feine schimernde Wehr" zum Plunder einer überlebten Zeit wirft; aber es muß zugrunde gehen, wenn es durch die Schuld der Regierung, durch die Schuld der immer noch vom natio­nalistischen und militaristischen Geiste beherrschten bürger­lichen Parteien- feiner wichtigsten wirtschaftlichen Quellen be­raubt wird.

Was wir verlangen, ist dieses: die mirtschaftlichen und politischen Fragen müssen endlich in den Vot dergrund gestellt, die militärischen Fragen müssen weit dahinter zurückgestellt werden, dahin, wo sie als Ueberreste einer vergangenen Zeit nur noch ein ganz bescheidenes Da­sein führen dürfen. Und das deutsche Volk hat die größte Eile, daß endlich damit Ernst gemacht wird. Unsere wirt­schaftliche Lage ist so, daß ein vollkommener Zusammenbruch nur durch Vereinbarungen mit der Entente verhütet werden fann. Um aber zu ihnen zu gelangen, ist es notwendig, daß der Militarismus vollkommen beseitigt wird. Durch den Widerstand der von den Militärs beherrschten deutschen Re­gierung ist kostbare Zeit verloren gegangen, und die Be­handlung der wirtschaftlichen und finanziellen Fragen ist aufs neue verzögert worden. Wenn die deutschen Vertreter in dieser Beziehung mit leeren Händen aus Spaa zurück­fehren sollten, so werden sie zur Verantwortung dafür ge­zogen werden, daß sie das Interesse der Militärs höher ge­stellt haben, als die Lebensinteressen des deutschen Boltes!

Eine offiziöse Ableugnung Der militärische Charakter der Sicherheitspolizei In den Ententenoten über die Entwaffnung und den Charakter der Sicherheitspolizei war bekanntlich auch das Berbot militäri­scher Uebungen für die Polizeitruppen enthalten. In einer Eingabe, die der preußische Minister des In­nern an den Reichsminister des Aeußern richtete, und in der er gegen die Auflösung der Sicherheitspolizei starten Protest er­hob, wird gesagt, die Polizei, ob Sicherheits- oder Ordnungspolizei habe niemals militärische Uebungen irgendwelcher Art vorgenom men. Die Sicherheitspolizei stelle teine Reubildung, son­dern lediglich eine Umformung bzw. eine Aufgabentrennung in der bestehenden Polizei dar.

Demgegenüber stellen wir feft: Es finden täglich bei der Sicher heitspolizei militärische Uebungen statt, und zwar Exerzieren mit Karabinern, Marschübungen, Laben und Sichern, sowie Gruß­übungen und Borbeigehen in gerader Haltung. Täglich ist Erer­zieren an Geschügen, leichten und schweren Minenwerfern, Beder­fanonen und Maschinenpistolen. Auch militärische Besichtigungen finden regelmäßig statt.

Das sind so offentundige Tatsachen, daß es mehr als befremd­Hith erscheinen muß, wenn der preußische Minister des Innern, Herr Severing fich bemüßigt fühlt, fie abzuftreiten. Der mili. tärische Charakter der Sicherheitspolizei ist von Anfang an seit ihrer Gründung festgestellt. Wir haben uns immer und immer wieder gegen die Militarisierung der Sicherheitspolizei gewandt und darauf hingewiesen, daß sie in Wirklichkeit nur eine Neu­auflage des Militarismus bedeutet. Polizeiliche Fachmänner haben uns darin zugestimmt. Es ist ein Beweis für die von aller fachlichen Orientierung verlassene Politik der preußischen und deutschen Regierung, diesen militärischen Charakter der Sicher­heitspolizei zu verleugnen. Es wäre an der Zeit, daß man in den Regierungsstellen endlich erkennt, daß sich die Entente nichts vor­machen läßt, sondern daß sie glänzend unterrichtet ist über die deutschen Verhältnisse. Mit leeren Protesten, in denen zudem noch die Wahrheit auf den Kopf gestellt ist, macht man sich einmal lächerlich und zum andern vergrößert man das Mißtrauen, das gerade in militärischen Fragen Deutschland entgegengebracht wird. Wenn die Sicherheitspolizei ihres militärischen Charakters ent­fleidet worden ist, wird sie sich als Ordnungstruppe um so leichter das Vertrauen der Bevölkerung erwerben tönnen. Die Voraussetzung ist natürlich, daß dann auch die Führung in zuver­Kissigen Händen liegt. Die Mannschaften werden mit der Ent­militarisierung nur einverstanden sein. Ihnen liegt durchaus nichts daran, wenn sie immer noch als Refruten angesehen und be­handelt werde:

Die Blinden . Wir haben Donnerstag morgen berichtet, daß vom Reichswehrschüzenbataillon 29 in Großlicherfelde Waffen und Munition nach Bommern verschoben werden. Von dieser Tatsache will das Reichswerhministerium bisher noch nichts bernommen haben. Ein sonderbarer Zustand! Denn die beiden Chauffeure, die die Schiebung im Auftrag ihrer Offiziere aus­geführt haben, fizen schon seit einigen Tagen hinter Schloß und Riegel. Und davon weiß das Reichswehrministerium nichts? was allerdings Blinde zu sihen, Dann scheinen dort ja nur manche Vorkommnisse erklärlich machen würde.

Dada

Die Dadaisten Hausmann , Dig, Albrecht, Grok. Hanna Höch und einige andere haben im Salon Burchardt, Lügow Ufer 13, eine Ausstellung aufgemacht, für die sie 3,30 Mart Eintrittsgeld erheben, wohl in der Erwartung, daß doch nur die Portemonaieträger des Westens zu Besuch kommen. Wenn also auf einem Platat in der Ausstellung versichert wird, Dada stehe auf Seiten des revolutionären Proletariats, so läuft die Aus­ftellung doch faktisch darauf hinaus, daß vor einem wohlbegüterten Spießertum die geistige Diftatur des Proletariats für Entree aufs geführt wird. Also durchaus Kunst".

Dada will uns befreien von allem bürgerlichen Schwindel. Er will die Phrafen, die Konventionen und Heucheleien der bürger­Vichen Gesinnung zerlegen, und er hat Ausgezeichnetes geleistet im heren Aufspüren von vertappter Bürgerlichkeit. Das Beste dies sey Arbeit leisten die Aufsäge von Raoul Hausmann , er­enen im Einzigen", in der Erde " und neuerdings im Dada" 93( Malit- Berlag, Berlin ).

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Erfenne dich selbst ist die Weisheit des Dadaismus. Laß die Bergangenheit, laß die Zukunft; ertenne dich selbst... heute! Rüde dem Heute auf den Leib, ob es dir gefällt oder nicht. Jede Flucht aus dem Tage ist Schwäche, jedes Urteil Bor­nierth it. Erst der hat ein Recht den Mund aufzutun, der sich selbst im Seate ertannt hat. Da der Geist sich gern zwischen unsere Einne und die Dinge einschiebt- als Urteil, Annahme, Wunsch, Glaube, Ueberlieferung, Joee- so sind die Dadaisten gegen Geist. Reine Primitivität des unmittelbaren Erlebens fordern sie.

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Aus dieser Forderung des Dadaismus, die einen ethischen Wert befigt, folgt die dadaistische Kunst. Es paßt gewiß nicht streng in das Dada- Programm, Kunst zu machen. Aber wo bleibt der Dadaismus, wenn seine Jünger sich gegen sein Erkenne dich Selbst" mit Beräicherungen, mit 10 Geboten auf Blakaten verbarris fadieren; wenn sie detretieren, statt zu erkennen? Dada steckt selbst und lachen! im Expreffionisius. Er muß es erkennen Erlenntnis, die bitter ist, ist noch nicht legte Selbsterkenntnis. Die Kunst der Dadaisten tann nur unmittelbarer Ausdrud der Zeit fein. Sie tann nicht gut anders sein, als das Heute ist. Herr Geheimrat Muthefaus schrieb fürzlich den lieben Gag: Die Kunst ist geeignet, den Manen in eine schönere Welt zu versehen". Das ift typisch bürgerliche Kunstauffassung. Dada zeigt die Welt 1920. Biele werden jagen: o fcheußlich sei selbst 1920 nicht. Es ist so: Der Mensch ist eine Maschine, die Kultur sind Fezen, die Bildung ist Düntel, der Geist is Brutelttät, der Durchschnitt ist Dummheit und Herr das Militär. Die Gefilde der Seligen" fann heute nur ein arz malen. Alle hönen" Farben und Formen sind heute Sewindel. Den Geistestand 1920 zeigen die Dadaisten in Bil dem die aus Reflamemaufen, Photos, Fahrscheinen, Eisernen Kreuzen, Rafierflingen, Lien, Treffen, Zeitungsausschnitten zu­sammengeklebt sind. Sie zertauschen den Photographierten die

Die politische Polizei

Die Rechtssozialisten, ihre Minister und vor allem der Vor­wärts" haben im letzten Jahre immer wieder abgestritten, daß in der Republit politische Polizei unterhalten werde. Jm Blau­prozeß ist nun aber das Bestehen dieser Polizei einwandfrei nachgewiesen worden. Wenn sich jetzt der Vorwärts" über die verbrecherische Tätigkeit der Lodspizzel aufregt, so muß ihm ge­sagt werden, daß für Berlin es fein anderer als der Polizei­präsident Ernst war, der die Locspigelei wieder ins Leben rief. Genosse Eichhorn hatte während seiner kurzen Tätigkeit rief. Genosse Eichhorn hatte während seiner turzen Tätigkeit im Polizeipräsidium die politische Abteilung sofort aufgelöst. Die erste Tat von Ernst aber war, daß er auf Anweisung des erz­reaktionären Regierungsrats Dr. Doye, alle Verfügungen Eich­horns außer Kraft setzte, und damit war natürlich auch die poli= tische Polizei wieder in ihr Tätigkeitsfeld eingesetzt, daß sie fortan Abteilung 1a hieß, während sie bis zu dem Zusammenbruch unter der Bezeichnung Abteilung 5 bestand. Wenn der ,, Vor­wärts" im vorigen Sommer unsere Behauptung über die Spizelet beim Bolizeipräsidium als gemeine Lüge bezeichnete, so war das entweder eine Dreistigkeit oder er ist von seinem Parteigenossen Ernst, falls er sich bei diesem informiert haben sollte, geröblich st belogen worden. Denn Ernst wußte genau Bescheid, er nahm von dem Leiter der Abteilung 1 a regelmäßig Vorträge entgegen und hatte, sich auch sonst sehr gut mit dieser segensreichen Ein­richtung abgefunden, gegen die er früher, als er noch Sozial­demotrat war, einen scharfen Kampf führte.

Während des Kapp- Butsches hat sich die politische Polizei ganz wie es ihrem Charakter entsprach, benommen. Sie ist nur auf links eingestellt und so tam es auch, daß am Tage vor dem Putsch, als einige der Verschwörer von ihr verhaftet werden sollten, der Auftrag nicht erledigt wurde, weil sie, die politische Polizei, die Verbrecher warnte, statt sie zu verhaften.

Die eigentliche Kriminalpolizei, die sich mit der Verfolgung Don wirklichen Verbrechern befaßt, ist mit der Tätigkeit ihrer polizeilichen Schwester durchaus nicht einverstanden. Sie schädigt nur deren Ruf und erschwert ihr das Arbeiten. Der Verband der sozialdemokratischen Polizeibeamten, der auf politische Sauber­feit hält, hat nach dem Kapp- Putsch in einer öffentlichen Ver­sammlung die Auflösung der Abteilung 1 a gefordert mit dem Hinweis darauf, daß sie ein Hort der monarchistischen Reaktion ist, da sie genau aus demselben Beamtenapparat bestehe, der unter der bürgerlichen Regierung in der bekannten Weise gear­beitet hat. Der neue Polizeipräsident, Herr Richter, hat sich aber ebenso wie sein Vorgänger Ernst über die Forderung hinweg­gesetzt. Nach dem Blauprozeß, mit seinem für das Spitzel­wesen so niederschmetterndem Ergebnis, sollte nun mit der Be­seitigung dieser Eiterbeule endlich begonnen werden. Das er­fordert schon der politische Anstand.

Die bürgerlichen Parteien gegen

die Staatsarbeiter

Der Ausschuß für den Reichshaushalt begann am Don nerstag die Fortsegung seiner Beratungen über den Rotetat( den fünften übrigens, der bis jetzt eingebracht wurde) mit ausgedehn ten Erörterungen über die vom Reichsministerium für Ernährung und Landwirtschaft angeforderten zahl­reichen Beamtenstellen. Wie schon bei anderen Ressorts war es schwer, zu verkennen, daß in den Kreisen der Bureaukratie das Be­Streben obzuwalten scheint, die zahlreichen, infolge des bekannten Kriegsausganges in anderen Resorts( Kolonialministerium, Mas rine- und Intendanturbeamten usw.) überflüssig gewordenen Be­amten anderweitig unterzubringen. Jedenfalls besteht für die U. S. B. D. die der Regierung gegenüber nicht das geringste Vertrauen aufzubringen vermag aller Anlaß, jeder Anforde rung neuer Beamten, für die nicht alte, unzuverlässige Elemente entlassen werden, mit größter Stepsis entgegen zu treten. Hinzu tommt noch, daß der Notetat dem Haushaltungsausschuß stüd­weise zugeht und im Heztempo erledigt werden soll. Unter solchen Umständen stimmten unsere Vertreter einem Antrage der Deutsch­nationalen auf Aussehung der Bewilligung der angeforderten Be­amtenstellen bis zur Verabschiedung des Hauptetats zu.

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Auch die Abstimmung über die angeforderten Summen für bie Kriegsgesellschaften für die Monate Juli bis Oktober 1920 wurde bis zur Vorlage genauer Nachweise ausgesetzt. Aus den übrigen Anforderungen ist bemerkenswert, daß neuerdings 67 410 000 Mart für Frühdrusch- und Lieferungsprä mien neu angefordert wurden, so daß sich die im ordentlichen Etat bereits bewilligte Summe von über Milliarden Mart noch weiter erhöht.

3u heftigen Auseinanderlegungen mit den bürger­lichen Bertretern tam es bei der Debatte über den Etat des Finanzministeriums. Von den Unabhängigen Ab­

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Köpfe, schneiden ab und kombinieren neu und haben eine Technit ausgebildet, in der eine unheimliche Spannung liegt und die frag­los eine starte Bereicherung für unsere Malereien ist. Hier stedt eine Fülle wichtiger Anregungen nicht zulegt für den Film, deffen Zukunft ich mir überhaupt sehr dadaistisch vorstelle. Einige wirklich glänzende Klebearbeiten von Hanna Höch , Raoul Hausmann und George Groß lohnen den Besuch. Aber es ist zu viel des Guten. Wenn nun die Wände voll hängen von diesen Bildern, scheint fein wesentlicher Unterschied mehr zu sein gegen irgend ein anderes Rezept, fei es nun im- oder expref­fionistisch. Nur das Einmalige ist wirklich Dada .

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Die Dadaisten hätten, als sie die Ausstellung fertig hatten, bie Hälfte hinauswerfen sollen. Den Spieß- Bürger ärgern, den Spieß­Künstler ärgern das allein ist für Dada ein bißchen wenig. Kurt Schwitters und Golnscheff würden wirklich besser hier sein, als manche ,, richtigen" Dadaisten. Ein ausgezeichnetes Schlächter laden- Bild von Otto Dix und ein gutes Bild von Paul Al­brecht, der Tod des Fusiliers Helmhale auf dem Felde der Ehre, sind sehr schlecht gehängt. Sie sind allerdings auch nicht schulmäßiger Dadaismus.

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Dadaismus ist eine große Sache. Er erkennt und hebt durch Ertennen auf. Richtig verstanden macht er ein Ende jedem Antt­Tum. Dadaismus, der abwechselnd Moralpauten hält und beißt, ist erst ein kleiner Anfang. Terror ist des wahren Dada unwürdig. Die deutsche Revolution ist in einem Stadium, in dem Schimpfen fonterrevolutionär wirft.

Diese Ausstellung ist eine etwas deutsche Dada- Kunstausstellung geworden. Die nächste wird hoffentlich eine Welt- Dada- us= tellung. Die jetzige Ausstellung verspricht am meisten durch das Adolf Behne . Plakat: Dada ist kein Bluff".

Dickens

Zu seinem 50. Todestag.

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Ob er am 9. Juli 1870 starb? Wer tönnte das gültig ent­scheiden? Er selbst vielleicht am allerwenigsten. Er war Mensch. Er ist der Dichter alles Elends, aller Bedrängten und Verstoßenen. Das war genug. Besonders in diesem verrotteten England jedes Manchestertums genug. Er sagte fünfzig Jahre, ehe man Sozialismus und Arbeiter" entdeckte mehr als die hinter ihm. Oder vielleicht war er auch nur ein Kind. Das eben in jedem Objekt ein Spiel für seine Laune sah. Das über alles und jede wie Kinder sind- und Schnurre lachte. Das grausam war eben aus dieser Freude an Grausamteit Dinge wie die Picwidier erfand.

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Rein! sagt das nicht. Stärker als alles, was wir wissen, zeugt doch sein Herz. Es blutete um den Knaben Oliver Twist. Um jeden Gram und jede ungerechtigkeit, die die Verlassenen traf. Es grämte sich um das Elend Whitchapels, um die, die eine ge

geordneten war der Antrag gestellt worden, die Regierung auf­zufordern, sofort die Summen im Nachtragsetat anzufordern, die notwendig sind, um die vor dem Abschluß stehenden tariflich ver­einbarten Löhne der Staatsarbeiter sowie die aus der Einstufung der Beamten entstehenden Mehrausgaben für die Beamtengehälter auszuzahlen. In einer längeren Debatte, in der Genossin 3ieg diesen Antrag eingehend begründete, erklärten sich die Vertreter aller bürgerlichen Parteien gegen diesen; der Abgeordnete Dern burg machte sogar den Versuch, die gesamten Verhandlungen über diesen Gegenstand für vertraulich erklären zu lassen, doch scheiterte er an dem Widerstand der Unabhängigen. Es wurde lediglich beschlossen, eine Ertlärung des Regierungsvertreters für vertraulich zu erklären. Bei der Abstimmung wurde der Antrag der Unabhängigen, ebenso ein Antrag der Rechtssozialisten, der denselben Grundgedanten in etwas abgeschwächter Form zum Ausdruck brachte, gegen die Stimmen der beiden jo zialdemokratischen Parteien abgelehnt. Dagegen wurde ein 3entrumsantrag mit demselben Stimmenver hältnis angenommen, der lediglich die Aufforderung enthielt, die Regierung möge den Tarifvertrag zum Abschluß bringen.

Die Sigung lieferte den deutlichen Beweis, daß die Staatsarbei ter und die Beamten bei der Durchsetzung ihrer Forderungen mit dem entschiedenen Widerstand aller bürgerlichen Parteien rechnen müssen. Diese wollen den Wiederaufbau des deutschen Wirtschaftslebens auf Kosten der Arbeiter, Angestellten und Beamten ausführen, sie haben deshalb für ihre bescheidenen Forderungen tein Geld, während sie für die Forderungen der Agrarier und Industriellen ohne weiteres Milliarden zur Verfügung haben.

Das neue preußische Wahlgefeg

Im Preußischen Ministerium des Innern ist der Entwurf des Preußischen Wahlgesetzes ausgearbeitet worden, der nach der Beratung im Staatsministerium der Landesversammlung bei ihrem Wiederzusammentritt am 15. September zugehen soll.

Nach dem bisherigen Entwurf schließt sich das Preußische Wahl gesetz ziemlich eng an das Reichswahlgesetz an; wesentliche Unterschiede bestehen nur in der Einteilung der Wahlkreise und Verbandswahlkreise. Entsprechend der Reichsverfassung sind wahlberechtigt alle in Breußen wohnhaften deutschen Männer und Frauen. Jeder Wähler hat eine Stimme. Das Wahlrecht der politischen Schuhhaftgefangenen ist im Gegens satz zu den übrigen Strafen Untersuchungsgefangenen ausdrücklich gesichert. Den Tag der Hauptwahl seht das Staatministerium im Einvernehmen mit dem ältesten Rat der Landesversammlung feft.

Die Vorlage fieht die Einteilung des Landes in 74 Wahlkreise vor: Königsberg- Nord, Königsberg- West, Gumbinnen , Allenstein , Sieben Berliner Wahlkreise, Prenzlau , Potsdam , Frankfurt a. D Cottbus, Stralsund , Stettin , Röslin, Schneidemühl , Dels, Schweidnitz , Waldenburg, Görlig, Liegnig, Oppeln , Ratibor , Bles, Beuthen , Kattowiz, Stendal , Magdeburg , Halberstadt , Bitterfeld , Halle a. S., Raumburg, Erfurt , Flensburg , Kiel , Altona , Aurich , Osnabrück , Hannover , Hildesheim , Lüneburg , Stade , Münster , Redlinghausen, Minden , Bielefeld , Gelsenkirchen , Dortmund , Bochum , Sagen, Arnsberg , Kassel , Hanau , Limburg Wiesbaden , Frankfurt a. M., Wesel , Duisburg , Krefeld , Düssel dorf, Essen, Elberfeld- Barmen, Solingen , Köln , Gummersbach , Bonn , Coblenz, Trier , Aachen und Sigmaringen . In jedem dieser Wahlbezirke werden vier bis sieben Abgeordnete gewählt, und zwar so, daß auf je 40 000 für die Liste einer Partei abgegebene Stimmen 1 Abgeordneter entfällt.

Die Reststimmen werden den Verbandswahlkreisen zugeführt. Solcher Verbandswahlkreise gibt es 10, nämlich Ostpreußen , Ber lin, Brandenburg , Pommern- Grenzmart, Niederschlesien I, Nieder Schlesien II, Oberschlesien , Magdeburg , Merseburg - Erfurt , Schles wig- Holstein, Hannover I, Hannover II, Münster - Minden , Arns berg, Sessen- Nassau und Rheinland I- IV. In diesen Verbands wahltreisen entfällt wiederum auf je 40 000 Stimmen ein Mandat. Die Restftimmen der Verbandswahlkreise werden der Landesliste zugeführt, bei der in der gleichen Weise auf 40 000 Stimmen ein Abgeordneter tommt.

Der wesentliche Unterschied vom Reichswahlgesetz besteht also darin, daß auf 40 000( statt dort 60 000) Wähler ein Abgeordneter tommt und daß die Urwahlkreise wesentlich kleiner sind, um eine bessere politische Fühlung zwischen den Wählern und den Abgeordneten herzustellen. Die Bestimmungen über die Wahl handlung, die Ausübung des Wahlrechtes und die Ermittelung des Wahlergebnisjes entsprechen den gleichen Bestimmungen, wie das Reichswahlgesetz. Ebenso wie dort ist auch das Wahlprüfungs gericht vorgesehen. Von den Kosten, die den Gemeinden aus den Landtagswahlen entstehen, werden ihnen vier Fünftel vom Lande ersetzt. Alle übrigen Wahltosten trägt das Land allein.

Die neue Lehrerbesoldung. Der Ausschuß der Landesversamm lung für die Reform der Lehrerbesoldung hat sich heute tonstituiert Zum Vorsitzenden wurde der Demofrat Otto, zum Berichterstattet der Sozialdemokrat Neumann- Königsberg gewählt. Der Auss schuß wird seine Beratungen während der Bertagung der Vollver fammlung am 24. August beginnen.

wissenlose Ausbeuter- und Kaufmannsmoral im Osten Londons verlommen ließ. Um die, die ausgesogen, verhungerten. Didens hieß seinerzeit der Name für Menschlichfeit. Es war ei edler Name. Er zierte ihn mehr als der berauschende Ruhm Byrons und Shakespeares. Vielleicht, wenn alle Literatur des 19. Jahrhunderts verworfen wird, nennt man ihn immer noch weil er es war, der in die Waisenhäuser geleuchtet, der die Ge richte bloßgestellt, der für die bat, für die sonst niemand bittes mochte.

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Wir sollten ihn eigentlich immer lesen. Aber es ist das eine ver schwundene Zeit, die er mitbringt. Die Zeit, die nie mehr ist. Nur ihre Grausamkeit lebt noch. Ihre Moral. Ihr Wuchern mit dem Pfund des Armen. Möglich, daß es noch schlimmer ge worden ist. Denn feine Schurken hatten doch letzten Endes no etwas fast wie ein Herz da, wo die unsrigen nur einen Geldschran haben. Seinen Ehrlichen ging es gut und seine Lumpen fanden ihr wohlverdientes Ende: heut hungern bei uns die einen vollends tläglich tot, die andern lesen so zwischen Tee und Abendbrot oder in Flinsberg oder Heringsdorf , wenn sie gebüldet" find, Oliver Twist und David Copperfield.

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Eigentlich ist es ganz gut, daß Didens geftorben ist! Will Erich Beudert

Die Beilegung Mag Klingers fand gestern auf seinem materi gelegenen Landsiz bei Groß- Zena, statt. Die Trauerfeier erhielt durch die Klänge des Leipziger Gewandhaus - Quarteits eine bes fondere Weihe. Prof. Dr. Stubniczka sprach als Vertreter der Universität Leipzig , für die Klinger die bekannten Aula gemälde geschaffen hat, mit feinsinnigen Worten über Klinger als Künstler und Mensch. Für die Freie Gezeifion überbrachte Käte Kollwig die letzten Grüße.

Die ethisch- sozialistische Arbeitsgemeinschaft begann thre Arbeit in Berlin am 5. 7. in der Aula der 22. Gemeindeschule, Berlin Ballasstr. 15, mit einem Vortrag des Genossen Kurt 5. Busse über: Die Sozialisierung" der Frau. Die Frauenfrage und ihre Lösung in der kommenden Gesellschaft". In der Einführung wies Genosse Krische darauf hin, daß die ethisch sozialistische Arbeits gemeinschaft auf der Grundlage des historischen Materialismus ( Marrismus) eine Erweiterung der marristischen Probleme auf das ethische Gebiet bezweckt, wie sie durch Kautsky in seiner Schrift Ethit und Marxismus " angeregt wurde. Danach führte Genose Busse in seinem Vortag aus, daß es mit dem Auf tommen von Brivatbesitz die Kaufehe zu einer verhängnisvolle Ordnung der Geschlechter geführt habe: geschlechtliche Freiheit und doppelte Moral für den Mann mit der Verpflichtung der Unter haltung der Frau und Kinder, für die Frau Liebessperre vor der Ehe und Zwangsmonogamie in der Ehe. Diese Verhältnisse haben zu einer Berstiavung der Frau und zu einer Verwüftung Berrohung des Gros geführt. Die einzige Lösung aus dieser Not biete die Mutterschaftsrente, nach welcher der Staat det

und