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Freitag, den 23. April 1920
Nummer 139 Morgen- Ausgabe
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Freiheit
Sprengung des Untersuchungs- Ausschusses im Reichswehrministerium.
Wiederherstellung der Allmacht der Militaristen.
Eine Unterredung mit Krassin .
In einer Unterredung, die unser Ropen hagener Korrespondent mit dem Vorsitzenden der russischen Handelsdelegation, Genossen Leonid Krassin , hatte, machte dieser über die Grundlagen der jett in Angriff genommenen Berhandlungen folgende Ausführungen: Sowjetrußland steht jetzt vor dem Ende seiner frieges rischen Aufgaben, da die Randvölker und die Alliierten ihre
bes Seniorenkonvents noch einmal die Kompetenzen des Ausfausses festzusehen und dem Ausschuß wirkliche Egekutivgewalt für die Durchführung seiner Maßnahmen zu geben. Dieser Antrag wurde abgelehnt, angenommen wurde der Antrag des Sentrumsabgeordneten Dies, daß die Untersuchung fünftig den an dem Zwecke eingesetzt war, um eine Untersuchung über die rium zu überlassen sei! Diese Dezernate follten varitä Der Untersuchungsausschus im Reichswehrministerium, der einzelnen Dezernaten im Reichswehrministe. gegen Rußland gerichteten Unternehmungen nicht mehr Beteiligung der Offiziere am Stapp- Putich einzuleiten, ist in seiner tisch besetzt werden mit einem Dezernenten und einem Mitglied reftrigen Sigung gesprengt worden. Es nahmen an der bes Parlaments. Obwohl der Unterstaatssekretär Stod fich gegen Sigung teil: Die Abgeordneten Krüger- Potsdam( Soz.), Krüger- sen Antrag aussprach, wurde er mit 4 Stimmen gegen die Medienb.( Soz.), Schneider- Franken( Str.), Dick( 3ir.), Schulz 2 rechtssozialistischen Stimmen und bei Stimmenthaltung der Bromberg ( Dnatl.), Nuschke( Dem.) und von unserer Partei Abgeordneten Ruschke und Geyer angenommen. Damit ist die Benoffe Sturt Geyer. Bom Neichswehrminifterium waren ver- Tätigkeit dieses Untersuchungsausschusses beendet und eine völlig
treten der Unterstaatssekretär Stod, Oberst von Kreß, der Zivilbezernent Steinkopf und ohne Stimmberechtigung eine fleine Anzahl von Offizieren.
neue Situation geschaffen.
Die Selbstkastrierung, die der Untersuchungsausschuß Auf der Tagesordnung stand zunächst die Behandlung des an sich vorgenommen hat, ist bezeichnend für die planmäßige Falles Wangenheim, dessen vorläufige Suspendierung vom Sabotage, die die bürgerliche Mehrheit betreibt, um die Dienst ausgesprochen wurde. Im Falle des Oberst Lebebur Bugeständnisse an die Arbeiterschaft und den Kampf gegen wurde ebenfalls Suspendierung vom Dienst durch den Ausschuß den Militarismus unwirksam zu machen. Bedeutet doch beschlossen, doch entspann sich hierbei schon eine lebhafte Debatte der nun angenommene Zentrumsantrag nichts anderes als barüber, welche Kompetenzen bem Ausschuß überhaupt zuständen die Wiederherstellung der Allmacht des and welche Mittel er hätte, um feinen Beschlüssen Geltung zu Reichswehrministeriums und die weitere Erverschaffen. Bei dieser Diskussion stellte sich die Salbheit der schwerung jeder wirksamen Bekämpfung der offenen und Maßnahme, die zur Einsehung des Untersuchungsausschusses verkappten Berichwörer.
land ist noch nicht zustande gekommen. Es besteht jedoch die wieder aufnehmen können. Der Friede mit Bolen und Finn land ist noch nicht zustande gekommen. Es besteht jedoch die nicht mehr angreifen werden. Sollte dies aber doch der Fall Hoffnung, daß die Regierungen diefer Staaten Rußland fein, so sind die nötigen Maßnahmen getroffen, und auf den Angriff von polnischer oder finnischer Seite wird unsere rote Angriff von polnischer oder finnischer Seite wird unsere rote Armee hoffentlich dieselbe befriedigende Antwort geben, wie Armee hoffentlich diefelbe befriedigende Antwort geben, wie auf die früheren viel stärkeren Angriffe der Gegner, zumal die finnischen und polnischen Ansprüche nicht nur in den arbeitenden Bolfsschichten Rußlands , sondern auch in den Streisen der früheren Bourgeoisie, der Beamten und sogar der sonst gegen Sowjetrußland feindlich gesinnten bürgerlichen Flüchtlinge und Offiziere im Auslande Empörung und Entrüstung wachrufen.
Sowjetrußland will jekt alle seine Kräfte den friedlichen Aufgaben der Wiederherstellung der Landwirtschaft und der Industrie widmen. Diese Arbeit wird mit größerem oder kleinerem Erfolg, in raichem oder langsamem Tempo vollbracht werden, je nachdem, ob Sowjetrußland einen ge führte, heraus. Der Ausschuß hat nicht die geringste Möglichkeit, Diefer Bustand darf unter feinen Um- wiffen Beistand von der europäischen oder amerikanischen ernsthaft auf die Ausführung seiner Beschlüsse zu bringen. Als ständen geduldet werden. Die Arbeiterschaft, die Industrie erhalten wird. Mit eigenen Kräften wird nun gar mitgeteilt wurde, daß die Suspendierung des Oberst unter zahlreichen Opfern den Kapp- Butsch abgewehrt und sich Sowjetrußland aus der jebigen schwieriLebebur bereits durch den Reichspräsidenten verfügt fei, entstand die Republik gerettet hat, wird sich diesen neuen Betrug, gen 2age nur verhältnismäßig langsam bebie Frage, was dann überhaupt der Untersuchungsausschuß noch diese neue Förderung der militaristischen Verschwörer nicht freien fönnen. Das würde für das russische Volk noch für einen Zwed habe. Infolge der sich darüber entspinnenben gefallen laffen. Da die Regierung und die Nationalver- Jahre der Entbehrung bedeuten, an die man sich übrigens Daskussion wurden zwei Anträge gestellt, der eine von dem Ab- sammlung versagen, müssen die Arbeitnehmerorganisationen während der Beit des Kampfes gewöhnt hat. Aber auch geordneten Schneider- Franken, der eine Vertagung des Aus- und die sozialistischen Barteien selbständig zu der neu ge- für die übrige Welt würde eine solche langsame Erholung schusses beantragte, um im Barlament mit Hilfe der Fraktionen schaffenen Situation Stellung nehmen. Rußlands . eine durchaus ungünstige, vielleicht sogar berhäng nisvolle Rolle spielen. Halb Europa liegt nach dem größten aller Kriege, den die Menschheit durchgemacht hat, in find mit blutigen Verlusten abgeschlagen. In Wolhynien haben Ruinen. Die durch den Krieg zerrissenen ökonomischen Be die polnischen Patrouillen die Ankunft von großen roten Verziehungen müssen wiederhergestellt, tausende von Städten, stärkungen wahrgenommen. An der Düna bei Repol werden Fabrikanlagen, Eisenbahnen usw. müssen von neuem auf starte rote Streitkräfte zusammengezogen. gebaut werden. Auch in den siegreichen Ländern liegt die Industrie aus Mangel an Rohstoffen lahm, Kohlenmangel bedroht sämtliche Industriezentren und Großstädte mit heftiger Not. Diese Not und insbesondere der Mangel an Nah rungsmitetin fann nicht ohne Mithilfe Rußlands beseitigt werden.
Konferenz in San Remo.
England und Stalien für Einladung Deutschlands . Paris , 22. April. Wie ber Sonderberichterstatter des Matin" meldet, haben Mitti und Lloyd George Millerand den Gedanken nahegelegt, die deutsche Regierung zur Teilnahme an der Konferenz von San Remo einzuladen. Beide hätten sogar die Anwesenheit des deutschen Reichskanzlers für wünschenswert In einer von dem Vorsitzenden der deutschen Friedensdeleerklärt, um die zukünftigen politischen und wirtschaftlichen Be- gation in Paris dem Präsidenten der Friedenstommiffion überziehungen mit dem ehemaligen Feinde in sachlicher und umgebenen Note ist darauf hingewiesen worden, daß infolge der faffender Weise zu besprechen. Der Korrespondent bemerkt, man Fönne fich die Wirkung dieses Borschlages auf Millerand leicht borstellen.
bis zum 21. April durchgeführten Verminderung die Kopfnicht mehr übersteigt, daß nur noch die Bahl der Verbände stärke der Truppen in der 50- Pilometer- Bone die zulässige Baht u m10% Infanteriebataillone und 10 Batterien überschritten ist. Die weitere Berminderung der Berbände ist im gegenwärti gen Augenblick nicht angängig, da die Durchführung der polizei. T. U. Paris , 22. April. lichen Maßnahmen in den stark bevölkerten, dicht beieinander geZu den dri deutschen Noten wird hier bemerkt, daß sie zeigen, legenen Ortschaften es besonders vorteilhaft erscheinen läßt, kleine Zu den dri deutschen Noten wird hier bemerkt, daß sie zeigen. Berbände zu verwenden. Unter diesen Umständen hat die deutsche wie sehr Deutschland die Bestimmungen des Versailler Vertrages Regierung gebeten, daß die zulässige Truppenzahl entsprechend zu umgehen sucht. Zuerst lieferte es die Schuldigen nicht aus, früheren Anträgen lebiglich nach Köpfen bemeffen werde. Be bann sandte es mehr Truppen ins Ruhrgebiet als es durfte und züglich der Artillerie ist um Belaffung von 11 Batterien in der jekt verlangt es die Abschaffung einer der wichtigsten Klauseln 50- Kilometer- Bone gebeten worden. des Versailler Vertrages.
Offizielle Beteiligung Ameritas.
H. N. Mom, 22. April. Der Botschafter der Vereinigten Staaten in Rom hat nun mehr den Auftrag erhalten, der Konferenz in San Remo ale offizieller Vertreter der amerikanischen Regierung beizuwohnen.
Kämpfe an der polnisch- russischen Front.
Die deutsche Regierung glaubt, daß fie mit den am 21. Abril vorhandenen Truppen die Ordnung aufrecht erhalten kann. Ins. befondere rednet fie mit der Soffnung, füblich der Ruhr ohne gewaltsames Einschreiten zu geordneten 3nständen zu kommen. Sie muß aber mit besonderem Ernst und im Bewußtsein ihrer Verantwortung immer wieder darauf hin. weisen, wie wichtig es ist, immer wieder für die Nuhe, Sicherheit und Ordnung in dem Gebiet einstehen zu können, das den Kern bes beutschen industriellen Lebens bildet. Werden ihr in biefer Hinsicht die Hände gefesselt, so muß sich unvermeidlich jede Störung der Ruhe auf das ganze Reichsgebiet übertragen. Dadurch wird das Land immer wieder an den Rand des Abgrundes gebracht und dadurch würde auch die Erfüllung der Beft immungen des Friedensvertrages gefährdet
Alle diese Erwägungen berechtigen zu der Behauptung, daß die Wiederherstellung der Wirtschafts- und Handels. beziehungen zwischen Rußland und den mesteuropäischen Ländern in beiderseitigem Interesse liegt. Nun fann natürlich die Wiederherstellung der Be erfolgen, nachdem der zwei Jahre lang währende Versuch, ziehungen nur auf dem Wege einer Verständigung Das Sowjetsystem in Rußland zu stürzen, als gänzlich miß lungen betrachtet werden muß. Will nun die kapitalistische Welt eine Verständigung mit Sowjetrußland herbeiführen, so müssen die leitenden Staatsmänner der Entente wie der Mittelmächte begreifen, daß diese Verständigung wie auch die dazu nötigen Borverhandlungen nur auf der GrundIage der Gegenieitigkeit vor fich geben können. Sowietrußland ist nicht befiegt worden und hat daher allen Grund, sich als gleichberechtigten Staat zu betrachten und eine dementsprechende Behandlung zu verlangen.
Will man ferner den Verhandlungen Erfolg sichern, so muß man den Grundgesehen und Prinzipien der Sowjet. republik Rechnung tragen. Es tommt verschiedentlich in den Neußerungen der Presse wie in den Worten mancher Vertreter der kapitalistischen Regierungen die Absicht zum Vorschein, von Sowjetrußland die Preisgabe jener Prinzipien und Maßnahmen zu verlangen, welche das russische Prole tariat durch seinen revolutionären Stampf aufgerichtet und im Verlauf zweier Jahre verteidigt hat. Man hat gegen Sowjetrußland einen Vernichtungskrieg geführt, ohne ea vernichten zu können. Es wäre sonderbar, wenn Sowjetrußland nun, nach Abwehr dieser Ueberfälle, bei den Verhandlungen plößlich fapitulieren und von der Grundlage der Sowjetverfassung abrüden wollte. Sowjetrußland besteht durchaus nicht auf der fofor
H. N. London , 22. April. Mus Warschau wird gemeldet: Die Bolschewifi verdoppeln hre Anstrengungen. Hauptsächlich in Wolhynien griffen fie mit werden. frischen Streitkräften an, und die Polen konnten nur mit Mühe Dem Vorsigenden des interalliierten Ueberwachungsausstandhalten. In Podolien haben die roten Truppen in der schusses für das Landheer, General Nollet, ist außerdem tigen Wiederaufnahme bon diplomati. Gegend von Schmorta eine neue Offensive angefangen, eine genaue Uebersicht der Truppenverbände in der schen und konsularischen Beziehungen und bienen bie Rinie Bolocinet gerichtet iit Die eriten Anariiie 150- ilometer- Bone bermittelt worden, märe bereik aunächst nun mik den iede