Waffenstillstandsangebot der Alliierten an Sowjetrußland
Spaa, 11. Juli. Die Alliierten haben der Sowjetregierung den Abschluß eines Waffenstillstandes mit Polen vorges schlagen, auf Grund der Voraussetzung, daß die Polen sich hinter ihre rechtmäßigen Grenzen zurückziehen. Dem Waffenstillstand würde dann eine Friedenskonferenzaller Randstaaten folgen. Wenn die Sowjetregierung ablehnt, oder wenn sie die Polen innerhalb ihrer eigenen Grenzen angreift, so werden die Alliierten Polen volle Unterstügung zuteil werden lassen.
Nach den vielfachen offiziellen Kundgebungen über die Friedensbereitschaft Sowjetrußlands ist anzunehmen, daß der Vorschlag der Alliierten in Moskau angenommen wird. Er bietet Rußland insofern Genugtuung, als die Polen gezwungen werden, sich hinter ihre rechtmäßigen Grenzen zurückzuziehen. Den Polen wird mit ihrer hoffnungslosen militärischen Lage schon nichts anderes übrig bleiben, als diesem Vorschlag zuzustimmen. Sie sind von den Alliierten abhängig und ohne ihre Hilfe stehen sie vor dem Zusammenbruch.
Die Pariser Morgenblätter erklären, daß man sich gestern in Spaa mit der fritischen Lage Polens beschäftigt habe. gloyd George habe Tschitscherin geantwortet, England mache zur Grundbedingung für jede weitere Verhandlung den Abschluß eines Waffensttilstandes mit Polen . Matin" sagt, Lloyd George habe in seinem Namen geantwortet, aber im Einverständnis mit Frankreich , Italien und Japan . Er denke nicht daran, Polen im Stich zu lassen, und auch nicht daran, einen Sonderfrieden mit Mostau zu schließen. Die letzten Nachrichten von der pol nischen Front seten sehr beunruhigend, die Soldaten gingen jum großen Teil zu den Bolichewisten über oder suchten rumänisches Gebiet zu erreichen, daß ihnen jedoch verschlossen set. Matin" hält auch Mitteleuropa , namentlich Ungarn , für bedroht, wo in jebem Augenblick beim Vormarsche der Roten Armee eine Bewegung zum Sturze des Ministeriums ausbrechen könne.
Ueber den weiteren Berlauf der russischen Offensive gegen Po len liegen zur Stunde teine neuen Meldungen vor. Soviel steht aber fest, daß Polen auf der Suche nach Verbündeten ist, die ihm aus seiner bedrohten Lage helfen sollen. Während England noch schwankt, scheint bereits Frankreich tatkräftige Silfe leisten zu wollen. Es schiebt einstweilen Rumänien als Brellbod vor. Nach einer Meldung aus Warschau hat in Bukarest der Vorsitzende der französischen militärischen Mission, General Payet an die rumänische Regierung eine Note gerichtet, in der er von der rumänischen Regierung die Entsendung von Truppen über den Dnjestr zweds gemeinsamer Aktion mit der polnischen Armee verlangt. Der Oberbefehl der neuen polnischrumänischen Offensive würde in den Händen französischer. Offiziere liegen, während das Kommando über die einzelnen Frontabschnitte bei den Offizieren der beiden Nationen läge. Jm Kronrat, der unter Vorsitz des Königs stattfand, unter stützte der Minister des Aeußeren, Tate Jonescu, den fran zösischen Vorschlag, während alle anderen Minister dagegen waren. Frankreich war es, daß Polen zur Offensive gegen Sowjetrußland angefeuert hat, jest sett es seine Machinationen fort, um den Brand im Osten eine weitere Ausdehung zu geben. Die französische Arbeiterklasse muß dieser Abenteuerpolitit zähen Wiberstand entgegensezen, aus dem Krieg zwischen Polen und Rußland darf tein neues Kesseltreiben gegen Sowjetrußland wer ben, bei dem die Imperialisten der Entente die Treiber spielen.
Polen sezte inzwischen sein Liebeswerben auch bei den Engländern fort. Der neue Außenminister Sapieha erflärte einem Berichterstatter der Times", Polen set zum Kriege gezwungen worden, es wünsche im Osten fein Land zu besetzen, in dem sich teine polnische Mehrheit befinde, wohl aber müsse es in der Ukraine und in Weißruthenien den polnischen Minder. heiten seinen Schuß gewähren. Wenn irgendeine internationale Organisation bestände, die in der Lage wäre, diese polnischen Minderheiten zu schützen, würden die polnischen Truppen unver züglich zurückgezogen werden. Ob die Ukraine fich später Bolen oder Rußland anschließen will, soll ihr überlassen sein, feinesfalls wolle Bolen in dieser Beziehung einen Drud auf die Utraine ausüben. Wie man sieht, versteht sich die polnische Regierung so gut aufs Heucheln, wie alle anderen tapitalistischen Staaten. Nach dem Fehlschlag der Offensive, die lediglich ein Erobererzug nach dem Osten war, will Bolen auf einmal nur die Absicht gehabt haben ,,, Minderheiten" in Schutz zu nehmen. Mit
Militärdiktatur
oder Soziale Revolution
Bon Michael Batunin.
Diese Gloffen schrieb Batunin 1871. Ste find bem Buche Militärdiftatur oder Sozialrevolution" entnommen. Die Wei ben Blätter" bringen ein Kapitel daraus als Beitrag zur Deuts chen Revolution 1918. Rachstehend ein furzer Auszug. Bertrauen wird nur durch Vertrauen gewonnen. Sat das Bürgertum foeben das geringste Vertrauen zum werttätigen Bolt bewiesen? Weit, weit gefehlt! Seine früheren und jetzigen Taten beweisen im Gegenteil, daß sein Mißtrauen gegen die Arbeiter alle Grenzen überschritten hat. Das geht so weit, daß in einem Augenblid, wo das Interesse, das Heil Frankreichs offens fichtlich die Bewaffnung des ganzen Bolles erfordert, die Bürger sich geweigert haben, ihnen Waffen zu geben. Erst als die Arbeiter mit Gewalt drohten, mußten fie nachgeben. Aber nachdem sie ihnen die Gewehre ausgeliefert hatten, machten sie alle möglichen Anstrengungen um ihnen die Munition vorzuenthalten. Sie mußten zum zweitenmal nachgeben, und jetzt, wo die Arbeiter bewaffnet sind, werden sie in den Augen der Bürger nur noch gefährlicher und verabscheuungswerter..
Aus Saß und Furcht vor der Arbeiterschaft haben die Bürger nie eine Republik gewollt, noch wollen sie sie jest. Bergessen wir nie, lieber Freund, daß in allen großen Städten Frankreichs , in Marseille , Lyon , Paris , nicht die Bürger, sondern die werttätige Bevölkerung, das heißt die Arbeiter, die Republit ausgerufen haben, und daß in Paris nicht einmal die paar eifrigen und unversöhnlichen Republikaner der Kammer, die heute fast fämtlich in der Regierung der Nationalen Verteidigung sitzen, sondern die Arbeiter von Billete und Belleville , und zwar gegen den deutlich ausgesprochenen Wunsch und Vorsatz dieser seltsamen Republikaner von gestern, die Republik ausriefen. Das rote Ge spenst, die Fahne des revolutionären Sozialismus, das von den Herren Bürgern im Juni begangene Verbrechen, hat ihnen den Geschmad an der Republit verdorben. Wir wollen nicht vergessen, daß, als am 4. September die Arbeiter von Belleville Herrn Gambetta begegneten und ihn mit den Ruf begrüßten:„ Es lebe die Republik ", er mit den Worten antwortete:" Ich sage Euch, es lebe Frankreich !"
Berleumde ich etwa die Bürger? Du weißt sehr wohl, lieber Freund, daß ich es nicht tue. Und berbies gibt es jetzt einen
berartigen moralischen Berbrämungen wurde bisher feder imperia Der Prozeß gegen die ungarischen
listische Raubzug zu beschönigen versucht, aber es wird Polen noch
weniger gelingen, sich damit Freunde zu erwerben, weil die Tat
sache nicht aus der Welt zu schaffen ist, daß die Schläge, die es jetzt bekommt, die Rüdwirkung jenes grenzenlosen Machtrausches find, der alle Friedensangebote Sowjetrußlands illusorisch machte. Polen wollte den Krieg, jetzt hat es teine andere Pflicht, als eine andere Politit einzuschlagen, seine imperialistischen Ziele aufzugeben, und sofort für den Frieden mit Sowjetrußland zu wirken.
Ob Polen allein in der Lage sein wird, die Situation mi= Iitärisch zu retten, stehe sehr in Frage. General Haller ist in Warschau dabei, eine Freiwilligenarmee zu bilden. Diese Hilfe tann für die Front unter Umständen schon zu spät sein, vor allem wenn Rußland noch genügend Reserven und Munition hat, um den Vormarsch weiter fortsetzen zu können. Um den Munitionsmangel Bolens zu beheben, sind in Warschau Vertreter englischer Munitionsfabriken zweds Besprechung mit der polnischen Heeresleitung eingetroffen. Es soll sich um private Ab= machung der in Frage kommenden englischen Firmen handeln, mit denen die englische Regierung offiziell nichts zu tun haben soll. An der rumänischen Grenze hat ein Teil der polnischen Armee von den rumänischen Behörden die Erlaubnis verlangt, auf rumänisches Gebiet zu flüchten. Da diese die Neutralität wahren wollten, verweigerten sie die Genehmigung. Die polnischen Sozialisten verlangten den sofortigen Frieden. In der französischen Kammer hat der Abgeordnete Bellet eine Interpellation über die Haltung der französischen Regierung angesichts der Ereignisse in Polen eingebracht.
Russisch- kanadische Handelsbeziehungen
Montreal , 10. Juli. ( Reuter.) Die Synditate, bie mit der Sowjetregierung über Warenlieferung für zehn Millionen Dollar ab geschlossen haben, teilen mit, daß die Frage der Kredite befriedis gend geregelt worden sei, so daß die Sendungen unverzüglich be ginnen lönnen.
Die Boffische Beitung" läßt sich aus Ropenhagen melden: Die Rrasnaja Gazetta" berichtet folgende Resultate von den jetzt abgeschloffenen Wahlen in Petersburg . Jm ganzen wurden 2214 Bertreter gewählt, barunter 1579 Rommunisten, 63 ommunisten Kandidaten, 468 Parteilofe, 5 Mensche wiften, 2 Anarchisten und 17 Sozialrevolutiondre. Die Stubenten, bte aum erften Mal an den Wahlen teilnahmen, wählten 12 Bartellofe und 7 Rommunisten. Die fogenannten Bar tetlofen haben bereits ihre erste Sigung abgehalten, in der als die Hauptaufgabe des Landes der Abschluß des Krieges, Reinigung ber Verwaltung von schlechten Elementen und die Durchführung fefter Arbeitsdisziplin bezeichnet wurde.
Es handelt sich hier offenbar um die Wahlen zum großen Arbeiter und Soldatenrat von Petersburg , an deffen Spize Stnowiew steht.
Der Schmock im„ Vorwärts"
Der Vorwärts" hat, wie die bürgerlichen Blätter, einen Korre spondenten in Spaa, und zwar Herrn Viktor Schiff, früheres Mit glteb des österreichischen Kriegspreffeamts, der genau wie seine bürgerlichen Kollegen in übelfter Schmodmanier berichtet. In der Sonntagsansgabe des Borwärts" berichtet er, baß Lloyd George am Sonnabend in der Pause Otto Sué in ein Gespräch gezogen und ihm Romplimente über seine Rede gemacht habe. Dann heißt es im Vorwärts" wörtlich:
Im weiteren Gespräch fragte Lloyd George But , ob er ben englischen Arbeiterführer Reir Barbie tenne und von seiner Ertrantung gehört habe, was Qué bejahte" Wenn Herr Schiff von den englichen Verhältnissen soviel Ahnung hätte wie Lloyd George von den deutschen, so würde er sich diesen Unfinn nicht aus den Fingern gefogen haben. Denn abgesehen das von, daß Lloyd George sehr genau wissen dürfte, daß Què Reir Hardie so genau getannt hat wie er, wiffen sowohl Lloyd George wie auch Huè, daß Keir Hardie turz nach Kriegsausbruch ge storben tft.
Der Borwärts", der in der legten Zeit Herrn Bittor Schiff etwas an die Rette gelegt hatte, dürfte also gut tun, wenn er fich für die Folge solche Reinfälle ersparen will, Herrn Schiff dorthin zu plagieren, wo er nach seinen geringen geistigen Fähigkeiten und seiner großen Anmaßung hingehört.
Berwerfung des Achtstundentags für die Seeleute. Die Seeleutefonferenz prüfte den endgültigen Zert der Ronvention über ben Achtstundentag. Die Abstimmung ergab 48 Stimmen für und 24 Stimmen gegen das Abkommen. Da jedoch eine Zweidrittel mehrheit notwendig ist, wurde die Ronvention als verworfen erklärt.
offensichtlich unwiderlegbaren Beweis für die Wahrheit und Ge rechtigkeit meiner Anflagen gegen die Bürger. Ihr schlechter Wille und ihre Gleichgültigkeit haben sich in der Geldfrage nur zu sehr offenbart. Jeder weiß, daß die Finanzen des Landes verrüttet sind; daß fein Sou in den Kassen dieser Regierung ber Nationalen Verteidigung zu finden ist, welche die Herren Bürger jekt mit so brennendem Eifer und Interesse zu unterstützen schelnen. Jeder fieht ein, daß diese Regierung außerstande ist, die Rassen auf dem gewöhnlichen Wege der Anleihen und der Steuer wieder zu füllen. Eine irreguläre Regierung außerstande ist, die finden, und der Steuerertrag ist gleich Null geworden. Ein Teil Frankreichs , der die reichsten Industrieprovinzen umfaßt, ist besetzt und der regelrechten Ausbeutung durch die Preußen preisgegeben. In allen übrigen Teilen sind Handel, Industrie, sämtliche geschäft lichen Beziehungen zum Stillstand gekommen. Die indirekten Steuern ergeben nichts oder so gut wie nichts mehr. Die direkten Steuern werden mit unermeßlicher Schwierigkeit und verzweifelter Langsamteit eingetrieben. Und das in einem Augenblid, wo Frankreich aller seiner Silfsquellen und seines ganzen Kredits bedürfte, um die außerordentlichen, jedes Maß übersteigenden und ins Riesenhafte wachsenden Ausgaben der Nationalen Verteidigung zu bestreiten. Auch wer alles andere als Geschäftsmann ist, muß einsehen, daß Frankreich , wenn es nicht sofort Geld, viel Geld findet, nicht imstande ist, seine Verteidigung gegen die preuBische Invasion fortzusetzen.
Niemand sollte das besser verstehen als die Bürger, die ihr ganzes Leben damit verbracht haben, Geschäfte zu machen, und die teine andere Macht anerkennen als die des Geldes. Da Frantreich sich das ganze Geld, das zu seiner Rettung erforderlich ist, nicht mehr durch die gesetzmäßigen Staatsmittel verschaffen tann, sollten die Bürger auch einsehen, daß es das Recht und die Pflicht hat, das Geld da zu nehmen, wo es fich findet. Und wo stedt es? Sicherlich nicht in den Taschen dieses unglüdlichen Proletariats, dem die bürgerliche Geldgier faum die Möglichkeit läßt, sich zu ernähren; es befindet sich also einzig und allein und ausschließlich in den Geldschränken der Herren Bürger. Sie allein halten bas zur Rettung Frankreichs notwendige Geld zurüd. Haben sie auch nur einen Teil davon freiwillig und aus eigenem Antrieb ge opfert?
Ich werde auf diese Gelbfrage, fieber Freund, zurückommen, fie ist die Hauptfrage, wenn es sich darum handelt, zu prüfen, ob und mie meit die Gefühle, die Prinzipien und der Patriotismus
Bolkskommissare
Budapest, 10. Juft.
In dem Prozeß gegen die Voltsbeauftragten wurde heute das Berhör des ehemaligen Boltsbeauftragten Vantus fortgesetzt. Der Präsident hielt ihm vor, daß er sich wiederholt im tommu nistischen Sinne betätigt habe. Demgegenüber beharrte Bantus dabei, stets ein Gegner des Terrors gewesen zu sein und auch an den Vorbereitungen zur Räteherrschaft nicht teilgenom men zu haben. Seine Unterschrift auf der Urkunde, welche die Webernahme der Macht durch Bela Kum enthielt, sei gefälscht. Der darauf vernommene ehemalige Voltsbeauftragte Ha u b. rich erklärte sich gleichfalls für nichtschuldig. Er habe an den Sigungen der Räteregierung nicht teilgenommen, auch nicht an der Aufstellung der Roten Armee, welche von Szamueli und der Schauspielerin Sari Fedat angeworben worden sei. Die Verhand lung wird morgen fortgesetzt
Die angeklagten Boltstommissare gehören zu den hervorragend sten Führern der ungarischen Arbeiterschaft. Die Prozeßführung wird nach dem sogenannten, beschleunigten Verfahren geführt, das man eigens für die Aburteilung der Sozialisten und Revolutionäre geschaffen hat. Angeklagt sind:
1. Peter Agoston , Professor der Budapester Universität, bekann ter Gelehrter nud Fachschriftsteller. Die bedeutendsten seiner größeren Werte sind: Die Grundlagen des Eigentumrechtes", " Das System des Pfandrechtes"," Die Rechtsgrundlage des Streits"( alle 3 Arbeiten sind in mehreren Sprachen übersezt wor ben). Die Geschichte des firchlichen und weltlichen Großgrund befizes in Ungarn "," Unsere Wege"," Der Weg der Juden",„ Die Ursachen des Krieges". Er war ständiger Mitarbeiter der Beit Schriften: Suszadit Shazad"( Das zwanzigste Jahrhundert), Jodtudomanyi Közlöny"( Rechtswissenschaftliche Zeitung), 30 gallam"( Rechtsstaat) und Sozialismus". Er ist ein weltberühm fer Gelehrter und befannter Theoretifer des Sozialismus.
2. Franz Bajaky, Eisenarbeiter, war Sekretär der Eisenarbeiter gewerkschaft. Eines der wertvollsten Mitglieder der ungarischen füngeren Arbeitergeneration.
3. Desider Botanyi, ein volkstümlicher beliebter Arbeiterführer, der eine jahrzehntelange aufopfernde Tätigkeit hinter sich hat. Bot der Dittatur war er Direktor der Arbeiterversicherungsanstalt. Er bereicherte die sozialistische Fachliteratur durch viele treffliche Ueberlegungen und Essays. Er hat u. a. Werte von Mary, Lak falle, Engels übersetzt und tommentiert.
4. Anton Dovciat, alter Sozialdemokrat, gewesener Präsident des Eisen- und Metallarbeitergewerkschaft.
5. Joser Haubrich, gewesener sozialdemokratischer Arbeiterführer. 6. Heinrich Kalmar, war lange Zeit hindurch Schriftleiter der Deutschen Boltsstimme". Er hat sich große Berdienste in def Ungarländischen Deutschen Bewegung und bei Einrichtung der Deutschen Gaue erworben. Die Karolpiregierung betraute ihn mit der Ausarbeitung des auf die Autonomie der Deutschen bezügl Gesezentwurfes. Tüchtiger Sozialpolitiker. Er war jahrelang Präsident der Preßburger Arbeiterpartei.
7. Josef Kelen, junger ausgezeichneter Ingenieur, hervorragen der Theoretiker der technischen Wissenschaften. Bekannter techni scher Schriftsteller, Mitarbeiter der Zeitschrift Elettrotechnit unb Maschinenbau" und mehrerer großer ausländischen Beitungen Sein Auffaz, enthaltend neue wichtige Ergebnisse auf dem Gebiet bes Magnetismus, in einer der jüngsten Rummer von„ Elettro technit und Maschinenbau" hat Aufsehen in Fachtreijen, erregt Während der Dittatur beschäftigte er sich mit der Lösung des rein theoretischen Problems der technischen Betriebsvereinigungen und mit dem Plane der Errichtung eines groß angelegten Taylor Laboratoriums".
8. Georg Nyisztor, Landarbeiter, typischer Vertreter der flat bentenden, trotzigen, verbitterten Frohnbauern. Er war Getretär ber Landarbeitergewerkschaft und Schriftleiter thres Blattes
„ Weltfreiheit".
9. Dr. Alexander Szabados, bekannter Fachschriftsteller, gewele ner Borkigender- Stellvertreter des Schriftsteller- und Journalisten vereins Otthon". Hervorragender Uebersetzer, hat u. a. die aus gezeichnete Ueberlegung des Communistischen Manifestes besorgt.
10. Carl Bantus, alter bewährter Kämpfer der Arbeiterbewe gung, gewesener Sekretär des Zentralverbandes der Sozialdemo fratifchen Bartel, Schriftleiter des Fachorgans der Zimmermanns gewertschaft.
Die ungarische Regierungskrise Budapest , 11. Juft. Reichsverweser beauftragte den Grafen Stefa Bethlen, behufs Lösung der Regierungskrise mit den Parteies Fühlung zu nehmen.
Der
Bandarbeiterfreif in Bommern . Am Sonntag find die Sand arbeiter im Kreise Schievelbein in den Streit getreten. Beendigung des Metallarbeiterstreits im Saargebiet. Det Metallarbeiterstreit ist beendigt. Die Arbeitgeber und Arbeitnehmer vereinbarten gestern die Wiederaufnahme der Arbeit. Die Streib tage werden nicht bezahlt. Es finden keine Maßregelungen fatt
ber, Bürger aufrichtig find. Allgemeine Regel: willst Du un fehlbar erkennen, ob der Bürger ernsthaft diese oder jene Sache will, so frage, ob er Geld geopfert hat, um sie zu erreichen. Denn set überzeugt: wenn die Bürger etwas leidenschaftlich wollen, schreden sie vor feinem Geldopfer zurüd. Haben sie nicht unge heure Summen verschleudert, um im Jahre 1848 die Republik zu töten, zu erdrosseln? Und haben sie nicht später allen Steuern und Anleihen, die Napoleon III. von ihnen verlangte, begeistert zugestimmt und in ihren Geldschränken ans Fabelhafte grenzende Summen gefunden, um diese Anleihe zu zeichnen? Kurz, schlage thnen vor, zeige ihnen den Weg, in Frankreich eine gefestigte, starte und reaktionäre Monarchie wieder aufzurichten, die ihnen neben der über alles geliebten öffentlichen Ordnung und Ruhe auf den Straßen die wirtschaftliche Vorherrschaft zurückgibt, das toftbare Recht, das Elend des Proletariats scham- und schonungs los unter dem Schutz der Gesetze systematisch auszubeuten, und Du wirst sehen, ob sie sich tnauserig zeigen werden!
Versprich ihnen nur, wenn erst die Preußen vom französischen Gebiet vertrieben find, die Wiederherstellung dieser Monarchie, sei es unter Heinrich oder einem Herzog von Orleans oder selbst unter einem Nachtömmling des schändlichen Bonaparte, und über zeuge Dich recht, daß sich sofort ihre Geldschränke öffnen und fie bort alle zur Vertreibung der Preußen notwendigen Mittel vors finden werden. Aber man verheißt ihnen die Bepublik, die Herr schaft der Demokratie, die Souveränität des Boltes, die Be freiung des Proletariats, und sie wollen um feinen Preis von eurer Republik oder dieser Emanzipation etwas wissen, und fie beweisen es dadurch, daß sie ihre Geldschränke verschlossen halten und feinen Son opfern.
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Und man empfiehlt dem Bolte, zu diesem Bürgertum Vertrauen zu haben! Es hat die Stirn, den Cynismus dieses Vertrauen au fordern. Die Bürger maßen sich an, diese Republit, die ste im Innersten ihres Herzens verfluchen, selbst zu regieren und zu ver walten. Im Namen der Republit bemühen sie sich, ihre vorüber gehend erschütterte Autorität und Borherrschaft wiederherzustellen und zu feftigen. Sie haben, sich aller Aemter bemächtigt, alle Stellen befleidet und nur wenige einer kleinen Zahl von ab trünnigen Arbeitern überlassen, die überglücklich sind, unter den Herrn Bürgern zu igen...
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