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Montag, den 3. Mai 1920
Nummer 155 Morgen- Ausgabe
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greiheit
Maitriumph.
P. D. marschiert. Es war eine riesige Heerschau des rebo-| nationale, eine Internationale der Tat zu errichten zur end lutionären Proletariats, ein guter Auftakt zu den Wahlen. gültigen Befreiung der arbeitenden Klassen aller Bänder von der
Genoffinnen und Genossen!
Die Nationalversammlung hat es abgelehnt, dem 1. Mai den Charakter eines allgemeinen Festtages zu geben, und das war im Grunde gut so. Hätten die Bürgerlichen Rede des Genossen Schlapnitoff in Treptow . ihre Zustimmung zur Waifeier gegeben, so wäre der Sinn Die Maitundgebung der U. S. P. D. auf der Treptower Spiel dicies Tages verfälscht worden. Solange die kapitalistische wiese betam eine besondere Bedeutung durch die Ansprache des Gesellschaftsordnung besteht, kann der 1. Mai kein eft der aus Sowjet- Rusland erschienenen Ver.reters der russischen Versöhnung sein, er muß der Tag der proletarischen Gewerkschaften, Genossen chlapniloff, ber aur Wiederaufrichtung internationaler gewerkschaft. Rampfbegeisterung und der proletarischen lier Beziehungen nach Deutschland gekommen ist. Er Soffnung bleiben. Heute noch wie immer muß die führte aus: internationale Arbeiterschaft ihren Willen zum rücksichtslofen Streit wider den Kapitalismus und ihre Sehnsucht nach dem Frieden und der Völkerverbrüderung auf der Grundlage des Sozialismus befunden. Den bürgerlichen Parteien ist dieses Ziel fremd und es muß ihnen fremd fein, und deshalb handeln sie durchaus in ihrem Geiste und in ihrem Interesse, wenn sie uns den 1. Mai allein überaffen. Die Wucht der Kundgebung ist durch ihre Stellung- dlung der revolutionären Klassenfämpfe in Ihrem Lande. Die nahme nicht beeinträchtigt, sondern erhöht worden. U.derall, wo Arbeitermassen zusammengeballt leben, war es ein richtiger Feiertag. In Berlin und den anderen GroßStädten Deutschlands ruhte die Arbeit fast vollständig, die Betriebe waren geschlossen, die Ladengeschäfte nur stellen. weise geöffnet. Frohe Mengen zogen hinter den roten Fahnen durch ie Straßen, berfammelten sich in Sälen und auf offenen ben und lauschten den anfeuernden Worten der Nedner. Am Nachmittag und Abend folaten meist Künstlerische Veranstaltungen, die bewiesen, welche Sehn fucht nach der Anteilnahme an den Gütern wahrer Kultur in den Herzen derer wohnt, die im Schatten leben.
Auch aus dem Ausland liegen Nachrichten vor bon bem gewaltigen Umfang, den die Feier in diesem Jahre eingenommen hat. Mit Ausnahme von Paris scheint sie überall ohne Störung verlaufen zu sein. Aus Oesterreich wird gemeldet, daß allenthalben festliche Beranstaltungen und Umzüge stattfanden, Behörden, Theater und Geschäfte hatten geschlossen. Aus London berichtet ein Reuter- Telegramm, daß Tausende von Fabriken und Werkstätten geschlossen waren. Die Bautätigkeit ruhte. In London und den Hauptorten der Provinz wurden Demonstrationen veranstaltet. Auf einer Maffenversammlung im Hyde- Park wurden Reden in englischer, französischer, russischer, polnischer und jiddischer Sprache gehalten. In einem Beschlußantrag wurden foziale Reformen und der Friede mit Rußland verlangt. Aehnlich war es in der Schweiz und Solland. In einem Umzug in Amsterdam wurden Schilder getragen, auf denen für den 5. Mai zu einem Proteststreit gegen das bom Ministerium eingebrachte Gesetz gegen revolutionäre Bestrebungen aufgefordert wurde.
Fesseln des Kapitals.
Im Humboldthafn.
Gegen 10 Uhr morgens rudten von allen Seiten lange Züge in den Nordpark ein. Boran marschierten jedesmal mehrere hundert Kinder, zumeist weiß gekleidet, rote Blumen tragend, dann folgten in großen Echarer Frauen und Mädchen mit roten Schleifen und ro en Blumen geschmüdt und dann, nach Diftritten zahlreichen Ordnern. Alle Zugangsstraßen wegten, so weit man bes betreffenden Etadtteiles geordnet, die Arbeiter, geführt von fel en fonnte, bon roten Bannern und Fahnen. Die ungeheuren Massen fanden auf der riesigen Wiese keinen Platz, die Mengen stauten sich, famen nicht an die Rednerbühnen heran, und so mußten sich allerorts hilfsber ite und redebegabte Genossen bereit finden, um die Bedeutung des 1. Mai zu würdigen.
Auf der Spielwiese hiel en nach Gesangsvorträgen die Ge nossen Crispien, Otto Meier und Dr. Wehl die Fest reden. Sie feierten den Tag als die Beerschau des internationalen Proletariats, als den Tag der Völkerversöhnung, als den Tag, an dem das internationale flaffenbewußte Proletariat die Arbeit verweigert, um zu demonstrierer für die Zukunft des schaffenden Wolfes Die Redner schilderten auch die Rämpfe mit den Bers tretern der Gewerkschafts- und Parteibureaukratie, die in der Beit von 1895 bis 1918 die revolutionäre Maifeier ihres Chara. ters entfleiden wollten, um sie zu einem fonntäglichen KaffeeEs sei zu begrüßen, daß die deutsche flatsch zu erniedrigen. Bourgeoisie den Tag nicht zum Nationalfeiertag erklärt habe, denn in der jebigen Gesellschaftsordnung müsse der 1. Mai ein Stampftag bleiben. Im Hinblick auf die kommenden Wahlen wurde darauf hingewiesen, daß das gesamte Proletariat von den bürgerlichen Parlamenten nich viel erwarten dürfe. Wesentlich fönnte auch eine starte U. SP- Fraktion durch parlamentarische Arbeit das Glend des arbeitenden Boltes nicht mildern. Im Falle einer fojialistischen Mehrheit sei mit Sem Staatsstreich ber Realtion au rechnen. nationale Kapitalismus fönne nur durch das internationale Proletariat von seinem Biedestal gestürzt werden. Den Festreden folgten wieder Gesangsvorträge. Ebenso rubia, so entschloffen wie gekommen, rüdten die einzelnen Diftritte wieder in ihre Stadtviertel ab, an der Spitze aller Rüge wieder die Kinder und Kriegsbeschädigten. In den Arbeiter vierteln katten alle Geschäfte geschlossen.
Ich bringe dem revolutionären Proletariat die herzlichsten Grüße von meh: als 4½ Millionen organisierten Ar= beitern der roten Sowjet- Republit, Ga bereitet mir große Freud, daß ich Ihnen diefen Gruß am 1. Mai, dem großen Tage der Manifestation internationalr Solidarität, an dem Tage der großen proletarischen Hee schau und an dem Tage des Cammelns der Kräfte zum endgültigen Siege des Segialis. mus übe bringen kann. Das Proletariat Rußlands sieht mit grozem Intereise und leidenschaftlicher Anteilnahme auf die EntAbweh des Kapp Putsches , dieses Angriffes der erstartten Reaflion, durch das deutsche Proletariat fand die herzlichsten Shmpathien des russischen Proletariats. Alle Ihre Gefahren, Leiden unt Opfer rufen unser heißes Mitgefühl wach; wir fühlen Ihre Niederlagen als unsere Niederlagen, The Siege als unsere Siege. In der schichte des revolutionären Kampfes in Rußland hatten wir ähnliche Perioden, in denen die Reaktion versuchte, mit bewaffneter Gewalt die revolutionäre Bewegung zu vernichten. Aber wir, das russische Proletariat, wollten nicht in ewiger Knechtschaft leben und gingen beshalb im Jahre 1917 von der Verteidigung zum Angriff über und schlugen die Reaktion aufe Haupt. Wir haben in unserem Lande die politische und wirtschaftliche Macht bes Rapitals gebrochen und damit die Revolution im Vergleich zu den anderen Lände n auf den äußerst vorgeschobenen Bosten vorgerückt. Wir, die industriellen Arbeiter Rußlands , haben in Gemeinschaft mit den russischen Bauern die Wirtschaft an uns geriffen und find ohne Großgrundbefizer und Fabrikanten die gemein. samen Besitzer, Beherrscher und Nußn eßer des Landes. Durch die Organisation unferer räte und Gewerkschaften verwalten und regeln wir unsere landwirtschaftliche und industrielle Produktion. Die Anhänger der 1. S. P. D. hatten sich in ihren Bezirks. Diese unsere berechtigten Bestrebungen finden die schwersten An- lokalen zusammengefunden und bildelen große Demonstrations. feindungen im Lager unserer tapitalistischen Feinde und ihrer züge, die nach dem Friedrichshain zogen. Mehrere dieser Züge berüh ten den Alexanderplat. Durch die Landsberger Straße befozialopportunistischen Lakaien.
Die tapitalistische Reaktion gwang uns zur bewaffneten 95- pegte sich ein mit besonders viel rolen Fahnen und Demonstrawehr gegenüber dem Ansturm des Weltkapitals. Fast 2½ Jabre tionstafeln versehener Zug von ungefähr 5000 Menschen. Die lebten wir in einem bon unseren Feinden durch Eisen und Feuer Angestellten ocs Berlehrsgewerbes, Eisenbahner, gebildeten Gürtel, mittels dessen wir mit Feuer, Schwert und Straßen und hochbahner, zogen ungefähr 6000 Mann Bungersnot bezwungen werden sollten. Wir mußten daher einen start unter Borantriit des Musikkorps der Großen Berliner Stra blutigen, opferreichen und hartnädigen Ramp Benbahr, welches Marschweifen und Arbeiterlieber spielte, burch führen. Wir durchlebten in diesen 2½ Jahren eine unsag- die Neue Könichtraße. Auf der Spielwiese im Friedrichshain trabar schwere Beit, in der wir hungerten, froren und litten unter fen fich die Züge in unübersehbarer Folge. Diese Wiese Krankheiten. Wir leiben auch ett noch und tragen schwe: an ben fonnte die Bahl der hingust: ömenden Menschen nicht fassen. Folgen dieser Kämpfe. Da wir aber den festen Willen Schäßungsweise 40 000 Personen waren an dieser Stelle zusam aum Siege hatten, so gaben wir alle unsere besten Kräfte und mengekommen. Es war ein Meer von Menschen, aus dem vicle Mittel, Kopf, Sant und Herz zur Verteidigung und Aufrecht. rote Fahnen emporflatterien. An vier Stellen waren Wagen als Rednertribünen aufgeerhaltung unserer sozialistischen Heimat. Durch diese riesige An- fahren. Um% 11 Uhr wurde durch Flaggenwinken das Zeichen strengung aller Kräfte g lang es uns fast alle unsere Gegner aum Beginn der Festrede gegeben. Nebner waren die Genossen Eichhorn, A. Hoffmann und Ulrich. Die an der Denieberzuschlagen, zu siegen und zu vernichten. Durch die Vertreibung der gegen evolutionären Kräfte bon monstration zahlreich beteiligten Kinder wurden etwas abfeita Petersburg , Archangelst und Murmans gelang es bersammelt. Genosse Schen erkläre diesen die Bedeutung uns, die Blockade des Weltfapitals zu sprengen und dadurch mit des Tages. Nach Schluß der Reden wurden die Züge wieder forunseren west- und antraleuropäischen Bruberorganisationen wie miert, unter Vorongehen der Kinder zogen die einzelnen Di trifte der einigermaßen in engere Fühlung treten zu können. Ich zu ihren Versammlungspläten zurück. Viele bunderte Kinder tomme hierher als er ft er Abgesandter, erster bevollmäch versammelten sich nachmittags nochmals auf der Spielwiese, um ligter Vertreter der allrussischen zentralisierten Gewerkschafts- bort bis zum Abend bei frohen Spielen zu verweilen. Ve bände weds Wiederanknüpfung fester und dauernder inter- Am Nachmittag begab sich eine Anzah Mitglieder des 6. Be nationaler Beziehungen der gewerkschaftlichen Organisationen irte zum Friedhof in Friedrichsfelde , wo Genosse Nachdem wir das Kapital unseres Landes gründlich und ent- Schneidt an den Gräbern von Karl Liebknecht und Rosa Lurem. gültig befiegt haben, wünschen wir nun, daß das westeuropäische burg eine Ansprache hielt, in der er darauf hinwies, daß das fürch Proletariat teilnimmt an unseren schweren schöpferischen Ar- terliche Verbrechen, bem bie beiden Führer des Proletariats zum beiten zum Wiederaufbau unserer Wirtschaft, für die uns jcht Opfer fielen, noch immer ungefühnt sei. Im Anschluß hieran Die französische Bourgeoisie gehört zu den rabiatesten nach der Besiegung des Kapitals überhaupt erst die Möglichkeit wurde noch den Ruhestä. en Suno Saajes, Wilhelm Liebknechts, Ignaz Auers und Paul Singers ein Besuch abgestattet. ihrer Gattung. Sie strebt danach, wie der Genosse Bail - gegeben ist. Wir verfolgen mit lebhaftester Teilnahme und heißestem MitIant Couturier mit seinem flammenden Appell an empfinden die Entwicklung ber rebolutionären Kämpfe in WestTempelhofer Feld. die Soldaten sagte, ihr Leichenbegängnis mit Plutopfern zu europa , die sich mit gefegmäßiger Notwendigkeit zum Ent. An der einsamen Pappel, hier, wo sonst Wilhelm der Lette umgeben. Aber sie wird ebensowenig wie der Kapitalismus iheidungskampf zwischen Kapital und Arbeit entwickeln allfährlich zweimal Heerschau über feine Truppen hielt, wonten die müssen, ich bin fest überzeugt, daß alles Hoffen, Wünschen und nach Behn aufenden zählenden Massen hin und her. in den anderen Ländern dies Leichenbegängnis aufzuhalten Streben des organisierten russischen Proletariats den lebhafteiten no finnen und Genossen aus den drei ersten Berliner vermögen, das Proletariat ist auf dem Wege zum Siege. Widerhall in den Berg'n des deutschen Proletariats fudet und Distrikten und die aus Tempelhof waren zuerst erschienen Der 1. Mai 1920 hat es aufs neute bewiesen. daß ungrachtet der Schmähungen, Verlenmdungen und schon stolz auf ihre Anzahl. Dann aber verkündeten Tromund Lügen unserer offenen und versteckten Feinde den gemein- petentlänge neuen Zuzug. Es waren die Genossinnen und Ge famen Anstrengungen von Millionen arbeitender Hände und noffen aus Neukölln und Bris, die in cinem imponierenden Robie e aelinaen wird. eine wirkliche attive Inter - leftauae beranmarfchiert tamen. Am Serkoeraplak in Neuköün
Auch in Frankreich scheinen größere Maffen als je zubor gefeiert zu haben. Aber in Paris ist es mehrfach zu Busammenstößen mit der bewaffneten Macht gekommen, bei denen Schüsse abgegeben wurden. Insgesamt sollen zwei Berfonen getötet und 27 verlegt worden sein, daruner drei ernsthaft. Unter den Verwundeten befindet sich auch das sozialistische Kammermitglied Blanc.
Die Berliner Kundgebungen haben von neuem gezelgt, paß die Malle der Arbeiter unter dem Banner der 11. S.
Die Ge