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Einzelpreis 15 Pfennig. 2. Jahrgang

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Redaktion und Expedition: Berlin   N. 6, Schiffbanerdamm 19 II, Fernsprecher: Amt Rorben 2895 und 2896.

Montag, den 8. Dezember 1919

Str. 596/ B 271   Abend- Ausgabe

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Freiheit

Berliner Organ

der Unabhängigen Sozialdemokratie Deutschlands

Gute Zeiten für Mörder.

Der Strafantrag gegen Marloh  .

Compromittierten und belofteten Bersonen im weiße Betriebsräte und Gewerkschaften.

ihres Angesichts arbeiten zu lassen, um einen Ausweg au Nach einer empörenden Rede des Vertreters der An- finden, die Schande von sich und ihrem System abzuwenden. flage, Kriegsgerichtsrat Meyer, in der er es sich allein an. Bergeblich! Es war zu spät, ein neues divisionspatriotisches gelegen sein ließ, fowohl den Angeklagten als auch vor allem feit. Alle Machenschaften vermögen es nicht, den wirklichen Theater aufführen zu lassen. Das Urteil der Geschichte steht Oberst Reinhard und den Hauptmann v. Kessel zu Berbrechern auch nur die leiseste Entlastung zu erteilen. berteidigen, und besonders die beiden letzteren als reine Unschuldslämmer hinzustellen, stellte er schliehlich Noch ein Matcofenmord in den Märzlimpfen. den Antrag, Marloh zu verurteilen wegen Zotschlags zu Die 30 Matrofen, bie Marleh in der Gransöfischen Straße brei Jahren Gefängnis, wegen unerlaubter Entfernung zu befialis infchlachten ließ, find nicht die einzigen Deie biefer brei Monaten Gefängnis und wegen Gebrauchs einer ge- Wet gewefen. Biz haben fchon immer varauf hingewiesen, daß fälschten Urkunde zu einer Woche Gefängnis. Diese Sira- im Märs bas Tragen der Watrofenuniform einem Zobesarbeit fen zog er zusammen und beantragte im ganzen eine Gesleistam. Ein neuer Beweis dafür ist ein Bild, bns in ber neaeften Nummer der Freien Welt" veröffentlicht wird. Es fängnisstrafe von drei Jahren zwei moet die Geschiehung von zwei un bewaffneten Matrosen in naten, von denen zwei Monate auf die erlittene Unter- weißensee Sur eine Batesuiffe bar. Das Bilb, ein grauenhoftes fuchungshaft angerechnet werden sollen. Aukerdem be. Dokument der WinMir, mit der die Matessen ermordet wurden, antragt er Dienstentlassung.

En unwürdiges Zwischenspiel. Obwohl die Beweisaufnahme im Marloh  - Prozeß am Sonnabend geschlossen wurde und sowohl vom Vorsitzenden als auch von der Verteidigung angeführt wurde, das Bild fei genügend geklärt, wurde die Beweisaufnahme am heu­tigen Tage von neuem eröffnet. Dies geschah zu bem 3wed, die ungeheupe Schande abzuschwächen, die die bis­herigen Prozeßtage für das System Reinhard- Noske er­geben hatten. Es wurde der Versuch unternommen, die

wirklichen Urheber des Mordes von der Verantwor­tung zu entlasten und dafür untergeordnete Instanzen mit der Schuld zu beladen. Dieser Versuch ift glänzend vorbeigelungen. Aber er kennzeichnet die Methoden, die von einem Kriegsgericht geübt werden.

II,

an einem Bunkie ongelangt, bei dem fie mit den bere Die Gewerkschaftsbewegung ist in ihrer Entwidfump gebrachten, Methoden des gewerkschaftlichen Kampfes, die bis zum Seriege in der deutschen   Arbeiterbewegung alle gemeine Gelbung hatten, nicht mehr weiteriommt. Rar Rauisty bat hon im Jahre 1910 in feiner Broschüre Der Weg sur Macht" boneruf bingeriefen. Er mache khon damals darauf aufmerksam, baß machtvolle Unter nehm erorganisationen den Forderungen der Ge verschaften immer beftigerenWiderstand entgegenfeger, und daß der ftärfer und stärker werdende Einfluß des Stapitals auf die Staatsgewalt dazu führt, daß bie toc mittel des affenftantes mehr und mehr auch gegen ble Gewerkschaften zur Anwendung fommen. zeigt die Büge bes Offisiers, ber bie Grschießung leitet so flar, In der gegenwärtigen Situation tritt biefer berfchärfte daß der Mann unbedingt erkannt und festgenommen werden tann. Begenfab zwischen Sapital und Arbeit noch deutlicher zutage, Wenn es der Regierung mit der Verfolgung und Abstrafung Die Ar eiterflaffe fdyidt sich an, die letzten Burgen ber Mörder halbwegs ernst ist, muß fie auch diese Er. der Kapitalsmacht durch die revolutionäre tion zu fießung fofort eingehend untersuchen laffen.

Wir fordern biese Untersuchung und eine offentlle flärung bariber, ob und wann fie erfolgen wird.

Der Berachtung preisgegeben.

brechen und den Sozialismus zum Siege zu führen, Er- sofern sie nicht einer falschen Führung zum Opfer fällt, die in wirtschaftlicher und politischer Kooperation mit dem Unternehmertum, in Arbeitsgemeinschaften und Roalitionsregierungen, den Klassengegensatz auszu­gleichen trachtet, ein utopisches Beginnen, Nachstehende Resolution wurde am Freitag in der gemein- 3 a den Rampf der Arbeiterfiasse nicht erleichtert famen Bertrauensmänner- Sigung aller in den Brauereien fondern erschwert, indem es die Arbeiterhaft tätigen Personen angenommen: Die spaltet und ihre Stampffmft minbart. Die heute versammelten Vertrauensleute und Ausschußmit- Rapitalistentlasse ist sich beruft, the file glieder der Brauereien Groß- Berlins erheben nach den naden letten Rampf um ihre Vormadelung stehenden Protest: fämpft, und diefes Bewußtfein Stählt thress iber

In Anbetracht der Tatsache, daß nunmehr ber ganzen Welt stand. Cie bebient fich gern der opportunistischen Meigun bekannt ist, wer die Urheber ber Frühjahrs- Unruhen gen eines Loiles der Arbeiterführer und verbindet sich find( fiche Redebour- und Marloh- Broseffe), fordern wir die fa- mit ihnen in den Arbeitsgemeinschaften sheds yörderung fortige Breilassung fämtlicher politischen Gefangenen. angeblicher gemeinsamer Intereffen, um den Slaffengegen obengenannter Urheber sowie der sich noch in Freiheit befind. auschwächen. Gegen ben anderen, faffenbutt, Ferner fordern wir die fefertige Festnahme und Aburteilung sak su vermischen und den Anprall der Arbeitermassen ab­lichen Morbbuben. Die bisher geübte Rechtspflege geben wir revolutionären Teil der Arbeiterschaft aber wendet sich die ber Berachtung der ganzen sivilifierten Welt preis.

Demokratifierung" der Einwohnerwehren.

Sapitalistenklasse mit verstärkter Seftigkeit und mit den skrupellofeften Methoden. Und zahlreiche Bor­gänge der jüngsten Beit bemeisen, daß sie mit Erfolg bestrebt ist, die Staatsgewalt gegen diesen Left do

Zwei Beamte der Intendantur hatten die Aufgabe, den Nedytfertigungsverfuch zu unternehmen. Er begann damit, daß Herr Bongart sich über die Moral und Beschaffenheit der Boltsmarinsdivision in breit ange legten Ausführungen äußerte und dabei alles heranzog, was sich seit dem 9. November in Berlin   abgespielt hatte. Er fonnte es dabei nicht unterlassen, von verbrecherischen Ele­menten und Plünderern zu sprechen, mußte aber gleichzeitig zugeben, daß diese nicht die Mehrzahl bildeten, sondern daß bie, Volfamarine- Division auch sehr viele Idealisten Eduard Bernstein   glaubt ein neues Mittel entdeckt su Arbeiterklasse   mobil au machen. und anständige Elemente in ihren Reihen hatte. haben, die Einwohnerwehren ihres revolutionären Charakters, der Ueber die Mordbat felbft toußte er nur wenig zu be auch nach seiner Meinung besteht, su entfleiden. Er macht in Bauley hat, wie gefagt, diefe Entvidling längst bov richten. Trotzdem behauptete er, daß für die Lat   in erster einem Beitartikel des Bortvärts"" Demokratifierung der Gin ausgefagt. Sie ist durch den Krieg aufgehalten worden, Linie diejenige Stelle verantwortlich zu machen sei, die den wohnerwehr" den Vorschlag, überall bie Unterstellung der Gintvohum nun mit um so größerer Eile voranzuschreiten. Rautsty Böhnungsappell angejezt hatte. Es sollte ein Sündenbod gefunden werden. Im Liebknecht- Burem. nerwehren unter bie Gemeindevertretungen au berlangen und zu farieb 1910, daß es den Gemertchaften nicht gelingen burg- Prozeß fonnte man sich auf den geistesfranfen" Runge diesem Bwed in allen Gemeinden eine Deputation, bestehend aus weibe, burch rein gewerffchaftliche Methoden das Brole­stützen. Da sich diese Methode im Marloh  - Brozeß trotz aller Stadt und 4 Magiftratsmitgliedern einzusehen. Er glaubt, tariat noch einmal jo mächtig vorwärts zu bringen, wie berzweifelten Befuche nicht wiederholen ließ, mußte ein daß auf diese Weise überall Sosialisten in solche Deputationen im letzten Jahrzehnt vor der Veröffentlichung siner anderer dafür henhalten, amb avar glaubte man in dem gelangen, Ginfluß auf die Verfassung, Gliederung und Leitung Schrift. Um aus der Gadgasse berauszukommen, wirben Kommandeur der Republikanischen Soldatentwehr, Herrn der Einwohnerwehren erhalten würden und die Arbeiter vor fie genötigt sein, ibrerseits stärker auf die Staats­War Müller, die geeignete Berfon gefunden zu haben. Zurüdjekung schüßen könnten. Aber da die Bürgerlichen faum gemalt einzuvirfen, was jedoch nur durch politice Diefer fette fich energisch zur Wehr. Der Vorsitzende Neigung haben werden, folche Anträge anzunehmen, redet Bern  . Methoden, durch ein inniges Vertvadfen der Gewert­fchmitt ihm leider sehr bald das Wort ab, damit der Ein- stein in seinem unverbefferlichen Optimismus wenigstens den fchaftsbetvegung mit der sozialdemokratischen Bartet mög lich wäre. Diese& olgerung besteht heute drud, den Herr Bongarz mit seinen Ausführungen bei Demokraten gut gu, diesen Antrag nicht mit niedezgustimmen. Ichwachen Charakteren hervorrufen konnte, nicht Die Erfahrung wird zeigen, daß Bernsteina Appell an die mehr benn je zu Recht. abgeschwächt würde. Auch Herr Reinhard trat noch Einsicht der Demokraten bersagen wird und daß selbst die An einmal als Beuge auf, um den Unwissenden und Nicht nahme dieses rebolutionären" Antrages die Einwohnerwehret idhubigen zu spielen. Er behauptete, nicht gewußt au nicht ihres gegenrevolutionären Charakters entfleiden würde. Der haben, daß es sich in der Französischen Straße um einen Bod wird zum Gärtner gemacht und die Arbeiter als geduldige Röhnungsappell gehandelt habe. Er hätte ihn sonst fofort Schafe müssen mit ihrer Haut herhalten, damit Siemen daraus absetzen lajfen. Das scheinbar nicht allzu starfe Gedächtnis geschnitten werben önnen, des Borsigenden verhinderte es, Serrn Reinhard daran zu erinnern, daß er in seinem Befehl, den er am Abend vor der Morbitat erteilte, ausdrücklich von einem Löhnung& appell sprach. Bugleich unternahm Herr Reinhard den mitglidien Versuch, Herrn Stefiel in Schuß zu nehmen, ihn ole tidftigen Offizier zu preifen und seine Berbienste im eingelnen hervorzuheben.

Beendigung des amerifauifgen Bergarbeiterfreils.

Dazu aber kommt ein anderes Moment. Wollen die Gewerkschaften auch in Sukunft sie werden es noch ge­raume Beit nötig baben- Berbesserungen der Lohn- und Arbeitsverhältnisse erzielen, donn genügt es nicht, paß fie burth größere Anteilnahme an den politischen ampfen die auf das Arbeitsrecht bezügliche e- jekgebung zugunsten der Arbeiterklasse su beeinflussen und gesetzgeberische Hindernisse aus dem Wege zu räumen fuchen, die dien Stampf der Arbeiterklasse hemmen follen. Daneben bleibt die birette in­wir fung ber Gewerkschaften auf das Unternehmertuan us Bittsburg wird gemelbet: Der Borjigende der ein unentbehrliches Mittel, un das Kapital zu Bugeſtänd Ortsgruppe der Bengarbeitergewerkschaft erklärte die Beendigung nissen an die Lohnforderungen der Arbeiterfajaft su Ein grotestes vischenspiell Man sah ollzu deutlich, des Roblenarbeiterftzeits. Man rechnet mit der sofortigen swingen und im Stampfe erlangte Baubesserungen Dauerne 34 erhalten. bag Regisseure am Werte waren, die die Aufgabe Wiederaufnahme der Arbeit. Die Bargleute in Grafton( West   Virginia) stimmten für halten, für das der Verachtung preisgegebene militaristische System noch zu retten, was irgendwie zu retten möglich die Annahme des Regierungsvorschlages, wonach eine Rohner war. Der zwischen den letzten beiden Verhandlungenstagen hang von 14 Beogent gewährt werden foll Damit nehmen Tienende Sonntag bot wohl eine aute Gelegenheit dazu, die 10 000 hann die Arbeit wieder aut

Lonbon, 7. Degember.

lont aber biafe Nufgabe in der gegenwärtigen Situation su erfüllen, genügen die hergebrachten Mittel der Gewart­Wollen die Geverfschaften of schaftsbewegung nicht. bielem Gebiete bormärts tommen. fo brauchen fie einen