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Klerikale Lehrerhee

Aus dem rheinisch- westfälischen Industrieverband wird uns ge­Ichrieben:

Die Kulturpolitik der Koalition von Rechtssozialisten, Demo­fraten und Zentrum wird durch nichts besser gekennzeichnet, als durch das Lob, das ihr von Zentrumspolitikern ausgesprochen wird. Wenn z. B. der Reichspostminister Giesberts erklärt: feine moderne demokratische Verfassung enthält so starte Siche= rungen für Religion und christliche Kultur, wie unsere deutsche lo offenbart das einen Erfolg des Zentrums, der nur durch den schmählichsten Berat seiner Blodbrüder an allen Kulturinteressen möglich werden konnte, beren besondere Pflege diese sich, nach Programm und Grundsägen besonders hätten angelegen sein Tassen müssen. Was für die Kulturpolitit insgesamt gilt, das gilt insbesondere auch von der Schulpolitit der Nationalversamm lung. Bon diesem wichtigen Zweige der Kulturpolitit sagte in den Tagen vor der Reichstagswahl ein Führer des Kölner Zen­trums, der Kaplan Dr. Gefcher: In der Schulfrage seien die Ergebnisse der Zentrumspolitit zwar nicht so glänzend ausge fallen, wie in der Kirchenfrage, aber sie seien boch sehr be friedigend".

das sicherem Vernehmen nach noch mehrere Jahre auf ich warten lassen tann."

Dieser Hinweis ist nicht ohne Wirkung geblieben. Am 16. Junt berichtete die Germania " über die Streiflage: Der Herner Schulstreit zieht weitere Kreise. In vielen Städten und Gemeinden der westfälischen Mart, so in Bochum , Wattenscheid , Weimar , Gelsenkirchen , Langendreer , Solingen haben große El­ternversammlungen stattgefunden, die den Herner Katholiken Sympathielundgebungen übermittelten und ihnen versprachen, sie mit allen Mitteln in ihrem Kampfe um die konfessionellen Schulen zu unterstützen." Am 19. Juni fonnte die Germania " mitteilen: Inzwischen droht der Streit auf das ganze rheinisch­westfälische Industriegebiet überzugreifen. Die tatholischen Eltern organisationen im theinisch- westfälischen Industrierevier, die mit dem Herner Schulstreit sympathisieren, haben nämlich beschlossen, ebenfalls in den Streit einzutreten. Der Generalstreit foll bereits am fommenden Montag( am 21. Juni) beginnen." Dieser Generalstreit" ist allerdings nicht zum Ausbruch gekommen. Doch droht er noch immer, wie die Köln . Boltszig." zu legt noch am 2. Juli mitteilte.

Herr Sänisch ist durch den Streit in eine schwierige Lage geraien. Er machte zunächst in einer an die Bresse versandten Cr flärung vergebens viel Worte, um seine Verlegenheit zu ver bergen. Nachsichtig erklärte er: Bon der Verhängung entschieden begründeter Schulstrafen sehe ich, so scharf ich den Schulstreit mih billige, ab, da ich mit Polizeiftrafen in derartige Streits nicht eingreifen will." Im übrigen sei er nicht in der Lage, bem Wunsch der katholischen Eltern nach Abberufung jener Lehrkräfte zu entsprechen." Im Gegenteil müsse er barauf bestehen, daß bie tatholischen Eltern solchen Lehrern gegenüber Duldsamteit üben", wie diese alles zu vermeiden haben, was bie religiösen Empfindungen der ihnen anvertrauten Kinder verleken tönnte." Eine fofort nach Abbruch des Schulstreits schleunig durchzus führende Untersuchung" solle Klarheit darüber schaffen, ob die Lehrer sich bisher etwa in dieser Beziehuna vergangen haben.

gierungspräsident von Königsberg bestätigt worden. Bold ist Rechtssozialist.

Regierungswechsel in Portugal . Wie aus Lissabon gemeldet wird, ist das Kabinett zurüdgetreten.

Brand im Belgrader Parlamentsgebäude. Jm Belgrader Bars lamentsgebäude brach am Freitag nach der Sizung der National­ versammlung ein großer Brand aus, dessen Bewältigung drei Stunden in Anspruch nahm. Der Schaden ist enorm. Die Sizungen der Nationalversammlung müssen vertagt werden.

Aus der Parteipresse

Seft Nr. 26 der Wochenschrift Der Arbeiterr a t" ist ers Schienen. Aus dem Inhalt: Generalversammlung der Groß- Bers liner Betriebsräte; Konferenz der Betriebsräte der Niederlausit; Die Führer der Oppofition im Zentralverband der Angestellten ausgeschlossen; Rundschau; Krach, von Hermann Bolad, Karls ruhe; Das Proletariat als Rechtsschöpfer, von Felix Halle ; Der Sozialisierungsversuch in Bayern , von Jakob Meth; Uns garn als Räterepublit, von Dr. Julius Moses; Unterrichtss methoden.

Der Arbeiterrat" ist zu beziehen durch jedes Poftamt, durch alle Freiheit Speditionen, die Buchhandlung der Freiheit", Breitestr. 8-9, oder birekt vom Verlag Der Arbeiterrat", Berlin C25, Münzstr. 24. Preis für ein Monatsabonnement 3,50 Mt., Vierteljahrsabonnement 10,50 Mt., Einzelheft 1 Mt.

Gegen die also gelobte Schulpolitit, deren Ergebnisse in der Berfassung veranfert" sind, laufen jetzt die Ultrafleritalen Sturm. In Absaz 2 des Artikels 149 der Berfassung ist über die Rechte der Lehrer bestimmt: Die Erteilung religiösen Unterrichts und die Vornahme kirchlicher Verrichtungen bleibt ber Willenserklärung der Lehrer... überlassen. Der Sinn dieser Verfassungs- Vorschrift ist der, daß an tonfessionellen und Simultanschulen der besonderen religiösen Ueberzeugung der Lehrer Rechnung getragen, daß Toleranz geübt werden soll. Eben diese Toleranz ist aber etwas, was dem Geiste des fleritaten Systems Strads zuwiderläuft. Unduldsamteit war immer seine am Schärften hervortretende Eigenschaft, und zwischen den Keyzer perfolgungen des Mittelalters und den Heyjagden, die bis in die jüngste Bergangenheit von Meritalen Fanalitern gegen unbe queme Freigeister veranstaltet wurden, ist nur ein gradueller, Ein neues Wirtschaftsabkommen mit Literaturübersicht vervollständigen den reichen Inhalt. Breis

aber fein prinzipieller Unterschied.

Solche Demonstrationen christkatholischer Unbulbsamkeit, wie sie jekt anscheinend zum größten Behagen der zentrumstatholijden Breffe im weitfälischen Industriegebiet bereits fett Wochen statt finden, waren auf Grund der Lösung" der Frage des religiösen Unterrichts, wie sie die Verfassung vorgesehen hat, zu erwarten. Solange der Bestand der katholisch-, fonfeffionellen Schulen ge­währleistet ist, solange währt die unbedingte Serrschaft des Klerus in ihnen; und so lange wird der fatholische Lehrer ent­weber ein folgjamer Untergebener des geistlichen Serrn", oder er wird nicht sein.

In der überwiegend polnisch- katholischen Industriestadt Serne bei Bochum wagten es brei fatholische Lehrer, bie Erteilung bes Religionsunterrichts einzustellen. Sie blieben Mitglieder ihrer Kirche, allerdings nur, wie man ihnen jetzt vorwirft, nach Tauf­schein und Steuerzettel". Sie blieben auch Lehrer an den kon­fessionell- katholischen Schulen, an denen fie bis dahin gewirkt hatten. Ganz im Sinne der Verfassung! Aber natürlich nicht im Sinne der fierifalen Drahtzieher am Orte. Diese putschten die fatholischen Eltern auf, sich ihre gar nicht bedrohten Rechte auf tonfeffionelle Schulerziehung" zu wahren. In bekannter Weise wurde die katholische Boltsseele zum Kochen gebracht, und da die Regierung feinen Grund fand, gegen die brei Sünder einzu schreiten, gebar eben diese Wolfsseele einen Schu Iftreit. Am Juni traten von etwa 8300 fatholischen Schultnaben der Stadt Herne angeblich über 7000, in den Streif. Um ihre Seele nicht Schaden leiden zu lassen, erweiterte die Geistlichkeit die Schul messen und erteilte in den Kirchen ausgiebig Religionsunterricht. Die von der Geistlichkeit aufgestellte und von den Eltern ber eitenden Schulkinder übernommene Forderung geht dahin, die briel Lehrer von den tatholischen Schulen zu entfernen. Bar recht lichen Begründung dieser Forderung wird ausgeführt( Köln . Bollszig." vom 13. Juni): Wenn ich die ungläubigen Lehrer auf die Verfassung berufen.... so glauben die katholischen Eltern für sich die Bestimmungen des Schulunter haltungsgeleges in Anspruch nehmen zu können, das noch uneingeschränkt in Gültigkeit ist." Auf solche Darlegungen in der Zentrumspresse folgte der Hinweis:

Bei dieser Sachlage dürfen die Herner fatholischen Eltern sich wohl der Gewißheit hingeben, baß das ganze tatholische Deutschland ihren Kampf um die Schule mit uneingeschränkter Sympathie verfolgt. Sie tämpfen ja nicht nur für ich, der Ausgang ihres Kampfes wird auch entscheidend sein für die Lage ber tonfeffionellen Schule u nächst in der Uebergangszeit bis zum Reichsgele,

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Rabenvater" und Marzipan"

Erstaufführungen

Reben wir nicht von dem Stüd im Theater des estens Cher von der Darstellung, die unter Maz Ba 1 lenberg und Gisela Werbegirt als Träger der Haupt rollen natürlich glänzend war. Aber man fann ruhig lagen, daß man allmählich auch Pallenberg über wird. Denn es ist selbstverständlich, daß ihm die Darstellung ber fich stetig auf gleicher Höhe aber gleicher Tiefe haltenden Luft Spiele und Schwänte jebe eigenwillige Charatteristerung nimmt und zur Schablone wird. Seine Partnerin stellte eine schon in der Erscheinung prächtige Landbürgersfrau hin, die bei allem hanebüchenem Unsinn einen Zug echter Mütterlichkeit bewahrte.

Rätselhaft blieb, warum ich in dem starten Beifall hart nädiges Pfeifen und 3ischen mischte. Es fann doch gewiß niemund zu diesem Abend gegangen sein, um literarische ober dramatische Eroberungen zu machen. Ebensowenig schien biefer Brotest der Darstellung zu gelten, oder sollte es vielleicht eine Art Mißtrauensvotum für Ballenberg fein, sich besseren Aufgaben zu widmen? Diese Initiative ist gerade diesem Publikum taum uzutrauen. Es bleibt nur übrig, daß die Leutchen, deren literari­sches und dramatisches Interesse sich im Anhören und Ansehen moderner Luftspiele und Schwänte erschöpft, ganz einfach auffällig wurden, daß ihnen der Blödsinn einmal zu unverblümt vorgefekt wurde. Also ein Wint für die Lustspiel- und Schwantfabrikanten und so etwas wie eine Hoffnung, daß man das Publikum doch nicht unterschäßen soll? Aber das ist ja nur eine Annahme. La. im Friedrich Wilhelmstädtischen Theater. Wenigstens ein federer Tarsipan heißt das Sommer- Bollsstück von Karl Rodemann Loctitel, wenn auch den Sinnen wenig Genußreiches geboten wird. Das Gretel, das neben mir saß, hatte seine helle Freude und be dauerte, daß nach 3 furzen Atten schon Schluß war, ich bankte gähnend meinem Schöpfer. Da aber hauptsächlich anspruchslose Gretchen mit ihren noch anspruchsloseren Ravalieren die Gäste Der Sommertheater find, so muß ich zugeben, daß der beschränkte 3wed auf ganz harmlose Art erreicht ist. Man sollte eigentlich in solchen unpersönlichen Fällen immer ein Gretel mit sich führen ( wenn man gerade eins zur Hand hat). 23.

Eine neue Zeitschrift, Der getreue Edart" ist vor furzem herausgefommen. Sie erscheint zweimal im Monat und will, wie Der Herausgeber Kurt A. Rische und der Hauptschriftleiter, Alfred Loret, sagen, über die Barteten stehen. An dieser Ar beit beteiligen sich im ersten Sefte der neuen Zeitschrift u. a. Eduard Bernstein , Stegerwald, Eugen Zimmermann, Sedwig Seyl und Walter v. Molo. Die Zeitschrift will also das fortjeyen, was Herr Thimme, der Bibliothetar des Herrenhauses, der auch mit einem Beitrag vertreten ist, während des Krieges vergeblich versucht hat; nämlich den Burgfrieben" unter den Klassen au fördern und die Interessengegensäge in eine höhere Sarmonie auf zulösen. Der Herausgeber wird bamit tein Glüd haben. Dieses Biel läßt sich nicht erreichen, denn die Klaffengegenfäße sind nicht zu überbrüden, sondern sie müssen ausgefämpft werden. Deswegen werden auch die Bestrebungen des Getreuen Edart", der technisch gut ausgestattet ist, feinen Erfolg haben. Die Beitschrift ist im Berlage von Sans Robert Engelmann, Berlin W. 15, erschienen; der Preis jedes Heftes beträgt 2 Mart, der Bierteljahrspreis 11 Mart.

der Schweiz

Nach einem vertraglofen Zustand von sechs Monaten ist fest, wie das Berliner Tageblatt" meldet, ein neues Wirtschafts­ablommen zwischen Deutschland und der Schweiz unterzeichnet wor ben. Der alte Vertrag war nach einer provisorischen Verlänge rung am 31. Dezember 1919 abgelaufen; eine Erneuerung scheiterte damals an den geforderten Kohlenpren. Das heute unter­schriebene neue Abkommen ist wieder für sechs Monate geschlossen worden. Die Verhandlungen, die auf deutscher Seite unter Lettung des Ministerialbirektors v. Stodhammern vom Aus wärtigen Amt geführt wurden, bauerten nur vier Tage und en beten mit der Vereinbarung einer Lieferung von monat lich 30000 bis 35000 Tonnen Kohle, wovon bie Hälfte Braunkohlenbriketts sein sollen. Den Kern des diplomatischen Do fuments bilbet ein auf und Lieferungsvertrag zwischen der schweizerischen Kohlengenossenschaft und dem deutschen Rohlentontor, der alle Einzelheiten enthält. Ueber die zugrunde liegenden Preise ist noch nichts bekannt. Die Schweiz hatte übri gens im Mai die höchste Kohleneinfuhrziffer seit Beginn des Krieges zu verzeichnen: mehr als 310 000 Tonnen, von denen das Sauptkontingent auf ameritanische Kohle entfiel

Rumänisches Erdölmonopol

Der rumänische Staat hat durch ein Defret die staatliche Ron trolle über den Inlandabsaz sämtlicher Erdölprobutte angeordnet. Wie die Tägl. Berichte aus der Petroleumindustrie" mitteilen, soll der Absatz für den inländischen Verbrauch ganz in die Hände bes Staates gelegt werden. Auch sämtliche Transport- und Lagerungsmittel fommen unter die Verfügungsgewalt des Staates, der die Berechtigung zum Kauf oder zur mietweisen In­anspruchnahme haben soll. Es tommen für diesen 3wed hauptsäch lich Tankfähne, Bisternenwagen, Reservoirs usw. in Betracht Für einen breimonatlichen Bedarf soll eine Reserve angelegt werden. Für vorläufig fünf Jahre überträgt der Staat die ihm aus dieser Verordnung zufallenden Rechte an die Industria Romana de Petrol", eine mit Kapitalbeteiligung des Staates neu gegründete Gesellschaft.

Die Notwendigkeit einer planmäßigen, von gemeinwirtschaft­lichen Gesichtspuntten geleiteten Organisation der Bdoduktion und des Absages zeigt sich in allen Ländern und zwingt zu einer weit gehenden Umgestaltung der Wirtschaft. Aufgabe des Proletariats ist es, zu verhindern, daß diese Neuordnung nach staatskapitalistisch­bureaufratischen Tendenzen erfolgt, vielmehr eine wirtliche soziali stische Gestaltung sich durchsetzt.

Die Arbeiterbewegung in Polen Nach einer Statistik des polnischen Arbeitsministeriums find in Bolen 947 000 Arbeiter gewerkschaftlich organisiert. Davon gehören nur 59 v. 5. ben freien Gewerkschaften an, mit Einschluß von 92 000 jüdischen Arbeitern, die wiederum in drei Richtungen zersplittert sind. Von der Gesamtzahl der Organister­ten entfallen auf die freigewerkschaftlichen Verbände: in Gali. gien 85 v. S., in Kongreßpolen 76 v. S., in Bosen nur 8,4 v. 5. Der übrige Prozentjah gehört den gelben National arbeiterverbänden an, die sich im schnellen Wachstum befinden. Ihnen strömen besonders die früher indifferenten Massen zu, die eine zeitlang das Haupttontingent der Kommunisten stellten unb ich jest wieder den gelben nationalistischen Organisationen an­schließen.

An der Spike der freien Gewerkschaften marschiert der Land­arbeiterverband mit 170 000 Mitgliedern, dann folgen die Eisenbahner mit 90 000, bie Bergarbeiter mit 60 000, bie Metallarbeiter mit 50 000, bie Iegtilarbeiter mit 49 000, bie Bauarbeiter mit 20 000, bie Arbeiter ber chemischen Industrie mit 12 000, die Leberarbeiter mit 11 000 Mitgliedern.

Die nationalen Arbeiterverbänbe, die ihren Auf. Stieg vorwiegend der jetzt üppig gedeihenden nationalen Phrase zu verbanken haben, suchen sich ebenfalls zu zentralisieren. Verschie dene nationale Verbände Kongreßpolens haben sich bereits mit ber polnischen Berufsvereinigung vereinigt, die ihren Siz in Bp. sen hat, ihren Mitgliederstamm aber in Oberschlesten und Rhein­ land- Westfalen besigt. Außerdem bestehen noch christliche Arbeiter find. Sie sind aber völlig bedeutungslos. vereine, die unseren latholischen Fachabteilungen gleichzustellen

Die freien Gewerkschaften Bolens haben noch ungeheuere Schwie­rigkeiten zu überwinden, bis es gelingt, die Indifferenten, noch aufzurütteln und zu proletarischem Denken zu erziehen. unter flerifalem nationalistischen Einfluß stehenden Arbeitermassen

Versammlung des Völkerbundes

Amsterdam , 9. Jult.

In der gestrigen Situng des englischen Unterhauses sagte Bölterbundsrátes, bie Bölkerbundsversammlung im November Sarmsworth, Präsident Wilson habe die Aufforderung des einzuberufen, angenommen. Bölterbundsrátes, bie Böllerbundsversammlung im November

Die Aalandsfrage vor dem Bölkerbundrat S. N. London , 10. Juli.

Der Böfferbundrat wird am heutigen Sonnabend unter Bor von Bourgois bie Frage der Malandsinseln behandeln. Die Sigung wird für das Bublifum zugängig fein. Branting wird ben Bericht erstatten, während der finnische Gesandte in Paris die Ansicht seiner Regierung vertreten wird.

Gegen den Steuerabzug. Bei der großen Maschinenfabrit Maffel in 90 in den ist am Freitag ble gesamte Arbeiterschaft zum Pro­teft gegen ben Steuerabzug in den Streit getreten.

Cin neuer Regierungspräsident. Der Rechtsanwalt Ernst Bold in Tilsit ist vom preußischen Staatsministerium als Re­

Nr. 13 der Sozialistischen Gemeinde ist soeben erschienen. Sie enthält eine Fülle von Belehrungsstoff für unsere Gemeindever treter, wie schon die Inhaltsübersicht ergibt. Wir erwähnen das raus: Die Stadtverordnetenwahlen in Groß- Berlin. Die Nots wendigkeit des Sozialismus. Die Aufgaben der Jugenderzie hung in den Gemeinden. Vom Kampf gegen den Mietwucher. Wie tommen wir zu brauchbaren Beamten? Zur Berstadtlichung bes Schornsteinfegergewerbes. Apotheken- Sozialisierung usw. Berichte aus den Gemeinden. Kommunalpolitisches aus Den Parlamenten. Mitteilungen tommunaler Arbeiterräte und eine der Einzelnummer 50 Pfg. Vierteljahresabonnement 3 Mart, Sozialistischer Erzieher. Seft 20. Der Bezug des Sozialistischen Erziehers, der Wochenschrift für sozialistische Erziehung und Bil­bung, ist für das Vierteljahr Juli- September zu erneuern. Be­zugspreis 6,50 m.( ohne Bestellgelb). Bestellung bei der Post oder beim Berlag ber Sturm", Berlin W. 9, Botsdamer Straße 134a.

Gewerkschaftliches

Das Streikrecht in Gefahr

Seit Dienstag dieser Woche streifen die tsanwaltsange­stellten. Es handelt sich um eine 50prozentige hung ihrer Ges hälter. Zur Beit beziehen die Lehrlinge 70-120., bie Gehilfen 220-440 90.( letteren Betrag nach neunjähriger Tätigkeit), Stenotypistinnen 250-490 M., Registratoren 510-650 M. unb Bureauvorsteher 740-825 m. monatlich; Teuerungszulagen werden nicht gezahlt. Bon diesen Beträgen werden noch die Steuern und Versicherungsbeiträge gefürzt. Im Verhandlungswege war eine Einigung nicht zu erzielen, auch vor dem Reichsarbeitsministerium nicht. Ein großer Teil der Rechtsanwälte hat die Forderungen bereits bewilligt. Gestern wurde dem Zentralverband der Ange stellten, welcher den Streit für die Angestellten führt, ein Beschluß zugestellt, wonach auf Antrag des Berliner Anwaltsvereins und Der Rechtsanwälte Loewe und Altertum dem Zentralverband der Angestellten aufgegeben wird, bei Vermeidung einer Geldstrafe von 1500 m. für jeden Fall der Zuwiderhandlung, alle Hand lungen zu unterlassen, durch die der Streit der Rechtsanwalts angestellten in Groß- Berlin eingeleitet, gefördert oder sonst unters stützt werden könnte, insbesondere Aufrufe, Ermahnungen und Auf forderungen dieses Inhalts in Wort und Schrift, Einberufung von Streifversammlungen und Beteiligung an solchen in jeder Form, Zahlung von Streifunterstützungen und Organisation des Streitpostendienstes. Eine Begründung ist diesem Gerichtsbeschluß nicht angefügt. Es versteht sich von selbst, daß eine derartige Ver fügung natürlich unhaltbar ist. Es würde damit das allen An­gestellten gewährleistete Streitrecht ohne weiteres beseitigt werden. Die Rechtsanwaltsangestellten werden gegen diese Vergewaltigung in einer am Sonntag, den 11. b. M., vormittags 10 Uhr, in den Sophiensälen, Sophienstr. 17-18 stattfindenden Bersammlung pros teftieren, in welcher der Reichstagsabgeordnete Giebel das Referat übernommen hat.

Der Streik im Tiefbaugewerbe

Seit 12 Tagen streifen die Tiefbauarbeiter. Sie fordern die Zuschläge, die im Hochbaugewerbe bereits bewilligt find. 1300 Mann stehen noch im Streit, während 7500 bereits zu den ers tämpften besseren Bedingungen arbeiten. Die Gemeinden Berlin und Spandau haben sich bereit erklärt, den Unternehmern die Differenzbeträge für die noch in Ausstand stehenden Arbeiter, zu erstatten. Die Magistrate haben also die Forderungen bewilligt und die Arbeit tönnte sofort aufgenommen werden. Trotzdem mollen die Unternehmer die bewilligten Zulagen nicht zur Aus zahlung bringen. Diese Scharfmacherei geht vom Reichsverband für das Tiefbaugewerbe, Ortsgruppe Berlin , aus. Eine kleine Gruppe von Kriegsgewinnlern gefährdet somit die öffentliche Sicherheit in Berlin . Die schwersten Gefahren für die Gemeinde und für die Sicherheit des Lebens und des Eigentums der Ana wohner des Nord- und Südbahnbaues, sind durch diesen mut willigen Machtbünkel einer fleinen Unternehmerklique herauf beschworen. An der Unterführung der Kronenstraße, der Mohren straße und der Weidendamer Brüde besteht Einsturzgefahr.

Wenn von einer bestimmten Stelle im Baulos 5, eine Pumpe, bie jetzt von der technischen Nothilfe bedient wird, versagt, find bie schwersten Einstürze zu befürchten. Gegen diese gewissenlose Gefährdung der Deffentlichkeit wird nichts unternommen. Die Ge meinden müssen unbedingt in die Lage verfekt werden, diesem Unternehmerterrorismus zu begegnen, dadurch, daß fie in die Lage perfekt werden, die Arbeiten jelber fortzuführen. Der Wahnsinn, bas eine handvoll Ausbeuter, obwohl sie nicht mit einem Pfennig burch die Beendigung des Kampjes geschädigt werden, dennoch der Gesamtheit Millionenschäden zufügen, ist nicht länger zu ertragen. Heute tritt eine Verschärfung des Kampfes ein. Eine Versamm fung der Tiefbauarbeiter hat beschlossen, heute weitere 1500 Are beiter in den Streit zu stellen.

Die Differenzen mit dem Inhaber des Restaurants Schmetter lingshorst" am Langen See sind noch nicht behoben. Die durch Ber­mittlung des Köpenider Kartells angebahnten Verhandlungen find, durch die Weigerung des Herrn Bittner die tarifbrüchigen Kellner zu entlassen, gescheitert. In der im Vorwärts" veröffent­lichten Erklärung vergißt Serr Bittner, das System der Ent­lohnung in seinem Betriebe zu detaillieren; wohl wissend, daß burch dieses System bie Zahl ber Arbeitslosen nicht nur nicht ver mindert, sondern vergrößert wird. Es fommt nicht darauf an, einzelnen die Taschen zu füllen, sondern möglichst vielen Arbeits. lofen Gelegenheit zur Arbeit zu geben. Diese doch nur allzu berechtigte Forderung wird durch das System Bittner sowie durch fortgesezte Umgehung des Paritätischen Arbeitsnachweises, sa­bottiert. Herr B., ber auf seinem Herrenhause- Standpunkt be harrt, scheut sich nicht, die Vertreter der Organisation als Horde" zu bezeichnen. Andererseits verursacht es Herrn B. aber feinerlei Beschwerden, die organisierte Arbeiterschaft zur Fortführung bzw. Erhaltung seiner Existenz zu gebrauchen. Herr B. der feiner Arbeitgeber- Organisation angehört, lehnt nach wie vor die An erkennung des Tarifvertrages ab. Der Kampf wird gewünscht, nun gut, wir nehmen ihn auf; der Unterstügung der organisierten Arbeiterschaft find wir gewiß.

Das Lotal Schmetterlingshorst" bleibt für or ganisierte Gastwirtsgehilfen weiter gesperrt. Zu dem Bericht über die Delegiertenversammlung des Zentrals verbandes teilt uns Baul Lange als Rabatteur des Freien An­gestellten" mit, daß sich die Opposition nicht an das Verbandsorgan um Aufnahme irgend eines Artikels gewandt habe.