Kaum hat man in Spaa unterschrieben, so tommt man Schon wieder mit neuen Einschränkungsvorschlägen, und die Gefahr besteht, daß die Entente darin einen neuen Be= weis für die Hinterhältigkeit Deutschlands und für die Absicht erblickt, sich seinen eben übernommenen Verpflichtungen wieder zu entziehen. Das um so mehr, als die Annäherung der fämpfenden Parteien an die deutsche Grenze doch auch schon befannt war, als die Konferenz noch tagte, und trotzdem von den deutschen Delegierten eine For derung, wie sie in der Note erhoben wird, gestellt wurde.

Aber es gibt auch noch andere Interessen. Der Minister bes Auswärtigen hat in der Sigung des Ausschusses davon gesprochen, daß es ihm weniger um einer Verstärkung der Truppen als um eine Bewaffnung der Einwohner in den bedrohten Grenzgebieten und um die Schaffung einer Art von Ortsschutz zu tun sei. Darüber würde sich unter Umständen reden lassen, nur gelangen Nach­richten von starten Truppenansammlungen im Osten an unsere Ohren, und das gibt uns Anlaß zu leb haften Befürchtungen. Der Geist dieser Reichswehr ist nicht berartig, daß wir von ihr mit Sicherheit die Beobachtung unbedingter Neutralität auch gegenüber der ruffischen Roten Armee erwarten können. In dem Augenblid, wo sich russische und deutsche Truppen an der Grenze gegenüberstehen, ist die Möglichkeit zu Konflikten gegeben, und ein unbeabsichtigtes Eindringen russischer Truppen in deutsches Gebiet fönnte die Reichswehr zu folgenschweren Maßregeln veranlassen.

Das um so mehr, als ja in nationalistischen Kreisen die Behauptung vertreten wird, die Sowjetregierung beabsich­tige den Krieg zum Zwecke der Revolutionierung über die deutschen Grenzen zu tragen. Diese Behauptung ist falsch, fie widerspricht den sämtlichen Erklärungen, die von Mostau aus ergangen sind und widerspricht auch den Ers wägungen der Bernunft. Wir haben zu dem Minister Simons persönlich das Bertauen, daß er es mit der Neu­tralität ehrlich meint, aber die Frage ist, ob er die Militärs unter allen Umständen an der Hand hat, und deshalb muß darauf gedrungen werden, daß die Zahl der für die etwaige Entwaffnung zur Verwendung fommenden Truppen so niedrig als möglich gehalten wird.

Darüber hinaus aber wäre es Vflicht der Regierung, ge­rade wenn sie an eine Gefahr von dem bolschewistischen Ruß­ land glaubt, ungesäumt in Verhandlungen mit Mostau einzutreten, um den formalrechtlichen Friedens zustand zu einem wirklichen zu machen und freundschaft liche Beziehungen mit der östlichen Republit herzustellen. Simons hat am Mittwoch die Erklärung ab­gegeben, er werde sich niemals durst Furcht vor russischer Pro­

österreichische Offizier, der den Transport führte, die Mitteilung, I daß sich hochpolitische Persönlichkeiten bei dem Transport befänden. Schon vorher war durch das österreichische Korrespondenzbureau verbreitet worden, daß Bela Khun mit mehreren Begleitern nach Deutschland abgeschoben worden sei. Da die deutsche Regierung auf eine gelegentliche Anfrage des österreichischen Gesandten in Berlin ausdrücklich erklärt hatte, daß ihre Zustimmung sich nur auf den Druchtransport von Kriegsgefangenen bezöge, und wir es grundsäglich nicht gestatten fönnten, daß andere Personen, ins­besondere politische Verfolgte wie Bela Kuhn, dem Transport an­geschlossen würden, mußte der Transport in Stettin angehalten

werden.

Nach den Regeln des Bölkerrechts war der unter österreichischer Leitung und Bewaffnung stehende Transport als egterritorial an zusehen. Eine Aussonderung der politischen Persönlichkeiten von Vielmehr mußte der ganze Transport, weil er gegen die Berein­den Kriegsgefangenen stand daher der deutschen Behörde nicht zu. barung zusammengestellt war, nach Desterreich zurüdgeleitet wer­deutsche Regierung bedauert, daß infolge des Vorgehens der öfter­den. Die Rückführung des Transportes ist bereits im Gange. Die reichischen Regierung die Heimfehr der russischen Kriegsgefangenen größter Beschleunigung bewirten, sobald die österreichische Regie­verzögert wird; sie wird die Heimkehr dieser Gefangenen mit entspricht. rung ihr nachweist, daß der erneute Transport der Vereinbarung

Die Rechtssozialisten retten die

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Stadtwehr

In der Bremer Bürgerschaft wurde in der vorigen Woche ein Antrag auf Auflösung der gesetzlich schon gar nicht sollen, daß dieser Antrag selbstverständlich angenommen worden mehr erlaubten Stadtwehr verhandelt. Man hätte annehmen wäre, da doch die drei sozialistischen Frattionen die Mehrheit in der Bürgerschaft haben. Doch die Rechtssozialisten waren anderer Meinung. Sie, die der U. S. P. D. dreimal täglich den Vorwurf machen, daß sie zu feige sei, Berantwortung zu übernehmen, er­flärten, nur dann für die Auflösung der Stadtwehr stimmen zu wollen, wenn die U. S. P. D. bereit sei, im Falle einer sich daraus ergebenden Senatstrise in die Regierung einzutreten. Dabei Genossen das Wort zu einer Erklärung ab. Bei der Abstimmung Schnitten die Rechtssozialisten durch einen Schlußantrag unseren enthielten sich die Rechtssozialisten der Stimme und erreichten da durch, daß zur großen Freude des Bürgertums die Auflösung der Stadtwehr gegen die Stimmen der U. S. P. D. und Kommunisten abgelehnt wurde. Für diesen Liebesdienst der Rechtssozialisten, die nicht mehr wagen, sozialistische Politik zu treiben, ist die Bourgeoisie ihnen gewiß sehr dankbar.

deutsche Eisenbahnerverband hat zahlreiche Mitglieder polnische Rationalität, die die proletarische Solidarität über nationalistische 3ersplitterung stellen und bei den Betriebsrätewahlen als At beiter, nicht als Polen stimmen. Es wäre daher mindestens voreilig, von diesem Wahlergebnis Schlüsse auf den Ausfall der bevorstehenden Abstimmung über die Zugehörigkeit Oben Schlesiens zu Polen oder Deutschland zu ziehen.

Steinkohle für Holland

Der Berliner Vertreter des Nieuwe Courant" berichtet, e habe von zuverlässiger deutscher Seite erfahren, es bestehe feinerle Veranlassung zur Furcht, daß Deutschland das Steinfohlen ablommen mit Holland nicht erfüllen werde. Es werde amb lich bekanntgegeben, daß der Wiederherstellungsaus schuß die Lieferung von Steinfohlen an Holland genehmigt habe.

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Die Internationalisierung des Bergbanes. Nach einer Erflä haben die Delegierten der franzöfifchen Bergarbeiter, die sich in rung des Generalsekretärs der französischen Bergarbeiterverbände Monat August zum Kongres nach Genf begeben werden, die Dis tuffion der Internationalisierung der Bergbauproduktion, wie von Seite vorgeschlagen worden ist, abgelehnt. Sie werden Rute Verstaatlichung der Bergwerte, sowie rein professionelle Fragen diskutieren.

Einigung in der Betriebsrätefrage?

Die Haltung der Betriebsräte

Die Meinungsverschiedenheiten zwischen der Berliner Gewerb schaftskommission und der Betriebsräte- Zentrale Münzstraße, ob selbständige Betriebsräteorganisation oder Anschluß der Be triebsräte an die Gewerkschaften, scheinen dadurch, daß die Frage nun in großen Bersammlungen von den Groß- Berliner Betriebs räten diskutiert wird, einer klärung zuzusteuern.

Die zwischen den beiden Körperschaften geführten Verhandlum gen hatten sich, nachdem man turz vor der Einigung stand, zep schlagen. Darauf beschloß die von der Betriebsräte- Zentrale Münzstraße zusammenberufene Generalversammlung der Betriebs. räte die Zusammenfassung der Betriebsräte in einer selbstän bigen Räte organisation. Die Berliner Gewerkschafts tommiffion und die Afa, Ortstartell Berlin , beriefen ihrerseits die Betriebsräte der einzelnen Industriegruppen zusammen, die sich nach Anhören eines Vortrages über Wirtschaftspolitik und Be triebsräte" auch mit der Wahl der Organe befassen sollte. Das Ergebnis dieser Gruppenversammlungen zeigt nun, daß die Betriebsräte in fast allen Industriegruppen die Einigung zwischen Betriebsrätezentrale und Berliner Gewertschaftskommission und

paganda in ſeinen Entſchlüſſen über die Gestaltung unserer Der Rückgang der Weltmarktpreife fa verlangen.

Berhältnisse zu Rußland beeinflussen lassen. Der Moment ist da, um aus dieser Versicherung die praktischen Schluß­folgerungen zu ziehen.

Die Kommunisten und die Neutralität Die Rote Fahne " schreibt in ihrer heutigen Ausgabe: Wir deutschen Kommunisten haben stets erklärt und erklären auch heute noch: daß die deutsche proletarische Revolution allein bie Sache der deutschen Arbeiter ist, und daß sie nicht mit der Hilfe der Roten Armee Sowjetrußlands zum Siege geführt wer ben tann. Wir wissen uns darin mit unseren siegreichen russischen Brüdern durchaus einig. Die Russen werden die deutsche Grenze nicht überschreiten. Sie werden der deutschen Konterrevolution nicht den Gefallen tun, einen Vorwand zum Angriff auf Ruß­ land und zur Errichtung der Militärdiktatur in Deutschland zu geben."

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Die vom Economist " veröffentlichten Inderzahlen für Juni zeigen einen weiteren, verhältnismäßig bedeuten den Rüdgang der Weltmarttpreise. Während die seit März- dem Beginn des Zusammenbruches des hochgetriebenen Preisgebäudes veröffentlichten Angaben nur etwa 5 Proz ( April), 1% Proz.( Mai) Ermäßigung zeigten, ist im Juni eine Serabsehung um etwa 16 Prog. eingetreten. Die Durchschnitts­zahl für Juni ist nunmehr mit 356,7 genannt. Boraussichtlich wird die Preistrise auf dem Weltmartte noch weiter wirken, augen blicklich ist erst der noch immer hohe Stand von Anjang Februar erreicht.

Oberschlesische Betriebsrätewahlen

Aus Kattowig wird gemeldet:

Bela Khun in Stettin angehalten! Dernichtenbe tiederlage eingebracht. Von 6811 gültigen Stim

Ein österreichischer Offizier als Angeber

Berlin , 21. Juft.

M. T. B. meldet: Bon zuständiger Stelle wird mitgeteilt: Die österreichische Regierung steht mit Sowjetrußland in Berhand. Inngen über den Austausch der beiderseitigen Kriegsgefangenen. Sie hat daher vor furzem die Reichs­regierung ersucht, die noch in Desterreich internierten friegs­gefangenen Russen durch Deutschland nach Rußland zurückbefördern zu dürfen. Die deutsche Regierung hat ihre Zustimmung dazu Nunmehr ist ein Transport von 108 Männern und 8 Franen über Bodenbach nach Stettin geführt worden. Dort machte der

erteilt.

Die Betriebsrätewahlen im Eisenbahnbetrieb für den Diret tionsbezirt Ratto wiz haben dem polnischen Fachverband eine men, die bei der Wahl des Wertstätten- Betriebsrates im genann ten Direktionsbezirt abgegeben wurden, erhielten die Polen nur 1334 Stimmen. Die polnische Vereinigung hat also nur zwei Betriebsräte von insgesamt 10 durchgebracht. Bei den Bezirts. betriebsräten schnitten die Polen noch wesentlich ungünsti ger ab. Es wurden abgegeben 12 541 gültige Stimmen. Davon entfielen auf die Polen nur 2409. Während der deutsche Eisenbahnerverband also acht Sie im Betriebsrat er­ringen fonnte, mußten sich die Polen nur mit zweien bescheiden. Wir haben tein Interesse daran, diesen Wahlausfall zu un­gunsten der polnischen Nationalität zu deuten, wie die bürger­liche Presse. Der Sieg des deutschen Eisenbahnerverbandes zeigt nur die Ueberlegenheit dieser freigewertschaftlichen Organisation über die polnische Fachvereinigung, womit feineswegs gesagt ist, daß nur Deutsche für die freie Gewerkschaft gestimmt haben. Der

Richard Wagner als Revolutionär den schüßenden Bergen des sächsischen Erzgebirges zu verlegen; wie

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Von Friz C. Schneider.

Allen Anhängern Wagners dürfte es bekannt sein, daß dieser im Innersten seiner Seele zur Melodie eines geniale Meifter, an den revolutionären Bor­friedlichen Lebens neigend, an gängen in den ersten Maitagen des Jahres 1849 lebhaft und un­mittelbar teilnahm und seine ganze Persönlichkeit mit feuriger Begeisterung in den Dienst der Sache stellte. Inwieweit aber bie Sandlungen, mit denen Wagner tätig und fördernd sich an diesem fraurig gescheiterten Maiaufstand beteiligte, verbürgten Tatsachen entsprechen, bzw. als unhaltbare, böswillige Berleumdungen zu bewerten sind, mögen diese Zeilen aus den Aufzeichnungen eines bamaligen Dresdner Mittämpfers näher beleuchten.

Den Freiheitstämpfern der Jahre 1848/49 gehörten viele in­tellettuelle Köpfe an, und fest steht die Tatsache, daß sich Wagner als damaliger Kgl. Hoftapellmeister nicht in der Neutralitätszone hielt, die Amt und Stellung ihm anwies. Er zeigte fich öffentlich mit den revolutionären Führern in Dresden , nahm an geheimen Versammlungen der Umtrzler teil und seine freundschaftlichen Beziehungen zu den gefährlichen Roedel und Batunin waren offenfundig. Was Wagner auf die Bahn der Revolution führte, war einerseits die Empörung gegen die kapitalistische Gesellschaft und gegen eine parasitische Lurustunst; das Mitleid mit dem ents rechteten Proletariat und auch der Enthusiasmus für alle idealen Biele überhaupt; andererseits aber auch der Zorn über die Kunsts feindlichkeit jener Männer, die als dominierende Kunstbehörde Wagners Werte nicht nur feindlich gesinnten, verständnislosen und ungerechten Kritiken aussette, sondern auch seinen Reformplänen überall hindernd entgegentrat und ihm die freie Bahn verlegte. Irgend welen Att von verbrecherischer Roheit und Vernich tungswut hat Wagner nicht begangen; nie stand er auf der Barri fade mit dem Säbel in der Fauft, nie feuerte er mit der Mustete auf die fönigstreuen Soldaten. Die Behauptung, daß Wagner, die Straßenfämpfe leitend und die Aufrührer zum äußersten Widerstande anfeuernd, pulvergeschwärzt und mit zerrissener Kleis dung auf und hinter einer ber von seinem Freunde Gottlieb Semper errichteten, massiven Barrikaden gesehen worden sei, ist niemals bewiesen worden. Wagner lag einzig daran, dem furcht baren Blutvergießen zwischen fächsischen Truppen und Dresdner Bürgern ein Ende zu machen und die sächsischen Truppen mit dem Sächsischen Bolt gegen die anrüdenden preußischen Bataillone, zu einheitlicher Abwehr aufammenzubringen. Aus diefem Grunde ver teilte er auch an das ehhehe Militar Zettel mit dem Aufdruce: ,, Seid ihr mit uns gegen fremde Truppen?"

Gine verbürgte Tatsache ist es, daß Wagner oben auf der Galerie des hohen Turmes der Kreuzkirche, deren Sturmgloden unaufhörlich heulten, Ausschau nach Zuzügen von auswärts ge Halten und wohl auch dementsprechend vereinbarte Signale an bie aufgestellten Boften wekter gegeben hat, während um ihn die Rugeln auf das Mauermes des Turmes flatschten. Auch wissen wir, daß Wagner, nachdem er die Ueberzeugung gewonnen hatte, daß Dresden nicht länger mehr zu halten soi, den Freiheits­fämpfern den strategischen Rat erteilt hat, das Kampfgebiet nach

er auch bei seiner Flucht nach Chemnih hier eifrig für den Auf­bruch der Kommunalgarde nach Dresden und ihren Anschluß an die Aufständischen gewirkt hat.

Das war das Tatsächliche seiner Beteiligung am Aufstand. Was sonst erbitterte Feinde Wagners an revolutionären Taten und wil­den Beweisen seiner Zerstörungsluft nachsagten, ist längst als Ber­leumbung entlarvt. So vor allem die ungeheuerliche Behauptung, daß er das Prinzen- Palais in Brand zu stecken versuchte und den Feuerbrand in das alte Opernhaus geworfen habe. Einwandfrei ft festgestellt, daß als Urheber dieser Brandstiftungen ein Bäder­geselle namens Wagner in Betracht tommt. Diese Namensgleich heit hat allerdings den damaligen fächsischen Minister Graf Beuft nicht gehindert, Bädergesellen und Softapellmeister- scheinbar nicht ohne böswillige Absichtlichkeit zu verwechseln.

Für die Wagner zur Last gelegten aufrührerischen Delikte wurde gegen ihn das Verfahren wegen Hochverrat eingeleitet und nach­Wehender Steckbrief erlassen:

Steckbrief.

Der unten näher bezeichnete Königliche Soffapellmeister Richard Wagner von hier ist wegen wesentlicher Teilnahme an in hiesiger Stadt stattgefundenen aufrührerischen Be­wegung zur Untersuchung zu ziehen, zur Zeit aber nicht zu er­langen gewesen. Es werden daher alle Polizeibehörden auf denselben aufmerksam gemacht und ersucht, Wagner im Be tretungsfalle zu verhaften und davon schleunigst Rachricht zu er­teilen.

Wagner ist 37 bis 38 Jahre alt, mittlere Statur, hat braunes Haar und trägt eine Brille. Dresden , den 16. Mai 1849.

Die Stadt- Polizeideputation. von Oppell. Diefer Steckbrief blieb ohne Erfolg; Wagner war bereits über alle Berge. Am Morgen des 9. Mai war im Plauenschen Grunde im Gasthaus 3um Steiger", der damals ein beliebter Ausflugs, ort der Künstler von der Dresdner Sofoper war, ein Flüchtling angekommen. Der Schweiß rann ihm von der Stirn, die Kleidung war zerrissen und in groger Aufregung verlangte er schnell zu essen. Sierauf führte ihn der Sohn der Wirtin auf Schleichwegen nach Tharandt . Von hier aus entfam der Mann glücklich über Freiberg nach Chemniz. Es war Wagner. Hier ereilte Wagners Bartetfreunde ihr Schidal; sie wurden schmählich verraten und im Gasthof verhaftet. Nur dem Glücksumstande, daß Wagner selbst bei feinem Schwager Wolfram übernachtete, rettete ihn vor der Fest­nahme und Verurteilung. Seine weitere Flucht führte Wagner, der unter falschem Ramen reiste und nur einen leichten braunen Rod und eine grau Reisetasche am breiten grünen Band trug, über Altenburg nach Weimar , wo Liszt eben im Begriffe war, den Tannhäuser zu wiederholen. Wagner jedoch gewarnt, vermied hier einen angeren Aufenthalt und flüchtete weiter nach der Schweiz , dem fol aller politischen Flüchtlinge.

Von da ab begannen Wagners heimatlosen Leidensjahre. Der Aufstand in Dresden selbst wurde durch preußisches Militär nach fünftägigen erbitterten Straßentämpfen niedergeworfen und

Die Industriegruppe II( Baugewerbe und Steinindustrie) sowie die Gruppe XIII( Transport und Verkehr) haben sich auf den Standpunkt der Betriebsrätezentrale Münzstraße gestellt und somit die Bildung der selbständigen Betriebsräte organisation verlangt. Jedoch fordern auch diese Grup pen, daß die Berhandlungen mit der Gewerkschaftskommission zu einem befriedigenden Ergebnis geführt werden. Die Industrie gruppe VIII( Landwirtschaft und Gärtnerei) sowie die Gruppe IX ( Lebens- und Genußmittel) haben die Wahl nach den Vorschlägen der Gewerkschaftstommiffion vollzogen, fordern jedoch gleichfalls die Einigung der beiden Körperschaften. Die Industriegruppen III( Bekleidungs- und Textilindustrie) und Gruppe IV( Chemische Industrie), Gruppe VI( Graphisches Gewerbe), Gruppe VII( Sol industrie), Gruppe X( Lederindustrie), Gruppe XI( Metallindustrie Gruppe XII( Staatliche und fommunale Behörden) haben sich weder für die selbständige Betriebsräteorganisation noch für den Standpunkt der Berliner Gewerkschaftstommission und der Afa erklärt Diese Industriegruppen verlangen mit aller Entschieden heit, daß die Verhandlungen zwischen Betriebsrätezentrale und Gewerkschaften wieder aufgenommen, und zu einem im Interesse der sozialen Revolution und somit im Interesse des Proletariats liegenden Ergeb nis geführt werden

Die Berliner Gewerkschaftskommission tritt heute Abend in einer Vollversammlung zusammen und wird sich voraussichtlich mit der durch diese Beschlüsse geschaffenen Situation zu beschäftigen haben. Ohne diesen Verhandlungen in irgend einer Form vorgreifen z11 wollen, möchten wir schon jetzt der Hoffnung Ausdrud verleihen, daß das Ergebnis dieser Verhandlungen zu der von den Groß­Berliner Betriebsräten stürmisch verlangten Einigung führt.

damit war das Schicksal der freiheitlichen Erhebung besiegelt. Noch heute erinnert ein Massengrab auf dem Annenfriedhof daran, daß hier 53 Tote der Maiunruhen der ewigen Freiheit entgegens schlummern; auch der 25 Fuß hohe Granit- Obelist auf dem Neu Städter Friedhof fündet uns von den 365 in den Straßenkämpfen 1849 Gefallenen.

Sechzehn Jahre später, die politisch hochgehenden Wogen hatten fich wieder geglättet, tehrte im Steiger" ein Unbekannter ein, um eine alte Schuld zu bezahlen." Es war der einstige Freiheits tämpfer und Flüchtling, der hier am 9. Mai 1849 turze Raft ges halten hatte, ohne bezahlen zu können, Richard Wagner . Am 23. Juli 1865 war er zum ersten Male wieder nach Dresden ges tommen, um dem Begräbnis seines Freundes, des berühmten Opernsängers Ludwig Schnorr v. Carolsfeld , beizuwohnen. Wagner fam infolge Bugverspätung nicht zur rechten Zeit an und fonnte nur ans frische Grab des Freundes treten. Doch bevor er die Rückreise nach München antrat, besuchte er seine Retter im Steiger", jezt allerdings unter anderen Verhältnissen als damals, denn turz zuvor hatte das Schiafal Wagners durch die Gunst des jungen Bayern - Königs Ludwig II. eine ungeahnte, herr liche Wendung genommen, und dieser hob, im Gegensatz zu Dres den, den gottbegnadeten Künstler aus allem tiefsten Elend hinauf auf jene unvergleichliche, forgenfreie Höhe, womit sein Wähnen nicht nur den tieferfehnten Frieden, sondern er selbst endlich eine wahre Heimat in seiner Villa Wahnfried " in Bayreuth ge funden hatte.

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Sebbel in Watte. Die Hannele- Dichter machen mit ihrem Er folg des ,, Dreimäderlhaus " weiter Schule. Nach Schubert, Heine und all den anderen, muß nun Hebbel daran glauben.

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Das Kleine Theater" hatte den literarischen Ehrgeiz, in der Hundtagshize Elise Lensing , Schauspiel von Günther Branden, als Uraufführung herauszubringen. Das Verhältnis Friedrich Hebbels zu Elise Lensing ist ein zu tragischer und theaterwirksamer Stoff, als daß die dramatische Bearbeitung nicht nahegelegen hätte. Die tiefe Tragit, die in der Doppelnatur des Wesselburener Maurerjohns liegt, der fonservativ und revolus tionär, Atheist und doch wieder bis ins Innerste gottgläubig sein fonnte, der sich heute der reinen und edlen Natur Elisens für ewig verbunden fühlte, und dann, als die Not vorüber ist, sich mit der Schauspielerin Christine Enghaus vermählt, drängt fühl­bar nach theatralischer Gestaltung. Sebbel selbst trug sich mit diesem Gedanken: Ich habe schon mehrere Male daran gedacht, etwas über mein Leben abzufassen. Aber ich weiß nicht, ob ich dieser Aufgabe gewachsen bin". Günther Branden fühlt sich ges wachsen. Er hat Sebbels Tagebücher die Briefe an Elise Lensing gelesen und schreibt ein Schauspiel fürs Deutsche Haus". Der Spießer betommt, was er will: sein rührseliges Familienftüd. Irma Strunz, die die Elise Lensing schlicht und ebel, bei der Begegnung mit Christine Enghaus ( Sermine Sterler) mit einem Zug ins Heroische zeichnete, und Wolf Truy als Hebbel wären allenfalls von den Darstellern zu nennen. Der übrige Apparat ist schwitzigstes Sommertheater. Beifall raste, und die brave Blingergemeinde verlangte nach dem Bastor- ,, Dichter ". Kr.

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