Einzelpreis 15 Pfennig 2. Jahrgang

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Mittwoch, den 22. Oktober 1919

Nr. 510/ A 278 Morgen- Ausgabe

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greiheit

Berliner   Organ

der Unabhängigen Sozialdemokratie Deutschlands  

Die ballische Rebellion.

Deutsche   Offiziere verleiten Truppen zum Welt mit der Bitte, imperten, benen er bereits seine Be unverzüglich auf die früheren Bundes­genoffen Rußlands   einzuwirken, reitwilligkeit zu Verhandlungen erklärt habe.

Landesverrat.

Anfang Chtober haben fich die Angerburger Jäger Auslieferung gefangener Raffen an denilin.

mit Waffengewalt einen Weg über die Grenze gebahnt und sind in geschlossener Formation zur Eisernen Division ge H. N. London  , 21. Oftober. Stoßen. In der Nacht vom 20. zum 21. Oftober hat das In- Daily Herald" meldet: Hundert Russen, die Anfang 1919 fanterie- Neg ment Nr. 21, das seither in Thorn als Grenz aus England ausgewiesen worden sind und sich seit März in schußtruppe ftationiert war, denselben Streich berübt. Die einem Internierungslager in der Nähe von Konstantinope! be­Truppe ist unter der Vorspiegelung, eine lebung zu verfinden, wurden jezt unter Begleitung von britischen Soldaten nach anstalten, während der Nacht nach Kulmjee abmarschiert, Noworossist ab: ransportiert und Denitin ausgeliefert. hat sich dort mit dem Detachement Roßbach bereinigt und will Da sich unter diesen Gefangenen verschiedene politische Ge nun gemeinsam mit diesem die Grenze überschreiten. Die fangene befinden, die, obwohl sie nicht zu den Boischeroisten Truppe ist zum äußersten entschlossen. gehören, doch nicht gern in Tenifins Hände fallen möchten, wird Der frühere Kommandeur des Regiments, Hauptmann voraussichtlich in der ersten Sigung des britischen Parlaments agner, der fich jest in Surland aufhält, hat die Nebellion von Arbeiterseite Protest gegen diese Auslieferung er­eingeleitet. Die Regimentsoffiziere haben die Touppen tagelang boben werden. bearbeitet, ihnen allerlei verlodende Versprechungen über Löh­mung, Verpflegung und gute Beute gemacht und sie dadurch für

Der Beginn der Abrechnung.

rb. Die erste Sigung des Barlamentarischen Unter fuchungsausschusses zur Feststellung der Schuldfrage resp. feiten während des Krieges beschäftigt, gibt zunächst au eini der Unterkommission, die sich mit den Friedensmöglic gen Bemerkungen allgemeiner Natur Anlaß.

Die Verhandlungen sind öffentlich, und das ist natür­erwünscht, daß dem Begriff der Oeffentlichkeit eine etwas weitere Auslegung gegeben würde, als es für diese erste Sigung geschehen ist. Sie fand statt in einem der Sizungsfäle des Reichstags, der einschließlich der unmittelbar Beteiligten, d. h. der Untersuchungskommis­fion selbst, der Sachverständigen, der Beugen usw. im besten Fall etwa hundert Personen faßt. Es stehen genügend andere Räumlichkeiten zur Verfügung, die einem größeren Publikum die Möglichkeit bieten, den Berhandlungen zu fol gen. Hier werden Dinge besprochen, die die weitesten Kreise fehr start interessieren, mehr interessieren, als die meisten Berhandlungen der Nationalversammlung  . Es müssen. Wege gefunden werden, das Auditorium zu vergrößern, und es muß der Anschein vermieden werden, als ob die Deffentlich teit, wie bei gewissen Gerichtsverhandlungen, nur sozusagen

lich mit Freuden zu begrüßen. Es wäre aber bringend

den Plan gewonnen. Die Leute wurden vollständig mit Winter Die Bluttaten weißer Garden in München   auf dem Bapier steht.

fachen ausgerüstet. Sie erhielten außer Anzug und Mantel drei Wollbecken, drei Baar Strümpfe, zwei Hemben, zwei Unterhosen, eine Unterjade fowie Kopfschüßer und Schal. Der Leutnant ließ fich fogar bom Bohlmeister die Spargelder der Mannschaften auszahlen die fich teilweise pro Mann auf 200 Mact beliefen, und jagte den Truppen, daß sie das Geld nach gelungenem

Grenzübergang von ihm ausgebändigt bekämen. Die Mann schaften durften sich vor dem Abmarsch nicht aus dem Lager entfernen, damit in der Stadt von dem Streich nichts bekannt wurde. Um etwaigen Zwischenfällen aus dem Wege zu gehen, erhielten die Mannschaften einen Entlassungsschein folgenden Inhalts: Entlassungsschein.

Der Freiwillige 92 tober 1919 nach.

( Stempel)

vor Gericht.

feinen Spartakist verschonen

Besonders hat die Presse allen Anlaß, sich über ihre bisherige Behandlung zu beklagen. Nachdem man zuerst nur ungefähr ein Dußend Zeitungsvertreter hat zulassen Eigener Drahtbericht der Freiheit. wollen, hat man sich schließlich genötigt gesehen, diese Zahl Mündjen, 21. Oftober. auf rund fünfundzwanzig zu erhöhen. Das genügt feines­Heute begann vor dem Boltsgericht München   die Verhand lung gegen die Mörder der 21 fatholischen Gesellenvereinsmit wegs. Auch kleinere Organe, Provinzzeitungen uiv. haben gleder am Karolinenplak. Die Angeklagten Jafob Müller, einen Anspruch darauf, an den Sibungen teilzunehmen. Und Konstantin Matowati, Otto Grabaid und Frik reiner es darf nicht, wie es diesmal der Fall war, zuletzt von dem find des gemeinsamen Verbrechens des Totschlags angeklagt. Nach Gutdünken einiger Journalisten oder einer journalistischen der Antlageschrift des Staatsanwaltes hat Müller mit seiner Organisation abhängig gemadt werden, wer das Recht zur Pistole und sein r Seitengewehrspite die Tötung vollzogen. Ma- Anwesenheit besitzt. Auch die Handhabung der Kartenaus forsti hat die Gefangenen auf das grausamite mighan- aabe gibt Grund zur Beschwerde. Warum in aller Welt muß von der 9. Stom- delt, die zwei anderen Angeklagten haben auf die Gefangenen sich jede Beitung für jede einzelne Sigung aufs neue be­pagnie, Freiw. Juft.- Neg. 21, wird hiermit vom 20. Cergibt sich, taß er sich burch Schüsse an der Bluttat beteiligt hat, werden? Gebt man schon neue Wege, so soll man sie aud Schüsse abgegeben. Aus dem Verhör des Angeklagten Müller müben, statt daß ein für allemal Dauerkarten ausgegeben en lassen. Thorn, 20. Oftober 1919 und zwar gibt er an, daß er es für seine Pflicht gehalten habe, entschlossen gehen und nicht immer noch mit dem borrevolu gez. Pabst, Lt. u. Komp. Führer. da Hauptmann Hoffmann vor dem Einzug in München   den Betionären Prinzip der Geheimnistuerci lieb­Auf dem Entlaffungsschein wurde zwischen nach" und entfehl gegeben habe, daß man äugeln. laffen" ein größerer Naum freigelassen. Dorthin sollten die Mann­Mit diesen Einschränkungen fönnen wir uns mit der schaften, falls sie bor dem Grenzübergang berjprengt würten, dürfe, denn das fe en alles Ruffen und landfrembe Elemente. Art, wie die Verhandlungen am Dienstag agführt wurden, ben Namen irgendeiner oftpreußischen Stadt eintragen und bei einer ußerdem gäben die Spartatiiten den Regierungstruppen auch in allgemeinen einverstanden erklären. Man hatte den Ein etwaigen Festnahme angeben, fie feien dorthin entlassen wor- feinen Barbon und hätte 300 Mart auf jeden Kopf eines Regie- brud, daß tatsächlich die Absicht beffebt, die objektive Wahr­den. Die Schiebung hat auch tabellos geklappt. Bei dem engen rungsfoldaten gefekt. Daß er mit dem Seitengewehr gestochen beit festzustellen. Ein abschließendes Urteil aber läßt fich Busammenarbeiten der deutschen   militärischen Dienststellen mit habe, bezeichnete der Angeklagte als unwahr. Er habe übrigens natürlich in dieser Beziehung noch nicht fällen; erst der den russischen Verschwörern ist kaum zu erwarten, daß dem Re- die Gefangenen für Spartalijten gehalten. giment beim Ueberschreiten der Grenze irgendwelche Schwierig Der Angeflagte Grabafch trat, als er schießen hörte, in den feiten gemacht werden. Genereal von der Golz, der sich jetzt of am Parol nenplatz und versuchte dort, den rasenden Müller in Berlin   aufhält, wird der Rebellentruppe am Ende noch ein bon peiteren Bluttaten abzuhalten. Einem iterbenden Gefange­Dan! telegramm für ihre mutige Saltung" nachfanden.ch u 8. Er ist sich feines Totschlages bewußt. Im Freiforps Epp nen, dessen Tod unvermeidlich war, gab Grabajch den Gnaden Und die Regierung wird treuberzig erklären, fie sei für den Streich habe er ebenfalls sagen hören, daß Kopfpreise von den Rotgar nicht verantwortlich zu machen, da fie alle Truppen vor dem bisten auf Regierungstruppen ausgefst feien. Aus dem Berhör Fommen, sondern es ist die unmittelbare Mitarbeit jedes ein­Uebergang zur russischen Armee pflichtgemäß gewarnt habe. von Streiner ergibt sich, baß er nach feinen eigenen Aussagen zelnen Kommissionsmitgliedes vonnöten, Mehr tönne sie nicht tun. an der Tat nicht mitschuldig ist. Außerdem ergeben sich aus Obwohl also von der Regierung nicht zu erwarten ist, daß seinem Berhör noch sehr belastende Bunkte für den Mitangeklag- wifchenfragen die Beugen zu einer restlosen Aufklärung fie gegen derartige Machenschaften energische Maßnahmen ten Matowati, der die Gefangenen auf das grausamste mis atveifelhafter Punkte veranlaßt werden. ergreift fie kann das nicht, weil sie zu tief in der Mitschuld handelt hat. Von diesem Fragerecht wurde in der ersten Sizung er berstrickt ist so möchten wir sie doch fragen, ob der Para­Zu Beginn der Beugenvernehmung trat als erste Seugin bie freulicherweise guter Gebrauch gemacht. Graf Bern  . Fran eines Erschlagenen auf, die Auskunft gibt über den graph des Landesverrates und der Meuterei gegen Augenblick der Verhaftung der Ermordeten. Als zweiter Beuge torff, der frühere deutsche Botschafter in Washington  , fonterrevolutionäre Offiziere prinzipiell nicht zur Anwen- fritt ein Herr Adter auf, einer von den katholischen Gesellen, die war in feinen Aussagen ein wenig zurückhaltend. Der Vor­fonterrevolutionäre Cffigiere bung tommt. Wir würden dann eine entsprechende Aenderung bung kommt. Wir würden dann eine entsprechende Aenderung sich durch einen Glüdszufall retteten. Einen besonders wichtigen fikende, der deutschnationale Abgeordnete Warmuth, trug bes Straja sebbuch: vorschlagen, ettva dergestalt, daß Aufruh. Bunit seiner Hussagen betrifft den Sauptmann, dem die feinerfeits nicht viel dazu bei, Rüden zu ergänzen, und es Meuterei, Landesverrat und dergl. gesetzlich nur dann geahnbet Truppen am Karolinenplaß unterstellt waren. Dieser Haupt- war deshalb notwendig, dak Mitalieder der Kommission, daß werden, wenn Spartafisten" sich dessen schuldig gemacht haben. mann v. Stutterheim hat sich nach Aussage des Zeugen ge- darunter befonders Genoffe Dr. Ostar Cohn und der weigert, die Gefangenen zu vernehmen und Rechtssozialist Dr. Sinzheimer, dem Zengen hier und Berhandlungen zwischen England und den da ein wenia nachhalfen und seinen etwas blutleeren Aus. fagen allmählich Gestalt gaben. ruifischen Gegenrevolutionären.

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weitere Berlauf wird zeiden, ob die Untersuchungskommis­fion mehr ist als eine Attrappe, und ob fie tatsächlich alles tun wird, um die legten Sweifel und die lebten Unflar­Deutschland befchämend fein muß. Es wird dabei nicht allein heiten auch dann zu beseitigen, wenn die Wahrheit für auf den jeweiligen Referenten und den Borfibenden an damit durch

in leiner Wefe versucht, die Erfchießung zu verhindern. Auch diefer Beuge bestätigt, daß Matowski auf dem Wege zum Gefängnis die Gefangenen aufs grausamste mißhandelte und Aber auch damit ist noch nicht alles getan. Die Kom schlug und schließlich im Keller den Befehl gab, daß fich die Gemiffion wird sich davor zu hüten haben, einzig und allein das Neval, 19. Oktober. fangenen zum Erichießen auf den Boden legten. Auch Kreiner Auf den Funkspruch des ältesten englischen der Zeuge mit dem gezogenen Seitengewehr in der Hand gesehenftenmaterial zu benutzen. Sie muß der bureau­Ceeoffisieres von Liban, in dem die Räumung Der Beuge gibt seiner Empörung Ausdrud, daß die Gerichte mit fratischen Auffaffung, nach der nichts existiert, was nicht in bon Dinamünde und Thorensberg feitens der fo wenig Genauigkeit die Sache behandeln, daß die Erschlagenen den Aften steht, möglichst weit aus dem Wege gehen und russischen Truppen gefordert wurde, antwortete her Oberwährend man doch bei den erschossenen Geifeln jeden Schuß und halten, die vielleicht nicht amitlichen Charafter tragen. Es nicht einmal genau auf ihre Verlegungen untersucht worden sind, fich bemühen, Aufklärung auch von solchen Stellen zu er tommandierende der russischen Westare jede Berührung feitgestellt hat. Ebenso ist es den Leibtragenden haben ja auch während des Krieges Besprechungen und Ver in einem Funkspruch, daß er nach erfolgter Sicherung der Ermordeten erft lange Seit später möglin gewesen, die Ge- handlingen hinüber und herüber stattgefunden, über die sich giner strategischen Basis für eine Offensive richte zu veranlassen, die Schuldigen festzunehmen. In längeren gegen die Bolichewisten den Letten bereits am 10. Oftober Ausführungen spricht der Zeuge seine Empörung über die bestiali. vielleicht keine Rotizen in den Archinen der Aemter befinden, einen Waffen still stand angeboten habe, und erichte iche Roheit aus, mit der man ihn und seine Rameraden be- die aber doch zur Herstellung des Gesamtbildes von großer Wichtigkeit sein fönnen. um Unterstigung seiner dahingehenden Bemühungen. baudelt hat. Weiter eriuchte er um Entiendung bevollmach schusses der sozialdemokratischen Partei, der nach dem Umitura Der Zeuge Stadtrat Hoffmann, Mitglied des Aktionsaus. Endlich aber darf schon jetzt die Hoffnung ausgesprochen tigter Vertreter zur Beratung geeigneter Maßnahmen. Anfang Mai provisorisch die Regierung in München   in die Sand werden, daß der genaue Bericht der Verhandlungen zu einem um unnüßes Blutvergießen sofort zu beenden. I nahm, gibt u. a. befannt, daß die Regierung Goffmann späteren Termin der Bevölkerung zugängig gemacht wird, Inahm, einem weiteren Funtspruch an alle, wendet sich der Oberit die Rote Armee offiziell als fricaführende und daß man alle die Aftenstücke, die bei der Untersuchung Awaloff Bermondt   an die Völker der gesamten macht anertaunt habe. leine Rolle spielen, im Wortlaut veröffentlicht.