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Gewerkschaftsbewegung und Klassenkampf
Auf dem Verbandstag des Fabritarbeiterverbandes in Hannover hielt unser Genosse Reimann im Auftrage der Opposition gegen die Vorstandstattit eine Rede zum Vorstandsbericht, aus der wir die entscheidenden Stellen wiedergeben möchten, weil uns die Rede treffend zeigt, wie notwendig eine energische und einmütige Bewegung mit dem Ziel der taktischen Umstellung der Gewerkschaften ist. Genosse Reimann führte
1. a. aus:
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Bren hat behauptet, unsere Bersammlungsfreiheit wäre gesichert. Ich stelle fest, daß es uns in diesem Frühjahr unmöglich war, gewerkschaftliche Versammlungen abzuhalten. Sie wurden stets von den Rostegarden auseinandergetrieben. Und wie ist es noch heute? Dem Zentralverband der Angestellten ist jegt bei Strafe von 1500 m. verboten worden irgendwie den Streit der Rechtsanwaltsangestellten zu unterstützen.( Hört, hört!) Das spricht Bände. Wenn Bren es ablehnt, bei der Erörterung des Rätegedankens, daß eine Minderheit das Recht hat, zu bestimmen, so beweist das, daß er sich in unsere Gedankengänge nicht hereingefunden hat. Glaubt etwa jemand in diesem Saale , daß, wenn wir 51 Prozent des Boltes für uns gewonnen haben, die andere Seite fich einfach unserem Willen fügen wird? Der legie Kampf um die Entscheidung wird nicht ausgefochten auf rein parlamentarischer Grundlage, nach demokratischen Grundsätzen, sondern er wird ein Kampf sein, wo Macht gegen Macht steht ( Sehr richtig!) und wo die größte Macht fiegen wird.
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Was ist von der Mehrheit geschehen, um die Kollegen über die Geseze aufzuklären? Wir haben das Betriebsrätegeset in zahlreichen Versammlungen besprochen. Während der parla mentarischen Verhandlungen ist das Gesetz immer noch verschlechtert worden. Wir haben erklärt: Das ist nicht das, was man uns dersprochen hat, es find Steine statt Brot, eine Verschandelung des Rätegedankens. In Berlin haben wir wiederholt große Demonstrationen gehabt... Als wir die Aufhebung des Belagerungszustandes verlangten, hat sich nach Pressenachrichten Brey nicht dafür eingefekt. ( 3uruf Breys: Wann war das?) Rach dem letzten Januarputsch.( Brey: Im Jahre 1919!) Bren fann mich ja widerlegen. Wir haben jahrelang gegen alle Gewaltmaßnahmen gekämpft und heute fragt man: Wann war das?( Sört, hört!) Burzeit wird eine Vorlage zur Regelung der Erwerbs lofenfürsorge beraten. Im„ Proletarier" haben wir leider fehr wenig von ihr gehört. Ich finde es unverständlich, daß man eine so wichtige Frage nicht in ausreichendem Maße behanbelt. Aber man weiß wohl, daß dieses Kind das da geboren wird, alle Ursache hat, das Licht zu scheuen, daß man den Erwerbslosen auch wieder Steine statt Brot bietet.( Sehr richtig!) Man will wieder die Opfer der wahnsinnigen Kriegspolitit deren Folgen tragen lassen. Ich erwarte, daß da in Zukunft noch etwas geschehen wird. Auch die Schlichtungsordnung ist im Werden. Nach dem ersten Entwurf wird die finanzielle oder moralische Unterstützung jedes Streits, der nicht schon alle Schlichtungsinstanzen beschäftigt hat, verboten, und die streifenden Arbeiter fönnen mit Gefängnis bestraft werden.( Lebhaftes hört, hört!) Dann möchte ich erst den Wechselbalg sehen, der aus dem Parla ment herauskommt. Der Ring zur grenzenlosen Ausbeutung des Arbeiters schließt sich immer mehr. Wissentlich und geflissentlich wird seitens der Unternehmer Sabotage getrieben und dadurch die Lage der Arbeiter herabgebrüdt. Bren hat gestern gejagt: Klassentampf ist Kampf gegen die wirtschaftliche Verelendung der Arbeiter und für Erhöhung des Reallohnes. Diese Auf gabe tönnten wir ruhig auch den Christlichen und Hirsch Dunderschen Gewerkschaften überlassen. ( Buruf: Er hat aber noch mehr gesagt!) Ja, er hat auch gesagt, Der Kampf um den Sozialismus tann nicht die Aufgabe unserer Organisation sein. Das aber steht im Widerspruch zu seinen Ausführungen an anderer Stelle. Zum Statut fagt er nämlich, die Borlage des Vorstandes sei das flare Betenntnis zum Sozialis mus. Ich muß also annehmen, daß ich falsch verstanden habe. Die freien Gewertschaften jollen und müssen ein Mittel zur Erringung des Sozialismus sein, zur Befreiung der Arbeiterschaft. Der Kapitalismus trägt in fich und das hat Schneider wieder und wieder im„ Broletarier" gejagt die Tendenz, die Arbeiter immer mehr auszu beuten. Der Klassentampf muß daher ein Kampf um die Wirtschaftsweise sein, in der wir in Zukunft leben. Und wie steht Breys Anschauung zu den acht Punkten der Gewerkschaften? Der Rampf in den Kapptagen wäre ja unmöglich gewesen ohne die Silfe der gewertschaftlichen Organisationen. Da tann man heute nicht sagen: Wir haben uns nicht mit Bolitit zu beschäftigen.
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In unseren Kreisen befindet sich niemand, der die gewaltige Bedeutung der Gewerkschaften für die Soziali [ ierung nichttennt. Wir wissen, daß diese Aufgabe nur mit ben Gewerkschaften durchgeführt werden kann. Wir wissen das um so mehr, wenn wir die Dinge in anderen Ländern, in Rußland
Wirst auch du fallen, Mignon?
Mägdlein, Mägblein, bu gehst einen schweren Gang." Ein Flämmchen im Winde?
Es biegt sich und löst sich fast mit seiner dunkelen Wurzel von bem lichten Grund der Kerze.
Ein blauer, schwül auflösender Julitag. Und es drängt und fodert die zarten Blüten, bis sie sich heben zum üppig unendlichen
Simmel.
Ein Lotal:„ Lachmustel" heißt es.
Aber der Lachmustel der Bitterkeit: ein einziger efelgeschüttelter cifus Carbonicus.
Um alles zu übertönen, anzufeuern wie ein Marschlied im Trabe, reichen sich zwei Kapellen die Hände. Böhmen sind hier: hre wohllautdüstern fast leidenschafttüdischen Melodien steigern ich eben zu der hellen, schmetternden Gereiztheit, dem blendenden Orfan der La Paloma, unter deren gellender, meritanischer Raserei Der Menschentaiser Maximilian fein Selbenopferleben ließ, um ceif und geistig hochzusteigen ins Reich der Liebe und der Kraft bes Geistes, der wieder zu Gott führt, von wannen er stammt. Eine Welle von zierlichen Handgelenten schwillt und ebbt. Leidenschaft jagt und flagt.
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Aber diese Luft! Wie der warme stinkende Atem eines Raubwie der Hauch aus hochieres nein, so ebel geht's nicht zu gesperrtem Schlangenrachen, des Gewürnfs, das in feiner Häßlich teit wie ein Geschöpf der Verdammnis schon auf Erden erscheint. Da ist Eine, noch Kind!
O weißt du's nicht, wie leicht man hier eine Novize des Lasters wird?
Mägblein, Mägdlein, du gehst einen schweren Gang! Schwer, weil zu leicht, zu leicht für dich!
Der Moloch!
Der wischt sich schon das Maul nach dir.
Der nimmt alles, was zu seinen Füßen wächst und was vorübersieht.
Da ist die enge, lauernde Kleinstadt doch besser, sie schützt das wachsende Weib; nur müßte es so start sein, zur Zeit seiner feelischen Reise sein Recht in Singabe zu finden trog allem Zu- und Abschnattern der anderen.
Schicksal und Triebe, auch den Mann fönnen sie werfen und heben und anders gestalten. Aber so mit einem Schlage durchschmutzt durch einen versengenden Hauch wird das Weib allein mit leiner tauigen Schönheit der jungen, leidenschaftflimmernden Seele.
Schlägt fte auf zur Flamme, und diese Flamme ist nicht die reine Flamme der Liebe, da man sich hineinstürzt, wie in Gott mit allem allem, allem, was man zu sein nur eben vermag, ist es die schwälende, halbe Flamme der Lust, so ist alles versengt, alles verloren, alles verkohlt.
sehen. Darum steht uns die gewerkschaftliche Organisation höher als jeder Zersplitterungsgedante.( Sehr richtig!) Aber die Ge werkschaften müssen ein Glied im proletarischen Klassent ampf sein. Ein solches Glied ist unser Verband in den letzten zwei Jahren nicht gewesen. Der Gewerkschaftsbund und unsere Organisation sind dem Gedanken des revolutionären Befreiungstampfes nicht nachgegangen. Die legten politischen Er
eignisse sollten Ihnen ein Menetekel sein. Wir werden Sie in Ihrer Gesamtheit zwar nicht überzeugen, aber die Machtfaktoren des wirtschaftlichen Lebens werden Sie zur Einsicht zwingen, daß Sie auf dem Wege der Anbiederung, der Koalition, niemals den Fabritarbeitern volle Befriedigung bringen fönnen. Die Unzufriedenheit wird die Massen für uns gewinnen. Achten Sie auf bie wirtschaftlichen Zusammenhänge, ehe es zu spät ist und sie über uns hinweggehen.
Wenn
Wir sind die zweitstärkste Organisation Deutschlands . irgendeine Organisation die Rüden und Tücken der vorrevolutionären Zeit zu tosten bekommen hat, sind wir es gewesen. Dar um richten sich gerade die Augen der Arbeiter auf den Verbandstag der Fabritarbeiter Deutsch Iands, und wir hoffen, daß das, was hier gesprochen wird, weithin im Reiche Widerhall finden wird. Wir müssen daher das große Ziel zeigen: Fortführung des revolutionären Kampfes bis zur Durchführung der sozialistischen Produktionsweise.
Reimann legte dem Verbandstag eine im Sinne seiner Rede gehaltene Resolution vor, um dann mit folgenden Worten zu fließen: Heute habt ihr noch die Mehrheit und werdet uns niederstimmen. Aber wir werden hinausgehen ins Land und werben den Kampf führen von dem Gesichtspunkt aus, daß es gilt, nicht nur die soziale Lage der Kollegen zu verbessern, sondern daß es gilt, Gleichstellung alles dessen, was Menschenantlig trägt, die Herbeiführung des Sozialismus.( Lebhafter Beifall bei der Opposition.)
Das Auswärtige Amt macht, wie Reuter aus Tokio meldet, folgende Mitteilung: Die japanische Neutralität in den inneren chine fischen Schwierigkeiten, ist nicht geändert worden und wird auch nicht geändert werden. Diesbezügliche Befehle sind den japanischen Angestellten der Zivil- und Militärbehörden zugestellt worden. Eine solche Erklärung ist notwendig, da verschiedene unbegründete Gerüchte und Behauptungen in die Welt gesetzt wurden, denen zufolge Japan die eine Partei gegen die andere unterstügen soll. Es ist die Rede davon, daß japanische Bankiers Geld für den Krieg geliehen haben und daß japanische Truppen bei der Ausbildung der chinesischen Mannschaften der Grenzwache Dienst tun usw. Die japanischen Offiziere sind ganz besonders davor gewarnt worden, zu intervenieren. Und dieser Befehl wird auch genau ausgeführt.
Ein amtlicher militärischer Bericht meldet über Kämpfe, die gestern abend in Cort statfanden, folgendes: Unbewaffnete Solbaten wurden, als sie sich auf der Straße zeigten, mißhandelt und beschossen. Patrouillen, die in die City gesandt wurden, erhielten Feuer aus den Häusern und von der Straße. Die Truppen er= widerten das Feuer, wobei insgesamt 148 Schüsse abgegeten wurden. Bei den Zusammenstößen wurde ein Soldat verwundet, ein Zivilist getötet und ein Zivilist verwundet. Um 11% Uyt abends war die Ruhe wiederhergestellt. Ein weiterer Bericht besagt, die Meldung, daß die militärischen Lastautos in Cort Bomben geworfen hätten und 50 Soldaten verwundet worden seien, ist unwahr.
Baris, 19. Juli.
Der„ Temps " stellt fest, daß heute die vom französischen Oberbefehlshaber in Syrien , General Gouraud, dem Emir Fessal gestellte Frist, die Rechte Frankreichs in Syrien anzuertennen, abläuft. Er veröffentlicht deshalb eine Lifte der Feind feligkeiten, die unter der Regierung des Emir gegen franzöfifche Staatsangehörige oder gegen französische Schuhbefohlene und auch gegen die französische amtliche Vertretung begangen worden seien. Die Mitteilung hebt auch hervor, daß der Emir und seine Regierung gewisse Maßnahmen getroffen hätten, die als nichts anderes als eine Vorbereitung zu Angriffen gegen Frankreich angesehen werden fönnten. Seit dem 21. September 1919 habe er die Truppenaushebung beschlossen für alle Männer im Alter zwischen 20 und 40 Jahren. Der Bestand der Armee pergrößere fich fortgesekt, die Bewaffnung nehme zu, obwohl feine äußere Gefahr die Regierung des Emirs bedrohe. Es wurde auch die Bevölkerung zur Einreihung in die Armee gezwungen, wenn sie sich weigerte, Dienste zu nehmen. Außerdem sei im vor
Mit dem Leibe stürzt auch die Seele.
Liegt es doch in Gesetzen: nur durch den Mann kommt das Weib zu Gott, durch den einen Mann, den es liebt. Mignon!
So laßt mich scheinen, bis ich werde, zieht mir das weiße Kleid nicht aus!"
Mignon, zarte, junge Gestalt mit leise üppigem dunkeln Haar, dem großen bräunlichen Gold der herrlich blühenden Krone des Auges und der töstlichen Blüte des Mundes, Mignon du, im schwarzen, feierlichen Konfirmandentleid, o fei, o bleib' Ronfiz mandin, bis deine Liebe start genug, und sie sich hinwirft, wo sie mag und muß.
Denn du gehörst der Liebe, nicht der blütenübertrampelnden Luft!
Bleiches Füllen, laß dich erst haschen im Wettlauf, im starten, einzigen Wettlauf der Liebe, aber nicht locken zur tödlichen Austernirippe.
Sei gewarnt, diese Soupers, fie sind vergiftet, mörderisch brandet der Champagner, und du bist entwertet für und für, nun und immer. Und was man auch biete, sei es auch noch so reich, wucherisch mußt du es zahlen.
O diese fidelen Herren mit und ohne Glatze, fie schwärmen um so ein junges Geschöpf wie ein Geier um ein Schlachtfeld; aber sie wollen erst sein junges Leben zu Aas machen; bas mag denn vet= zehren, wer Lust hat.
Diese Geländer um dich, sie sind leicht zu brechen; mögen fie auch noch eine Weile halten, dann schüßen sie nicht mehr.
Sieh nur deiner Kameradin, und sie ist nicht die schlechteste, einmal ins Auge: steht es nicht wie ein Stachel, ein kleiner, gereizter, bohrender Stachel im frischen, hellen Auge?
Das ist der Stachel der Luft, o Taß ihn nicht wachsen! Denn er bohrt in dein eigenes Leben, deine eigene Seele, die Liebe, die noch kommen soll.
Sicher, auch du fühlst die Gefahr, wie wir sie erfennen. Mignon, Mignon, o mach' eine Brustwehr aus dir selbst, aus der Liebe perlangenden Seele des Weibes.
Wenn deine Stunde gekommen, gib dich hin mit geschlossenem Auge!
Aber verkaufe dich nicht, du haft die Liebe, die hat keinen Preis und wurzelt im göttlichen Herzen.
Sag, tannst du entgehen dem schmutzigen Schicksal, versprichst
bu es?
Tauige Knospen, Mignon, fannst du blühen? Sonst wäre es besser, dich schnitte der Tod!
Weltgericht. Donnerstag um 48 Uhr abends, liest Genosse Jakob meth, in der Realschule Niederwallstraße aus den Schriften von Karl Kraus , des Schriftstellers, der vom ersten Tage des Krieges an, mit beispielloser Wucht und Sprachgewalt, gegen den Krieg gewirkt hat. Eintritt für organisierte Arbeiter frei.
aus die wirtschaftliche und finanzielle Verbindung mit der frans zösischen Küstenzone vernichtet worden. Der Emir verbiete die Verwendung des von den französischen Behörden ausgegebenen syrischen Geldes und die Ausfuhr von Lebensmitteln.
In Erwiderung auf verschiedene Fragen über die Entwicklung der Lage in Syrien jagte Bonar Law im Unterhaus: Das franzö
fische Ultimatum sei dem Obersten Rat nicht unterbreitet worden. Die englische Regierung habe den Emir Fefal eine zeitlang vergeb lich aufgefordert, nach Europa zu kommen, um zusammen mit dem Obersten Rat die unerledigten Fragen zu beraten. Die englische Regierung fei nicht der Ansicht, daß es zweckmäßig wäre, auf die zur Verfügung stehenden Nachrichten hin zu handeln. Sie halte fich indessen in ständiger Berührung mit der französischen Res gierung.
Generalstreik gegen den Hunger
T.U. Reichenberg, 22. Juft.
Die Arbeit ruht hier in allen Betrieben vollständig. Die Arbei ter sind wegen der mangelhaften Ernährung der deut schen Gebiete in der Tschecho- Slowatei in den Generalstreit ge treten. Die Zeitungen erscheinen nicht. Die Eisenbahner haben erflärt, falls es notwendig sein sollte, fich dem Streit anzuschließen. Die Bertreter der tschechischen Arbeiterschaft haben gestern in ihrer Bertrauensmännerversammlung die Erklärung abgegeben, in einen Sympathiest reit einzutreten. Die tschecho- slowakische Regie rung ist bemüht, den Streifenden nicht nur in bezug auf Bera pflegung, sondern auch in bezug auf andere Forderungen politischer Ratur entgegenzukommen, um den Sirelt so bald als möglich zu
beenden.
Rappisten beim Wiederaufbau
Mit Angelegenheiten aus dem Bereich des Minifteriums für den Wiederaufbau hatte die Oeffentlichkeit sich in letter Zeit wiederholt zu beschäftigen. Zu der vor einigen Tagen erschienenen Notiz:„ Der Herr Staatssekretär als Rapp- Putsch- Prüfer" tönnen wir heute mit näherem Material dienen.
Am Montag, den 12. Juli, fand vor dem Militärgericht ber Reichswehrbrigade 3 eine Verhandlung gegen den Regierungsbaumeister Paul Schüs statt. Schüß stand unter der Anklage der vorsäglichen Tötung vor einem Kameradengericht, die Beweisaufnahme ergab jedoch auf Grund der Zeugenausfagen, daß es sich hier um nichts anderes als um einen Mord handelt, dessen Opfer ein Geistestranter, der ehemalige Lokomotivführer Weigelt war. In der gemeinsten, rohesten Weise wurde Weigelt mißhandelt und schließlich von Schüz erschossen.
Dieser Regierungsbaumeister Paul Schüß ist noch heute in einer dem Wiederaufbauministerium unterstellten Stelle, nämlich beim Reichskommissar für den Wiederaufbau, Potsdamer Str. 10/11, tätig. Die Angestellten des Reichstommissars find mit Reche darüber empört, daß sie gezwungen find, mit derartigen Elementen zufammen zu arbeiten. Es wäre interessant, zu erfahren, in welcher Weise und wann der Herr Staatssekretär Müller glaubt, in die Untersuchung der Beschuldigungen bezüglich Teilnahme am Kapp- Butsch eintreten zu können, nachdem er die Einsegung einer Prüfungsfommission unter Sinzuziehung von Gewerkschaftsver tretern abgelehnt hat.
Tagediebe bei der Reichswehr
Die Reichswehrbrigade 3 in Potsdam unterhält eine sogenannte Spartatusabwehrzentrale, die sich die Aufgabe gestellt hat, durch möglichst viel Mordtaten der Arbeiterbewegung Schaden zuzufügen. Ihr Briefstempel zeigt uns denn auch einen Toten topf mit zwei übertreuzten, Menschenknochen. Diese Mörderliga, bie natürlich von den Steuergroschen der Allgemeinheit einen guten Tag lebt, unterhält auch einen Dichter", ben Unteroffizier Willy Künzel, der die Aufgabe hat, jedes von der Reichswehr verübte Verbrechen„ poetisch" zu verherrlichen. Dieser Künzel leistet sich nun den Sport, die Produfte seiner geistigen Entartyna auch der Presse zu übermitteln. Wir haben bavon bisher feine Notiz genommen, weil wir in seiner rohen Gesinnung, die sich in ebenso rohen Reimereien ausdrüft, bei weitem feine Ausnahme sehen, sondern den Geist der Reichswehr im allgemeinen sehr prägnant ausgebrüdt fanden. Und dieser Geist ist so gut bekannt, daß es sich nicht lohnt, ihn an einem Einzelfall noch besonders zu beleuchten. Heute steht aber die Angelegenheit so, daß jeder Reichswehrsoldat dem Staate jährlich 25-30 000 Mart tostet. Wir fragen daher bei Herrn Geßler an, ob es angesichts der deutschen Schuldenlast angebracht ist, bei so hohen Kosten, in der Reichswehr faulenzende Subjekte zu unterhalten, bloß damit diese Gelegenheit haben, ihre rohe Phantasie zu betätigen? Bei diesem Anlag möchten wir auch fragen, ob Herr Geßler von der Spartakusa abwehrzentrale in Potsdam unterrichtet ist, von jener Stelle also, die fich die Pflege des Arbeitermordes zur Aufgabe gestellt hat? Im Reichstag wird er darüber der Antwort nicht ausweichen tönnen.
Bergarbeiter, Kohlenpreis und Löhne
Der englische Bergarbeiter- Kongreß in Leamington hat sich mit dem neuen Kohlenminengesetz beschäftigt, das augenblidlich bem Unterhaus vorliegt. Es wurde beschlossen, das Gesetz zu be tämpfen und es zu bontottieren, falls es trotzdem durch geführt werden sollte. Die Bergarbeiter erklären, daß das Gefek nicht geeignet sei, die Produktion zu heben, daß es versuche, die tehnischen Arbeiter von den Handarbeitern zu trennen, und daß die Durchführung einen Egtraprofit von 60 000 000 Pfund für die Unternehmer bedeute.
Der Kongreß verlangte eine Serabsehung der Preise für Haushaltkohle und eine Erhöhung der Löhne. Beides fönne und müsse gleichzeitig durchgeführt werden. Die Bergarbeiter wollen nicht ruhig zusehen, wie die Unternehmer alle Profite eine Steden. Sie beharren außerdem auf der Forderung der Nation nalisierung des Bergbaues.
Die Delegierten zu dem Sondergewerkschaftskongreß, ber die irische Frage behandeln soll, wurden beauftragt, für die Zurüd ziehung aller Truppen und Aufhören der Munitionssendungen nach Jrland und Polen zu stimmen. Sollte die Regierung die Forde rung verweigern, so empfiehlt der Bergarbeiterfongreß die Politit einer allgemeinen passiven Resistenz, eine down toole"-Politi
Festgenommene Berbrecher. Breslauer Kriminalbeamten ist es gelungen, jetzt sämtliche Mitglieder des Frettorps Aulod, gegen die Haftbefehle vorlagen, festzunehmen und ins Gefängnis einzuliefern. Es sind drei Offiziere, fünf Unteroffiziere und zwei Gemeine. Die Kriminalbeamten hatten große Schwierige feiten zu überwinden, da der stellvertretende Führer des Freis forps ihnen nicht ihre Sicherheit bei der Truppe gewähren. fonnte, die et nicht mehr in der Hand hätte. Nach einem der Sauptschuldigen, dem Vizefeldwebel Großpietsch, wird noch ge fahndet. Das Freikorps Aulod soll aufgelöst fein, trotzdem hat es noch einen Führer, der über die Truppe nicht Herr wird, Ein ergögliches Schauspiel!
Millionenschiebungen in Cöln. Die Cölner Kriminalpolizei verhaftete in letzter Zeit eine Reihe Personen, weil sie versuchten, gefälschte Ein- und Ausfuhrscheine zu hohen Preisen zu verkaufen. Einer der Betrüger wurde in dem Augenblick fosta genommen, als er gegen eine Vergütung von 250 000 mt. einen gefälschten Einfuhrschein verkaufen wollte, auf dem ein Objek Don 35 Millionen Marteingeführt werden konnte.
Der dänische Landzuwachs. Durch die Einverleibung Nordschless wigs in Dänemark wird sich Dänemark von 39 000 auf etwa 43 000 Quadratkilometer vergrößern, während sich die Bevölkerung von 3 200 000 auf 3 370 000 Röpfe vermehren wird.