Ur. 181.Absimements-Kedinzungen:Sbonnementi-Preis pränumerando:vterteljährl. SL0 Ml., monatl. 1,10 Mr.,wöchentlich LS Pfg. frei in» Haus.Einzelne Nummer ö Pfg. Tonntag».Nummer mit illuftrirter Sonntag».Beilage»Die Neu« Welt" 10 Pfg. Post.Abonnement: 3,30 Mari pro Quartal.Singetragen in der Post- Zeitung».Preisliste für 1S07 unter Sr. 7437.Unter«reuzdand für Deutschland undOesterreich-Ungarn a Marl, für da»übrig««uSland 3 Marl pro Monat.Erschein!»glich nutzer»onkng«.Vevliner VolKsbl�tt.14. Jahrg.Die Inftrtkons- Gebühr»«trägt für dt« sechsgespaltene Kolonel-zetle oder deren Raum»0 Pfg., fürverein»- und PersammlungS-Anzeigen,sowie ArbettSmartt 20 Pfg. Inseratefür die nächste Nummer müssen bt«t Uhr nachmittag» in der Srpedittonabgegeben werden. Di« Expeditionist an Wochentagen bt» 7 Uhr abend»,an Sonn- und Festtagen bt» S Uhrvormittag» geöffnet.Fernsprecher-»ml l, Nr. 1608.Telegramm-Adresse:,,0>>,«»ldrmoKr»!»erlin».Dentrawrgcm der sozialdemokratischen Partei Deutschtands.Redaktion: 8V. 19, Aettty-Straße 2.Freitag, den 6. August 189?.ßLpeditio»; SW. 19, Menth-Straße 3;Swakstzilfeür die Opfer der Ueberfchwemmungen wirdetzt auch in Sachsen gefordert, das nach Preußen unter>en deutschen Staaten am meisten unter der gegenwärtigenKatastrophe— denn die Wolkenbrüche dauern noch fort—gelitten hat, weit mehr als Württemberg; und einigeunserer sächsischen Partei- Organe fordern nachdrücklich diesofortige Berufung des Landtags zu einer außerordentlichen Session. Für Preußen muß dieselbe Forderungerhoben werden. Befinden die preußischen Finanzen sichauch in blühendem Hustand und leidet Herr v. Miquel auchunter der Verlegenheit eines großen Finanzüberschusses, so finddie erforderlichen Summen so kolossal, daß sie ohne ent-sprechende Kreditbewilligungen durchdenLand»tag verfafsnngsgemäß nicht aufzubringen sind. Niemals istein brennenderes Bedürfniß vorhanden gewesen— ja niemals,so weit wir uns entsinnen können, ein gleich brennendes. Diepaar Millionen, die durch Privat- Sammlungen erlangtwerden können, sind ganz und gar unzulänglichgegenüber dem riesenhaften Nothstand, welcher zu lindernist. und den zu lindern der Staat die Pflichthat. Wozu haben wir denn überhaupt einenStaat, wenn nicht dazu, daß die Gesammtheit im Falle derRoth für den einzelnen eintritt?Der Staat hat diese Verpflichtung bisher auch anerkannt.Er hat sich für die Abhilfe des Nothstands in der Landw i r t h s ch a f t, allerdings in einer Weise, die wir aufs schärfstemißbilligen müssen, ins Zeug gelegt, und Milliardensind— allerdings nicht blos in verkehrter Weise, sondern auchan falsche Adressen— für die Landwirthschaft undandere Nothleidende gespendet worden. Wie kann man dazögern, wo es gilt, die Opfer einer beispiellosenNaturkatastrophe, die zum theil noch obendrein auf Verschulden des Staates zurückzuführen ist, vordem Untergange zu retten'Zunächst hat hier freilich der E i n z e l st a a t einzutreten,also Preußen, Sachsen, Württemberg. Aber unseres Erachtenshandelt es sich in diesem Falle um eine so ungeheuerenationale Kalamität, daß die nationaleSolidarität unbedingt eingreifen und in Wirtsamkeit kommen muß. Preußen für sich mag wohlstark genug sein, die geheischten Opfer zu leisten,das gilt aber nicht von kleineren Staaten wie Sachsen undWürttemberg. Und überdies erscheint es uns als ein Gebotder Gerechtigkeit und des echten Patriotismus— von Humanität garnicht zu reden— daß die nicht vonder Katastrophe betroffenen Staaten Deutschlands einen Theilder Last auf sich übernehmen. Von diesem Gedanken erfüllt,forderten wir die sofortige Zusammen berusnng desReichstags. Der Gedanke ist so natürlich, daß ein nam-hafter Theil der deutschen Presse ihn sympathisch auffaßte, unddaß sogar die, aus der Regierung inspirirten„Berliner Poli-tischen Nachrichten" keine ernsthaften Einwendungen machten,und sich nur in einigen recht albernen und ganz irrelevantenAusstellungen ergingen.Gewiß befindet sich die Unterstützung von Kalamittätennicht unter den in der Reichs Verfassung speziell auf-geführten Befugnissen des Reichs und des Reichstages. Aber unterdie Rubrik des Schutzes der deutschen Interessen,der vor allem Aufgabe des Reiches ist, fällt doch sicherlich dieUnterstützung von hundcrttansenden deutscher Staatsbürger,die durch eine plötzliche Katastrophe im Nu zu grund gerichtet.worden sind. Wenn hier nicht deutsche Interessen im Spielsind, wo sonst?So gut das Reich für die Opfer der Reblaus eintritt,und Gesetze in dieser Richtung erlassen hat, muß es doch wahr-haftig hier eintreten, wo ein weit brennenderer Nothstandvorliegt.sticht augenblickliche Hilfe zu leisten, hat.icht, ähnlichen Katastrophen�t vorzubeugen. In Preußen ins-iegulirung der Flüsse, namentlich derGebirgs wasser arg vernachlässigtworden. Fast Jahr für Jahr kamen Ueberschwemmunge»,und Jahr für Jahr ward Abhilfe versprochen. DieAbhilfe kam aber nicht. Der Militär st aat ließes nicht zu. Nach dem furchtbaren Memento der heurigenKatastrophe ist weiterer Aufschub moralisch unmöglich.Erfüllt der Staat nach dieser elementargewaltigen Warnungder Elemente seine Pflicht nicht, dann raubt er sichselb st die Existenzberechtigung. Und es ist keinAugenblick zu verlieren. Jeder Tag der versäumt wird, be-deutet eine Schuld.In beziig auf diesen Punkt ist an der Zuständigkeit deSReichstags kein Zweifel. Im Artikel 4 der Reichsverfassungwerden die Angelegenheiten, die der Beaufsichtigung des Reichsund der Gesetzgebung desselben unterliegen, aufgezählt, und esheißt unter 8 und 9:8. Das Eisenbahmvesen, in Bayern vorbehaltlich der Be-stimnnlng im Artikel 46, und die Herstellung v o n L a n d-und Wasser st raßen im Interesse der Landes-vertheidigung und des allgemeinen Verkehrs;9. der Flößerei- und Schifffahrtsbetrieb aufden mehreren Staaten gemeinsamen Wasser-st r a ß e n und der Zustand der letzteren, sowie die Fluß-und sonstigen Wasserzölle, desgleichen die Seeschi�sahrts-Zeichen(Leuchlfeuer, Tonne», Baken und sonstige Tagesmarlen).Und außer derder Staat auch die P 1f ü r die Z u k u n sbesondere ist die�Jsch le s i sch e n~Nach vorstehender Bestimmung kann es keinem Zweifelunterliegen, daß der Reichstag ein Recht hat, sich mit der Flnßregulirung zu beschäftigen.Doch wozu uns in staatsrechtliche Untersuchungen ver-tiefen? Der Moment drängt, Hilfe thut noth. Wer helfenkann, der helfe! Und wer helfen kann, der helfe s o g u t erkann. Ehre denen, die sofort Sammlungen veranstalten! Ehredenen, die in den Gemeindevertretungen Hilfe beantragten'hat der Staat seine Schuldigkeit zu thun!Vor allem aberPrivathilfe!Hilfe! Reichshilfe!Hilfe!Und schnelle Hilfe.Wer schnell giebt, giebt doppelt.emein dehilfe!'Staats-Nur ausreichende und wirksameVev Uliedevgattgder fLÄNzöpschen Sozi�ldemokrttkivin der Bcifmtä**»Paris, S. Angust lS97.Ebenso gut könnte ich meinen Brief betiteln:„Der Niedergangder sozialistenfresserischen Zeitungsmenschen." Die Unwissenheit unddie Geivisseulosigkeit in der Beurtheilung der sozialistischen Bewegungsind zwar gewerbsmäßige Eigenschaften der Bourgeois-Journalisten.ES muß aber dennoch überraschen, wenn diese„geistigen Waffen"gegen den Sozialismus so dreist geschwungen werden, wie in derPariser Korrespondenz der„Magdeburg. Zeitung" vom 30. Juli.So viel direkte Unwahrheiten, so viel Berschweigungen, d. h. indirekteUnwahrheiten, so viel krasse Entstellungen der bekanntesten That-fachen sind wohl selten im engen Raum- einer Zeitungskorrespondenzangehäuft worden. Mitunter regt sich unwillkürlich der Gedanke,ob wohl der Verfasser der Korrespondenz je in Paris gelebtoder auch mir je eine französische Zeitung zu Gesicht bekommenhat....Sehen wir unS die Thatsachen, welche nach dem Korrespondenten„seit einigen Monaten" den„Rückgang der französischen Sozialdemokratie" kundgeben, im einzelnen au.1. Der Korrespondent spricht von dem Verlust der PariserVororte Saint- Denis und Saint- Quen für die Sozialisten. DieThatsach« ist richtig, sie datirt aber nicht auS den letzten„einigenMonaten", sondern ans den allgemeinen Gemeindewahlen im Mai1896, während der Korrespondent gerade den Gewinn der beidenVororte in den Mai 1896 verlegt, um so seine„einige Monate" alteVerlustliste verlängern zu können.2. Toulon ist nicht„vollständig verloren"; die sozialistischeMehrheit ist bloS um einige Mitglieder zurückgegangen.3. Narbonne ist zwar in den neulichen Nachwahlen verlorengegangen, der Korrespondent verschweigt aber, daß die Mehrheitvon ca. 700 Stimmen der Regierungsliste durch Wahlfälsch u ngen, durch Einschmuggelung von falschen Stimmzetteln, erschwindelt wurde. In der nächsten Herbftsession werdendie Wahlfälschnngen, welche die Protestdemission des Polizei-kommissars Roman veranlaßt haben, in der Kammer den Gegenstand einer Interpellation bilden.4. Ganz erlogen ist der Verlust von Toulouse. Die Wahrheitist, daß Toulouse auch in den Nachwahlen vom November 1896den sozialistisch-radikalen Gcmeinderath in seiner früheren Zusammemsetzung wiedergewählt hat.ö. Ebenso erlogen ist eS, daß in Lille erst bei einer GemeindeNachwahl eine bürgerliche Minderheit durchgedrungen sei. DieseMinderheit(12 gegen 15 Sozialdemokraten und II sozialistischeRadikale) sitzt im Liller Gemeinberalh seit Mai 1896, wo dieArbeiterpartei im Bunde mit den sozialistischen Radikalen zuerst dieStadt erobert hat.6. Für Roubaix flunkert der Korrespondent von einer„weit ge>ringeren" Stimmenmehrheit der Sozialdemokraten bei den letztenNachwahlen. In Wirklichkeil ist unsere Mehrheit gegen Mai 1896absolut um einige hundert Stimmen g e st i e g e n, nur daß derklerikal-opportunistische Mischmasch im Verzweiflungskampfe einigehundert Stimmen mehr aus der Mitte der Indifferenten herange-schleppt hat.Das Mißverhältniß zwischen dem Beweisthema und den Be-weismitteln des Korrespondenten wird noch auffallender, wenn manweiß, daß er eine ganze Reihe von sozial! st ischen Gemeinde-Wahlsiege» in de» letzten„wenige» Monaten" verschwiegenhat, so namentlich die Wahl von neuen sozialistischen Gemeiuderaths-Mitgliedern in Rochefort, Epernay, Armentiäres und zuletzt(am13. und 25. Juli) in Condelerque bei Düukirchen, wo fünf Sozialisten gewählt wurden.So steht es mit dem„Rückgang" auf kommunalem Ge-biete.Auf dem Gebiete der P a r l a m e n t S w a h l e n leistet derKorrespondent womöglich noch dreistere Dinge. Er verschweigtganz den bedeutenden und allgemeinen sozialisti-s ch e n Stimmenzuwachs, der sich in den zahlreichen Kammer-Nachwahlen des letzten Frühjahr?(hervorgerufen hauptsächlich durchdie Wahl von Deputirten in den Senat) gezeigt hat. Er verschweigtferner die 5000 Stimmen des Genoffen Calhala in Böziers, wounsere Partei zum ersten Mal in den Wahlkampf eintrat, und dasAnwachsen der sozialistische» Stimmen in Dünlirchen von 300 imJahr- 1383 auf ca. 3000 vor ein paar Monaten.Ganz sprachlos steht man aber vor der Behauptung, daß inParis„an stelle deS verstorbenen Soziali st en Tolain derOpportunist Strauß" gewählt worden sei. In deutscheParteiverhältnisse übersetzt, würde dieser Satz buchstäblich aber lauten:„An stelle des K o in m u n i st e n v. Miquel wurde der k o n s e r-vutive Eugen Richter gewählt"!... Tolain, ehemals Mit-glied der Internationale, ist ja, wie aller Welt bekannt,seit langen Jahren zum Renegaten nicht nur jeder Artvon Sozialismus, sondern auch der bürgerlichen Demokratiegeworden. So stimmte er unter anderem mit den GeldsackSrepubli-kauern und Monarchisten für die„anarchistischen" Ausnahmegesetzedes Jahres 1594. Und was Strauß betrifft, so konnte sich derKorrespondent ebenfalls unmöglich über dessen radikale Partei-zugehörigkeit täuschen. Er hätte nur, bevor er seine Korrespondenzvom 27. Juli niederschrieb, das erste beste Zeitungsblatt vom 26. Julizur Hand nehmen sollen...Aus demselben ZeitungSblatt hätte der Herr die weitere vonihm verschwiegene Thatsache erfahren können, daß am 25. Juli beider Kammernachwahl in Saint-Claude(Iura) der sozialistischeKandidat Marpaux 1976 Stimmen erhielt, während dort bis dahinnie ein Sozialist kandidirt hat.Der Korrespondent weiß ferner, daß Jaurb», der Abgeordnetevon Carmaux, sich bereits„nach einem sichereren Wahlbezirk" um-sehe. Nicht nur Genosse Jaurös, sondern selbst die Parisersozialistentödterische Presse weiß noch davon nichts. Die neulichenGemeindenachwahlen in Carmaux waren für die Sozialiste» nachwie vor günstig, trotz deS dort herrschenden polizeilichen und unter-nehmerlichen Terrorismus und trotz der Streikbrecher, welche demfranzösischen König Stumm, Resssguier, seit dem Ausstand von1395 auch als Stinimvich dienen.Soll ich noch die Aeußerung über die„unglücklichen Ausständeder letzten Zeit" mit den dabei„von den Führern gemachten gutenGeschäften" hervorheben? Diese ordinäre Insinuation richtet sichvon selbst. Daher nur die Bemerkung, daß unter den„Unglück- �lichen Ausständen" jc. lediglich der Bergarbeiter-Ansstand im ent-legenen Grand Combe zu verstehen ist, welcher aber vielmehr zursozialistischen Aufklärung der Arbeiter mächtig beigetragen hat. DieBeendigung des Streiks wurde von denBergarbcitern in einer scharfensozialistischen Resolution beschlossen. Von einem allgemeinen poli-tischen Einfluß dieses Streiks auf die„seit einigen Monaten" vor-genoinmencn Wahlen kann übrigens schon deshalb keine Rede sein,weil der Streik erst am 15. Juni beendet wurde.Schließlich wagt es der Korrespondent doch nicht, der„Magd.Ztg." eine sichere Niederlage der Sozialisten bei den nächstenKammerwahlen zu versprechen. Ueberflüssige Vorsicht! Der Herrhat in seiner Korrespondenz ein solches Talent zum Verdrehen, Ver-schweigen und direktem Lügcnschmieden gezeigt, daß er die nächstenWahlen, mögen sie noch so günstig für den Sozialismus ausfallen,spielend in eine zerschinelternde Niederlage des Sozialismus umlügenkönnte._PtUim* Mebevstchk.Berlin, 5. August.— Zur Ernennung Mathias v. Köller zumOberpräsidenten von Schleswig-Holstein schreibt die„Nat.-Lib. Corr.":„Es werden dadurch die Erinnerungen wach an unwidersprochen«aber auch unbestätigt gebliebene Mittheilungen antisemitischerOrgane, wonach Herr v. Köller verschiedene nunmehrvollzogene Personalveränderungen in der Re-gierung als Vorbedingung für die Wieder«annahnie eines Etaatsamtes gemacht und daß dieeigentliche Ernennung bereits seit einigen Wochen vollzogen sei.Ans seinem Minisleramte ist Herr v. Köller ausgeschieden, derseinerzeit im Reichstag abgegebenen Erklärung des Fürsten Hohen-lohe zufolge nicht wegen Meinungsverschiedenheiten, sondern infolgevon Mißhelligkeiten, die sich an Meinungsverschiedenheiten geknüpfthatten. Die Zeugenaussagen im Prozeß Tausch haben daS näherean die Oeffentlichkeit gebracht."Wie stimmt das mit der vielgerühmten preußischen Tradition?Sie wird gebrochen, um Herrn v. Köller dem Staatsdienst wieder zugewinnen. Wer hat denn eine so gar hohe Meinung von der genialenstaatsmännischen Begabung des neuen Herrn Oberpräsidenten. Sicherlichnichts der preußische Ministerpräsident, dem man ja die Last der Ge-schäfte in Preußen abzunehmen verstand. Auch Herr v. Miquel, derals ehemaliger Bürgermeister von Frankfurt a. M. Herrn v. Köllergenau kennt, wird denselben vielleicht zur Ernennung empfohlen haben,aber blos, um damit seinen Intimen vom Bunde der Landwirthe einekleine Genugthuung zu bereiten. Als kleines Mittelchen niag Herrv. Köller Herrn v. Miquel werth sein, nicht aber als Staatsmann.Bleibt von den verantwortlichen Stellen blos noch unser Ministerdes Innern, der große Staatsmann Freiherr v. d. Reck« u.v.d. Horst.An der eigenen Person gemessen mag dem Herrn v. d. Recke seinVorgänger als ein ebenbürtiger Staatsmann erschienen sein, dessenErnennung selbst einen Bruch mit der hochgeheiligten alt-preußischen Tradition erlauben ließ.—— Herrn v. Köller's Ernennung beschäftigt lebhaftdie Presse. Wir beschränken uns bloS auf die Erwähnung zweierZeitungsstimmen:Der Zeitiingsgeheimrath Freiherr von Zedlitz, der unentwegt«Empfehler aller Polizeimaßregeln gegen die Sozialdemokraten undJntimuS Miquels, schreibt in der„Post":„... Wenn jetzt Herr von Köller vielfach als Reaktionärverschrieen wird, so ist daran zu erinnern, daß Herr von Köller1887 sehr etttschieden für das Kartell eingelrelcn ist und mitgroßem Erfolge für die Durchführung desselben gewirkt hat. Erhat u. a. lange Zeit mit den Abgeordnelen Hobrccht und Frhrn.v. Zedlitz zusammen der von den Leitungen der drei Parteien zurAnsgleichnng der in den einzelnen Wahlkreisen naturgemäß öfterHervorlretenden Meinunasverschiedenheiten eingesetzten Kommissionangehört und sehr wesentlich dazu beigetragen, daß man sichschließlich auch im einzelnen auf der ganzen Linie verständigte.Wir zweifeln nicht, daß Herr von Köller auch jetzt durchaus imSinne der Sammlung der auf dem Boden des Schutzes dernationalen Produktion stehenden Elemente erfolgreich wirkenwird."Dagegen schreibt Herr v. Gerlach, der als Verwaltungsbeamter inSchleswig-Holstein thatig war, in einem„Es wird immer Völler"überschriebenen Leitartikel der nationalen„Zeit" unter anderemfolgendes:„... Für SchleSivig-Holstein halte ich ihn geradezu für einUnglück..."„... Die Berhältniffe in SchleSivig-Holstein liegen ganzbesonders schwierig. Sie erfordern Takt, Klugheit, ge-schickte Hände und einen vermittelnden Sinn. Denn da istzunächst die heikle nordschleswigsche Frage. Die Fehler derdeutschen Beamten und denlschen Richter haben in den letztenJahren zweifellos das Däiicnthuni an Geschlossenheit und Kraft-enlfaltung gewinnen lassen. Polizeichikanen und übertrieben harteUrtheile stachelten besser gegen das Dentschthnm auf, als es diegeschickteste dänische Agiiation hätte thun können. Und nun wirdHerr v. Köller dazu berufen, Nordschleswig dem Deutschlhiim zu