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Dienstag, den 13. April 1920

Nummer 120 Morgen- Ausgabe

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Freiheir

Berliner Organ

Der Unabhängigen Sozialdemokratie Deutschlands

Ein Feldzug gegen Golha.

Die Energie der Regierung.

sie Entscheibungen bes Oberen Rates auszuüben. Die Beststel lung aber, ob die in der neutralen Zone antvesenden deutschen Truppen die zugelassene Johl nicht überschreiten, sei eine Frage, die die interalliierte Kontrollkommission angebe.

Offiziös wird mitgeteilt, daß die Verhältnisse in Gotha e haben erforderlich erscheinen laffen, den Ausnahmezustand Ferner betont der Tempa" noch, um einem Mizverständnis über das Land zu verhängen und einen Reichskommissar dorthin zu entfenden, der für die baldige Wiederherstellung verfassungs- su begegnen, zu dem die französische Regierung niemals Anlaß gegeben habe, daß die verschiebenen deutschen Städte, in die die mäßiger Zustände Sorge tragen soll. Der Freistaat Gotha hat eine unabhängige Mehrheit in der französischen Truppen in der letzten Woche eingezogen feien, aus Landesversammlung und eine unabhängige Regierung, die mit dem gleichen Grunde besetzt worden seien, und ferner, um die Ar­vollem Recht ihre geseglichen Befugnisse ausübt. Nun ist aber tifel 42 bis 44 des griebensvertrage zur Geltung zu bringen, und die bürgerliche Minderheit im Landtag mit den Maßnahmen der daß die franzöfifche Regierung immer entschloffen gewesen sei, die bürgerliche Minderheit im Landtag mit den Maßnahmen der jämtliche Städte zu räumen, sobald die Allierten Deutschland Regierung nicht einverstanden, sie hat ihre Mandate niebergelegt and fortwährend Hilferufe nach Berlin gesandt, damit gewaltsam zur Beachtung des Friebensvertrags gebrachy! hätten. bie Anordnungen der Gothaischen Regierung verhindert werden. Diese Hilferufe sind jest von der Reichsregiertag erhört worden. Der Verein der Frankfurter Presse hat dem tommandieren Dieselben Leute, die erst durch den Kapp- Butsch dazu gezwungen den französischen General folgenden Protest überreicht: Aus werden mußten, die Auflösung der Rationalversammlung und die Ausschreibung von Wahlen für den neuen Reichstag anzu­Fündigen, die bis heute noch nicht ben Wahltermin angekündigt haben, verlangen von der Gothaischen Regierung, daß sie Neu­eine berfaffungsmäßige" Regierung

wahlen vornehmen bilden folle.

Ein Proteft der Frankfurter Presse.

Die Realtion in Bayern .

Aus München wird uns geschrieben:

In Bayern gibt es jetzt eine Regierung, die von des Deutschen Tageszeitung" mit großer Sympathie begrüßt wurde als Beginneiner neuen 8eit. Diese Genug tuung des Junkerblattes ist ebenso bezeichnend wie selbstver ständlich. Haben in Berlin die Kapp und Lüttwit wie Bullen gebauft und dadurch den eigentlichen Politikern der militärischen Reaktion das Konzept gründlich verdorben, so hat man es in Bayern trefflich verstanden, den Militaristen putsch hinter dem Schleier von Ministerratsbeschlüssen und parlamentarischen Verhandlungen zu verbergen.

Die ungeheure Erregung, die der Berliner Butsch vom 13. Mäng in den arbeitenden Massen Bayerns auslöste, ber­hinderte zunächst ein offenes Auftreten der bayerischen Militärs und bewog fie, die Erreichung ihrer Biele in Ver bindung mit den Spiten der Bureaufratie auf Schleich wegen zu verfolgen. Es war die zaghafte und schvantende Saltung der rechtssozialistischen Minister, die ihnen dieses Geschäft erleichterte. Die Erklärung des General Wöhl am Nachmittag des 13. März, daß er und die Truppen 8= n ä ch st" auf dem Boden der Verfassung ständen, batte zur Folge, daß die Streiffommiffion, die fich sofort aus den dret Parteien, den Gewerkschaften und den Betriebsräten gebil­det hatte, zu einem fofortigen Beschluß den Generalstreit lich), im Sinne der Aufklärung der Wahrheit fernerhin tätig zu ausgurufen nicht fam. Aber bereits in der folgenden Nacht sein. Der Verein der Frankfurter Bresse erwartet daher eine zwang General Möhl, borgeschoben durch die Offiziersclique Busicherung, welche die Wiederholung solcher Sälle ausschliefy und die hinter ihnen stehenden Zeit freiwilligen, Studenten Eine Matin"-Meldung besagt, daß die 11. Division von und Gymnasiasten, dem Ministerrat die Uebertragung der Nancy die schwarzen Truppen in Frankfurt a. M. ablösen bollziehenden Gewalt auf seine Person ab, da, wie er er­flärte, er sonst nicht für die Sicherheit der Minister garan neue Verordnung der franzöfifden Beratungsstelle tieren fönne. Allein der Ministerpräsident Hoffmann

Anlaß der Berichte über den Borfall bei der Hauptwacje find atvei Beitungsvertreter vom franzöfifden Polizeigerich zu hohen Geld. strafen verurteilt worden, well über die Zahl der Toten und Ber­wurbeten falsche Berichte veröffentlicht worden seien. Dabei ist volländig unberüdsichtigt geblieben, baß die Berichte auf ami lidyen Mitteilungen fußen, in einem Falle sogar der Wortlaut Die Energie der Reichsregierung zeigt sich also nur dann, von der französischen Zensurstelle durch Zeichnung genehmigt war. wenn sie etwas gegen die Arbeiterschaft und ihre Vertreter unter Eine solde Nichtachtung von Feststellungen der zuständigen Orts. nehmen will. Sie wagt nicht, den Kapp- Rebellen zu nahe zubehörde macht es der Frankfurter Bresse, die bei der gangen Be treten, die gegenrevolutionären Organisationen find noch immer handlung des Falles jede erdenkliche Borsicht walten ließ, uamog nicht entwaffnet und aufgelöst. Und statt der Aufhebung des Be­lagerungszustandes wird jest über das vollkommen rubige Gothaische Land von neuem der Ausnahmezustand verhängt. Soll das ein Teil des Kampfes gegen rechts bedeuten, den die Negie­rung Müller angekündigt hat?

werde.

,

Hilferuf der bayerischen Jeffungsgefangenen. spräntt das Verbot des Verkehrs auf die Beit von 10 Uhr abends stimmte im Ministerrat gegen den Erlaß dieser Verfügung,

Es geht uns folgender ergreifende Hilferuf unferer in bis 5 Uhr früh ein. bah: ischen Festungsgefängnissen schmachtenden Genossen gu:

Immer noch, trotz der ungeheuren Kraftanstrengungen bes Proletariats aur Nieberwerfung der monarchistischen Real: ion, be­finden sich tausende von Proletariern wegen ihrer politischen Ueberzeugung in deutschen Festungen, Gefängnissen und Zucht­häusern,

Alle bofften, entwarteten sehnsüchtig Freiheit, Erlösung bon unfagbarer Qual, die ihnen die brutalen Knechte der realtionären Bureaukratie unter proletariats feindlichen höheren Stellen zu fügten.

Gin rener Mord.

Erschießung des Amerikaners Demott.

Mülheim a. Ruhr, 12. April. Einem Brivattelegramm zufolge soll der vom Standgericht zu efel verurteilte Demott, der angeblich amerikanischer Staatsangehöriger fein foll, im Gefängnis, in dem untergebracht war, bei einem luchtversuch von einem Wachtposten erschossen worden sein.

CT

unterzeichnete ihn aber, von seinen Kollegen überstimmt, ebenfalls mit seinem Namen, wahrscheinlich auf Grund der diesen Herren eigentümlichen Auffassung von Demokratie. Wenn sie halt nicht die Mehreren fan", wie man in Bayern fo schön fagt, dann ist für sie die Möglichkeit jeder politischen Wirksamkeit geidavunden. Dabei stonden die stahlbehelm­ten und revolverumgürbeten Offiziere, nach Aussage des rechtssozialistischen Winifters Endres, vor der Türe, um nötigenfalls der Forderung des Herrn Möhl Nachdruck zu verleihen, eine Feststellung, die eine Wodye später von dem fogenannten Demokraten Müller Meiningen im Land­bage mit frecher Stirne bestritten wurde. Man fennt nachgerade diese Fluchtversuche". So Dieser Vorgang fom in den Morgenstunden des Sonn­wurden Dorenbach, Jogisches und die vier Spandauer Ge- tag der Streiffommission zur Kenntnis und veranlaßte fie, noffen um die Ede gebracht. Wir haben es hier wieder mit den sofortigen Generalftreit zu beschließen. Dieser Beschluß einem offenen Mord der Soldateska zu tun, die offenbar be- löfte in den beiden großen Massenverfammlungen, die Die Gefangenen felbft fragen erstaunt, warum tros des Ge- fürchtete, daß eine höhere Instanz das Todesurteil aufheben unsere Partei am Vormittag abhielt, stürmische Begeisterung neralstreife und tros des bewaffneten Kampfes gegen die Re- würde. Am Sonntag teilte man amtlich noch mit, daß ein aus. Die stürmische Bewegung, die die Massen erfaßt batte aftion nicht erreicht worden ist, daß die mit politischen Ge- Todesurteil gegen Demott dem Reichspräsidenten nicht vor- und die sich auf den Straßen deutlich bemerkbar machte, be­fangenen gefüllten Sterker fich leerien und unerhörter Be- gelegt worden sei. Die Soldatesta braucht nicht die Bestä- lehrten die rechtssozialistischen Minister, welcher verbrecheri­drückung, der besonders die politischen Gefangenen in Bayern tigung des Reichspräsidenten , fie richtet und handelt selbst. fchen Beigbeit sie sich schuldig gemacht hatten. Unter dens unter der Aera eines demokratischen" Justizministers Müller- Diefer unerhörte. Borfall bringt uns aber noch ernente diplo- Drucke der Bewegung erklärten fie am Nachmittag ibren Meiningen ausgesetzt sind, ein Ende bereitet wurde. matische Ronffifte, mit denen die deutsche Regierung doch Rücktritt und zwangen dadurch die bürgerlichen Minister wirklich überreich gefegnet ist. Die Ermordung ist bereits ebenfalls abzudanfen. Der Polizeipräsident und berich nach Amerika berichtet.

In Bayern allein harren ettva 800 Genoffen tes Tages der Freiheit. An vielen Orten verlangt die Arbeiterschaft ihre fofortige Freilassung. Sie sieht Tag für Tag vorüber gehen, ohne daß ihre seit April 1910 eingesperrten Borlämpfer zu ihnen zurüdfehren.

Sie richten an die Regierung bie bringende Forderung, fie fofort in Freiheit au feten.

Sie ersuchen das gesamte Proletariat, ihre Forderung au feiner eigenen su machen und mit allem Nachdruck für sie zu wirken

Fordert die Freilassung aller politischen Gefangenen!

Die bayrischen Festungsgefangenen. Frankreich und der Einmarsch.

tigte Staatsstreichler Böhner sowie der General MHI und der ihm zur Seite gestellte Zivilfomniffar v on Kahr hatten durch Anschläge versucht, die Massen zu tönchen, je­doch ohne Efolg. Kahr , Pöhner und der Landeshauptmann der Einwohnerwehren Escherich sind, wie fich später ber­ausstellte, die eigentlichen Regiffeure des Staatsstreiches ge­wesen, indem sie hinter dem Rücken des Ministerrates mit dem General Möhl, dem Obersten Epp und den Zeitfrei­

Amtlich wird zu dem Vorfall gemeldet: Berlin , 12. April. Sofort nach Eintreffen der Nachricht, daß der vom Kriegs. gericht in Wefel zum Tobe verurteilte Demott, der amerikanischer Staatsbürger fein foll, im Gefängnis, wie mitgeteilt wird, bei einem Fluchtverfuch erschossen worden ist, hat das Auswärtige Amt bei den zuständigen Stellen eine umgehend eingeleitete Unterwilligen fonspirierten. fachung des Borfalles und die Nach prafung des ihm Paris , 12. April. Der Tempe" veröffentlicht eine augenfällig inspirierte Note, vorangegangenen Urteils beantragt. Also das ist alles, was man zu tun gedenkt. Der In der er sag, die deutsche Regierung habe eine Verlänge= sung des Augusta blommens, das am 10. 4. abgelaufen Reichs präsident hatte die Pflicht, fofort auf die ei, um drei Monate nachgesucht. Wenn der Oberste Rat Rachricht der Verurteilung hin, sich über deren Nichtigkeit ich mit dieser Frage in San Remo beschäftigen werde, unb zu bergetvissern und die Nachprüfung des Urteils vorzu­venn die deutschen Truppen in der neutralen Zone auf den Stand nehmen. Die beantragte" Untersuchung muß mit aller surüdgeführt würden, der nach dem 26kommen. dessen Berlänge Schärfe und ohne jede Vertuschung geführt werden. Der cung Dentfulans jcat vertange, gestattet fei, ergebe es sich von oder die Mörder müssen umnachsichtlich zur Rechenschaft ge­fotos, daß die franzie Medierung nicht die Abt habe, burzogen werden. Der Regierung aber erwächst die Schuld, Berlängerung ber militärischen Befehung, bie in der leyten Woche daß fie die Bildung der Standgerichte nicht verhinderte und Morgenommen wurde. hen nidrein an erweden, einen Dendent bem Radeburit ber Militärs alle Wege öffnete

Den

Der Generalstreit fette am Sonntag abend mit der Stillegung des Straßenbahnbetriebs ein, am Montag früh wurde die Arbeit in der gesamten Industrie niedergelegt, mittags folgte der Eisenbahnverkehr. Die Bewegung griff immer mehr um sich, aus allen Orten liefen Meldungen über die allgemeine Niederlegung der Arbeit ein. Militaristen begann es inmitten der gegen sie aufge­peitschten Massen schwül zu werden. Sie versuchten, ihrer Bofition unsicher, die Reichswehrsoldaten gegen die Arbeiter auszuheben; die Truppen wurden in den Refernen freng vor jeder Berührung mit der Bevölkerung gehalten. Nur Laie Beitfreiwilligen acaen mit schwarz- weiß- rolen Robe