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Dienstag, den 25. Mai 1920

Nummer 191 Abend- Ausgabe

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greiheit

Berliner Organ

der Unabhängigen Sozialdemokratie Deutschlands

Die Ermordung des Kapitänleutnants Paasche.

Seite ates man auf bem Cute Fr Sa Su Berbecht wit aufkommen zu laffen, ben Telephonetreep uit chinberk

Der Gendarmeriewachtmeister Wenbinsbt, der Safe bom See heraufgeholt hatte, hat wiederholt betont, Paafdhe fet Die Einzelheiten, die über die Ermordung des befann- Mus weiteren Mitteilungen geht hervor, daß das Mili- nicht von ihm verhaftet worden, er hätte auch ein ten Pazifisten, Kapitänleutnant a. D. Paasche, bekannt tär weder einen Haftbefehl noch einen schriftlichen Ausweis echt dazn gehabt. Unter diesen Umänben banbat es fich bel werden, bestätigen vollkommen die Vermutung, die wir vorgezeigt hat. Die Offiziere batten auch ihre Namen der Erfchießang um einen glatten Morb; da Baafdhe uläht schon in unserer Sonntagsausgabe aussprachen, daß es sich nicht angegeben, und die Familie weiß jetzt noch nicht, verhaftet war, ftand es in felem Belieben, ob er weite mit bem um eine neue Mordtat der Militärclique.an welcher Truppenteil das Gut des Ermordeten be- Genbermea gehen wollte. Es out, felange ble Beseitang nicht einem ihr unbequemen politischen Gegner handelt. Wäh- jucht hat. Es ist also alles nach demselben Schema vor fich anesesprodjen, völlig fret tu feinen Bewegungen who stick rend eine anscheinend aus militärischen Quellen stammende gegangen, wie bei der Ermordung anderer politischer mis- sen. Su feiner Enifernung lag and aller Grund but, bet Bansche Darstellung, die von einer Berliner Lokalforrespondenz ver- liebiger Berjonen. Zuerst eine Denunziation, dann eine fchon häufig militärischen Wiatüraften zum Opfer gessiten war. breitet wird, von fommunistischen Umtrieben" Baasches militärische Aktion", dann eine Erichießung auf der auch beim lesten Rapy- Butsch war et bon verschieben Selten fajelt, der sich der ihm drohenden Verhaftung durch die Flucht",- alles unter Deckung der Anonymität jener fei- bebroot worden. Zu der Aktion waren airfa 60 fwerbewaffnet Flucht entziehen wollte, veröffentlicht das Berliner Tage- gen Mordgesellen, die nach Berübung des Berbrechens fei­blatt" eine Darstellung seines Sonderberichterstatters, Sie nen größeren Wunsch haben, als wieder im Dunkel zu ber- slbaten aufgeboten worden, Bie in Wutos mit Waschinen die ungeheuerliche Mordtat in allen Einzelheiten schildert. fchwinden.

gewehren nach dem Gut Baafches transportiert wurden. Nähere Angaben über den Truppenteil fotote über bla militärise Rom

Die Militärverschwörung.

Die Mitteilungen über die Umsturzvorbereitungen der militärischen Verschwörer, auf die wir fortgesett hinge wiefen baben, berdichten fich mit jedem Lage inner meht und veranlassen jekt sogar bürgerliche Blätter, dringend Boffische Beitung" vor dem Frontbund" in Paderborn auf dessen Konferens u. a. folgender Punkt, der offenfundi auf Borbereitung aur Meuterei und Hochberra) hinweist, beraten wurde:

" Gofortige Berpflichtung gu gegenseitiger Silfe, niemals mi Waffen gegeneinander vorzugehen oder zu berhaften fofortigé Melbung von Befehlen über Abtransport, Auflösung, Berreißen von Berbänden, Entwaffnung, Absetzung besonders beliebtes Führer- weiße und schwarze Bisten?

G3 emveist sich, daß gegen Kapitänleutnant Paasche eine Die Mordiat an Kapitänleutnant Baafche Geweist auf Denunziation vorgebracht worden war, nach der er das schlagendste, daß auch heute in Deutschland , dieser manbostelle folgen noch. Der Oberleutnant, ber die Aktion befestigte, orbiete auf seinem Gute Waffen, und zwar Maschinengewehre, Ge- freiesten Demofratie der Welt", Dinge möglich find, die wehre und Munition in großen Mengen verstedt halten in feinem andern Bande denkbar wären. Eine morbisterne an, baß alle Bersonen, ble eine ganz bestimmte Sperrfinis follte. Darauf erteilte das Gruppenkommando in Romorra, die im Besik der militärschen Macht ist, verübt überschreiten, erfoffen werben sollten! Die Sperrlinle Deutsch krone den Auftrag, das Gut nach Waffen zu am hellichten Tage einen Mord nach dem andern an fried- wurde von ihm ca. 100 Meter vom Haus entfernt bestimmt lichen Bürgern, die den Mondgesellen aus irgendeinem Der unglüdliche Parte hat vor ungefähr einem Jahe fetus durchsuchen. Es heißt dann in dem Bericht weiter: Tatsächlich erhielt die Gendarmerie von Kreuz am Frei- Grunde verhaßt find, und die Regierung und die Gerichte Grau verlagen. Er hinterläßt vier Kleing anmündige Sinber tag die Verständigung vom Bandratsamtin Schönlante, sind- wie die Fälle Liebknecht , Buremburg, Jogiches , baß die Durchsuchung in den Mittagsstunden stattfinden werde Dorenbach us. eumiefen haben entroeder nicht willens, und daß die Gendarmeriebeamten sich den nach Wald- oder nicht in der Lage, das Treiben der Mörderzentrale feteben entsandten Truppen zur Verfügung zu stellen au verhindern und au fühnen. Auch in dem Falle Paafche hätten. Ein Gendarmerieoberwachtmeister und ein Wacht- varten wir von der Untersuchung nicht die entsprechende Sühne und die Verfolgung der Schuldigen. meister begaben sich denn auch nach dem Gute. Unterdessen waren Wie Nachrichten aus dem Tatorte bejagen, hat die Er­bon Deutschlirone aus in zwei Lastautomobilen 60 Reichswehr- mordung Paasches, der bei der Landbebolferung, nament­soldaten unter Führung zweier Offiziere mit Maschinengewehren lich bei den Arbeitern und Kleinbauern außerordentlich be­nach Waldfrieden entfandt worden, wo sie gegen 3 Uhr nachmittags liebt war, ungeheure Empörung hervorgerufen. Diese Ent- Warnungsrufe auszustoßen. So warnt beispielsweise dis eintrafen. Die Soldaten verließen in dem 10 Minuten von dem pörung muß die weitesten Kreise des Boltes ergreifen und Schlosse entfernten Orte Wiesenthal die Automobile und stiegen allen, die nicht leben wollen, endlich die Augen öffnen die kleine, waldbestandene Anhöhe, auf der das Schloß liegt, hinan. über den wahren Charakter des deutschen Militarismus, Hier wurde um das Gebäude in weitem Umkreise eine Boftenkette der in der staatlich fongeffionierten Wörderorganisation, gezogen. Dann betraten die Offiziere mit den beiden Gendarmerie genannt Reich 3 wehr, seine höcyste Vollendung erreicht beamten das Haus. Es war aber nur das Dienstpersonal hat. und die Hausdame anwesend. Der Fall Paasche ist teine Einzelerscheinung, er ist das Kapitänleutnant Paasche befand sich eben an einemt in der Symbol des heutigen Deutschlands mit seinem wieder nächsten Nähe des Echlosses in der Talmulbe gelegenen fleinen erstarkten Militarismus, der wie eine iprungbereite Bestie See um dort zu baden und dann für seine Arbeiter zu fischen, dasteht, um sich auf seine inneren und äußeren Gegner zu da er ihnen mit den Fischen ein Pfingstgeschent machen wollte. stürzen. Ob Noste oder Geßler oder sonst jemand das Als die Hausdame den Besuchern milieilte, daß der Hausherr Aushängeschild dieses Militarismus find, ist gleichgültig. am See weile, beorderte einer der Offiziere den Wachtmeister, Solange diese militärische Organisation, diese ihn herbeizuholen. Dieser entledigte sich nun des ihm geworde von einer festgeschlossenen Clique faisertreuer Offiziere mit nen Auftrages in einer etwas eigenartigen Weise. Er allen Mitteln der Berhebung zusammengehaltene Söldner begab sich nach dem See, und als er dort den Kapitänleutnant, armee besteht, ist an eine Gesundung der Verhältnisse nicht ben er persönlich sehr gut kannte, traf, sagte er ihm, er habe ihn, zu denken. Es kann vielmehr, wie die täglich neu bekannt a er gerade seinen Bezirk inspiziere, begrüßen wollen. Gleich werdenden Butschabsichten beweisen, nur noch schlim zeitig teilte er mit, im Schlosse sei ein Besucher, der ihn mer werden. Deshalb muß die allgemeine Forderung Ahmungslos begab fich Rapitänleutnant lauten: Nieder mit dieser militärischen Organisation, fort er ging im Som- mit der Reichswehr, dieser Peſtbeule am Körper Deutsch Paasche , nur im Badeko st üm nach lands, fort mit dem Militarismus, der das größte Hinder­mit Vorliebe sehr leicht gekleidet feiner Wohnung. Nach wenigen Echritten bemerkte er die nis zur Wiederaufrichtung Deutschlands ift! Soldaten, und nun ereignete sich die Tragödie, über deren Ver­lauf allerdings die Schilderungen der einzelnen Die start auseinandergehen. Augenzeugen Reichswehrjoldaten behaupten, Paasche hätte sich sofort, als er fie erblidte, umgewandt und sei spornstreichs davonge laufen. Sie hätten ihm dreimal Halt nachgerufen und erst dann geschossen, als er in dem bewaldeten Gelände ihren Bliden sich zu entziehen drohte. Jedenfalls traf eine der Kugeln den Un glücklichen in den Rücken, durchschlug den Körper und führte feinen fofortigen Tod herbei.

sprechen wolle.

mer

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Auch der Vorwärts" beröffentlicht alarmierenbe Na richten über die Vorbereitungen der militärischen Ber schwörer. Trotz zweimalgen Berbots des Reichswehr der monatliche Zugang durch Werbung auf 2000 Mann ge minifteriums wird weiter geworben. In Paderborn wurde der monatliche Zugang durch Werbung auf 2000 Mann ge schäkt. Den Verschwörern stehen ungebeure Mittel sur Verfügung. Einer der Geldgeber davon ist der Bom mersche Landbund, hinter dem wiederum der Bund der Bandwirte steht. Die sum Schein aufgelösten Frei­forps werben fyftemattsch auf die pommerschen Landgüter verteilt. Waffen usw. werden mitgenommen.( Nebenbet bemerkt: Die aufgeftapelten Waffenberräte werden bei etwaigen Gaussuchungen nur in den allerfeltensten Fällen gefunden; aber auch dann gehen die Verschwörer straflos aus. Dafür bieten Durchsuchungen nach Waffen- wie der Fall Baasche beweift erwünschten Bormand zur Er mordung politisch fintsstehender Personen.)

( Eigene Drahtmeldung der Freiheit".) Am Freitag, den 22. Mai, um 3 Uhr weilte Hans Paasche Was nun die Lattit des geplanten Borgehens anbe­an einem zu seinem Gute gehörigen See. Er hatte gerabe se langt, so sucht man zunächst angeblich kommunistische badet, als er von dem Gendarmerie- Wachtmeister Wendlandt auf- u fit ände zu provozieren. Zu diesem Zwed bereisen gefordert wurde, in sein( Paasches) Haus zu kommen, weil er berkleidete Freiforps- Offisiere das mittel­ihm etwas mitteilen wollte. Ahnungslos ging Paasche , der nur deutsche Industriegebiet, wo fie als Bodipizel Eingang ir mit Beschosen und Jadett bekleidet war, mit, uns als er die Arbeiterschaft au gewinnen suchen. sirka 100 Meter dem Hause genähert hatte, sab Baasche an der Ueber die weiteren taktischen Maßnahmen der militäri Böschung verftedt mehrere Soldaten. Baasche, der sich das plöschen Verschwörer teilt der Wouväris" folgendes mit: liche Auftauchen offenbar nicht erklären konnte und wohl eine Bricht der erwartete und erhoffte ,, Russiand" aus, so ber­Falle fürchtete, machte tehrt. Darauf wurde von drei Soldaten halten sich Reichswehr und Freitomps gunächst paffio. Dann auf ihn Feuer abgegeben, ein Schuß traf ihn ins Herz und führte wird von den Freikorps die Kohlenaufuhr aus dem ben fofortigen Zob herbei. Paasches Haus wurde einer aus Westen und die Lebensmittelaufuhr aus Ost­fuung unterzogen. Hierbei wurden einige Nummern der elbien unterbunden. Erst wenn hierdurch Hungersnot und Roten Fahne" und der Freiheit" sowie die Wahlliste zu den Arbeitslosigkeit auf den Gipfel getrieben sind, sollen die Der führende Truppen als Better in der Not" erscheinen, den Bolsche­Gemeindewahlen gefunden und beschlagnahmt. Oberleutnant erklärte der Hausvame frohlodens, va baben wir vismus" niederschlagen, am mumehr als Bieger selber ein: in ausreichendes Belaftungsmaterial. Im übrigen war die Gaus. Megierung einzusehen. Weiter bemerkt der Vorwärts" fuchung ergebnisles.

wörtlich:

Nach der Darstellung von anderen Beugen des tragischen Vorfalls soll sich dieser aber ganz anders abgespielt haben. Baasche wurde nach diesen Mitteilungen sofort von einem der Posten mit Gewehrschüssen empfangen. In der Ueberraschung wandte er sich um und suchte hinter einer Scheune, bie bereits auf dem Grund und Boden eines Gutsnachbars liegt, Deckung. In der Nähe dieser Scheune stand aber ein zweiter Posten, und dieser gab, ohne daß Paasche ihn sehen konnte, und shne daß er ihn anrief, den tödlichen Schuß ab. Jm ganzen ist viermal auf Baasche geschossen worden. Während sich die Ange­hörigen um den Toten bemühten, nahmen dann die Soldaten Die Regierung weiß wohl von diesen Absichten, aber ihre bie Durchsuchung des Schlosses bor. Sie fanden keine Der Befehl zu der ganzen Aktion soll von dem Staats. Waffen und verließen auch bald das Grundstück. Von einer kommiffar für die affcutliche Sicherheit ausge. Maßnahmen werden dadurch sabotiert, daß die Verschwörer in Seite, die dem Verschiebenen nahefand, wird erklärt, daß die gangen sein. Der führende Offizier. erklärte der Hausdame, es allen maßgebenden Stellen ihre Selfershelfer Untersuchung so flüchtig vorgenommen wurde, daß lägen in Berlin bestimmte Anzeichen vor, daß Brasse zu und Förderer then haben. Ste erfahren neue Befehle früher berstedte Waffen, felbft to enn folche vorhanden gewesen fommunistischen Zweden ein großes Waffenlager unterhalte. Be als die Amtsstellen, an die fie gerichtet sind, und sind so in der Ge merkenswert ist auch, daß bereits am Tage vorher in ben um Lage, rechtzeitig ihre Maßnahmen zu treffen. Was die Me wären, überhaupt nicht hätten gefunden werden können. twird aber versichert, daß Paasche was schon auch seiner liegenden Dörfern Hochzeit, Selchowhammer und Wiesenthal ber gierung anordnet, geschieht nur dem äußeren Scheine nach, det gangen Denkungsweise entspreche tatsächlich gar eine Ferufpredverkehr unterbrochen wurde, damit nicht eine Warnung Sache nach aber wird gerade das Gegenteil gemacht. Die affen auf seinem Gute verborgen hatte. Die über die geplante militärische Aktion nach Baasches Gut Wald. attiven und passiven Widerstände siken sowohl im Steigs. Soldaten begnügten sich denn auch mit der Entnahme von frieden gefange. Gleichgeitig hatte man bie Dörfer militärisch wehrministerium in Gestalt reaktionärer Cffiziere als mit bent Gut abgefalo Teu, um auch eine auch im Reichsamt des Innern, dem die Zivilfommissare brei Jagd gewehren des Bejikere, ohne daß darüber eine von jedem Vorkehr Quittung at& tet wurde. mündliche Warnung unmöglich zu machen. Auf der anderen unterstehen, im Gestalt reaktionärer ebeimräte. Go ba

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