AURRAR

Auch die Rote& ahne" verfolgt die Unabhängige So­taldemokratie tagtäglich mit ihren wütenden Anfällen. Wir äten, so behauptet ste, mit unseren Forderungen, daß der Militarismus verschwinde und die Bourgeoisie endlich ent­waffnet werde, schmählichen Verrat an der Arbeiterklasse ver­übt. Die Rote Fahne" bezichtigt uns an jedem Lage und in jeder Spalte mindestens einmal dieses Verrats. Festgestellt sei demgegenüber nur, daß das Blatt am Freitag selbst for­dert, daß die Entwafnung der Bourgeoisie und die Bewaff­nung des Proletariats durchgeführt werde. Man muß schon in den konfusen Gedankengängen der Roten Fahne" zu Hause sein, um zu begreifen, weshalb man Verrat begeht, wenn man sich dafür einsetzt, daß wenigstens die erste dieser Forderungen erfüllt wird, jedoch ist die ganze Geschichte der Kommunistischen Partei in Deutschland nichts anderes als eine Kette von Dummheiten, Kurzsichtigkeiten und falschen Parolen. Die Arbeiterschaft hat längst ihr Urteil darüber gesprochen und deshalb fönnen uns auch jetzt die Angriffe von dieser Seite, bie so harmonisch die Schlachtrufe der Deutschnationalen ergänzen, talt lassen.

Nach einigen Pressemeldungen droht es zu einer Regie: rungsfrise zu kommen. Besonders in der Reichstags­fraktion der Deutschen Wolfspartei herrsche, so hören mir, über die Zustimmung des Kabinetts für die Unterschrift in Spa einige Ueberraschung. Man halte die Entwaffnung für nicht durchführbar. Man frage sich auch, ob die militäri­schen Sachverständigen in Spa ausreichend auf die Ostgefahr aufmerksam gemacht hätten. Sobald die Minister Seinze und Scholz aus Spa zurüidgefehrt seien, sollen sie der Frat­tion Bericht erstatten und diese werde dann wohl in einer offiziellen Erklärung zu den Ereignissen Stellung nehmen.

Der Schwindel von der Roten Armee

Braunschweig, 8. Juli. Um den im Reiche umlaufenden Gerüchten über die Bildung einer Roten Armee in Braunschweig entgegenzutreten, hat bas Staatsministerium an den Braunschweigischen Ge­sandten in Berlin ein Telegramm gerichtet, in dem es heißt:

Bressenachrichten zufolge foll Braunschweigs öffentliche Sicherheit und Ordnung durch kommunistische Umtriebe bebroht sein. Diese Pressenachrichten verfolgen den 3wed, die Reichsregierung zu einem Einschreiten in Braunschweig zu veranlassen. Sie gehen von ganz bestimmter Seite aus. Teilen Sie der Reichsregierung mit: Die Arbeiterschaft in Braunschweig in ihrer Gesamtheit ist völlig ruhig und lehnt im Einverständnis mit ihren politischen und gewert schaftlichen Organisationen einen provozierenden Generalftreit ent­schieben ab. Die U. S. P. hat Warnung vor Provokationen er laffen.

Dazu wird uns aus Braunschweig geschrieben: Monarchistische und militaristische Kreise versuchen nicht zum erftenmal übrigens Lügen über Braunschweig auszustreuen, um im Reiche gegen die tein sozialistische Regierung Stimmung zu machen. In Privattelegramms der Rechtspresse wird völlig fügenhafterweise von tommunistischen Umtrieben in Braunschweig erzählt. Es ist darin vom Genst der politischen Lage"( 1) bie Rede; in den Fabriken let lebhafte Propaganda für die Auf­Stellung einer Roten Armee" zu beobachten usw. Alle diese Ber hauptungen sind frischweg aus den Fingern gesogen.

In Braunschweig herrscht seit den Rapptagen völlig Ruhe. Es ist hier sogar, im Gegensatz zu den meisten andern großen Städten, nicht einmal au Lebensmittelunruhen gekommen, was teils der besonnenen Haltung der einheimischen Bevölkerung, tells den sezialen Maßnahmen der Behörden zu danken ist. Ein ,, Aufruf des Provisorischen Oberkommandos der bewaffneten Ar­beiterschaft", fand sich vor einigen Tagen hier an Straßeneden angeschlagen und wurde fofort als plumpe Lodspigelarbeit er­fannt. Da die Arbeiterschaft ihren Gegner den Gefallen nicht tat, loszuschlagen, hate man offenbar auf diese Weise Material negen sie herbeischaffen wollen. Gegen die Verbreiter der Lügen­nachrichten wird strafrechtlich vorgegangen werden.

In welch' systematischer Weise bie Berleumber arbeiten, geht baraus hervor, daß die Deutschnationale Volts= partet, wie Joeben bekannt wird, es bereits für nötig ge­halten hat, im Reichstage eine Anfrage über die Zustände in Braunschweig einzubringen(!). Wenn sich aus der dauernden Berbekung und Irreführung der Deffentlichkeit schließlich ernste

Reger

Ein Beitrag zum Jenaer Musikfest

Was it's benn, bas ber Menschheit nottut? Rur lehr wenig: bab fle thre Genies zu würdigen welk ( Tolstojs" Lebenber Letchnam").

Mit billigen Einwänden wie: Epigone, Tonarchitekt, Akademiter, tragtet eine bestimmte Schicht von Mujitverständigen das Lebens

talischen Bildfläche zu verdrängen.

politische Verwidlungen und damit schwere wirtschaftliche Folgen| gebracht wird. Auch wir sind dazu beim besten Willen nicht im ergeben, so tragen jene dunklen Ehrenmänner die Schuld, stande.... die sich nicht scheuen, ihre reaktionären Ziele durch planmäßige Berleumdung des braunschweigischen Volkes zu fördern.

Die Führer des Bolkes

Die reaktionäre Presse, und diese nicht allein, gefällt sich immer und immer wieder in der skrupellosen Behauptung, heitsgemäße Darstellung der innerpolitischen und besonders die Unabhängigen besorgten durch ihre rückhaltlose, wahr selbe Untenruf ertönte auch jest wieder zur Konferenz von der militärischen Zustände die Geschäfte der Entente. Dieser Spaa. Die bürgerliche Presse, bis weit nach links, und die reaktionären Sprecher im Preußenparlament betonten wie­

berholt, daß die Unabhängigen der deutschen Regierung in dieser schwierigen Situation in den Rüden fielen. In Wirk­lichkeit ist die offene Sprache gegenüber der Entente das ein­zige Mittel, um zu einem gegenseitigen vertrauensvollerem Verhältnis zu kommen, zumal die Alliierten genau Bescheid wissen, wie es bei uns aussieht.

Wer aber in Wirklichkeit fortgesetzt die politische Lage der Entente gegenüber verschlechtert und dauernd in Gefahr bringt, das sind dieselben Kreise, die im neuen Deutschland Monarchie arbeiten, nämlich die Offiziere. In der heutigen am Sturze der Republik und an der Wiederaufrichtung der Morgenausgabe des Vorwärts" zitiert Scheidemann in einem Artikel Auszüge aus der Nr. 18 der Zeitschrift des Nationalverbandes deutscher Offiziere, der letzten Nummer des Blattes vor Spaa. Da ist u. a. zu lesen:

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Bon Feinden gefnebelt das Vaterland, Erdrosselt, gemeuchelt von ruchloser Hand, Der deutsche Siegfried von hinten erstochen, Das glorreiche Deutschland am Boden zerbrochen Das Bolt bis auf's Blut schon ausgesogen, Bon Boltsbeglückern" verheyt und betrogen!

Ihr welschen Bluthunde, gebet acht! hr Boltsbeglücker der Internation,

Es ist fein Sohn! Nein, wahrlich, fein Sohn! Noch lebt die alte treudeutsche Wacht. Euch, die ihr gefallen in Chre und Treu

Am heutigen Lage euch schwör'n wir's auf's neu: Will uns der Erbfeind den Rest noch geben, Oder will auch der inn 're Feind uns an's Leben, Dann wird der alte Wedruf erschaffen, Bon allen Bergen herab widerhallen, Dann werden bie alten Fahneen wehn, Ein Heer von Deutschen " in Waffen stehn, Dann richten die alte Chre wir auf, Die Fauft wie eh'dem am Schwertestnauf. Es tommt einst die Zeit! Wir sind bereit,

Sind alle dabei:

werden in Deutschland , wenn

" Furchtlos und treu!" Diesem poetisch- nationalistischen Erguß entspricht die Profa dises Offiziersorgans. Obwohl niemand, selbst der objektivste Geschichtsschreiber nicht behaupten kann, daß der deutsche oder preußische Offizier jemals Führer des Bolkes im besten Sinne des Wortes gewesen ist, schreibt dieses Blatt mit ber- alten Anmaßung, es werde erst dann wieder besser wir Offiziere der einst wieder Führer werden unserem Bolle, wie wir es früher waren und wie es uns auch fernerhin zukommt." Ist das nun Borniertheit oder Frechheit oder überspannter Standes und Machtdüntel? Jedenfalls ist es alles dies zusammen. Man braucht sich nur einen Moment eine deut­sche Zukunft vorzustellen, in der der deutsche Offizier die viel gestaltigen politischen und wirtschaftlichen Probleme zu mei­stern hätte, um die ganze Absurdität dieser Forderung und die Weltfremdheit der Militärs zu erkennen.

Aber das wichtigste ist doch der Dolchstoß", um sich dieses ge­flügelten Ausbruds zu bedienen, der gegen die neue Regie­rung geführt wird. Von ihr wird in dem Blat gesagt: Die neue Regierung ist nun endlich nach vielen Mühen, um in

Spa wenigstens etwas vorführen zu können, zustande getommen, aber so, wie sie fich gestaltet hat, ist sie gewiß nicht ber­art, daß ihr von irgendeiner Seite besonderes Vertrauen entgegen

Ein Kampfwort Regers, mit dem er einst für Brahms begeistert eintrat, möchte man in erhöhtem Maße über ihn selbst allen Abge­wendeten zurufen:

Es wäre sehr traurig um bie Unsterblichkeit eines Brahms be stellt, wenn er ste in erster Linie seiner Anlehnung an die alten Meister verdankte. So etwas tann nur die große Theorie behaupten, die abseits vom goldenen Sirome des Lebens, bes gewaltig pulfterenden Herzblutes unserer Seit ihre einiamen Kreise zieht! Was Brahms die Unsterblichkeit sichert, ist nie und nimmer bie ,, Anlehnung" an die alten Meister, sondern die Tat

wuhte auf Grund seiner eigenen seelischen Bersönllgreit."

a Regers zu entwerten und fein Schaffen völlig von der mustache, baß er neue ungeahnte feelische Stimmungen auszulösen Und doch ist Regers Bedeutung für den Entwicklungsverlauf aller neuzeitlichen Musikströmungen als Martstein und grundbe bingender Einschnitt in der Muitgeschichte jebem Fortschrittlich Empfindenden heute schon unverkennbar. Vielleicht liegt hierin die tiefste Ursache, weshalb man sich offensichtlich und mit wider wärtiger Didhäufigkeit ſeinem weitragenden Ginflug entgegen. Stemmi : benn Reger ist 3usammenfassender und Sprengender zu­gleich, er ist Abschluß und Anfang, er ist Ziel und Wendepunkt.

In ihrem Unterbau stellt die Musit Regers eine Synthese des Bergangenen dar. Die Quellen, aus denen seine persönliche Kunft zusammenströmt, sind mannigfaltigster Art. Niemals ist er zum wahllosen, fopierenden Nachahmer geworden. Er hat nur das in sich aufgenommen und zu eigenen Werten umgeprägt, was feiner innersten Natur entsprang. Sein Schaffen ist die Frucht seines un­endlich reichen, übergärenden Gefühlslebens.

Die Barallelen, die man zwischen der Kunst Bachs und Regers gezogen hat, entbehren nach meiner Ansicht des inneren Zusam menhanges. Das Sandwerklich- Gemeinsame, bie Bolyphonie bei Der Meister wirft sich bei Reger auf ungleich höherer Entwid lungsstufe zum Mittel lebendigster Inhaltstraft aus, wird Aus brudstern erschütternoster seelischer Offenbarungen. Viel ver wandter ist darum sein Verhältnis zu den Orgelschöpfungen Liszts, Deren ungeheuere Bedeutung unsere Zeit noch nicht entfernt ahnt und deren verklärte, farbenjinnige Melodit sich erkennbar in die dunkelblühenden Linien der Regerschen Registergelänge einwebt. Ueberall sind es die Anzeichen des Romantisch- Mystischen, des Tief­Düfteren, die Regers Seele in ihren Bann hüllen Beethovens Schidfalsdumpfer Expressionismus und Wagnerische Barsival und Triftan- Stimmungen, bie nachgefühlt aus Attorben und Motiv anfäßen Regerschen Gestaltens zuweilen ihre Klangschwingen heben. Regers Weltabgefehrtheit, seine überlieferte Scheu, in fein Inneres bliden zu laffen, gibt seiner Mufit stellenweise etwas Ser bes, Schwereingängliches und läßt teinen Zweifel bestehen, welche Seelengemeinschaft ihn zu allen Zeiten mit Brahms so glühend vereinigte.

Sier liegen die Keime angedeutet, aus denen der Genius Regers feine erste Anregung fog und hier sind zugleich die Grundelemente berührt, über beren Tragtraft hinaus Reger mit selbstschöpferischer Stärte die Fesseln des flassischen Modulationsbegriffes zu sprengen imstande war, um für tommende Geschlechter die Schleusen unübers sehbar neuer Aftordverbindungen zu öffnen.

Derartige Energien tönnen nicht aus einem Epigonen hervor. brechen, sondern nur aus einem Schöpfer, der ein Eigener und Ein­siger ist.

Diese lebendige Auffassung von Kunst und Kunstschaffen führt in ben Urgrund von Regers genialer Geiftigkeit. Gärendes Cigen­leben von ungeheuerer Empfänglichkeit und Empfindsamkeit ist der Lebenstern seines gesamten Schaffens. Mufit als bas er. habenste Ausdrudsmittel eigenfter seelischer Impulse war sein Dogma. Mufit bedeutet bei ihm die Kristallisation alles bessen, was gelöst sein feinfühliges Innere unaufhaltsam durchwogte. Daß er die Form als etwas Gegebenes hinnahm- fie genügte ihm, um bie Fülle seines gewaltigen Inhaltes zu fassen; es widersprach seiner völlig verinnerlichten Natur, etwas Neußerliches ohne zwin­genden Anlaß als Problem zu nehmen. Er ertlärte sich feinoselig gegen alle, benen das Unerhörte, noch nicht Dagewesene tein un umgängliches Bedürfnis, sondern nur Mittel zu sensationellen

Zweden war.

Regers Sinneigung zur tombinatorischen Form, seine Meister­Schaft in der Kontrapunttit und feine Genialität in unerschöpflicher Sarmonit nahmen armselige Musikdidaktiker zum Anlaß, feiner Stunft die Schlinge ber Berechnung und des Verstandesmäßigen zu drehen. Ihr kleiner Berstand ist in theoretischen Begriffen zu sehr vermauert, um das metaphysische Geheimnis der Unmittelbarkeit und unermeßlichkeit in Regers Schaffensfreude auch nur entfernt zu ahnen. Eher drohte seiner Kunst bei dem Unverstand seines be­Stimmenden Gemütes die Gefahr einer völligen Gefühlszerfaserung, als daß er flangliche Konzessionen gemacht hätte, die nicht seinem innersten Gepräge entsproffen. Er schreckte nicht vor Särten und Ungewohntem zurüd, wenn es ein zwingendes Empfinden ihm ein­gab. Wahrhaftigkeit ist bei ihm ein ebensowenig wegbentbares Rorrelativ Jeiner Kunst wie bei Schönberg und Mahler.

Sein horchendes Sinneigen zu den feinsten Regungen der Bolts feele, das sich in der Fülle seiner einfachen schlichten Weise aus. prägte und in dem urwüchsigen Sumor seiner Scherzi entlud, sein abgründiges, ursprungfahndendes Schauen in der infernalen Wucht religiöser Klängeträgt unvergänglich das Abbild unserer Zeit und unseres Geschlechtes. Friz Frid. Windis.

Mag Klinger- Ausstellung. In der neuen Abteilung des Kupfer stichtabinetts im Neuen Museum ist eine Gedächtnisausstellung Mar Klingers eingerichtet worden.

Die Bereinigung sozialistischer Studenten Groß- Berlins" ver anstaltet Montag, ben 12. Juli, 7% Uhr abends, im Sörsaal 38 ber Universität einen Vortragsabend. Brof. G. F. Nicolai und Reichstagsabg. Georg Lebebour sprechen über Pfennig. Gäste willkommen.

jennious und Sozialismus". Freie Aussprache. Eintritt 50

Hier haben wir einen unbezweifelbaren Beweis, wer der deutschen Regierung tatsächlich in den Rüden fällt. Oder fann man eine Regierung vor der Deffentlichkeit stärker her absetzen und in ihrem Ansehen erschüttern, als indem man von ihr sagt, daß sie wenigstens etwas vorführen könne"? Sier ist ein fetter Happen, Herr Reventlow und ihr ans deren Schreier von der Deutschen Zeitung", der Täglichen Rundschau" usw. Ob sie anbeißen werden?

Scheidemann bemerkt in seinem Artikel. daß zwar in Deutschland außer in den engsten Fachkreisen niemand ders artige Blätter liest. Er weist aber mit Recht darauf hin, daß im Ausland die Offiziersblätter sehr genau gelesen litischen Oeffentlichkeit überlassen, wer die deutschen Inters werden. Danach kann man es getrost der anständigen pos essen bei der Entente schädigt und bei wem sich das deutsche Bolk und die deutsche Regierung zu beklagen haben, wenn Mißtrauen und Härte bei der Entente eine vernünftige Vers ständigung immer wieder unmöglich machen.

Die Geheim- Konferenz des Vorwärts"

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Dem Vorwärts" tut es sehr leid, daß er mit seiner Schwindel meldung über die Geheimkonferenz der Unabhängigen so bös hereingefallen ist. In seiner heutigen Morgenausgabe tischt er das Märchen aufs neue auf und versichert, die Konferenz habe, wie er genau wisse, in der Wohnung des Genossen Dr. Wen!, Lothringer Str. 42, stattgefunden. Diese Behauptung ist ebenso wie alle übrigen in dieser Angelegenheit aufgestellten Behaup tungen völig aus der Luft gegriffen. In der Woh nung des Genossen Weyl hat diese Geheimkonferenz ebensowenig statgefunden, wie anderswo. Was wird der Borwärts" nun er finden, um seinen Reinfall zu perdecken?

Beförderung der Hochverräter

Wie offiziös gemeldet wird, ist die Auflösung" der 2. Marine brigade seit dem 81. Mai, bie der 3. Marinebrigade seit dem 20. Juni vollendet. Von der ursprünglichen Kopfftärte von je 5000 Mann soll das Personal in der 2. Brigade auf 2000, in der 3. auf 2500 beschränkt sein. Diese 4500 Meuterer, die unter der Führung der Ehrhardt und Löwenfeld sich am März Kapp- Butsch hervorragend betelligt haben, sollen auf den ordent lichen Etat der Reichsmarine, der nach dem Friedensvertrag eine Stärte von 15 000 Mann zuläßt, in Anrechnung tommen. Wie bie Meldung besagt, haben diese Sochverräter gegenwärtig im Senne und Munsterlager ihren Sammelpunkt, sollen aber nach und nach die Besagungen der in den Dienst zu stellenden Schiffe und Fahrzeuge der Reichsmarine bilden.

Die halb und ganzoffigiösen Spaa- Meldungen sind in der Regel mit Kommentaren versehen, die dem deutschen Bolt zeigen follen, in welch nieberträchtiger Weise Millerand und Lloyd George thre Bedingungen diftieren. Wenn das deutsche Bolt unter den Lasten dieser Bedingungen zusammenzubrechen droht, so zeigt es sich hier erneut, daß die deutsche Regierung, die völlig unter der Fuchtel der hochverräterischen Offizierstamarilla steht, die Hauptschuld baran trägt. Und mehr noch: Die Reichsmarine hat bisher ihre volle opfstätte gehabt, sie bestand aus wirklichen See mannschaften. Die Brigaden Loewenfeld( 2) und Ehrhardt( 3) führten den Namen Marinebrigaden nur zum Schein; ih Mannschaftsbestand setzte sich in Wirklichkeit aus zusammengelau fenem Landvoll zusammen, nur die Kommandeure waren Seeoffi ziere. Nun soll dieses hochverräterische Pad der Reichsmarine zu geführt werden. Die Folge davon ist, daß von den bisherigen Marinemannschaften meherere Tausend Mann entlassen werden müssen, damit für die Kappverbrecher Pläge fret werden. 3r dieser Methode liegt System. Die Reichsmarine hat sich am 13. März gegen ihre Kappoffiziere erklärt. Nun werden zur Strafe dafür die verfassungstreuen Mannschaften aus der Marine hinausbugsiert und hochverräterisches Gesindel nimmt ihren Plat

ein.

Die bayrischen Sozialdemokraten haben den übrigen Landtage parteien schriftlich mitgeteilt, baß sie sich an der bayerischen Re­gierungsbildung nicht beteiligen. Die vier bürger fichen Parteien werden am Sonnabend die Verhandlungen über die Verteilung der Ministerien zu Ende führen.

Die Gewalt

Bon Heinrich Gutmann.

Ein Knabe schlägt einen fleinen Jungen. Feigling!" schreit ein Mann, der dieses sieht, dich an einem fleinen Jungen zu ver greifen!"

Und der Mann schlägt den Knaben.

,, Schämen Sie sich nicht, einen Knaben zu schlagen?!" rufen zwei Männer, die des Weges tommen.

Und sie paden ben Mann, um ihn von dem Burschen zu trennen. 3wet gegen einen!" brüllt die Menge, welche die Schlägezel begafft, und hebt den einen gegen die beiden. Ein junger Mensch im Arbeiterkittel tritt auf die sich Schlagen ben zu.

"

Warum schlagt ihr euch?" spricht er.

www

Die sanfte Festigkeit des Ausdruds läßt sie hinhören. 3wei gegen einen!" brüllt drohend die Menge. " Was mischt ihr euch drein?" schreien die beiden Männer zu den Umstehenden; der Kerl da vergreift sich an einem Jungen­

"

Das geht euch nichts an! Dieser Bursche hat einen Kleinen geschlagen" entgegnet jener.

,, Er hat aber angefangen," heult der Junge ,,, er hat mit Steinen nach mir geworfen! Soll ich mir das etwa gefallen lassen? Det Mann da hat mich aber geschlagen!"-

Der junge Mensch im Arbeitertittel wirft sich zwischen bie fich Schlagenden, wobei er selbst von den Erbitterten geschlagen wird. Aber er wehrt sich nicht, sondern mit sanfter Gebärde sucht er ste zu trennen.

Das gerabe tut ihr, was ihr verhindern wollt," spricht er mit lauter, eindringlicher Stimme.

-

Es ist feig, daß ein Bursche ein Kind schlägt.- Der Mann aber wird zum Feigling, der einen Burschen schlägt! Daß ber Mann sich an dem Burschen vergreift, ist feig, jene beiden Männer werden zu Feiglingen, die sich an einem Mann ver greifen. Feige seid ihr umstehenden, die ihr so viele gegen zwet vorgeht!

-

Muß man, um der Feigheit entgegenzutreten, selbst feige Jein?! Muß man, um das Uebel zu bekämpfen, selbst bes Uebels voll

fein?

Handelt so, wie ich es euch gezeigt habe!" Und er eilt fort durch die Menge.-

Im Neuen Bolstheater, Röpenider Straße, findet hente ble 25: Aufführung des lustigen Schwantes Die 3 Zwillinge" mit Josefine Dora und Georg Baselt in den Hauptrollen statt.