Krise auf Strije auf allen Gebieten menschlicher Betätigung Herborrufen."

Die Unternehmer haben kein Intereffe an der raschen Instandsegung der Anlagen, weil ja doch sozialisiert" wird, Wir haben es hier also auch teilweise mit einer Sabotage der Unternehmer zu bun. Man berlangt von den Berg­arbeitern die vermehrte Arbeitsleistung unter Zurüdstellung besonderer Forderungen, um der dringendsten Kohlennot zu begegnen. Man hat aber noch nicht gehört, daß die Unter­nehmer mit gleicher Eindringlichkeit an ihre Pflichten gegen. über der Gesamtheit gemahnt worden sind.

Eine Reihe weiterer Mikstände helfen mit, den Berg­arbeitern die Freude an der Arbeit nicht gerade zu erhöhen. Da ist vor allem die Unterbringung der aus den Großstad ten zugewanderten Arbeiter, die jeder Beschreibung spottet. Wir erhalten fortgesezt Buschriften von arbeitslosen Städ­tern, die nach den Bergwerksbezirken abgewandert sind und sich dort für die Arbeit über oder unter Tage gemeldet haben. So hat ein Arbeiter auf der Königsgrube" bei Königshütte Beschäftigung angenommen, mußte sie aber fofort wieder aufgeben, da er in ganz Königshütte keine

idhlimmsten, wurden niedergefnallt. So was muß sein. Fremden erworbenen Rechte und der Ausbeutung der Bergwerke. monatlich 50-70 Mart, ist also viel zu tener für einen Heldentaten in Oberschlesien . Ein paar Rädelsführer, die gesprochen unter gewissen Einschränkungen hinsichtlich der von Wohnung finden konnte. Ein möbliertes Bimmer foſtet Arbeitszwang wurde ausgesprochen.... Die Ordnung war

wiederhergestellt.

Ferner wurde auf Wunsch Portugals die Enklave von Kionga im Norden der Kolonie von Mozambique , die von Deutsch- Ostafrika getrennt wird, Portugal zugesprochen. Die Gebiete an der Oft grenze von Bolen, die weit

Bergarbeiter. Die Schlafhäuser der Grube sind derartig mit Wanzen oder anderem Ungeziefer verseucht, daß ein anständiger Mensch nicht darin wohnen kann. Die Gruben schreien nach Arbeitern, aber für Unterkunft ist nicht ge forgt. Wie hier aus Oberfchlesien, werden dieselben

Die Anwendung dieser Methode kündet Oberst Rein­hard in großem Stile für den Winter an, wenn wirtschaft­das Söchste steigern sollten. Militäriftatur. Straferpedi- lich der Linie liegen, die die polnischen Truppen nicht überschreiten Sustände auch aus den westfälischen Bezirken ge­liche Schwierigkeiten die Not und die Unzufriedenheit auf tionen. Maffenerschießungen der Arbeiter. Ordnung. Und dürfen, wurden endgültig Polen zugesprochen. Ueber die Ge- meldet. Ein Arbeiter der Beche Adolf v. Hansemann" in im Hintergrunde die Wiederherstellung der Monarchie. biete östlich dieier Linie ist noch keine Bestimmung getroffen Mengede bei Dortmund , der mit vielen arbeitslosen Rol­

Gift aut, daß die Arbeiterschaft diese Pläne des neuen worden.

Legen aus Danzig zugewandert ift. aibt uns dabon eine an­