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Freitag, den 4. Juni 1920.
nummer 208 Morgen- Ausgave
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greihei
der Unabhängigen Sozialdemokratie Deutschlands
Realtion oder Revolution?
Zwei Weltanschauungen ringen in hartem Kampfe miteinander. Die eine will den Gang der Entwicklung zum Stillstand bringen und die Menschheit auf den Stand der Verhältnisse früherer Jahrzehnte und Jahrhunderte zurückführen. Das ist jene Auffajjung, die wir mit dem Namen
Am Sonntag ist Wahl!
Eine wahre Schlammflut von Druckerzeugnissen der reaktionären Parteien wälzt fich in die Säufer ber Reaktion zu fennzeichnen pilegen. Die andere will, von Stadt und Land. Alle Schleusen der Lüge und Verleumdung werden geöffnet, um die Partei des daß die wirtschaftliche Entwicklung, wie sie sich im Schoße der Gesellschaft vollzogen hat, auch im Aufbau des Staats- Sozialismus, die Unabhängige Sozialdemokratie, niederzukämpfen.
wesens zum Ausdruck fomme, daß eine Wirtschaftsordnung
Nur wenige Stunden frennen uns noch vom Wahltag; diese kurze Zeitspanne soll aber noch aus. beseitigt werde, die sich als unfähig erwiesen hat, die der genützt werden, um die Wähler und Wählerinnen zu verwirren und sie an der Vertretung ihrer wahren Gesellschaft innewohnenden Kräfte zu organisieren und der höchsten Gestaltung zuzuführen, und daß an ihre Stelle Interessen zu verhindern.
eine andere Ordnung trete, deren Grundzüge wir bereits heute erkennen fönnen und die allein imftande ist, die un
Das ist das, was wir unter evolution verstehen.
Doch immer fiefer ift die Erkenntnis in die Maffe der werkfäfigen Bevölkerung gedrungen, daß
Wählt die folgenden Liften:
jäglichen Leiden der menschlichen Gesellschaft zu beendigen. für sie nur eine Partei in Frage kommt: Die Unabhängige Sozialdemokratie. Arbeiter, Angeftellte und Beamte, Frauen und Mädchen des werktätigen Volkes, gebt Euren Es ist falsch, zu glauben, daß der bevorstehende Wahl- Feinden am Sonntag die richtige Antwort, indem 3hr geschlossen für die Kandidaten der Unabhängigen kampf die endgültige Entscheidung in diesem Ringen Sozialdemokratie eintretet! bringen wird. Umwälzungen im gesellschaftlichen Leben lassen sich überhaupt nicht auf den Tag vorher berechnen und voraussagen. Wohl aber muß der kommende Sonntag zeigen, wie weit der Aufmarsch der miteinander ringenden Heere gediehen und ob die werftätige Bevölkerung, die die gewaltige Mehrheit des Volksganzen bildet und die Trägerin des revolutionären Fortschreitens sein müßte, entschlossen ist, die ihr von der Entwicklung zugeschriebenen Aufgaben iett auszuführen.
1. Fritz Zubeil
2. Däumig
3. Dr. Kurt Loewenstein
4. Frau Anna Nemit
5. Franz Rünftler
6. Paul Wegmann 7. Dr. Joseph Hersfeld
8. Ewald Bogtherr
8. Wilhelm Hoffmann
9. Dr. Siegfried Weinberg
10. Wilhelm Hoffmann
10. Richard Müller 11. Pr. Paul Hert 12. Johanna Ludewig 13. Karl Ruhlisch 14. Paul Eckert 15. Hermann Ritter
( Niederbarnim):
2. Paul Brühl
3. Frida Wulf
5. Richard Käter 6. Otto Gäbel
7. Richard Pfeiffer
8. Paul Schindler
9. Alfred John
10. Fritz Churm
In diesem Wahlkampfe fann man deutlich beobachten, ohne daß man sich in Vorausjagungen über die vermutlichen Stimmenergebnisse ergeht, wie sich dieser Ausmarsch in zwei Seutlich umgrenzten Lagern vollzieht. Auf der rechten Seite steht das Lager der Reaktion, gebildet von den Deutschnationalen und der Deutschen Volkspartei, die zwar unter getrennten Firmenschildern ihre Geschäfte betreiben, aber einander so wesensverwandt find, daß man sie faum zu unterscheiden vermag. Nicht umsonst zeigt das Banner dieses Lagers die schwarz. weiß roten Farben des wilhelminischen Raiserreichs. Deutschnationale und Deutsche Volkspartei wollen die alten Zustände wiederherstellen, die vor dem Kriege bestanden haben; ja, darüber hinaus sie noch verschlech tern bis zu einem wirtschaftlichen und staatlichen Zustand, in dem die arbeitenden Massen vollkommen rechtlos sind und nur dem Diktat der alten Gewalten der Militaristen, tariats im Lager der Unabhängigen So. find? Warum sollten Sie unter solchen Umständen nicht der Junker, der Großindustriellen, der Bureaukraten zu zialdemokratie steht, daß der kühnite, entschlossenste, hoffnungsfreudig gestimmt sein? Das Zentrum ver folgen haben. Es dürfte außer Deutschland fein Land der opferfähigste Teil der Arbeiterschaft sich zu ihr bekennt. traut auf die Macht der fatholischen Kirche, die ihm die Welt geben, in dem diese Kreise mit einer ähnlichen frechen Das will bedeuten, daß in den entscheidenden Augenblicken getreuen Schäfchen schon wieder zutreiben wird. Das ZenAnmaßung hervortreten fönnten. Sie treten gerade so die Unabhängige Sozialdemokratie die Führerin und Ver- trum glaubt der Emwicklung der Dinge ruhig zusehen zu ouf, als ob die Erinnerung an die Ursachen und den Vertreterin der gesamten werftätigen Bevölkerung sein wird. Fönnen; es wird je nadbem den ihm zusagenden Anschluß lauf des Krieges, an die zwei Millionen auf den Schlacht- In dieser großen Auseinandersetzung zwischen Reat- rechtzeitig wieder finden. Die Demofraten leben in feldern Dabingemordeten, an die anderen Millionen in der tion und Revolution fann es fein Beiseitestehen, fein Rom - barger Furcht vor dem Wahltage. Sie beschränken sich auf Heimat Berdorbenen, an all das Elend und die Ver- promiß geben. Das gilt insbesondere für die Parteien, der die Verteidigung der Koalitionspolitit, fie framen in alten wüstung, die der Krieg über uns gebracht hat, schon boll- Mitte, für das 8entrum, die Demokraten und die liberalen Phrajen berum, und wo sie sich weniger beachtet tommen berlöscht sei. In jedem anderen Lande der Welt Rechtssosialisten. Sie behaupten in einstimmigem glauben, da wetteifern sie mit Deutschnationalen und Boltswürde man die Urheber dieses Grauens mit Sohn und Chor, daß die von ihnen betriebene Roalitionspolitik ben parteilern in der demagogischsten Bekämpfung des Sozialis Spott empfangen; ein Fluch und ein Steinwurf würde die vollkommenen Zusammenbruch des deutschen Boltes verbin- mus. Die Rechtssozialisten legen das Hauptgewicht Antwort auf ihre Frechheit sein. In Deutschland , der dert und den wirtschaftlichen Wiederaufbau ermöglicht habe. auf die Propaganda für die formale Demotratie, der gegen frommen Kinderstube, dürfen sie mit dem Anspruch her. In Wirklichkeit hat diese Politik dazu geführt, daß die über sie die Diktatur des Proletariats als ein rechtes Schredvortreten, aufs neue die Geschicke des Landes in ihre edition sich ungemein stärten tonnte und jest in dem gespenst ausmalen. Ihre Agitation ist müde und hoffnungsschmachbeladenen Hände zu übernehmen! Bahne lebt, in absehbarer Zeit die Herrschaft wieder über- arm, fie wissen, daß die arbeitenden Massen ihre Politit Das Lager der Revolution wird von der Una b- nehmen zu tönnen. Sie hat die revolutionären Errungen- fatt haben und sich immer schneller von ihnen abwenden. Mit stolzer Entschlossenheit, aber ohne jede Jufion, hängigen Sozialdemokratischen Partei ge- fchaften des November 1918 eine nach der anderen gunichte bildet. Sie ist die Partei des revolutionären Fortschritts, gemacht und das arbeitende Bolt wieder dahin geführt, wo fiebt die Unabhängige Sozialdemokratie dem weil sie entschlossen mit der Vergangenheit gebrochen hat, es von neuem den Kampf um die Erringung ihrer wirt Wahltage entgegen. Sie weiß, daß die Entwicklung mit ihr fich aber nicht in Spekulationen im luftleeren Raum ber- schaftlichen und politischen Rechte beginnen muß. Statt die ist daß alles auf eine Lösung der im Schoße der GesellForderungen des Sozialismus au verwirklichen, hat die schaft fich vollziehenden Entwicklung drängt. Sie fämpft liert, sondern von dem Boden der gegebenen Tatsachen aus Stoalitionspolitit die fapitalistische Wirtschaftsordnung wie unter der Losung der Revolution; das bedeutet die Weiter ihre revolutionäre Politik treibt. Erkennen und aus der hergestellt und den Wahmitz der tapitalberrschaft auf führung des Kampfes bis zur Eroberung der po. spreche, was ist, das war von Anfang an die Losung der das äußerste gesteigert. Die Bourgeoisie ebenso wie das titischen Macht durch das Proletariat, die zur Umge Unabhängigen Sozialdemokratie. Die fühnsten Elemente Proletariat werden am tommenden Sonntag ihr Urteil staltung der Produktionsweise, zur Durchführung der fo der Arbeiterschaft mußten fich während des Krieges von über die Koalitionspolitik fällen. Die Bourgeoisie, indem zialistischen Forderungen notwendig ist. Nicht der Schacher der alten Organisation lösen, weil fie erkannten, wie die fie fich gum größten Teil auf die Seite der offenen real- um parlamentarische Mandate ist ihr höchstes Ziel, sondern Politit ihrer Führer das Volk in die Irre führte und mit tionären Parteien schlagen, das Proletariat, indem es den die Gewinnung der arbeitenden Massen in Stadt und Band dazu beitrug, daß die Welt, daß vor allem Deutschland an Wahlbag zu einem Betenntnis für den revolu für den Sozialismus. Für den Sosialismus, der den Rand des Abgrundes geführt wurde. Und je mehr die tionären Sozialismus, für die Unabhängige So- die Menschheit von jeglicher Unterdrückung, Ausbeutung Wahrheit über den Krieg an den Tag fam, ie deutlicher es zialdemokratie machen wind. und Knechtung befreien wird. war, wie das Volk von den alten Machthabern und von Diese vorausschauende Stimmung beherrscht alle Arden bürgerlichen Parteien belogen und betrogen worden it, titel und Steden, alle Flugschriften und Aufrufe der einje klarer es wurde, daß die Rechtssozialisten zu Schleppen- zelnen Parteien. Die Deutsch nationalen und die trägern dieser Politik geworden waren, desto zahlreicher Deutsche Wolkspartei glauben den Sieg schon in mußten die Scharen werden, die zu der Unabhängigen So- der Tasche zu haben. Fit in der fapitalistischen Welt nicht zicldemokratie stießen. Ob sich bei den bevorstehenden alles mit Geld abzumachen? Fließen den Deutschnationalen Bahlen ergeben wird, daß die Unabhängige Sozialdemo- und den volksparteilichen Kaffen nicht Hunderttausende und fratie schon heute stimmengemäß die Mehrheits"-Sozial- Millionen aus den Geldschränken der Großindustrie und des demokratie überflügelt, kann man dahingestellt sein lassen; Großgrundbesizes zu? Saben sie nicht alle realen Macht was aber unbeschadet aller Wahlergebnisse heute schon feft- mittel in den Sänden, die ihnen von den Soalitionsparteien stebt das ist die Tatsache, daß der Kern des role in feiner Burcht vor der Arbeiterfchaft augeibielt worden
also gegeben. Wer die Wiederherstellung des wilhelminiDie Kampfstellung für den kommenden Sonntag ist also gegeben. Wer die Wiederherstellung des wilhelminischen Deutschlands will, der stimme für die Partei der schen Deutschlands will, der stimme für die Partei der Reaktion. Wer aber an der Durchführung des Sozialismus helfen will, dessen Blas ist nur bei der Unabhängigen Sozialdemo tratie. Für die Arbeiter. Angestellten und Beamten, für alle Teile des werftätigen Boltes Bann es bei dieser Ent scheidung fein Schwanken geben!